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zweifellosen militärischen Erfolge, die sie über die Spanier davongetragen haben, erlauben ihnen eben diese Sprache. Einer Austeilung EhtnaS durch die europäischen Großmächte redet der russische Oberbefehlshaber im japanischen Kriege, General Kuropatkin, laut „Magd. Ztg." in einem Aufsehen erregenden Artikel das Wort. Er schildert die schworen Gefahren, die den wirtschaftlichen Interessen Europas im fernen Osten drohen, wenn Japan einmal seine Hand auf China gelegt und das 300 Millionen Ein wohner zählende Reich der Mitte in seinen Besitz gebracht hätte. Deshalb müßte Europa sich horanhalten. Gerade die gegenwärtigen Wirren begünstigten einen energischen Schritt. Der General sagt ausdrücklich, daß nicht Ruß land allein, sondern daß alle europäischen Vöh kcr gemeinsam der gelben Gefahr entgegentre ten und den Markt im fernen Osten für sich acobern müßten. Es sind das dieselben Ge- dauken, denen unser Kaiser schon vor Jahren mit dem Worte Ausdruck verlieh: Völker Europas, wahret eure heiligsten Guter! OerMcheS und LSchfisches. *— Das Wetter hat wieder einmal einen solchen Stand eingenommen, daß es durchaus kein Verlegenheitsthema ist, wenn man darüber spricht. In Mitteldeutschland sind boreits die ersten Nachtfröste zu verzeich nen gewesen. In den Alpen sind Touristen, die sich verstiegen hallten und gezwungen wa ren, im Freien zu übernachten, elend erfroren. Allgemein ist der Stand des Thermometers ein niedriger, von der Ostseeküste werden seit mehreren Tagen schon Temperaturen von 11 bis höchstens 13 Grad gemeldet. Das üt also schon recht herbstlich. Aber man merkt es nicht nur daran und au der Abnahme der Tagesdauer, daß es berbstelt. Recht friih hat sich in diesem Jahre das Laub zu fgrben be gönnen. Das aber hängt zum großen Teil auch damit zusammen, daß die Vegetation im Frühjahr dieses Jahres sich infolge der plötz lich auftretenden Wärme besonders vorzeitig zu entwickeln begann. Die Zeit der üppigen Georginen- und Sonnenblumenpracht ist da, ein paar Wochen noch, dann nisten die Vögel zum Ausbruch, und anstatt Lerchenschlag hört inan das Geschrei der Martinsvögel aus den Feldern. Einzelne Wetterpropheten künden uns einen schönen Herbst und einen strengen Win ter. Aber die Wetteuproplezeiungen in den verflossenen Monaten dieses Jahres sind jedes mal so grausam Lügen gestraft worden, daß wir besser auch für den Rest des Jahres ab warten, was das Wetter uns bringt. * — Witterungsaussicht für Sonntag, den 17. August: Nordostwind, wech selnde Bewölkung, kühl, Nachlassen des Nieder schlages * — Die S i e b e n s ch l ü f e r l a g e sind zu Ende. Die Bauernweisheit hat nur zu se r recht gehabt. Am 27. Juni, an dein der Siebenschläfer seine Herrschaft antrat, reg» nöle es. „Bringt der erste Siebenschläfer Re gen, regnet es sieben Wochen allerwegen." Wie haben wir die Sonne gesucht, Und wenn wir schon meinten, wir hätten sie fest, entglitt sie uns doch immer wieder nach wenigen Stun den. Und es regnete, regnete, regnete. . . Der Nachsommer scheint uns auch nicht verwöhnen zu wollen. * — DieZähl » ng der Schwei n e- b c st ä n d e , die am 2. Juni 1913 srfplgte, hallte nachstehendes Ergebnis: In der Kreis Hauptmannschaft Bautzen wurden zusammen 88 974 Schweine, in der Kreishaupimannschast Chemnitz 58 804, i» der Kreishauptmanuschaft Dresden 217 621, in der Kreishauptmannschaft Leipzig 246 151 und in der Kreishauptmaun- schaft Zwickau 50 608 Tiere gezählt Für das ganze Königreich stellte sich die Zahl auf 662 158, gegen 657 026 bei der Zählung am 