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SMM Ilim WenKm-kruWIn AmkWkl T«yebl«it Dienstag, de« IS Dezember IVIS. Rr Ä1»L . Jahr,««, Bon den im Amtsgerichtsbezirk Hohenstein-Ernstthal erscheinenden Blättern die in Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf, Langenchursdorf, ' Wgste„brand, Mittelbach, Erlbach, Kirchberg, Ursprung, Bernsdorf, Msdorf usw. MV ' Einzige Zeitung tm Bezirk, die eine ständig steigende Abonnentenziffer nachweisen kann. "MH Der Arlehns- Md SMaffen- mm Alken nnd llmg. hielt Son»i<u end nachmittag im Gasthof zit Falken seine 5. außerordentliche Generalver- samnüung ab, an der von 109 Genossen 94 stimmberechtigt Mitglieder teilnahmen. Der Vorsitzende, Herr Gutsbesitzer Paul Schu bert, hieß die Teilnehmer herzlich willkom- meu- rund- gao seiner Freude über die zahl reiche Beteiligung Ausdruck. Zu Stimmen- z ich lern ernannte man die Herren Gutsbesitzer Rooort Hartig-Langenberg und Otto Esche- Meinsdorf. Vor Eintritt in die Tagesordnung ge dachte der Vorsitzende des vor kurzem verstorbenen Zentralgenossenschafts-Vorstands-' Mitglieds Otto Gäbler-Riesa, der in jähri ger verdienstvoller Tätigleit den Interessen der Landwirtschaft in seltenem Matze diente. Red ner schilderte den Verstorbenen, zu dessen Elren man sich von den Plätzen erhob, als einen Mann, dessen höchster Ehrgeiz es war, dem Molche der Landwirtschaft zu dienen und dessen bescheidenes, liebenswürdiges Wesen ihn stets angenehm berührt habe. Redner erteilte sodann dem Rechnungs- führer, Herrn Georg Schubert, das Wort zur Begründung des ersten Punkts der Tages ordnung: Die tägliche Verzinsung der Spar einlagen. In der letzten Generalversammlung vom Februar d. I. wurde von verschiedenen Seiten die tägliche Verzinsung der Sparein lagen gewünscht, wie dies bei benachbarte.i Sparkassen schon seit längerer Zeit eingeführt ist. Vorstand und Aussichtsrat haben- beschlos sen, zum 1 Januar 1914 die tägliche Ver- zinsing, die den Einlegern auf jeden Fall Vorteile, der Kasse jedoch einen unvermeid lichen Zinsverlust bringt, einznführen. Die tägliche Verzinsung bringt dem Einleger eine entsprechende Verzinsung seines Kapitals von dein der Einzahlung folgenden Tage an, während bisher eine z. B. anr 6. d. M. er folgte Einzahlung für den laufenden Monat ohne Zinsgenritz bleibt. Bei Rückzahlungen liegt die Sache genau so. Nachdem der V 0 r- sitzende gebeten, diesem Beschluß beizutre ten, empfahl auch der Vorsitzende des Au sichtsrats, Herr Gutsbesitzer Ernst Grim m, die Einführung., die, der Not gehorchend, er folgen müsse. Die Lebensfähigkeit des Insti tuts, die wohl außer Zweiel sei, mache es zur Notwendigkeit, dem Bespiele der umlie genden Sparkassen zu folgen. Vorstand und Aufsichtsrat aber erwarten, daß seitens der Geirossen die großmöglichste Ingebrauchnahme der Kasse die Folge dieser mit nicht geringer Mehrarbeit verbundenen Maßnahme sei. Der Zinsverlust der Genossenschaft würde dadurch einen vollwertigen Ersatz bekommen und wett ¬ gemacht werden. — Die Annahme des Antra ges erfolgte einstimmig. Der Vorsitzende referierte sodann Uber Punkt 2: Erhöhung der Grenze der Spareinlagen. Satzungsgemäß darf die Ge- nossenfchaft nur bis 200 000 Mark Sparein- lagen annehmen. Diese Höhe ist inzwischen bereits erreicht worden, sodaß eigentlia; Spar einlagen nicht mehr erfolgen können. Um ein