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Erfolglose Petition. Der Erzgebirgische Gauverband der Gewerbevereine Halle sich an die Generaldirektion der Sächsischen StaatSeisenbahmn gewandt mit dem Gesuche um allgemeine Einfüh rung der vierten Wagenklasse bei allen Personen zügen. Dieses Gesuch ist jedoch abgeschlagen worden, ebenso ein Gesuch um bessere Ausstattung der vierten Wagrnklasse. * — Die Verhältnisse auf dem gewerl» licheu Ardeitsmarkte gestalteten sich dem Reichs- Arbeitsblatte zufolge auch im August im allgemeinen günstig. Ein Umschlag in der gesamten Konjunk tur ist nirgends eingetreten. Der Kohlenbergbau war bei zum Teil steigenden Löhnen nach wie vor sehr stark beschäftigt. Auch in der Metall» und Maschinen-Jndustrie war im allgemeinen eine sehr gute Beschäftigung zu konstatieren, wenn auch für einzelne Zweige ein gewisse- Nachlassen der Auf träge gemeldet wird. Die gute Konjunktur in dcr elektrischen und chemischen Industrie hat angehalten, ebenso war die Lage in der Textilindustrie im all- gemeinen nicht ungünstig. Auch die Baukonjunktur, die freilich durch zahlreiche Streiks gestört wurde, war im allgemeinen günstig. Der Bedarf der Landwirtschaft an Arbeitskräften konnte nur zu einem Teil gedeckt werden. * — Wa- ist ei« Rezept? Ein Rezept ist nach Justizrat Pallaske (Deutsche Juristen-Zeitung) eine Privaturkunde, die zum Beweise von Rechten oder Rechtsverhältnissen von Erheblichkeit ist. Wer außer dem verordnenden Arzte oder ohne dessen Zustimmung an dem Rezepte Aenderungen vor nimmt und von dem so geänderten Rezepte zum Zwecke einer Täuschung, z B. des Apothekers, Gebrauch macht, begeht eine strasbare Urkunden fälschung. Das Eigentum an dem Rezepte als Urkunde erwirbt derjenige, dem es der Arzt zur Verfügung, die insbesondere in Anfertigung drs Medikamente- besteht, aushändigt. DaS kann der Patient, kann aber auch dessen gesetzlicher Ver treter oder die juristische Vertretung der Anstalt, des Krankenhauses sein, in der sich der Patient be findet. Der Apotheker, der das Rezept zur An fertigung erhält, erwirbt kein Eigentum daran. Diese Grundsätze find von großer Wichtigkeit und müssen dem Publikum vor Augen geführt werden, da sich dasselbe über die erwähnten rechtlichen Fol gen bei einem Rezept nicht klar ist * Hoheußctn-Ernftthal, 26. Sept. Gestern nachmittag hielt der Glauchauer Ephoralverein für kirchliche Musik im Gesellschaftszimmer dcS Gast hauses „Stadt Glauchau" hier seine Jahresver sammlung ab. Im Anschluß an die Versammlung fand abends von */,7 Uhr ab in der Trinitatis- kirche eine geistliche Musikausführung statt, die zeigen sollte, in welcher Weise die kirchliche Musik bei uns gepflegt wird. Um auch den Gemeindegliedern Gelegenheit zu geben, der Aufführung beiwohnen zu können, war der Bkginn derselben anstatt, wie üblich, auf 4 Uhr nachmittags, auf die zeitigen Abendstunden verlegt worden. DaS Konzert noch später zu veranstalten, war leider mit Rücksicht auf die auswärtigen Konferenzteilnehmer nicht möglich. Der Besuch der Mustkausführung, die mit dem Allgemeingesang des LiedeS „Was Gott tut" ein geleitet wurde, war ein außerordentlich zahlreicher. In dem Vortrage der Gustav MerUlschen Fuge und des Präludiums von F. Richter erwies sich Herr Organist Egerland in bekannter Weise als vorzüglicher Beherrscher