2. Dezember 1912. Erfreulich ist die Tat sache, daß der Schweinebestaud im Königreiche Sachsen sich wieder zu heben beginnt, beson ders erfreulich ist die Zunahme der Jungtiere, die erwarten läßt, daß in kurzer Zeit eine größere Zahl schlachtreifer Tiere zur Verfügung stehen wird. * Hohenstein-Ernstthal, 16. Aug. Mor gen Sonntag findet Platz mußt aus dem Neu- markte vormittags von 11 bis 12 Uhr statt. Es werden gespielt: 1. Zrinh-Marsch, ungari scher Marsch von Ziehrer; 2. Ouvertüre zur Oper „Pique-Dame" von Suppee; 3. Liebchen wach auf, Serenade von Taft; 4. Kirmes ist heute, Kirmeswalzüc aus „Alte Burschenherr lichkeit" von Heidinger; 5. Phantasie „Inter national" von Necke. 6. Turnerreveille vonScheel. —r. P f a ff e n b c r g tur n f e st. Die Tnrn- ordnung für das morgige Pfaffenbergturnfest ist folgende: 9 Uhr Kampfrichtersitzung in der Turn halle auf dem Berge, 10.30 Uhr Bilden der Wetturnerriegen und allgemeine Freiübungen, Wetturnen, Spiele und Siegerverkündigung^Die Freiübungen werden von den etwa 600 Mann starken Wetturnern und Spielmannschaften aus geführt. Das Wetturnen findet in fünf (Alters-) Gruppen — — Jugend 1913 schulentlassen; R — Jugend 2. und 3. Jahrgang; 0. — Mitglieder bis 35 Jahre; v — Mitglieder über 35 bis 45 Jahre; L — Mitglieder über 45 Jahre — still. Acht verschiedene volkstümliche Hebungen, je nach dem Alter verschieden vorgeschrieben und gewertet, für alle Gruppen je eine Pflichtfreiübung und für die beiden ältesten Gruppen auch Gerät pflichtübungen sind der für dieses Fest verlangte Turnstoff. Auf das Wetturnen folgen Spiele und Manuschaftswettkämpfe, wozu 53 Mann schäften, darnnter 38 siir FanstballweNspiel, ge meldet sind. Da das Turnen ohne jede Pause vor sich geht, wird für jedermann von vormittags 11 Uhr an bis in den Spätnachmittag hinein viel des JnteressanHn, Anregenden und Schönen zu sehen sein. Für alle, die des unsicheren Wetters halber nur einen kurzen Spaziergang machen wollen, ist das Fest also ein passendes Ziel, umsomehr, als für Unterkommen auch bei Regenwetter in den Bauten auf dem Berge reichlich gesorgt ist. Vor allem werden die nicht fehlen, denen die Turnsache eine Volkssache ist, die infolge ihrer Vielseitigkeit und dem Grund satz der Massendurchbildung turmhoch über allen Neuerungen auf sportlichem Gebiet steht. Die Siegerverkündiguna findet am Schluß in der Turnhalle statt. Das Turnen wird bei jedem Wetter ausgeführt. f . Der eva u g e l. - n a t i o n a l e Ar beiterverein hielt am Millwoch abend seine Ausschußsitzung ab, in welcher autzor den sonstigen geschäftlichen Sachen das Winterpro gramm besprochen wulcde. Hierbei wurde be schlossen, mit September wieder die regel mäßigen Monatsversammlungen mit Vorträgen zu beginnen und sollen die aktuellen Zeitsta gen stets behandelt werden.. Alsdann wurde die neue Einrichtung der evangelischen Aröei- terverckine „Die Voll'sversicherung für alle Fälle im Erlebens- und Todesfälle" besprochen und es begrüßt, daß der Landesverband nun ne ben seinen bisherigen Unterstützungseinrichtun gen, wie Sparkassen, Krankengeldzuschuß» und S.erbegeldkasse, diese Pevsichernngsartcn für die Mitglieder und ihre Familienangehörigen aus genommen labe. Das diesjährige Sti tungs- sest soll am 17. und 18. August dergestalt be gangen werden, daß am ersten gemeinsamen Kirchgang stattfindet, während die weltliche Feststier bestehen wird aus Konzact, Gesangs vorträgen des Gesangvereins „Arion", Dekla mationen, Festvovtrag des Herrn Pfarrer A l bre ch t. Die Mitglieder und alle Freunde einer christlich-nationalen