entsprechendes Weitevwirtschaften zu ermög lichen, soll deshalb vorläufig diese Grenze auf 300 000 Mark herabgesetzt und die Genehmi gung hierzu nachgesucht werden. Einstimmig genehmigte die Versammlung den Antrag. Punkt 3 betraf die Höhe der Grenze der Kreditgewährung an Genossen und Nichtmit glieder, worüber Herr Grimm referierte. Bisher war der Vorstand ermächtigt, bis 4000 Mk. und in Gemeinschaft mit dem Au'- sichtsrat bis 8000 Mk. aus Schuldschein oder Hypothek auszuleihen; provisorisch wurde die Höchstgrenze aus 12 000 Mk. erweitert. Be absichtigt wird, wenn die nötigen Formali täten erfüllt sind, auch höhere Beträge, bis zu 20 000 Ml., auszuleihen, damit die ver fügbaren Gelder, die sonst zu niedrigem Zins satz der Zentralgenossenschaftskasse in Dres den überwiesen werden, besser ausgenutzt wer den können. Vorstand und Aujstchtsrat wür den, was ja auch schon bisher der Fall war, die Peinlichste Vorsicht walten lassen, um Ein. büßen, die durch das System der Bürgschaft saft kaum zu erwarten seien, zu vermeiden. Die Vorschriften der Dienstanweisung würden auf alle Fälle eine gewissenhafte Beachtung finden, sodaß der Genossenschaft durch die bessere Anlage der Mittel nur Vorteil ent stehen kann. — Herr Georg Schubert unterstreict t diese Ausführungen noch dahin gehend, daß cs für die Geldsuchenden wenig angenehm sei, wenn bei Mehrbedarf die Ge- suche in breiter Oeftentlichkeit behandelt wür- den. — Herr Gutsbesitzer Bruno Wagne r- Langenchursdorf hält den Sprung von 8000 auf 15.000 Mk. für zu hoch. Redner glaubt, da. der Mitgliederzuwachs auch dazu beitra gen wird, die Mittel aufzubringen bezw. zu entleihen. Er sei zunächst einmal für einen Mittelweg, für den er 15 000 Mk. als Höchst grenze bezeichnet. — Herr stellvertr. Vorsteher Gutsbesitzer Heinig-Falken weiß die Bc denken des Vorredners zu zerstreuen, er he', t l ervor, daß bei jeder Ausleihung zunächst einmal erst die gesetzlichen Bestimmungen er füllt sein müßten, sodaß ein Risiko wohl völ lig ausgeschlossen sei. Nachdem noch die Her ren Paul Schubert und Grimm zur Sache gesprochen hatten, fand die Vorlage gegen 9 Stimmen Annahme. Die Befugnisse des Vorstandes werden hierdurch nicht be- rührt; dieser kann auch in Zukunft nur bis 4000 Mk. ausleihen. Herr Lehrer Karte- Falken, Mitglied des Aussichtsrats, verliest sodann zu Punkt 5 den Bericht über die am 12. und 13. Jun-i d. I. erfolgte gesetzliche Revision. Dem aus führlichen- Bericht, der nur einige gering fügige Mouitas enthält, entnehmen wir fol gendes: Seit der letzten Revision hat die Ge nossenschaft 25 neue Mitglieder gewonnen; bis heute sind 4 Mitglieder ausgetreten', 1 infolge Fortzug und 3 durch Uebertragung der Ge schäftsanteile. Der Vorstand hat in 15 Sitzun gen seine Obliegenheiten erledigt und, wie der Bericht betont, gewissenhaft seine Pflicht erfüllt. In- den Aufsichtsrat, der sieben mal tagte, trat anstelle des eine Wiederwahl ab lehnenden Herrn Gemeindevorstand Otto Veit Herr Gutsbesitzer Otto Esche-Meinsdorf. Spar- kassen-Einlagen waren bei der Revision 195 040-,23 Mk. vorhanden. Die Bücher der Genossenschast sind ordnungsmäßig geführt, die Inventuren und Bilanzen vorschriftsmäßig ausgestellt, sodaß das Vermögen jederzeit klar ersichtlich- war. Fiir Spareinlagen werden 3f^ Prozent vergütet, für Hypotheken 4^—4^ Prozent je nach- Lage der Sache