der Orgeltechnik. F>au Dr. Reinige wirkte wiederum als Sopran. Solistin mit und sang mit ihrer stets bewährten Virtuosität die Arie „O hätt' ich Jubals Harff und Mirjams süßen Ton" aus dem Oratorium „Josua" von Händel, die besondere Schwierigkeiten an die Technik der Kehle stellte. Auch der 100. Psalm, Klnderchor von Kleine, wurde von den jugendlichen Sängern anerkennenswert vorgetragen. DaS darin vorkommende Solo wurde von der 13jährigen Schülerin Hoppe mit zarter Stimme glockenrein gesungen. Das -größte musikalische Interesse bot der 9b. Psalm, Solo, Duett und Chor mit Oechesterbegleitung von Mendelssohn. Auch hier wirkte Frau Dr. Reinige als Solistin mit; im Duettvortrag sekundierte ihr Frl. Dünne bier. Die Orchesterbegleitung war eine gute und verschmolz aufs beste mit den Gesängen. Mit einem Gemeindegesange wurde die unter der Lei tung des Herrn Kantor Fischer stehende geist liche Mustkaufführung, die sichtlich alle Anuesencen erbaute, beschlosten. * — Die freie Vereinigung für staatliche Peufioutverfichernng der Privatdcamtru hielt gestern abend im „Deutschen Haus" ihre Haupt versammlung ab. Zunächst erstattete der Vorsitzende Bericht über den Stand der Pensionsbewegung. Sodann wurde vom derzeitigen Kassierer der dies jährige Kastenbericht vorgetragen, der ein erfreu liches Resultat ergab. Weiter wurde beschlosten, einenVortragsabend abzuhalten und soll HerrReichs- tagsabg.Dr. Stresemann gebeten werden, das Referat zu übernehmen. Im Behinderungsfalle des Herrn Stresemann null man den Vorsitzenden deS Landes verbandes zu gewinnen suchen. Die Versammlung hätte mit Rücksicht auf die zu erstrebenden Ziele der Privatbeamten noch besser besucht sein können. * — Eine Fülle von VeretnSvergnügen bringt wiederum der kommende Sonntag. Die Gesangvereine „Frisch auf" und .Echo" feiern im Neustädter Schützenhause bczw. in der Zeche ihr Stiftungsfest, die Turnvereine „Turnerschast" und „T.-V. Altstadt" halten im Logenhaus bezw. Alt städter Schützenhaus für ihre zum Militär abgehen den Mitglieder Abschiedskränzchen ab, während im Saale des Hotels Drei Schwanen der Fleischer, gesellenverein eine Ballsestlichkeit mit Theater ver. anstaltet. Oberlungwitz, 26. Sept. Der gestern abend im Gasthof „Deutscher Kaiser" seitens des hiesigen Gewerkschaftskartclls veranstaltete Lichtbilderoortrag über „Die französische Revolution" war von etwa 500 Personen besucht und erweckte lebhaften Beifall. fil GerLdorf, 26. Sept. Das Direktorium der OmnibuSsahrt-Gesellschaft Gersdorf—Oberlung- witz—Hohknstein-Ernstthal beschloß in der am Dienstag im Ratskeller abgehaltenen Sitzung, den neuen Omnibus mit dem 1. Oktober sür den täg- lichen Verkehr in Betrieb zu nehmen. Zum GerS- dorfer Kirchweihfest, wo der Verkehr erfahrungs gemäß ein sehr reger ist, will man mit 3 Wagen fahren lasten; dagegen konnte man sich für Ein legung weiterer Touren an Sonn- und Wochentagen nicht entschließen, da die älteren Wagen in Kü^ze in Reparatur gegeben werden wüsten. Der Ver kehr im August ist gegen das Vorjahr wiederum gestiegen; eS wurden 2392 Personen und 445 G" päckstücke (2054 Personen und 316 Gepäckstücke im Vorjahre) besördert. * Ntederluogwitz, 25. Sept. Durch Zufall erlangte der Buchdruckereibesitzer Thiele in Lichten stein sein Fahrrad wieder, das ihm vor einigen Wochen gestohlen wurde. Ein