Arbeiterbewegung werden um zahlreiches Erscheinen gebeten. * — Theater im G e w e rb e h a u s. Die Direktion Richter hat für Sonntag abend, falls das Wetter ungünstig sein sollte, im Ge- werbehaus nachmittags eine Kindervorstellung und abends das gute L'Arrougsche Lustspiel „Hasemanns Töchter" vorgesehen. Bei gün stigem Wetter findet die angekündigte Festvor stellung nachmittags 4 Uhr: „Das Volk steht aus, der Sturm bricht los" mit Herrn Curt Richter als Napoleon und Frl. Marga Rich ler als Königin Luise statt. Abends ß^7 Uhr »ollen unter Mitwirkung einer Abteilung Sol baten vom Jnst-Reg. 181 in Chemnitz „Die Räuber von Schiller in Szene gc^en, worauf wir hierdurch besonders aufmerksam gemacht laben wollen. * — Zirkus Baru m-S ch a u kommt, wie aus dem Inserat ersichtlich, in allernäch ster Zeit mit seinem 62achsige i Sonderzügen nach Hohenstein-Ernstthal und wird auf dem Altslädter Schützenplatz für divi Tage Au'stel- lung nehmen. Noch nie war eine Fülle der artigor eroü'cher Tiere vereint zusammen, als wie in Barums Rieseufchau. Nicht durch nach außenhin prangende Liarussellvorbauten und marktschreiender Reklame will Barums Riesen schau glänzen, sondern durch grandiose Zn lammenstellung alles dessen, Ivas die fünf, Erd teile bieten, will er zeigen, daß es noch Neues auf dem Gebiete der Tierdressur gibt. Ein ganzes Heer von Künstlern ist für diese Welt schau verpflichtet, ganze Truppen von Ara bern, 'Chinesen, Japanern, Indianern beglei ten dieses Riesenunternehmen und werden auch hier ihre leimatlichen Sitten, Künste und Ge bräuche vorführen. Die Eröffnungsvorstellung ist Montag, den 25. August. * — S p e i s e n z e t t e I der Schulküche vom 18. bis 23. August. Montag: Rauch fleisch mit Erbsen; Dienstag: Rindfleisch mit Reis und Tomckiensauee; Mittwoch: Wickel llöse mit PeterMensauce; Donnerstag: Schweinefleisch mit Sauerkraut; Sonnabend: Spinat mit Bratkartoffeln. * Gersdorf, 16. Aug. Verunglückt ist Donnerstag nachmittag der in den 60er Jahren stehende Tagearbeiter Oswald Jahn auf einem Kohlenwerk insofern, als er mit der linken Hand in das Getriebe einer Seilbahn (Kettenbahn) geriet und ihm der kleine Finger ganz und von den anderen Fingern Glieder abgetrennt wurden. — Ferner verunglückte auf dem Steinkohlcnwerk „Kaisergrube" der erst die zweite Schicht einfah rende Bergarbeiter Gros durch einen abgehenden Berghunt. Er wurde derartig schwer verletz«, daß er ins Krankenhaus nach Lugau gebracht werden mußte. * Oberfrohna, 15. Aug. Aus Anlaß des Königsbesuchs am 2. September hat der Gemeinde rat beschlossen, eine Stiftung von 5000 Mk. zu begründen, deren Zinsen zu gemeinnützigen und wohltätigen Zwecken verwendet werden sollen. Die Stiftung soll den Namen König-Friedrich- August-Stiftung führen, und cs sollen die Zinsen in erster Linie zur Bekämpfung der Schwindsucht dienen. Für die Ausschmückung des Ortes wurde weiter ein Berechnungsgeld bewilligt. * Chemnitz, 16. Aug. In dem nachmittags 5 Uhr 50 Minuten von Dresden hier eintreffen den O-Zug Nr. 128 wurde gestern ein auf dcr Rückreise nach Marienbad begriffener Herr tot aufaefunden; er war von einem Herzschlag be troffen worden. * Dresden, 16. Aug. Prinz Rupprecht von Bayern traf gestern nachmütag, von Jü terbog kommend, in Begleitung seines Adju tanten Rittmeister Müller in Dresden ein. Er nahm im Hotel Bellevue Wohnung und wird heute mittag vom König im Schloß Moritz bürg empfangen werden. Prinz Rupprecht wird am Montag ans dem Truppenübung--, platz Königsbrück in seiner Eigenschaft als Inspekteur, der 4. ArmeeinlspeAion die dort übenden