Volltext Seite (XML)
VMM W KlMm-EMiM Amngn T«-ebls1t. Rr. 284 Sonntag, de« 7 Dezember 1V18 40. Jahrgang «SMSSS^»m«!SE«M!M«S«SM«WiWN«SMMM«SWESS««WSWS!WiiSSSSS«S»S»S8SSSS«S».>SUUtMjlW«!ii^ Rauh reif. Skizze aus dem Leben von W. v. El m. Nachdruck verboten. Mein, Freund, Doktor med. Feldner, und ich, zwei Junggesellen, pflegten unser Mit tagsmahl im Hotel International einzunehmen. Man speiste dort vorzüglich und in amüsanter Gesellschaft. War das Wetter schön, so machten der Doktor und ich auch wohl eine Spazierfahrt in dem Auto des Hotels. Der Chauffeur war ein ausfallend netter, svifcher und intelligenter Mensch, der seine Sache gut verstand. Er hieß Fritz Willnauer, zählte 28 Jahre und war verlobt mit einer jungen Putzmacherin, einer Angestellten des großen Modehauses von Fvicke L Co. Die Gertrud Reimer, so hieß seine Braut, Ivar ein hübsches und, was hier in der Groß stadt nach mehr besagt, ein anständiges Mäd chen, was um so höher einzuschätzen war, als die häuslichen Verhältnisse, die finan ziellen, wie die moralischen, schlecht waren, sehr schlecht. Genaues wußte ich nicht dar über. Aber die Leute schüttelten den Kops, daß der Fritz Willnauer, dieser nette, kernige Mensch, sich dort hineinheiraten wollte. Doch er hing an dem Mädchen und dies ließ ihn offenbar alles andere mit in den Kauf nehmen. Im kommenden Frühjahr wollten sie hei raten, wie uns der junge Chauffeur, den wir mitunter ins Gespräch zogen, anvertraute. Inzwischen war Rauhreif eingetroten. Die Stadt und die Umgegend hatte ihr schönstes Filigrankleid angelegt. Dazu war die Luft köstlich still und rein und matte Sonnen strahlen zitterten über das weiße fedrige Ge- spinnst bin, — mit einem Wort, ein Pracht- weiter. Wir hatten das Auto zu einer Fahrt durch den Stadtpark beo'.len und traten eben mit dem angenehmen Gefühl, gut dimert zu haben, aus dein Hotel heraus. Das harrende Auto knatterte und schnaufte und Fritz Willnauer stand dabei, den Kragen hochgeschlagen, mit frischgerötetem, lachendem Gericht und schwenkte die Mütze gegen uns. „Famoses Welter haben die Herrschaften sich ausgesucht! Wie meinen Herr Doktor? Ob es mir Plaisier macht, Chauffeur zu sein? Aber gewiß! Was dem Reiter das Pjerd ist, ist mir das Auto. Wenn ich so in voller Fa rt dahinsaube, ist mir, als ob ich erst wabrlxrsl lebte, da wächst einem Kraft und Mut, daß cs eine Lust ist." „Das war gut gesagt, Willnauer," lobte der Doktor. „Bewahren Sie sich Jlren frischen Sinn." „Dan'e, Herr Doktor!" lachte der Chauf- ftur, „das wird schon geschehen, davor ist mir nicht bange. Es sei denn —" er stockte. „Nun —? Gibt's auch bei Ihnen einen Haken?" fragte ich, indes Feldner und ich jin Auto Platz nahmen. Der Chauffeur, im Begriff, die Tür zu schließen, beugte sich zu uns — es lag! ihm of enbar daran, sich mitzuteilen — und rief gegen den Lärm des Autos an: „Don Chauffeurberuf lobe ich mir! Aber das Schicksal verhüte, daß ich je schuldig werde an einem Unfgll —." „Na — na, Willnauer, orakeln Sie doch nicht, — Sie gruseln uns ja förmlich zum Auto wieder heraus," scherzte mein Freund, der Doktor. „Herrjeh, was