bei der amerika nischen Petroleumgesellschaft in Zwickau tätiger Arbeiter war gestern mit dem vermißten Rade auf dem dortigen Postamte. Dort wurde eS als Herrn Thiele gehörig von einem Lehrling erkannt. Der jetzige Eigentümer hatte es, wie die Nachforschungen ergaben, von einem Manne für 20 Mark erwor ben, den er auf der Straße von Mülsen St. Jacob nach der Ltppoldsruhe traf. Er hat ihm aber erst 10 Mark angezahlt, während der,Langfinger" die restlichen 10 Mark noch nicht auS der Wohnung in Zwickau abgeholt hat. Die polizeilichen Recherchen nach dem Diebe sind noch im Gange. * Stollberg, 26. Sept. Gestern abcnd in der 8. Stunde ereignete sich ein schweres Unglück Ein auswärtiges Lastgeschirr, einem gewissen Lö fler gehörig, hielt vor dem Gasthaus „Zum Schweizer, türm" hier an. Der Geschirrführer war daselbst eingekehrt, nachdem er die Zügel einem zufällig mitfahrenden Strumpfwirker übergeben hatte. Plötzlich schlug das Pferd aus und dem Strumpf wirker derart an den Kopf, daß er auf einen nahen Steinhaufen geschleudert wurde und hierbei noch den Arm brach. Das Pferd ging mit dem Wagen durch, wobei es sich von den Strängen losriß und nun nach der nahen Stadt zuraste, bis es von einem hiesigen Fleischermeister auf dein Markle aufgehalten und weiteres Unglück ver hütet wurde. Der Zustand des Strumpfwirkers war so schlimm, daß er in das hiesige Kranken haus überführt werden mußte. * Furth, 25. Sept. In dem dem Sattler- meister Irmscher gehörigen Hause brach heute mittag ein Schadenfeuer aus, durch welches ver schiedene Sattlelmaterialien unter dem Dache ver nichtet wurden. Auch d r Dachstuhl wurde be schädigt. Das HauS sollte demnächst zum Abbruch kommen. * Dresden, 25. Sept. Die Kriminalpolizei hat gestern abend in einem Papierladen an d»r Alaunstraße einen guten Fang gemacht. Dem Ge schäftsinhaber kam ein etwa 30jähriger Mann, der einen falschen Bart trug, sehr verdächtig vor. Er verständigte die Polizei, die den Unbekannten fest nahm. Dabei stellte es sich heraus, daß der Fest genommene mit dem aus Hannovik oerschwund-nen Defraudanten und Schwindler Ainold identisch ,st. der wegen Untkischlagung von 26 000 M. gesucht wird. 7000 M. führte der Mann noch bei sich, außerdem einen Revolver. Mit ihm wurde auch der Bruder und heute in aller Frühe auch die Mutter und die Schwester, die hier wohnhaft sind, festgenommen. k Dretdc«, 26. Sept. Der sächsische Hof steht dem letzten Schritt der jetzigen Frau Toselli kühl gegenüber. Ob die Apanage weiter gezahlt wird, entscheidet eine Sitzung des Gesamtministeriums unter Vorsitz des Königs; vor Freitag ist diese aber nicht zu erwarten. Die Prinzessin Pia Monica soll unverzüglich dem sächsischen Hose zu geführt werden. * DreSdev, 26. Sept. Die nationalliberale Partei beschloß die Herausgabe einer eigenen Wochenschrift ab Oktober. * Leipzig, 25. Sept. Schlimme Erfahrungen haben die Inhaber zweier hiesiger Abzahlungsge schäfte mit einer 33 Jahre ulten Arberlersehesrau auS der Merseburger Straße in L-Lindenau ge macht, die als Angestellte sür die Geschäfte tätig war. Durch schwere Urkundenfälschungen und Be trügereien in etwa 200 Fällen hatte es die Frau verstanden, sür etwa 2500 Mark Waren zu erlangen, die sie dann sofort ourch Versatz zu Gelde gemacht hatte. Insbesondere halte sie durch fingierte Auf träge eine