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Gesetzentwurf vorzulegen, durch den das Gesetz über die vorübergehende Zollerleichterung bei der Fleischeiw'uhr vom> 13. Februar d. I., das am 31. März 1914 abläust, über diesen Termin hinaus verlängert wird. (Hört, l>ört! links.) Es folgt die e r st e E t a t s l e s u u g. Reichskanzler von Bethmann Hellweg: Die Vorgänge aus dem Balkan haben die internationale Politik auch in den letzten Wo chen noch so stark beschäftigt, das; ich darauf zunächst eingehe. Mit den Friedensschlüssen sind die Ereignisse aus dem Zustand der aku ten Konflikte herausgetreten, wenngleich die Folgen der weltgeschichtlichen Umwälzung selbstverständlich noch nicht abgeschlossen sind. Die Festlegung der albanischen Grenzen, die zeitweilig Schwierigkeiten verursachte, scheint ihrer rechtzeitigen Erledigung entgegenzugehen. Eine Frage, die uns besonders interessiert, ist die nach der Zerstückelung der Türkei not wendige Neuregelung der türkischen Staats schuldenverhältnisse. Die zu diesem Zweck in Paris zusammengetrelene Konferenz hat sich beim Ausbruch des zweiten Bäl'ankrieges vcr tagen müssen. Wir sind bemüht, bis zum Wiedevzuisammentritl der Konferenz mit ande ren Großmächten, insonderheit auch mit Frank reich, die Grundlagen für die demnächftige Lösung der Frage vorzubereiten. TaS Schick sal der ägäischen Inseln ist noch nicht end gültig entschieden; es hängt von der Gesamt heit der Großmächte ab und wird voraus sichtlich einen befriedigenden Ausgang finden. In allen Phasen der Balkankrise, die die Großmächte angehl, haben diese, wenn auch ihre Interessen nicht immer übereinstimmten, schließlich doch fest zusammengehMen. Sie werden auch die noch ausstehenden Schwierig- lciten überwinden. Die Erkenntnis der Groß mächte, daß die ruhige Weltlage unter den europäisch« Mächten nicht erschüttert werden darf, hat sich während der müh «vollen Awei- icn seil dem ersten Kanonenschuß nicht ge mindert, sondern verstärkt. Das Verdienst daran gebührt allen Mächten, und eine spä tere Zeit wird nvch einmal der anfangs viel kritisierten Londoner Konferenz Dank dafür Nüssen, daß sie die solidarischen Interessen Europas erkannte und zusammenhieU. Wir werden uns in dem versöhnlichen Geiste auch fernerhin an den gemeinsamen Arbeiten der Großmächte beteiligen und dabei die beson deren Interessen unserer Verbündeten ener- gi'ch und wirksam unterstützen. In vertrau- cnsvpllem Zusammenarbeiten mit England und gestützt aus unsere freundschaftlichen Be ziehungen zu Rußland, haben wir dem euro päischen Konzert unsere Dienste geleistet, eine Arbeit, die uns durch die erfreulicherweise durchaus korrekten Beziehungen zu Frankreich erleichtert worden ist. Die Frage einer Rcvi süm des Bukarester Friedens, in deni wir eine Basis zur Erledigung der langwierigen Anü'ü muigsarbcilen am Balkan erblickten, verneinten wir. In dieser Erwartung habc-n ! ir i .- is cr richt getäuscht. Aus GrunO- l.me c-.- B ckarester Friedens, den wir der Weichei des Kenigs Karol danken, reifen die Balanangelegeneiten ihrer Festigung lang sam entgegen. Man hat anfangs geglaubt, die Meinungsverschiedenheiten über die Nett sionsbedür tig'eil des Bukarester Friedens hät ten unser Bundesverhältnis zu Oesterreich un günstig beeinflußt. Ich kann diese Annahme mit Entschiedenheit zurückweisen und dabei Bezug auf die Erklärungen des österreichisch- ungarischen Ministers des Auswärtigen Gra fen Berchtold in den Delegationen nehmen. Das Zusammenwirken der im Dreibunde ver-' einten Völker Hal sich im ganzen Verlauf der Balkankrise so stark