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z ' ' - ' ?Ml>sk >W McnßkiMMHllltt än!nyn Tageblatt. EWW?WW!WWWWN!WWWWMIMPWWWMWIMIWW1WW1^III^I^^^^11I^EWWMWWMMMIWIWMWIIWN»MWWMIWWWWWWWI Nr. 188 Dienstag, den 12 August 1V18 40. Jahrgang 25-3shrfeitr der^SSvgtrliist" ia MsttMand. Ter Mannergesangverein „Längerluft" Wü stcnbrand, der im Drei-Kaiser-Jahre 1888 ge gründet wurde bezw. aus dec Sängeo-Abtei- ltnrg des Militärveroins hervorgiuq, konnte in diesen Tagen auf ein 25jähriges Bestehen zm rückblicken. Aus diesen! Anlab veranstaltete der Verein anl gestrigen Sonntage in Georgis Gastho' einen starkbesuchten Säugerkoimners, an dein außer einer ganzen Anzahl OrtSver einen auch Brudervereine aus Wüsteubrand, Oberlungwitz, Mittelbach, Kirchberg, Hohen steiwErustthal, Oberfrohua, Grüua, Pleißa, Stelzendorf und Chemnitz-Kappel tcfluahnicn' Der Vorsteher des Jubclvereins, Herr Otto S ch w bect, leitete den Kominecs mit einer Ansprache ein, in der er u. a. die erschienenen Ehrengäste, den Ehrenvorsitzenden des Nestaus schusses Herr,, Gemcindevorstand Helbig, den Buudesliedermeister Herrn Kircheumufikdireltor Winkler-Chemnitz und den 2. Vorsteher des erzgebirgjschen Sängerbundes Herrn KauA inann Sachsc-Chemnitz und die Mitglieder dar Brudcrvereinc willkommen hieß. Nach einem Sängergrub, der kraftvoll und klar znm Vortrag kam, sang der Jubclvercin unter Leitung des Herrn Lehrer Sachse Lach- necs Männcrchor „An die Kunst". Wie sich der Verein seiner Awgabc entledigte, war ein lach tadellos. Reine Aussprache, geschickte Tongebung und Wohllaut des Stimmaterials zeichnen die Sängerfchar aus, die in ihrem Dirigenten einen äußerst tatkräftigen Leiter besitzt. Wenn auch Lachners Chor sich eher sür »neu größeren Gcsangskörper eignet, so muß doch gesagt werden, daß die Sänger sich vorzüglich mit den mannigfachen Schwierig, leiten der Komposition abfandcn und ihr zu einer recht annehmbaren Wiedergabe verhalfen. Der starke Beifall war deshalb wohl anH?- biacht. Aus besonderen Wunsch sang der Vcr ein sodann noch „Lützows wilde Jag'o" in der Vertonung von Carl Maria v. Weber. Der flotte Vortrag sand lebhaften Applaus. Herr 2. Bundesvorsteher Sachs e hielt sodann eine Ansprache, in der er ». a. gus- führde- Zu jenen Gästen, die mit ganz beson derer Freude dar Einladung Folge leisteten, gehört auch das Präsidium des erzgebirgischen Sängerbundes. Freude schon aus dem Grunde, weil der Jubelvereiii mit seinen heutigen Vor trügen gleichzeitig den Nachweis für die Be fähigung zur Aufnahme in den Bund dar legt. Dank für die Einladung läßt Ihnen auch der Bundesvorsteher abstattcn, der durch eine Reise an dfe See leider an der Teil nahme gehindert ist. Wir begrüßen Sie herz lichst und wünschen, daß der Verein in den nächsten 25 Jahren einer recht gedeihlichen Weiterentwicklung cntgegengeht. Wir hoffen, daß er in den Bund ausgenommen wird, was nach den eben abgelegten Proben keineswegs zweifelhaft erscheint. Als nützliches Glied des Bundes heiße ich Sie schon jetzt herzlich will kommen. Heil und Sieg dem Gesang alle wege, Heil und Sieg dem Verein! Nach Absingen des Sängerspruchs „Mein deutsches Lied" nahm Herr Kirchcnmusikdirek- tor Winkler das Wort, u. a. folgendes hervunbebend: Wir stehen, wenn ich mir schon jetzt ein Urteil erlauben darf, noch g,urz unter dem Eindruck Ihrer schönen, ausgezeichneten Vorträge. Gerade Lachners Hymnus „An die Kunst" ist ein Prüfstein sür jeden Männergc sangvercin und ist es bedauerlich, daß heute Lachners Werk etwas in Vergessenheit gera'.cn ist. Freudig hat es mich berührt, daß Ihr schneidiger Dirigent auf das schöne Lied ver fallen ist, das ich erst im Mai d. I. beim Kaiftrstciswetlsingen in Frankfurt hörte. Mit der heüte zum Ausdruck gebrachten Auftastung war ich sehr zufrieden und mache Ihnen fair die gute Wiedergabe mein Kompliment. Der Chor wurde