Unmasse Waren zu erlangen gewußt. Gestern wurde die Sache entdeckt und die Betrü gerin zur Rechenschaft gezogen. * Leipzig, 25. Sept. Einer der ältesten und bekanntesten Baumriesen in Deutschland, die „große Eiche" in den Leipziger Waldungen bei Böhlitz- Ehrenberg, deren Alter auf 700 Jahre geschützt wird, stirbt ab. Ihre verdorrten Aeste müssen, weil Gefahr besteht, daß sie bei großem Siurm abbrechen und ein Unglück verursachen könnten, ab gesägt werden. Den Stamm will man zunächst noch stehen lassen und mit Efeu umranken. — Gestern mittag wurde in der Nähe dcs L.-Conne» Witzer Bahnhofes der 20 Jahre ulte ungarische Streckenarbeiter Michael CichostymSky von einem Güterzuge erfaßt und zur Seite geschleudert. Der Verunglückte erlitt einen Schädelbeuch und mußte dem Krankenhause zugeführt werden. — In Srünz stürzte die 26 Jahre alte Arbeiterehefrau Klara Cords so unglücklich die Haustreppe herab, daß sic emen Beckenbruch davontrug und sofort nach dem Leipziger Stadtkrankenhaus gebracht werden mußte. — Weiter wurde dem hiesigen Kranken hause der Arbeiter Emil Möritz aus Wiederitzsch zugeführt, der von seinem Hunde beim Nachhause kommen gebissen und schwer verletzt worden war. * Werdau, 26. Sept. Die hier in der BiS- marckstraße wohnhafte 68 Jahre alte Witwe Ebers bach wurde am Dienstag nachmittag tot in ihrem Bette aufgefunden. Die alte Frau wurde schon am Tage vorher vermißt, sodaß man gewaltsam in ihre Wohnung drang, wo man bei brennendem Nächtlich! die Frau tot vorsand; sie war unerwartet einem Herzschlag erlegen. * Reichenbach i. B., 25. Sept. Gestern nachmittag war die 19 Jahre alte Lina Schneider, die ihrem im Hause Oberreichenbacher Straße 1 wohnenden 78jährigen Großvater die Wirtschaft führte, damit beschäftigt, auf dem Spirituskocher Kaffee zu kochen. Das etwas geistesschwache Mäd chen ist hierbei der SpirituSflamme zu nahe ge kommen, sodaß die Kleidung Feuer fi g. In wenigen Sekunden glich daS unglückliche Mädchen einer Flammensäule. Sie schrie laut um Hilfe, aber der alte Großvater, vor dessen Augen sich der schreckliche Vorgang abspielie, konnte nicht helfen, da er, wie der .V. A." berichtet, krank und gebrechlich ist und sich kaum zu erheben ver mochte. Auf das Hilfegeschrei eilte der Besitzer des Hauses, der Bäckermeister Lenk, h lsSbereit hinzu. Aber schon war eS zu spät. Als es ihm gelang, die Flammen an der ohnmächtig am Boden Liegenden zu dämpfen, halte das arme, unglückliche Geschöpf den Geist bereits auSgehaucht. De Kleidung deS OberköiperS war vollständig vom Leibe heruntergebrannt, der Köiper, insbesondere B-ust, Hals und Gesicht, schrecklich verbrannt und verkohlt. Ein sofort hinzugeholte» Arzt konnte nur noch den Tod bestätigen. DaS Unglück Hit sich in so kurzer Zit zugltragen, daß man das Schreck liche kaum zu fassen vermochte. Der Familie wendet sich aufrichtigste Teilnahme zu. * Braud, 25. Sept. Die Frau verw. Bürger meister Beier ist, wie verlautet, nunmehr auch in Untersuchungshaft genommen worden. * Kamenz, 25. Sept. Durch vorzeitiges LoS- gehen eines Sprengschuffes im Henzeschen Stein bruche erlitten die Steinarbeiter Anders und Zeiler lebensgefährliche Verletzungen. * Halle a. S, 25 S>pt. Erschossen hat sich hier gestern ein aus Urlaub weilender junger Lehrer, Woldemar W. aus Posen. Der Grund zur Tat soll in einem unglücklichen