verlangt. — Herr AuPchtsratsvorsitzender Grimm be merkt hierzu noch, daß die kleineren Mängel inzwischen abgestellt wurden. Herr Hosrat Bach!, der Verbandsdicektor, hat den Revi- sionSbericht wie folgt gekennzeichnet: „Die Ge nossenschaft Falken gehört nach wie vor zu den bestgeleitetsten des ganzen Verbandes; ich freue mich, das wieder einmal bestätigen zu können." — Herr Gutsbesitzer Ernst Krö ber- Meinsdorf empfiehlt, das Lager, das bisher mit 3000 Mk. versichert ist, oft ater bedeutend höhere Bestände ausweift, höher zu versichern. — Herr Rechnungsführer Schu bert erklärt, daß Vorstand und Aufsichtsrat eine Erhöhung der Versicherung auf 8000-Mk bei der Agentur bereits beantragt haben. — Der Bericht, der, wie der Herr Vor- sitzende betont, wieder den Nachweis er bringe, daß es nicht rückwärts, sondern vor wärts gehe, wird sodann einstimmig geneh- migt. Punkt 6 betrifft den Ankauf und Einbau einer feststehenden Getreide-Zentrifuge, wozu ein vorn Vorsitzenden verlesenes Angebot der Zentrale vorlicgt. Die Angelegenheit ist be reits gelegentlich der vorigen Generalver sammlung besprochen worden. Die angebotene Maschine zur Saatgutreinigung und -Sortie rung, kann fahrbar und feststehend geliefert werden, sie soll der Allgemeinheit, also Ge nossen und Nichtmitgliedern, letzteren gegen entsprechende Erhöhung der Gebühren, dienen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen schlägt der Vor steber vor, eine feststehende Reinigungsmaschine anzuschaffen; dieser Ansicht gibt auch Herr G r i in m Ausdruck, der die Anschauung emp fiehlt. In Gesau und Schönbörnichen habe man nur gute Erfahrungen mit einer Zentri fuge gemacht, die sich dort schon in 2 Jah ren bezahlt gemacht habe. Herr Georg S ch u- -bert führt ans, daß eine Kapsersche Zentri fuge in Frage komme, die von der Genossen schaft in Taura sehr gelobt würde und eine Leistung bis 12 Zentner in der Stunde bei gutem Korn gewähre. Die auf Böcken sie lende Maschine ist 4,80 Meter hoch, 3,50 Meter breit und kostet 915 Mk. Auch die Grumbacher Genossenschaft lobt die Maschine dieses Fabrikanten sehr, während Erdmanns dorf weniger gute Erfahrungen gemacht hat. — Die von Herrn stellv. Vorsteher Heinig vörge-nommene Abstimmung ergab die einstim mige Annahme des Vorschlages; Vorstand und Aussichtsrar wurden ermächtigt, die Bestellung vorzuneh-men und hinsichtlich des Ausstellungs ortes mit den Mitgliedern Emil Uhlmann nnd Frau Minna Uhlmann zu verhandeln. An der weiteren Aussprache hierüber beteilig ten sich die Herren Gutsbesitzer Künzel- Meinsdorf, Georg Schubert, Ernst Grim m, Paul Schubert und Hermann Enders. Die Maschin-e soll tunlichst schon in den Wintermonaten in Gebrauch genom men werden. Anträge sind nicht eingegangen und fand die Verteilung der Anwefenheitsgelder ent sprechend dem Vorschläge Annahme. Vom R e ch n u n g s f ü h r e r werden sodann noch verschiedene Angelegenheiten zur Sprache ge bracht, wie Versendung der Saldobestätigung am Jahresschiuß, Mappenangebot zu den „Genossenschaftlichen Mitteilungen", die ab 1. Januar den Mitgliedern durch d.e Post zu gehen, Umfaz-Vorfchristen, Geschenkfparbücher, Nistkästen-Aufstellung, rechtzeitige Begleichung der Zinsen vor dem 31. d. M, richtige Ab- lieerung der gelieftrten Säcke, pünktliches Stellen der Anfuhren, Düngemittelbestellung und mehr genossenschaftlicher Zusammenhalt