preußischen Jnfanterieregimenter be- siäMgm. — „Die Schulbänke sind noch nicht trocken!" hieß es gestern früh in einer hiesi gen Volksschule zur nicht geringen Freude der Schüler. „Kommt am Montag wieder!" Das ließen sich die Jungens nicht zweimal sagen, und schmunzelnd zogen sie wieder ab, um noch drei Ferientage in goldener Freiheit zu genießen' * Leipzig, 16. Aug. Gestern abend ge gen 7 Uhr war aus dem Lindenthaler Flug platz der Pilot Rümpler zu einem UebungS- fluge aufgestiegen. Als Passagier begleitete ihn der Diplomingenieur Rütgers aus Aacheu. Da das Wetter sich plötzlich durch starken Wind und Regen erheblich verschlechtert hatte, be schlossen die Flieger, bald nach dem Ausstieg wieder zu landen. Bei dieser Landung er faßte jedoch eine heftige Böe das Flugzeug rind >vars es aus einer Höhe von etwa 10 Metern herab. Römpler konnte den Motor nicht mehr drosseln, sodaß der Aufprall ein überaus heftiger wurde und die Flugmaschine in Trümmer ging. Während der Flieger Römpler selbst nur einige Hautabschürfungen und Verstauchungen erlitt, wurde der Pasta gier, Diplomingenieur Rütgers, so schwer ver letzt, daß er kurz nach dem Hugli starb. Der hcrbeigernsene Arzt konnte nur noch den Tod fcststellen. — Das Luftschiff „Sachsen" ist nach einer Rundfahrt über dcr Stadt gestern mittag vor der Halle gelandet. Die „Sachsen" war am stillen Morgen in Hamburg augesliegen. * Lobstädt, 15. Aug. Der 46 Jahre alte Obstpflücker Karl Otto Kirsten aus Leipzig stürzte beim Abnehmen von Obst an der Markranstädter Straße von der Leiter und ve>starb im Kranken haus zu Borna kurz darauf an den erlittenen Verletzungen. * Naunhof, 15. Aug. Einer amtlichen Be kanntmachung zufolge ist das Leitunqswosser durch Eisen und Blei verunreinigt. Während Krankheitsfälle bei Kindern bisher weniger be obachtet sind, leidet eine größere Zahl Erwach sener seit Wochen und Monaten an mehr oder weniger heftigen Bleikoliken, manche Kranke hüten schon seit Wochen das Bett. Die Ursache der Verunreinigung wird darin gesucht, daß das an und für sich 'gute Leitungswasfer innerhalb der Hausanschlüsse durch Stagnieren und Erwärmen Blei in sich aufnimnu. Es erscheint daher not wendig zu sein, daß nicht nur eine bessere Durch spülung und Reinigung der Leitungen, sondern eine Untersuchung dcr Bleirohre selbst stattfindet. Auffallend ist die Tatsache, daß seit etwa vier Wochen die Pferde der Handelsleute usw. das abgestandene Wasser instinktiv verweigern. * Leisnig, 15. Aug. Bei dem starken Ge witter am Donnerstag abend schlug der Blitz im nahen Frauendorf in das Seitengebäude des Schicketanzfchen Gutes und äscherte es voll ständig ein. Das Gebäude war erst voriges Jahr neu gebaut. * Grotzenhain, 15. Aug. Vor einigen Tagen wurde die Gutsbesitzers ehefrau Pröschke in Kroppen bei Ortrand beim Mehfüllern von einer Kuh mit den Hörnern am Untcrleibe so schwer verletzt, daß sie in das Krankenhaus zu Lauch hammer cingeliefert werden mußte, wo die Be dauernswerte ihren Verletzungen erlegen ist. * Zwickau, 15. Aug. Der Täter, dcr den Ueberfall auf den Markthelfer Ficker aus- ge ührt hat, ist gestern abend von der hiesigen Kriminalpolizei in der Person des 20 Jahre allen, aus Kirchberg stammenden, hier wohn- katen Bergarbeiters Ernst Richter festgenom men worden. Er gibt den Uebersall zu, er "ütte aber den Ficker nicht verletzen, sondern ihm nur eins auswischen wollen. Die ge richtliche Sektion der Leiche hat als Todes ursache Schwellung des Kehlkopfdeckels ergeben Es ist aber nicht mit Bestimmtheit festgestellt, ob diese Schwellung die direkte Folgp der