Liebesverhältnis zu suchen sein. Christentum und Kirche. Der Bund vom weißen Kreuz. Eine der edelsten, wenn auch verborgenen Arbeiten im Reiche GotteS ist die des Weißen Kreuzes, mit dem ehrwürdigen Kirchenrat Dr. Siedel in Dresden an der Sp tze. Was dieser Mann in der Stille alles gewirkt Hai, indem er den von heimlicher Sünde gefangenen jungen L uten, aber auch im Banne gehaltenen Männern den Weg zur Freiheit zeigte und zu neuem L-.ben verhalf, wird in keiner Geschichte gemeldet, aber die Bücher Gottes werden es einst an den Tag bringen. Einen Einblick in die Ar beit dcs Bundes gibt der von Siedel erstattete letzte Jahresbericht. In 17 Jahren sind in Deuischland allein 303 Zweigbündnisse entstanden und 35 000 Mitaliedskarten auSgegcden worden. D r Zwelgbund Dresden 1 ist auf die Höhe von 3319 Mitgliedern gestiegen, 324 mehr als im vorigen Jahre. Von dnsem Zuwachs wurden durch Siedels Kollegen Herzog in den Bund per sönlich eingesührt 110, während S edel 214 schriftlich ausgenommen hat und zwar aus allen Gauen Deutschlands, ferner 2 aus Österreich, auS Jialien 3, aus Ungarn 2, aus Siebenbürgen 8, auS Rußland 36 uns aus China 1. Man kann sich vorstcllev, daß mit düsen 214 schrift lichen Ausnahmen eine große Ackert vcrknüpft war. Im letzten VeremSjahr hat Siedel außer einer großen Menge von Postra ten 1020 Briefe in Angelegenheit des W rßen Kreuzes erhallen und noch ein gutes Teil mehr sind ausgegangen. Diese 214 sind säst alle sür den Bund gewonnen wor den durch zwei Druckschriften, die sich als rechte Werbemittel bewähren: nämlich die Jünger» n durch Siedels Buch: „Der Weg zur ewigen Jugend", welches sie bei ihrer Konfirmation er hielten, die Aellenn zumeist durch die Schrift „Der Bund des Weißen Kreuzes", von welcher im vorigen Jahre wieder 10 000 vergriff n wor den sind. Das Stück kostet nur 10 Pf. Ueber seine Eifahrungen mit Auswärtigen sagt Kirchen- rar Siedel: „Auf dir 214 schriftlich Aufgenommeuen zurückkommend, beione ich mit besonderem Nach druck, daß sie auS Orten kommen, wo man vom Weißen Kreuz nichts wußte, weil kein Zweigbund dort voiHänden war. Wer ihre Briese nicht ge lesen hat, der kann sich keine rechte Vorstellung von dem Jammer und Elend machen, in welchem sie sich befanden, weil sie mit ihrer Sünde rangen und doch nicht davon loskommen konnten, sodaß sie ganz wörtlich am Rande der Verzweiflung standen Wie sehnten sie sich nach j maud, dem sie sich hätten offenbaren können. Aber ihren Eltern wagten sie von ihrer Sündennot nichts zu sagen, denn sie wußten, wie sehr diese darüber cr- schrccken und sich betrüben würden, und zu ihrem Seelsorger zu gehen, schämten sie sich, weil sie ihr KonfirmationSgelübde so schändlich gebrochen hatten. Da kam ihnen die Schrift „Der Bund des Weißen Kreuzes" in die Hände; sie ei sahen daraus, daß ein Bund dcs Weißen Kreuzes besteht, bei dem Rat und Hilfe zu finden ist und daß die Fernen auch schriftlich ausgenommen weiden können. Dann schütteten sie eilends ihre armen geängsteten Seelen recht eingehend auS, denn es ist eine allgemeine Erfahrung, daß Sündenbckenntniffe schriftlich leichter als mündlich abgelegt werden. Wenn ihnen darauf in herzlichster Teilnahme und Er- barmung Trost und Ermutigung zugcsprochen und aus umfassende Weise Rat zur Errettung erteilt wird, wenn sie auS jedem Worte