z. B. bei Thomasmehlbezügen. Eingehend verbreitete sich sodann Herr Vorsteher Schubert über die Vogelfchutz- bestrebungen, die gelegentlich des Kuhfchnapp- ler Vortrages des Oberförsters Wolf-Tharandt eine wünschenswerte Klärung erfahren haben. Notwendig sei, daß die gesamte Landwirt, schäft dieser so überaus wichtigen Angelegen heit das rechte Augenmerk zuwende und Vo gelschutz bei jeder Gelegenheit treibe. Hecken, Sträucher und Buschwerk müßten nach Mög lichkeit angelegt werden, denn mit den Nist kästen allein — von denen noch einige aus- gegeben werden könnten —, sei noch keinhin- reichender Schut? für die kleinen Gehilfen des Landwirts und Sänger geschahen. — Herr Grimm emptabl die Einrichtung der Ge- schenksparbücher für Kinder und Dienstboten, die gerade zu Weihnachten sebr zweckmäßige Geschenke für die Bescherung seien. — Der Die Herren von Dieskau Original-Roman von Franz Treiber. 1-1. Fortsetzung. (Nachdruck veiboten.) „Und wenn ich Dir befehlen würde, diesen tre glichen Mann-, gegen den Du ganz unbe gründete Vorurteile hegst, den Freund Deines ritterlichen Bruders zu heiraten, zu Deinem eigenen Besten, was dann?" „So würde ich mich lieber von dem alten Turm Dieskaus heirabstürzen, als diesem Be fehle folgen." Das kleine zierliche Wesen stand da mit einem solchen Ausdruck von Entschlossenheit auf dem fast kindlichen Antlitz, daß selbst ihr Vater fühlte, daß ein furchtbarer Ernst hinter diesen Worten sich barg. Was war das für ein Mädchen? Dieses stille Geschöpf war ja trotziger als seine wilden Söhne. Moralischer Mut war nie seine starke Seite gewesen und er fühlte ihn dieser Entschlossen heit gegenüber wanken-. Einlenkend sagte er: „Nun Du wirst Dir die Sache überdenken und zu der Einsicht kommen, daß Dein alter Vater es gut mit Dir gemeint hat." Mit demselben starren Gesichtsausdruck sagte sie: „Befiehlst Du sonst noch etwas?" „Geh in Dich, geh in Dich, Du wildes Kind«! Guter Nat kommt über Nacht. Mor gen wirst Du anders denken." / Dil da ging. Bewegt von einem Sturm von Gefühlen, die ihre Seele erschütterten, schritt sie zu dein Flügel des Schlosses hinüber, den lie mit Frau von Herstell bewohnte. Ein tiefer Abscheu vor dem Treiben aus Dieskau, wenn die männlichen Mitglieder der Familie anwesend waren, hatte sie längst Harald und auch dem Vater entfremdet Hugo vielt sich meist fern von der Heimat — so stand sie allein mit ihrem Fühlen und Den ken. — Also das wagte man ihr zu bieten? Sie sollte ihre Hand einem Menschen reichen, der ihr persönlich widerwärtig war und nach den gelegentlichen Aeüßerungen ihres Bruders trotz seineK erkauften Adelswappens keine ehrenwerte Vergangenheit hinter sich hatte. Nnd Harald steckte dahinter, ihr Bruder, der ihr unheimlicher war als je. Wahrscheinlich steckte er bei dem Millionär in Schulden, und die Hand eines Fräulein von Dieskau sollte sie bezahlen. Daneben stieg wieder das Bild des Man nes auf, der, allein im Leben stehend, den Kampf mit diesem aufgenommen und in die sem Kämpfe gesiegt hatte. Zum ersten Male fühlte sie jetzt mit um geahnter Stärke, daß dieses Bild sich stets zwischen sie und jeden andern drängen würde, dem man sie zum Weibe geben wollte. Und er? Hatte sie nicht seinen Blick tief ini Her- zen empfunden — seinen Mick, dessen Leuch ten das innige Fühlen einer teilnahmsvollen Seele barg? Aeußerlich ruhig, doch