bewährt, wie vielleicht nie zuvor, olne dabei die gemeinsame Arbeit der Mächte in Frage zu stellen. Auch darüber, ivie sich Europa zur künftigen Entwicklung der Türkei stellen soll, bestebl erfreuliche Einmü tigkeit, der Dreibund hat nach Erledigung der bosnischen und tripolüanischen Frage ein eigenes Interesse an der Erhaltung und Festi gung des türkischen Besitzstandes. Die Erklä rung des englischen Premierministers, daß die Sicherung des Besitzes der Türkei am der Basis innerer Reformen anzustreben sei, ohne Einmischung Europas, aber unter Mitwirkung der an der Entwicklung Kleinasiens interessier ten Mächte, entspricht unseren Anschauungen. Aus den Unterredungen mit dem russischen Ministerpräsidenten Kokowzew ging hervor, daß Rußland den Gedan'en an territoriale Erwerbungen in Kleinasien von sich weist und der Besserung der Verhältnisse in Armenien sein Bestreben zuwendet. Auch Frankreich ver folgt keine Sonderabsichten. Bei der allseitig beobachteten Zurückhaltung hoffen wir, daß ein europäischer Konflikt wegen der Türkei in absehbarer Zeit nicht entstehen wird. Es bleibt der besonders in .Kleinasien lebhafte wirt schaftliche Wettbewerb der einzelnen Länder; und da beanspruchen die großen wirtschaft lichen Interessen, die wir in Kleinasien na mentlich in Rücksicht auf das Unternehmen der Bagdadbahn zu vertreten haben, unsere ganz besondere Aufmerksamkeit. Wir haben dem Reichstag bereits im vorigen Sessions abschnitt im Anschluß an Erklärungen der eng lischen Regierung mitgeteill, daß wir mit der englischen Regierung Verhandlungen eingelei tet haben, um möglichen wirtschaftlichen Rei bungen vorzubeugen, und das Unternehmen der Bagdadbahn finanziell und politisch ein >Ür allemal sicher zu stellen. Wir haben fer- nevhin in letzter Zeit auch mit der französi schen Regierung auf deren Wunsch Bespre chungen gepflogen, welche dem gegenseitigen wirtschaftlichen Wettbewerb beider Länder in denjenigen Gebieten, wo die wirtsck)aftlicheu Betätigungen räumlich zusammentreffen, vor beugen sollen. Ich will dazu noch bemerken, daß die englischen Verhandlungen ziemlich weil vorgeschritten sind, während sich die französischen noch im Anfangsstadium besiw den. Die in so erfreulicher Weise fortschrei tende Besserung unseres VerlsiiltnisseS zu Eng land tat es uns ermöglicht, in freimütigem Gedankenaustausch an die Lösung des Bag- dadbabnpvoblems heranzuirete». In Verfol gung des Grundgedankens, durch Verständi gung über einzelne Fragen des weltwirtschaft lichen und kolonialpolitischen Wettbewerbs zwischen uns und England die Beziehungen seiber Länder dauernd in ruhige Bahnen znrückzuleiton, haben wir weiterhin mit Eng- land Verhandlungen ei-ngeleitet, uni der mög lieben Entstehung von wirtscha tlichcn Gegen sätzen in afrikanischen Gebietsteilen vorzui en gen. Ol ne Beeinträchtigung der Rechte Drit ter — ich will das scharf unterstreichen — arbeiten wir darauf hin, einen billigen Aus gleich zwischen den Interessen beider Teile zu indem Von einseitiger Verzichtleistung Deutsch lands ist dabei nicht die Rede (lebhafte Bravo rufe rechts und bei den Nationalliberalen), ebensowenig, wie die Presse behauptet haß von Kompensationen, die in Vorderasien für Vorteile in Zentralafrika oder um gekehrt ge- wäl rt werden könnten. (Erneute Bravorufe ) Ich will hinzurigen, daß ich Grund zu der Annu nie habe, es werde das Ergebnis der Verhandlungen, wenn sie in der von beiden Regierungen gewollten Richtung abgeschlossen werden, in Deutschland und in England als eine annehmbare Lösung möglicher Gegensätze begrüßt werden. Ich hoffe, daß alsdann