merken, daß sie endlich jemand gefunden haben, der ihnen mit väterlicher Liebe zugetan ist und ihr Heil auf dem H.rzen trägt, wie leben sie dann auf und wie mutig gehen sie in den Kampf gegen die furcht bare Sünde ein, mit und durch die Kraft des Herrn, der in den Schwachen mächtig ist! Gäbe ,s also keine schriftliche Aufnahme sür die Fernen, so befänden sich diese 214 noch in ihrer Herzens- und Gewissensangst und wüßten nicht, wo aus und ein. Nun aber ist ihnen der Weg gezeigt, auf dem sie Rettung finden " (Aus: Ev.-luth. Kirchenzeitung.) Der schwarze E dteil. Wenn man ganz Europa, dazu Indien, China und die Vereinigten Staaten von Nordamerika auf dem schwarzen Erdteil Afrika nebeneinander legen könnte, wür den sie diese» noch nicht ganz auSsüllen. DieseS Riesengebiet hat nach Angabe der amerikanischen Mission Review fitzt 2470 Missionare mit 13089 einqeborenen Helsern, 4789 Stätten für regel mäßigen Gottesdienst, 221 156 Grmeindeglieder und 527 790 Bekenner. Außerdem gibt eS in Afrika 3937 Missionsschulen mit 202390 Schülern, 95 HoSpiläler und Krankenhäuser und 16 Druckereien. Nördlich vom Acquaior hat Aegypten die meisten Missionare, dann kommt die Westküste. In Südafrika hat die Kapkolonie die g'ößte Zahl von Missionaren, während Transvaal und Uganda die größte Zahl eingeborener Helfer in ganz Afrika ausweisen. Vor 50 Jahren wurde Missionar Krapf nusgelacht, daß er von einer Kette von Mission-- statiouen quer durch Zentralafrika von Ozean zu Ozean träumte. Heute ist der Traum verwirklicht. Vor 30 Jahren war Uganda ein heidnischer Staat, wo die Grausamkeit herrschte. Jetzt sind nach einem heroischen Kampfe von seinen 700000 Ein- wohnern 360 000 Christen. In der Kapkolonie, wo die Biüdermissionare vor fast 200 Jahren als Verbrecher behandelt wurden, weil sie versuchten, die Schwarzen zu unterrichten, gibt es jetzt allein 700 000 evangelische Christen, darunter 200 000 Farbige. Klein? GhrOitik * Allerlei. Am heutigen Dvnnerstag wird im Antwerpener Hasen die Arbeit wieder ausgenommen. Der Beschluß wurde einstimmig nach der Zusicherung eines Mindestlvhnes von 5'/, Fr. gefaßt. — Aus der Strecke Kassel—Helsa wurde ein Lastfuhrwerk aus dem Bahnübergang von einem Zuge erfaßt und zertrümmert. Kutscher und Pferd wurden getötet. — Bei Sontra in Hessen stürzte das Geführt des Land wirtes Hoßbach aus Brcitau, der mit Fran, Tochter und einer Frau Scheusflcr von einer Hochzeit zurück kehrte, in einen 2 Meter tiefen Graben. Hierbei wurde Frau Hoßbach getötet; Frau Scheusfler erlitt schwere, Hoßbach und Tochter erlitten leichte Ver letzungen. — Auf dem Potsdamer Vvrortbahnhof in Berlin fuhr infolge Uebersehcns dcs Haltesignals der elektrische Vorortschnellzug von Großlichterselde dem nach Zossen ausfahrendcn Bahnzug in die Flanke. Der Zugführer des elektrischen Zuges ist schwer verletzt, 2 Passagiere erlitten leichte Ver letzungen. — Auf dem Eisenbahndamm, der Lindau im Bodensee mit dein Festlande verbindet, snhr am Mittwoch ein Rangierzug einem Güterzug in die Flanke. Nenn Wage» wurden beschädigt, ebenso eine Maschine, die sich über das Gleis legte. Der Ver kehr war gehemmt. — Im Tunnel von Breval bei Montes in Frankreich fuhr die Lokomotive eines Erpreßzuges mit voller Gewalt in den letzten Wagen eines Schnellzuges hinein. 