Strangulierung ist, da die Schwellung erst einige Tage später eingetireten ist. — Ein 60- jähriger Invalide glitt anfangs der Woche in Niederplanitz auf einer Treppe aus unk stürzte diese hinab. Dabei erlitt er eine schwere Ge hirnerschütterung, an deren Folgen er hier in der Wohnung von Verwandten, wolin er ge bracht worden war, trotz ärztlicher Behandlung verstorben ist. * Oelsnitz i. B., 16. Aug. Das 16 jährige i Dienstmädchen Puchta hier war an der gefürch teten epidemischen Gnickstarre erkrankt und ins Krankenhaus zu Plauen eingeliefert worden, wo es gestern nachmittag gestorben ist. * Plauen, 15. Aug. In der Knorr- schen Erbschaftsangelegenheit, die weit über die Grenzen des Deutschen Reiches l inaus Aufsehen erregt l at, werden zurzeit von einem beau tragten Beamten die Werte der Knorr- schen Grundstücke festgestellt. Eine Erklärung des Kaisens, ob er die Erbschaft antritt, liegt, soviel dem „Vogtl. Anz." bekannt ist, noch nichk vor. Wie nicht anders zu Mvanen war, versuchen ganz unbeteiligte Personen durch Einreichung von Gesuchen, die teils nach Ber lin teils an die Witwe gerichtet werden, et was von der Erbschaft zu erlangen. Der eine hat durch jahrelanges Prozessieren viel Geld verlöten, der andere braucht notwendig einige Taufend Mark usw. Alle solche Eingaben ha ben aber, wie bestimmt zu erwarten, gar keine Aussicht auf Erfüllung. Schade also um die Arbeit und das verwendete Porto. — Ein nachahmenswertes Beispiel hilfsbereiter Näch stenliebe gab, wie der „Vogtl. Anz." meldet, gestern in Planen eine unbekannte junge Dame. Gegen mittag kam vor dem Schuhwaren Haris I. Hübler, Gottschaldftratze, eine Droschke vorgelal ren, der eine junge Dame und zwei ärmlich gekleidete Knaben im Alter von 9 nnd 14 Jahren entstiegen. Im erwähnten Laden kaufte die Wohltäterin den beiden Jun gen je ein Packe Schuhe, erkundigte sich als dann, wo es ein gut bürgerliches Mittagessen gäbe und wo sich ein gutes Konfektionshaus befinde. Der Geschäftsinhaber gab die ge wünschte Auskunft und zu seiner Ueberraschung sprach die junge Dame am Nachmittag noch mals in dem Geschäfte vor, um weitere zwei Paar Schuhe für die Mutter der Kinder zu kaufen. Welche Wandlung war unterdessen aber mit den beiden Knaben vor sich gegan gen. Frischgewaschen und neu eingekleidet vom Kops bis zum Fuß stellten sie sich vor und strahlenden Auges erzählten sie, daß sie außer einem Anzug an Wäsche und Unterkleidung alles doppelt und dreifach erholten hätten. Der ältere der Knaben, welcher augeuleidcnd ist, lalle außerdem noch eine Brille erhalten. Dankerfüllten Herzens begaben sich die beiden Kinder mit ihrer Wohltäterin, einer Berliner Dame, die offenbar zur Zeit in Bad Elster zur Kur weilt, nach dem Bahnhof, um in ihre Heimat in der Ascher Gegend zurückzu- fahren. Jedenfalls ist die unbekannte Dame, die versicherte, daß ihr ein Mittagessen selten so Alt geschmeckt habe, wie gestern mit den beiden Knaben, aus ihren Spaziergängen ruf die Familie der Kinder aufmerksam geworden und hat nach eingezogenen Erkundigungen den Entschluß gefaßt, den Familienangehörigen in der geschilderten Weise eine Freude zu bereiten. * Schlettau, 16. Aug. Nachdem be reits in der Nacht vom Mittwoch zum Don nerstag durch ein Schadenseinr die Wohn häuser der Herren Bitterlich und Hohmann in Asche gelegt worden waren, wurden gestern früh die Einwohner unseres Städtchens aber mals durch Feuerlärm aus dem Schlafe ge schreckt. Früh gegen 5 Uhr brach in deni Grundstück des Herrn Landwirts Schneider ein Brand aus, der mit unheimlicher Schnel ligkeit um sich griff, so daß in