das Vertrauen, das unsere gegenwärtigen Bezie Hungen zur englischen Regierung kennzeichnet, auf alle Kreise in beiden Ländern übergehen wird, lieber Angelegenheiten m t internatio nalen Zusammenhängen, über Fragen der ans- w rügen Politik, die noch nicht abgcscklassen sind, kann ich nicht so mitteilsam sein, wie ich möchte. Und dann: Unsere Politik liegt klar und offen zutage, die Wahrung unserer eigenen Interessen und unserer Beziehungen zu unseren Bundesgenossen ist so klar vorge zcicknet, daß ich glaube, wir konnten keinen anderen Weg gehen. Und endlich: Diese Pv- itik steht im Einklang mit den großen Ge sichtspunkten, von denen nach meiner Uc er zeugung unsere auswärtige Politik überhaupt geleitet werden muß. Unsere Lage im Her zeit des kontinentalen Europas wird uns allezeit daraus Hinweise», für die unversebr e üufrcchrerhaltung unserer Machtstellring die sämtlichen politischen und moralischen Krä te der Nation einzusetzen. Aber dieselben Krä te ordern gebieterisch eine weitere Anziehung im Getriebe der Weltwirtschaft und Weltkuß tur. Nur ein unberechtigter Mißmut kann verkennen, daß Deutschland in den letzten Jahrzehnten an dieser großen Aufgabe mit Erfolg gearbeitet hat. Die Aufgabe blei ü groß und sie bedeutet ein bestimmtes und festes Ziel, auch wenn dieses Ziel nur in stetiger und geduldiger Ausdauer erreicht wer den kann. (Beifall rechts, Zischen bei den Soz. — Zurufe: Und Zabern?) Abg. Scheidemann (Soz.): Herr Reichskanzler, Sie sind meiner Uebcrzeugung nach nicht der Mann, die Interessen des deut schen Polkes dem Ausland gegenüber wa! r- zunehmen! In unseren inneren Per /Ädnisscn ist so viel Komik vorhanden, daß Komödien dichter auf Jabre hinaus Stoff haben. Sor gen wir dafür, daß in das Gelächter über den schneidigen Kriegsminister nicht auch der Reichstag mu hineingezogen wird. Die Ver legung des Zaberner Regiments erscheint als zweideutige und zweischneidige Maßnahme. Der Zaberner Vorfall ist für uns der Anlaß, eine gründliche Reform an Haupt und Glie dern zu fordern. Am 3. Dezember ganzer Rückzug des Kanzlers vor dem Militär, tags daraus ein halber Rückzug vor dem Reichs tag! „Ein vollkommener Widerspruch bleibt gleich geheimnisvoll für Kluge wie für To ren" Das Wort stammt aus der Hexenküche, paßt aber auch für unsere polnische Küche. (Heiterkeit link-?.) Tak Minister auf ein Miß trauensvotum des Parlaments zurücktrcten, müßte ihre Selbstachtung bedingen. (Sehr rich tig! bei den Soz., Unruhe rechts.) Ter Kanzler ist durch einen tatschen Antoritäisbe- grin in eine unhaltbare Situation geraten. Er isl sicherlick kein Kleber, aber er wird ge klebt. (Stürmische Heiterkeit.) In der Do- naueschinger Konferenz ist die Geste des per sönlichen Regiments unverkennbar. Wir habon die Pslichi zu erklären, daß mit Herrn van Bechmann Hollweg ein Zusammenarbeiten nicht mehr möglich isl. (Stürmischer Beifall bei den Soz.) Tem Kanzler und dem Kriegs minisler müssen die Gehälter verweigert wer den. Wenn der Kanzler jetzt geht, dann schei den wir von ihm als einem Manne, der das Beste gewölkt, der aber seine Zeit nicht ver standen hatte. Reichskanzler v. Bethmann Holl weg: Ten Vorredner muß ich ersuchen, durchaus mir selbst die Wahrung meiner Würde zu überlassen, ebenso die Sorge da für, wie ich nach dem Mißtrauensvotum im Auslände noch die Autorität bestem könnte, die auswärtige Politik Deutschlands zu ver treten. Ernste Verwahrung lege ich dagegen ein, daß der Vorredner durch seine Ausxüh- rungon unsere verfassungsrecht'iche» Zustande zu verschieben und zu verdunkeln versucht. Abg. Scheidemann suchte