15 Personen sollen ver letzt sein. — Bei Brescia in Italien überfuhr der Mailänder Schnellzug eine Landkutsche. Alle drei Insassen und der Bahnwärter wurden schrecklich ver stümmelt. — Auf dem im Hamburger Hafen liegen den russischen Benzindampfer „Meteor" aus Odessa sand gestern nachmittag eine heftige Explosion von Benzingasen statt, infolge deren ein Feuer ausbrach, welches sich schnell ausbrcitctc. Die Besatzung sprang in der Panik ins Wasser. 8 Mann erlitten schwere Verletzungen, 2 werden vermißt. Der Dampfer mußte seine Weitcrfahrt nach London aufgeben. — Bei Zimmern in Untersrankcu ist der Privatier Joses Müller dadurch verunglückt, daß er mit dem nicht gesicherten gespannten Gewehr seinem Jagdhunde im Zorn einen Kolbenstoß versetzen wollte. Der Schuß ging los und tötete den Jäger aus der Stelle. — In Berlin beging die achtjährige uneheliche Tochter einer Kutscherfrau einen Selbstmordversuch. Sie sprang in Abwesenheit der Eltern aus dem Fenster und erlitt schwere Verletzungen. Beweggrund soll schlechte Behandlung durch den Stiefvater und die Mutter gewesen sein. — Wegen unglücklicher Liebe erschoß in Halberstadt der 17jährige Kaufmanuslchr- ling Albert Fischmann die im gleichen Alter stehende Verkäuferin Elsa Zorn und dann sich selbst. — Der Inhaber des Cass de Paris in Trier wurde mit durchschnittener Kehle tot im Bette ausgcfundcn. Zahlreiche Wertgegenstände sind geraubt. Ein flüchtiger Metzgcrgeselle wird als mutmaßlicher Mörder verfolgt. — 70 Mark hinterzogene Steuern trafen in Kolberg mit dem Vermerk ein: „Was Hilse es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele." * Die Gräfin Montignoso verheiratet! Das Reutcrsche Bureau verbreitet die Meldung, daß die Gräfin Montignoso mit dem Pianisten Toselli gestern vor dem Standesamte Strand in London im Beisein von drei Zeugen die Ehe eingegangen ist. — Sv ist es also doch zur Tatsache geworden, was so oft de mcuticrt und immer wieder von Neuem behauptet worden ist; denn an der Zuverlässigkeit der Meldung ist kaum zu zweifeln. — Die „Wiener Allg. Ztg." erhält von einer gut unterrichteten Persönlichkeit folgendes über die Affäre der Gräfin Montignoso: Schon vor 1'/, oder 2 Jahren habe sich eine ähn liche Sache abgespielt. Die Gräfin nahm bei einem jungen italienischen Maler Malstunde». Ihr Be nehmen gegen de» kaum dem Jünglingsalter ent wachsenen jungen Mann erregte Verdacht, und mau hielt es deshalb sür angezeigl, ciuzugrcifcn. Eine auch von der Gräfin wvßlgelitteue Vertraucnsperson wurde von Salzburg nach Florenz entsandt, und den Vorstellungen dieser Vertrauensperson gelang cs schließlich, die Gräfin zur Entlassung ihres Lehrers zu bewegen. Damals soll der Gräfin Montignoso auch die eindringliche Mahnung erteilt worden sein, in Zukunft >a jeden Skandal zu vermeiden. Es scheint übrigens, daß in der jetzige» Affäre mit dem italienischen Pianisten Toselli, ebenso wie seinerzeit auch im Falle Giro», der Bruder der Gräfin Mon tignvso, Leopold Wölfling, eine Rolle gespielt hat. Jedenfalls verlautet aus dem Freundeskreise ToselliS mit Bestimmtheit, daß Leopold Wölfling in der letzten Zeit mit dem Pianisten Toselli eine sehr leb hafte Korrespondenz unterhalten hat, und cs wird bestimmt behauptet, daß es auf Leopold Wölflings Einfluß zurückzusühren sei, daß aus dem früheren Lehrer Toselli jetzt der Bräutigam Toselli geworden