kurzer Zeit das Hintergebäude und der Dachstuhl des Vor- dergebäudes ein Raub der Flammen wurden. Die Bewohner der abgebrannten drei Grund stücke laben nur zum Teil versichert. Gerettet konnte fast nichts werden. Unter dem Per- dachle dcr Brandstiftung wurde der 16 Jahre alte Lehrling eines Malermeisters in Cuners- dors verhaftet und dem Amtsgericht Amraberg zuaeführt. Der junge Mensch ist geständig, das Feuer vorsätzlich angelegt zu haben. Heber den Grund zur Brandstiftung befragt, erklärte er, daß er gern einmal Feuer gcseten hätte. * Zittau, 15. Aug. Von der hiesigen Amtsl auptmannschast war dem Direktor Albin Uhlig in Oybin die Konzession zum Betriebe seiner Naturheilanstalt entzogen worden. Diese Maßnahme ist im Anschluß an einen gegen Uhßg angestrengt gewesenen Strafprozeß, der durch alle Instanzen gegangen und schließlich vom Oberlandesgericht zuungunsten Uhligs entschieden worden ist, erfolgt. In der Uhlig- schen Anstalt hat vor längerer Zeil ein Pa^- tient im Bade eine ziemlich schwäre Haulver- letzung infolge zu heißen Wassers erlitten. Trotzdem der Bademeister der schuldige Teil »var, ist U.tMg als der Verantwortliche wegen Körperverletzung bestraft worden. Gegen die Ellffcheidung der Amtshauptmannschaft beschritt Uhlig den Instanzenweg und focht schließlich die Konzessionsentziebung beim Oberverwal- wngsgericht an. Der höchste öffentliche säch sische Gerichtshof bat jetzt das Rechtsmittel Uhligs abgewiesen und damit die Kongessions- entziehung funktioniert. Depeschen Berlin. (P r i v. - T e l.) In hiesigen diplomatiichen Kreisen neigt man der Ansicht zu, daß die Besetzung einiger Ortschaften an der Maritza durch türkische Truppen nicht auf einen planmäßigen Vorstoß der türkischen Ar mee, sondern auf strategische Sicherung der Grenzen schließen lasse. Berlin. Der Berliner Kriminalpolizei ist es gestern gelungen, die Schwindler, welche der Dresdner Bank durch eine gefälschte Effet tenrechnung 30 000 Mk. entlockten, zu verhaf ten. Sie haben ein Geständnis abgelegt. Einer der Schwindler ist der Kassenbote der Dresd ner Bmk, Otto Thiel. Seine Komplicen, der Sohn des Buchdruckers Siegbert Wreschker und und ein Angestellter der Firma Orenstein L Koppel, Harlepp, sind von dem Schwindler überredet worden. Dar Plan datiert bereits seit einem Jahre. Die Ermittlung der Täter gelang dadurch, daß -der Buchdrucker sich mel detc, bei dem die Formulare der überhaupt nicht bestehenden Bankfirma B. Heimann K Co. gedruckt waren. Fast die ganzen 30 000 Mark wurden wiedergefunden. Hatlepp hatte für seinen Botengang zur Darmstädler Bank 600 Mk. erhalten. Bromberg. (Priv - Tel.) Der Reichstags abgeordnete für den Wahlkreis Kolmar (Posen), Gutsbesitzer Ritter, stürzte bei einer Eisenbahn fahrt von Schneidemühl nach Bromberg infolge unvorsichtigen Oeffnens der Tür kurz vor dem Bahnhof Bromberg auS dem in voller Fahrt befindlichen Zuge. Er zog sich schwere Ver letzungen zu. Zürich. (Priv.-Tel.) Zahlreich trcf- fen jetzt die Vertreter der deutschen und aus ländischen Sozialdemokratie ein. Von der so zialdemokratischen Rckichstagsßraktion werden allein 85 Vertreter erwartet. Die Blumenge schäfte wurden geradezu gestürmt; sic sind nicht in der Lage, den Bedarf an Kränzen zu decken. Am Sarge Bebels defilierten gestern 21 000 Personen. Zahllos sind dir roten Schleifen an den Kränzen, die wenigen aride ren Farben fallen darum umsomehr auß Ge stern abend wurde das Haupt des Toten auf einen Kranz roter Nelken gelegt, den sozial demokratische Frauen gestiftet haben. Das internationale sozialdemokratische Büro hat die