der Mehrheit des Hauses, die das sogen. Mißbilligungsvotum beschloß, klar zu machen, daß sie mit mir nicht mehr verhandeln dürfte oder mich an- greifeu und zum Rücktritt zwingen müßte. Der Antrag, der an Interpellationen geknüpft wird, sollte nach dem vor anderthalb Jahren gefaßten Beschluß lediglich bezwecken, dein Reichstage selbst die Feststellung zu erleichtern, wie die Mehrheit über den in der Interpella tion verhandelten Gegenstand denkt. (Lachen links.) Selbst die Sozialdemokraten meinten, daß mit den an Interpellationen geknüpften Anträgen nichts Neues herbeigeführt würde. Selbst der Abg. Ledebour er lärte damals, im Mai 1912, daß der Reichstag mit dem Antrag keine Machlerweiteru-ng vornehme. Abg. Da vid nannte die Zulassung solcher Anträge eine reine Zweckmäßigkeitssrage. Nu» vergleichen Sic mit jenen Aeußerungen die Haltung, die heute Abg. Scheidemann einnahm. Das gange Hans war damals der Ansicht, daß es sich um eine innere Angelegenheit des Reichstags handelte. Und heute soll nun mit eurem Male durch den mr Interpellationen geknüpf ten Antrag ein Druck aus die Entscheidungen des Kaisers oder aus die des Reichskanzlers ausgeübt werden. Das bedeutet die Aufrich tung der Parlamentsherrschaft. Die verfas sungsrechtlichen Zustände in Frankreich und England sind anders als bei uns; ich setze mich a"er mit allen Kräften den Bemühungen entgegen, jene Verhältnisse bei uns einzufüh- ren. (Lebhafter Beifall rechts, Unruhe links.) Nach der Verfassung steht dem Kaiser die Er nennung oder Entlassung des Reichskanzlers zu in- vollkommen freier Entscheidung. Es ist ver assungswidrig, darauf einen Druck aus- iwen zu »vollen. Wegen des Mißbilligungs- votums habe ich meine Entlassung nicht ein- gcreichl und werde es auch nich: tun. Der Abg. Scheidemann rief das Haus auf, es solle seinem Beschluß durch Verweigerung des Etats Geltung verschaffen. Ich will leine Mutmaßungen aussprechcu, wie sich die Mehr leit verhalten wird, und werde die weitere Entwicklung ruhig abwarten. Jedem Versuch, die in der Verfassung sestgclcgtcu Rechte des Kaisers zu beschränken, werde ich en.schiedenen Widerspruch entgegensetzen. Auch das deutsche Voll in seiner großen Mehrheit wird nicht wollen, daß die kaiserliche Gewalt unter so- zialdcmo rarischen Zwang gestellt wird. (Leb- Ha ,er Beifall rechts, Gelächter der Soz.) Abg. Spahn (Zentr.) erklärte, daß seine Partei keine Gesetze und keinen- Etat für einen Reichskanzler oder einen Kriegsminister bewil lige, sondern- für das deutsche Polk. Nach einer An-ev.cnnung der Auslandspolitil ie- dauertc der Redner die verschiedenartige Hand öabung des Ießmtcngesctzes. Abg. Basser m a n n (nail.) begrüßte gleichfalls die Besserung der Beziehungen zu England und Rußland. Eine Entspannung der internationalen Lage fei unDerennbar. Die sanitären Verhältnisse in den Kolonien bedürften- der Hebung. Unsere Diplomaten m >ßlen besser vorgebilde' und aus allen Krci ßn genommen werden. An der San Fran zi Ao-Ausstellung müsse sich auch die Regie rung beteiligen. Die Formalitäten bei der Li roubesleigung des Herzogs von Braun schweig lillige seine Partei nicht, Preußensei aus der ganzen Linie zurückgewichen. Abg. Ledebour (Soz.) erklärte, über die Bedeutung eines Mißtrauensvotums würde man sich noch in den Kommissionen zu un terhalten haben. Mittwoch 12 Uhr: Wahhprüfungen, kleine Vorlagen-, Etat. Kleine Chronik. * Harte Kälte herrscht in Amerika. Schwere Schneestürme haben wiederum den Verkehr unter brochen und groß,» Schaden angerichtet. Aus den großen Seen im Innern des Landes ereig neten sich Schisssunfälte. * Els