hab' ich da Dummes ge schwatzt!" entschuldigte sich, ganz verlegen, der Chauffeur. „Verzeihen die Herren, so meinte ich es ja garnicht. Ich wollte nur sagen, daß ich nicht darüber hinweg könnte, wenn durch meine Schuld — Den Schluß nahm der Lärm des Autos mit fort. Wir wußten ihn auch ohnedies, und daß Fritz Willnauer eine „feine Seele" war. — Als wir gleich darauf in den herrlichen Tag Hineinfuhren, hatten wir das Gehörte schon vergessen, und ich glaube, unser Lenker auch. Mit Horntuten durchfausten wir den be lebten Stadtpark und bogen dann in die stillere Villenallee ein. Die bereiften Baum riesen hier, die wie weißgepudert erscheinenden Gärten, die schneegekrönten Kuppeln und Türmchen der Villen, boten ein prächtiges Landschaftsbild. Aber die Luft kam, trotz der Sonnen strahlen, schneidend uns ins Gesicht, und nach halbstündiger Fahrt geboten wir dem Chauf feur, zu kehren. Willnauer wandte uns, mit dem Kopf nickend, momentan sein frisches, sympathisches Gesicht zu. „Der Mensch blüht förmlich in Jugend kraft und Gesundheit, — es ist eine Freude, ihn zu sehen, besonders für einen Arzt," bemerkte mein Freund, der Doktor. Ich nickte. Aber meine Gedanken waren weit fort. Ich bin Schriftsteller. Und wie mein Blick nun so an der vorüäorfliegenden Winterpracht hing, darum jetzt goldene Nebel streifen zu weben begannen, bot sie meiner geschämigen Phantasie den Rahmen zu einer plötzlich austauchenden Idee. Unsanft ward ich herausgerissen. Ein jähes, wildaufzuckendes Horntuten er- I dröbnte. Ein, zwei, dreimal wiederholte cs sich in überhasteten Stößen. Ich sah unseren Chauffeur hochaufgerichtet dasitzen; mit rasender Geschwindigkeit drehte si h die Steuerung unter seiner Hand. Ob- g'eich ich ihm nicht ins Gesicht sehen konnte, verriet seine Kopfhaltung, die Haltung seines Körpers, in dem jede Sehne eisern sich zu straffen schien, die Erregung, in der er sich befand. „Was ist?" stieß ich hervor. Denn so weit weine Augen reichten, sah ich weder einen Menschen, noch ein Fuhrwerk, noch sonst eine Ursache, die gefahrdrohend war. — „Was ist?" wiederholte ich, denn jetzt ver riet auch der Doktor neben mir Unruhe — Spannung — steigende Erregung. Im selben Augenblick erscholl nah eine laßende Stimme: „Fritze — das — machst — Du wohl . . ." Meine Augen folgten dein Stimmenhall. Und nun gewahrte ich kaum eine Pferdelänge von dem Auto entfernt, das der Chauffeur mit schier wahnsinniger Anstrengung zum Stehen zu büingen suchte, wie aus dem Bo den gewachsen, die taumelnde Gestalt eines Betrunkenen, — eines sinnlos Betrunkenen. Doch nein, dieser taumelnde, aus verschwom menen Augen stierende Mensch, dessen Anzug verriet, daß er mit der Straße bereits Be kanntschaft gemacht, schien noch einen Rest von Bewußtsein zu besitzen, denn jetzt warf er die geballten Fäuste in die Luft, dem Fahrzeug entgegen und schrie: „Willste 'mal den Racker anhalten, verdammter Moralpre diger! 