sehr schön vom Stapel gelassen. Wer seine Schwierigkeiten kennt, muß gestehen, daß der Chor ausgezeichnet geraten ist. Den übrigen anwesenden Gesangvereinen ist nur zu raten, ihm gleichfalls ihre Aufmerksamkeit zu zuwenden. Bedauerlich ist es, daß nicht meh rere wirkliche Volkslieder in der Vortragsfolge enthalten sind, denn dir Pflege des Volkslie des darf nicht vernachlässigt werden. Gerade Sticher häckte ich gern auf dem Programm ge sehen. Betonen will ich, daß mir auch Theo dor Körners Lied ungemein gefallen hak, es wurde mit dem nötige» Schneid vorgerragen und versetzte uns das Lied in die Zeil der Freiheitskriege, in der es eine wichtige Rolle spielte. Damals sah das Volk den Nieder gang des Landes vor Augen, bevor der deut sche Adler sich siegreich emporschwang. Wir feiern in kurzar Zeir das Fest der Erinnerung an jene denkwürdige Zeil, wo aus Leipzigs blutgetränkter Ebene die Völkerschlacht wogte. Für deutsche Sitte und deutsches Recht wurde gekämpft und das, was damals Alt und Jung besonders begeisterte, das waren auch die Freiheitslieder. Wohl niemals hätte ein Volk die Erfolge erzielt, auf die die ganze Wel. staunend sah, wenn die Begeisterung der Frei- leitslieder ihnen nicht stets ein Ansporn ge wesen wäre. Wir wollen als treue deutsche Sänger das Erbe hüten wie ein Heiligtum und Um unsere beste Kraft weihen. Die Auf »ahme des Jubelvereins in den Bund kann ich nach dem Gehörten nur befürworten; sie wird sicher in einer der nächsten Sitzungen des Bundesvorstandes erfolgen. Ich must dem Verein meine Hochachtung aussprechen und begrüße ihn schon jetzt als jüngstes Bundes mitglied und wünsche, daß er unter dem schneidigen Leiter ein brauchbares Glied der den scheu Sängerschaft wird. Möge er auch bei rauben Wegen dem Zepter des Leiters folgen, eingedenk du Worte, die vor dem Leipziger Gewandhaus stehen: Ernste Sache erst ist das rechte Vergnügen! Blicken Sie stets freudig zu Ihrem Führer auf, der Ihnen alle zeit ein guter Steuermann sein dürfte. Ihr Kapitän, der Vorsteher, wird Sie gleichfalls wohl in einen guten, ruhigen Hafen leiten, daß Sic als rühriges Glied des Bundes Ihren Platz voll und ganz ausfüllen. Erst drc strenge Arbeit, dann das Vergnügen! In diesem Sinne leiste ich Sie herzlich willkommen in unserm Bund. Di? Säuger-Brudervereine aber bitte ich, die Sänger zu begrüßen mit unserm alten schönen Spruch „Mein deutsches Land, mein deutsches Lied, in Einigkeit dich Gott behüt!" Heil dem Jubelverein! Im Namen der Gemeinde Wüstenbrand hieß sodann der Vorsitzende des Ehrcnaus- schusses, Herr Gemeindevorstaud Helbig, die anwesenden Sänger und Mitglieder des Bundesvorstandes herzlich willkommen. Vor 25 Jahren, in jenem denkwürdigen Jahre H888, gründeten 20 Mitglieder des Kgl. Lächs. MilitörvereiuS Wüstenbrand den sogen. Miln tär-Gesangverein. In den ersten 8 Jahren wurde cr von dem Ehrenmitglied Kantor cm. Fischer ge leitet,dann nahm er seinenjetzigen Namen an,wurde drei Jalre von Lehrer Herold, li Jahre von Kaiitor Stadelmann geleitet und erhielt hier" auf seinen jetzigen Dirigenten Lehrer Saune. Ich beglückwünsche den Verein zu seinem Heu tigcu Jubiläum au'"s herzlichste und überreiche ihn, im Namen des EhreuauSschusses ein Geldgeschenk in Form eines Sparkassenbuches. Hoch der Jubelverein! Der V e r e i n s v o r st e h c r nahm die Festgabe dankend in Empfang und betonte, daß man Noten und Liederbücher gern von ihr beschaffen werde. Dann nahm der eigentliche Sängerkommers scinen Anfang. Als erster Verein sang der Männergcsangverein G r üna , dein das Dop pelguaLtelt Cho m n i tz - K appel fptglc, dessen Vorstand dem Jubelverein eine Noten maPPe als Geschenk überreichte. Dem Männer gesangvereiu „Lftra" - Plc > sta folgte dann der Wüsteubrandcr C h o r g e s a u g v e r e i n, der unter Herrn Kantor Etadelmann „Deut sehe Tänze" von Schubert in der Bearbeitung Aos <6tM BoH/?fkk6aAv- i/l w/MtH AMA,?