Bergleute verschüttet. Im Kohlen bcrgw.rk Bntof in Mähren wurden insolgc ei, es Wassereinbruchs elf Bergleuie veischünet. Die Rettungsarbciten sind im Gange. * Thnamiterplvsion. Ine Mcmt-d'or-Tunucl bei Vallorbc in der Schweiz explodierte eine Dynamitpatrone, wobei acht Arbeiter, zum Teil schwer, verwundet wurden; einer ist bereit« gestorben. * Wieder ein überfälliger Hamburgir Dampfer. In lebhafter Sorge ist man in Hamburg über das Schicksal des Dampfers „Prinz Wilhelm" der Hamburger Reederei Heinrich FAndt. Tas Schiff hat am 3. Dezember London verlassen und ist bisher im Hamburger- Hafen nicht eingetroffen. Man befürchtet, daß der Dampfer bet den schweren Stürmen, die in den letzten Tagen auf der Nordsee herrschten, mit seiner aus 19 Mann bestehenden Besatzung untergegangen ist. * Eifeubahnuufall. Unweit der Station Chenee ist der Zug Lüttich-Vervicrs gestern abend entgleist. Etwa 30 Passagiere wurden verletzt. Ein Passagier wurde sterbend ins Krankenhaus gebracht. * Einbruch in eine Regimcntslasse. Einer in Paris eingetroffenen Meldung aus Tournai zufolge wurde nachts in die dortige Kaserne ein Einbruch verübt, wobei aus der Regime,ttskafse ein Betrag von 14 500 Francs gestohlen wurde, dec für die Zahlung des Soldatensoldes b> stimmt war. Als Diebe kommen nur Angehörige des Regiments in Frage. * AuS Unvorsichtigkeit erschossen. Beim Auseinandernehmen eines zusammenlegbaren Gewehres erschoß aus Unvorsichtigkeit der Former Hentschel in Zeitz den Bergarbeiter Munzert. Der Getötete hinterläßt Frau und 6 unmündige Kinder. Hentschel stcllte sich selbst der Polizei. * Abenteuer in der Polarwelt. Den Norden von Alaska erforscht gegenwärtig ein« amerikanische Expedition unter Steffansson. Der Gelehrte war bei Point Larrow vor Anker gegangen, um mit seinem Schiff im Packeis zu überwintern. Während Steffansson mit mehreren Begleitern einen Jagd- ausflug ins Innere des Landes machte, setzte sich das Eis in Bewegung, und das Expeditions schiff wurde abgetrieben. Als Steffansson zurück- kehrte, stieß er auf eine leere Stätte, auch keine Nachricht hatte ihm die Besatzung deS Schiffes zurücklassen können. Die Lage der Schiffsbesatzung ist weniger bedrängt, als die der Jagdgesellschaft, die sich natürlich nicht mit Lebensmitteln auf längere Zeit versehen hatte und nun von der Jagd notdürftig ihr Leben fristen muß, bis eS ihr gelingt, bewohnte Gegenden zu erreichen. * Der amerikanische SensationSprozeft gegen den ehemaligen Geistlichen Schmidt wegen Er mordung des Dienstmädchens Aumüller hat vor dem Newyorker Schwurgericht begonnen. Schmidt, der erst im Verdacht stand, geisteskrank zu sein, ist als völlig normal befunden worden. Er blcibl dabei, daß er das Mädchen getötet habe, weil es arm gewesen sei und er es vor Not und Elend habe bewahren wollen. * Eine neue Vöwengeschichte. In einem Berliner Kinoatclier sollte ein Löwenfilm ausge nommen werden. Eine Schauspielerin hatte sich im Löwenkäfig aufzuhalten. Sie hatte aber nicht die Kourage wie Emmy Destinn, und als der Wüstenkönig ein paar ungnädige Töne von sich gab, lief sie hinaus, ließ aber die Tür auf. Flngs lief auch der Löwe hinterher, um sich die Welt einmal außerhalb der Gitterstäbe zu be trachten. Im Kinoatclier entstand natürlich eine große Panik, bis jemand auf das im Leipziger Fall so warm empfohlene Rezept verfiel, den Löwen mittels der Wasserleitung naß zu spritzen. Und richtig, der arme Löwe verlor alle königliche Halnmg und ließ sich ohne Schwierigkeit in seinen Käfig zniückbringen. * Hungerstreik — bei belegten Stullen. Im Moabiter