in einem Aufruhr ihrer Seele, wie sie ihn nie zuvor gekannt hatte, betrat sie das Zimmer ihrer nrütter« lichen Pflegerin und Freundin. Fran von Herstell, eine Dame von feinen durchgeistigten Zügen und gütigem Gesichts- ausdruck, die in dem Antlitz Fres Lieblings wie in einem Büche las, erkannte sofort, daß Hildas Zufammenktmft mit ihrem Vater eine schwerwiegende Bedeutung gehabt habe, und die Starrheit in dem Gesicht Hildas er schreckte sie. Die Mehrzahl aller jungen Mädchen würde nach einem solchen Sturme in ihrem Innern sich an die Brust einer mütterlichen Freundin geworfen und ihrer Seelenqual in einem Strom von Tränen Luft gemacht haben. Nicht so Hilda. Ihre Seele war durch die Notwendigkeit, sich auf sich selbst zu ver- lassen und die nötige Kräht aus dem eigenen Innern zu schöpfen, früh gefestigt worden. So sehr sie auch ihre mütterliche Freun din liebte, so gab es doch Gebiete in ihrem Innern, die auch vor dieser verschlossen blie ben. Nicht immer verstand Frau von Herstell ihr Pflegekind. „Was gab es, Liebling?" fragte sie besorgt. „Ab, nicht viel. Allein es drängt mich, Dieskau sofort zu verlassen und nach der Stadt übergufiedeln, ich hätte überhaupt nicht so lange hier bleiben sollen. Bitte, lassen Sie Packen, ich werde den Wagen bestellen." Es war ein ernster Wick, mit dem die alte Dame Hildas verschlossenes Gesicht durch forschte. „Hast Du kein Vertrauen mehr zu mir, Hilda? Warum reisen wir so plötzlich?" „Die Herren von Dieskau haben mich dem Herrn Baron Sakal zur Gattin bestimmt, und ich möchte mich der Nähe dieses Gentle man und der mir zugedachten Ehre enhieben " Die alte Dame erschrak, denn dieser zwei felhafte Herr war ihr ebenfo widerwärtig wie Hilda, zugleich aber überraschte sie diese Mit teilung um so mehr, als sie das kräftige Standesbewußtsoin des alten Herrn kannte. Wie schlimm mußte es um die Vermögens- Verhältnisse bestellt sein, wenn er sich ent- schlo:, sein Kind diesem Emporkömmling zu geben, sagte sich die erfahrene Frau. „Sollte Dein Entschluß nicht etwas über eilt kommen?" „Nein, Mütterchen, ich fürchle die Rohheit und Gewalttätigkeit Haralds, der unzweifel haft der Vater des Gedankens ist, mich zur Frau von Sakal zu machen. Wir müssen schleunigst den Rückzug äntreten." Dann schoß ihr allerdings der Gedanke durch den Kopf, daß sic mit der Entfernung von Dieskau auch der Möglichkeit beraubt wurde, „ihn" wiederzusehen. Ein gütiges Ge schick hatte ihn in die Wälder von Dieskau gestihrt, warum sollte er jetzt trennend zwi schen sie treten? Welche widerwärtige Erschei nung bildete dieser Sakal neben Holtau! Selbst Harald, der einst in der Uniform eine ritterliche Figur bot, nahm sich jetzt recht unvorteilhaft neben dem vornehmen Holtau aus. Aber was halfen alle Grübeleien, Hilda sagte resolut: „Wir müssen reisen." „Doch nicht, ohne vorher Deinen Vater von Deiner Absicht in Kenntnis zu setzen?" „Es wird das Beste sein, nicht zu fragen, wir setzen uns sonst Unannehmlichkeiten aus." „Nein Kind, das wäre gegen meine Pflicht." „So gehe ich sofort und allein nach der Station, Dü kennst Harald nicht wie ich." Die alte Dame sah sebr besorgt aus. „Du siehst vielleicht zu schwarz, H.lda. Laß mich nüt Deinem Vater reden, er wird Deinem festen Entschluß gegenüber nicht auf seinem Willen bestehen; Herr von Dieskau ist immer ein Kavalier." (Fortsetzung folgt.