's Zuchthaus — ist Dir — sicher, — wenn — Du Deinen — Schwiegervater — zu — Mus drückst . . ." Es war zu spät. Ein gräßlicher Schrei durchzitterte die Luft. Hatte der Verunglückte ihn ausgestoßen, oder Fritz Willnauer? Das Auro, das der un glückliche Chauffeur nicht mehr rechtzeitig zu meistern vermocht, raste weiter, schleifte den am Boden liegenden Trunkenbold eine Strecke mit und siand dann endlich schnaufend und fauchend still. „Herr Doktor —". Leichenblaß stieß Fritz Willnauer es hervor. Freund Feldner war bereits ab gesprungen: „Ich sele nach dem Verunglückten, Will nauer," kam er diesem zuvor. „Requirieren Sie schleunigst einen Krankenwagen zur Un fallstelle. — Na — na, junger Mann, Kopf oben behalten! Es ist nicht immer so schlimm, wie cs im Augenblick erscheint. Jedenfalls sind Sie schuldlos an der Sache. Herrjeh, weiß ich doch noch immer nicht, woher der Kerl — woher der Mann so plötzlich ge kommen war. Aber jetzt schnell . . . Wenn ich den Patienten besorgt habe, nehme ich ini Hotel meinen Kaffee, — vielleicht treffen wir uns dort," wandte sich der Doktor an mich. Ich nickte und nahm zu Fuß den Weg ins Hotel. Der ärztliche Bern' flößt nur große Achtung ein, aber in diesem Augenblick beneide ich Feldner um sein Amt nicht. Ehrliches Mitleid aber hatte ich mit dem jungen Chauffeur. Er hatte keine Erwiderung gehabt auf die Reden des Doktors. Sein asch fahles Gesicht, seine verstörten Züge und sein fast abwesender Mick, standen mir noch vor der Seele, während ich ihn mit dem Auto in heftigem Tempo den Weg zum Krankenhaule nehmen sah. Seine Worte vor der Ausfahrt kamen mir in Erinnerung. Armer Kerl, und das Geschick hatte es gefügt, daß der Ver unglückte sein eigener Schwiegervater war. Die Leute batten recht, sich zu verwun dern. Willnauer mußte seine Braut sehr lieben, daß er diesen Trunkenbold niedrigster Sorte als Schwiegervater ertrug. Dessen Zu stand hatte natürlich das Unglück veranlaßt. Dies würde für den Chauffeur entlastend sein. Sein Leben aber hatte einen Riß bekommen Raubreif hatte es getroffen —; das konnte kein Gerichtshof der Welt absprechen . . . Es war wohl eine Stunde später, als mein Freund, der Doktor, im Hotel anlangte. Das Restaurationszimmer war mit Gästen ge füllt, die ihn mit Fragen bestürmten, noch be vor wir uns gesprochen. Feldner warf seinen Hut auf einen Tisch, öffnete se'nen Mantel und fuhr sich mit dem Foulard über die Stirn. Dann hob er die Schultern. „Der Ausgang läßt sich noch nicht voraus- sehen. Dieser Reimer — so heißt der ver- ungückte Trunkenbold, bat eine innere Quet- schräg davongetragen. Der organische Scha den ist nicht sehr groß, doch können die Fol gen, Geschwulst und Fieber, hier verhängnis voll werden, zumal Reimer durch sein Laster bereits stark herabgekommen ist." „Nun, an sjolch einem verliert die Welt auch nichts, wenn er drauf ginge," ließ sich eine Stimme vernehmen. Der Doktor blickte undurchdringlich. „Wir Aerzte sehen in dem Patienten einzig den Hilfsbedürftigen, gleichviel wie sein moralisches Zeugnis lautet," gab er zu rück. — Wo ist Willnauer? Ich will dem armen Schelm —. Ein Schuß, der in diesem Augenblick durch das Haus dröhnte, schreckte uns alle auf. — „Was ist? Am Ende — Herr des Him mels. am Ende hat Willnauer —!" Wir eilten hinaus. Aus. dem Korridor