Untersuchungsgefängnis befindet sich bereits seit 21 Tagen der Bankier Kärger im Hungerstreik. Trotz der 21 Tage befindet er sich aber verhältnismäßig wohl. Bei den ärztlichen Untersuchungen zeigt er sich als schwerkranker Mann, geheime Beobachtungen aber haben er geben, daß er sehr vergnügt und lustig ist, wenn er sich ohne Aufsicht glaubt. Man glaubt nun, daß der Mann heimlich mit Nahrungsmitteln versehen wird. HandelS-Na chrichten. Berlin, 9. Dez. 1913. Wechselkurse Amsterdam 8 Tage 168,95 do. 2 Monate — — Brüssel 8 Tage 80,85 do. 2 Monate 79,60 Italien. Plätze 10 Lage 80,95 do. 2 Monate —- — Kopenhagen 8 Tage — , —— Scheck London vist» 20 49 London 8 Tage 20 485 do. 9 Monate 20 225 Madrid 14 Tage 75,90 Newyork vist» 4,21 Scheck Paris vist» 80,925 ParcS 8 Tage .— do. 2 Monate . — Petersburg 8 Tage — — do. 9 Monate — Schweiz 8 Tage 8075 Siockh. Bothenb 10 Tage 112,85 Warschau 8 Tage —, — Wien 8 Tage 84 80 do. 2 Monate - ,— 20 FrankS-Gtückr Oesterreich. Banknoten 15,00 Ruff. Banknoten 215 45 ReichSbankdtSkont 5"?/. PrivatdiSlon t 4'/,'/° Magdeburg, 9 Dez. Kornzucker exkl. SSprozentig Rendement 8.70 8,82'/». Nachprodukte exklusive 7bproz. Ren dem. 8,90 - 7,60. Stimmung: Ruhiger. Brotraffin. I 19 00 19,IL. Kristallzucker I —. Gemahlene Raffir-ade 18, 71-18,87»',. Gemahl. Melis 18,25-18.37'/,. Stimmung Still. Rohzucker 1 Produkte tranflto frei an Bord Hamburg per Dez. 9,10 Gd., 9,l2'/, vr„ per Januar 9 17'/, Ged., 9,20 Br, per März 9 95 Gd., 9,37'/, Br., per ^ai 9.50 Gd. 9,52'/, Br., per August 9.72'/, Gd., 9.75 «r , per Okiober-Dezember 9,65 Gd., 9.67'/, Br. Stimmung: Ruhig. Hamburg, 9. Dez Wetzen stetig. Mecklenburger- und Ostholsteiner 181-192. 0 Roggen stetig, Mecklen burger u. Altmärktscher neuer 156—160 00 russischer cif, 9 Bud 10/15, loko —. Gerste stetig südrusfische eis. Dez. 114.00 Hafer stetig neuer Holsteiner und Mecklen burger 158—165. MaiS stetig, amerikaner mixed cif. per Dezember-Jan. —. La Plata cif. neue Srnle Dez.-Jan. 114,00. Wetter: Regen. Wolle. Antwerpen, 9. Dez. Offiz. Kammzug-Notierungen Type S. Per Dez. 6.20, per Jan. 612'/„ per Febr. 6O2'/„ per März t>,92'/„ per April K,90. per Mai 5,90, per Juni 5,85, per Juli 5,S2'/„ per August 5,82'/,. per September 5,80, per Oktober 5,77'/„ per November 5,75. Umsatz: 50 000 i-x. Tendenz: ruhig. VanmivoÜE« Bremen, 9. Dez Offizielle Notierungen der Baum- wollbSrse. Tendenz: Still. Amerik. middl. loko 67M. Bremen, 9 Dez Fully middling «Ulf 70M Liverpool, 9, Dez AnfangSbericht Mutmaß licher Umsatz 12000 Ballen. Stimmung: Fest. Import 13000 Ballen. Preise 1 Punkt niedriger. Liverpool, 9. Dez. Umsatz 10000 Ballen, davon für Spekulation und Export Ballen. Amerikaner schwach, 5 Punkte niedriger. Brasilianer 5 Punkte niedr. Argypler tiäge, 5 Punkte niedriger. Lieferungen träge. Dezember 6,92, Dezember-Januar 6,90 Februar-März 6,89, April.Mai 6,90, Juni-Juli 8,87. «lexaubrieu, 9. Dez Aegyptlsche Baumwolle. Anfang: FutureS fully good fair brown Januar 18 24 32, März 19.00/82, Mai 19,'6/82. Schluß Jan. 18 20 82, März 18,28/92, Mai 19,02/32, Juli 19,07 32. Zufuhren: 48000 Cant. Habluua-rtuNelluuaEn. Otto Seib, Oetzsch Leipzig. Emil OSkar Illgen, Crimmitschau. Oskar Hermann Berthold, Annaberg. Kirchertuachrichte«. »ar-chie St. Friaitatt» z« Loheukeiu Krnktyal. Donnerstag, abends 8 Uhr AdventSandacht in der Kirche. Warschie St. tz-rist-v-ori,« Kohellstei«-Ernstthal Donnerstag, den 11. Dezember, abend« halb 9 Ubr Ad- ventiandacht im Waisenhaus- und Hüttengrundbetsaale. Mo« Hverkllnswitz. Freitag, den 12. Dezember, vorm. 10 Uhr Wochenkom« «Union. Herr Pastor Schödel.