drängten die Hotelgäste und das Personal schrcckerfüllt durcheinander. Der Wirt stürmte die Treppen hinan und in das Zimmer des Chauffeurs. Der Doktor war der nächste, der ihm folgte. — „Tot," tönte seine Stimme drinnen, lind das Wort bannte einen joden an die Stelle, wo er stand. Eine notwendige Reise führte mich am nächsten Tage aus der Stadl fort. Als ich nach vierzehn^ Tagen zurückkehrte, und meinen Freund, Doktor Feldner, wieder auffuchte, kamen der Auto Unfall und seine traurigen Folgen mir wieder ins Gedächtnis zurück. „Wie ist es mit dem verunglückten Reimer geworden?" erkundigte ich mich. „Lebt er noch?" Der Doktor nickte. „Er lebt und wird am Leben bleiben, — Willnauer ist umsonst gestorben." „Und die Familie? Wie denft die über die Affäre?" „Gertrud Reimer, die Braut Willnauers, dauert mich. An dem Mädchen scheint etwas dran zu sein. Noch ist ihr Leid so heftig, daß sie Trostworten gegenüber stumm bleibt. Fritz Willnauer war eben derjenige, der sie mit dem Leben — ihrem Leben — aus söhnte." „Und ibre Mutter, die Fran des Reimer?" Ruhig bing der Blick des Dolors an der Landschaft draußen, die wieder mal der Raub reif silberweiß umsponnen: „Als ich ihr gestern mitteilte, daß ihr Mann genesen werde, erwiderte sie: „Unkraut vergeht nicht . . ." Kincksrtassbsn portsmonnsiss 5 bis 495 plg. küskormkossn V. 78 ?tg. 87 ?tg. 8cköner Wh . V. 22 bis Z75 psg. kür kinclsr unck vsmsn in blau unck weiss Uompsckours (plecktarbeit mit geknüpfter pranse unck 8atin unterlegt) 1 Lsrton mit z 8t. ausgebogtenl'riSLbsntüeftsrn mit kanckgestickten pcken, unck I 8tück kran- rösiscke 8eite v. 95 bis 450 psg. laeksttkrszsn in Plissee unck 8packtel in nur vornekmem, aparten Desckmack, v. LO bis 585 psg. ffabots v. 18 bis i8z psg. ttssrpazsn lffaarrsifsn, klactsln, ksmrn« in selten v. 1 bis 75 psg Uisrrsnsoeksn, nur ckie ksstsn Qualitäten — — ru aukkallenck billigen Preisen. - ttsnäsQtrutie in Dlac^-, zVilcklecker, Trikot unck gestrickt für Damen, Zerren u. kincker äusssrst dllllz. Damen-llaMaseben nur ckie neuesten Passons in 8amt, Decker u. l.eckerimitation v. 80 bis 1850 psg LpisZsl- unck koctaklasebon Die grosse klockeUokr/k >9-4 7» v- OOV ^985 psg. ^uswakl beispiellos billig. Qgfnilursn, z bis öteilig, rum ^ussucken 48 unck 95 pkg Krs§snsottonsr für Vsmsn unck lffsrrsn . . . . v. 33 bis 205 psg. 2srrsll-8umm!dossuträZsr paar 38, 60, 80, 95 bis 550 plg. XsVslisr-üossntk'äZSr m. abnekmbaren Dummi- patten aus kunstseickenen Länckern .... OO psg. für Damen unck kincker ..... llerren-pakmenportemonnaies Hssrsokmuok Lroseksn, Seftmueknaösln, »slsksttsn, ük-mrsiksn, Kings, nur ckie mockernsten 8acken, äusLsrsl bMix. WM- Kus sämtlieks Artikel hlarkon äss kakatt-Lparvsl-sins. OustÄV Oüntlier L. n. Sckellenbenxer Nackf. DsmsnZürtsI 212 in Dacklecker, VVilcklecker, Samt v. 08 bis Z75 plg. Korsetts Aut meine 8perial-^bteilung Korsetts macke ick besonckers aufmerksam, nur ckie neuesten pormen in Direktoire, Prack unck kesorm v. bis 850 pkg. kleine Korsetts erfreuen sick infolge ckes guten 8itres, sowie grosser Haltbarkeit cker besonckeren Dunst cker geekrten Damen.