/»? 6a/^o/ch/§on^ /P/mn/A. Bernhard von der Eiche. Nomau von Baronin Gabriele v. Echlippenbach. 27) (Rachdr. ocrb.) Recht unlustig kleidete Eiche sich au, als die Stunde des Diners hcranrücktc. Er wäre am liebsten unter irgend einem Vorwande wegMbstebem, er konnte es nicht, ohne nuhöf lieh zn sein. Beruhcurds holst, geschmeidige Gestalt sah iw Frack besonders stattlich aus. Seine mann Uche Erscheinung kam auch beute zur Gettung, als er den schon von den GcburrSlagsgästeu gestillten Salou Fran Gcrards betrat. Ines eilte dem Bruder entgegen. Jbr Gesicht gflüblc und sie flüsterte ihm zu: „Ach, Hardy, gut, das' Du kommst, denke Dir, Gras Frauenfeld ist gekommen." Fran Gerard stand mittet) im Kreist ihrer Gäste, die aus Dkdenboftu, Lurrmburg. Ros I'ngcu und Umgegend hrrbciaeeill waren. W:c eine Königin sah sie aus in ihrer schlanken Anmut, in dem schlichten, weißen Kleide. Es sprach für ihren seinen Takt, daß sie als Wirtin so einfach gelandet war. Der einzige Schmuck, den Irmgard trug, waren zwci herr liche Rostu, eine dun'elrote und eine gelb Uche: Bernhard erinnerte sich, daß sic femen Strauß in dieser Farbenzlstammeuslellu,g bc wundert hatte. Ob die duftigen Bitten feiner Spende entnommen waren? Wohl nur, weil es so schöne Eremplare waren, das sagte er sich. An dem vierten Finger der weißen Rech len Frau Gerards glänzte der goldene Trau ring des alten Maunes, dessen Weib sie ge worden war. „Um des Geldes willen," datt e Bernhard fast zornig, „deshalb hatte sic ilm ihre Jugend verkauft." Ein Gefühl der Mist aehtuug wollte über ibn kommen. Da hing das Oelbild des Mannes, der die Millionen zusammengescharrt tMtc, dessen Fuchsggsicht malitiös zu lächeln schien, als ov es sagen wollte: „Ich hohe Dich noch übers Grab hin aus gebunden, Irmgard, entsage dein Lurus, der Dich umgibt, verzichte ans den Reichtum, au dcn ich Dich gewöhnt habe, um der Liebe willen, die einmal doch über Dich kommen must, untz die Du bisher nicht kanntest." Neben Fran Gerard sstmb ein Fremder, ein hübsch«- blonder Herr, der noch sehr jung und knabenhaft aussah. Als der Hochofenchef sich ihr näherte, stellte die junge Fran ihn vor. „Mein Vetter, Graf Frauenfeld Baron von der Eiche." Sic schüttelten sich die Hand und wechsel ten einige höfliche Redensarten Irmgard ist zurückgetrelcn und einen Moment ruhte ihr dunkles Auge mif den beiden, aus der kraft rollen, männlichen Gestalt, und dem encrgi scheu Gesicht des Hochofeuchefs, wie auf dem l ülnchen jugendlichen Acustcreu des kaum drei undzwanzigfährigcn Verwandten. „Wie ver ubieden sic sind," dachte sie: dann widmete sie sich den älteren Mitgliedern der Gesellschaft. Aus Dudenhofen wa<reu einige OUziere mit i'reu Damen lcrübergekommcu. Jncs kannte met-rere von ibucn, da sic mil b?m Bruder in do: Garnison gewesen war. Ein schmucker Leutnant machte dem jungen, hübschen M'd ck'en een Hof: in ihrer harmlosen Art scherzte und lachte Ines mu iVm. Sie blickte aus, al- Grat Frauenfeld sich ihr näherte und ihr den Arm bot. Eben hatte der Diener die Tür zum Spnscsaal geöffnet und die Hcrrschafleu zu Tische geboten. „Ich, ich gitautlc Sie Sic würden Frau Gerard führen," platzte Jues etwas er schreckt leraus. . Er versuchte zu lächelu es sah aber nichu l eiter ans. „Wic Sie scheu, geht sie mit einem audarn Herrn zu Tisch." Etwas wie schiecht verwundene, Aerger klang hindurch. Ines sah Zwei hol e Gestalten Arm in Arm au sickr vorübcrochen, ihrer, Bruder uud Irin gard. Da sagte sie in ihrer Natürlichkeit: „Es lut mir so leid, dtzst ^nc »ich. ^lwe Kuftnc führen, Herr Graf, ich bin en, schlechte, C, satz stil sie." „So bewundern Sie Irmgard?" fragte Fraucnseldt lcblast. „Nicht das allein, ich habe sic sehr, sehr lieb!" rief Fucs impulsiv mit der Wärme ihres Herzens. Er sab znm ersten Male genau auf das junge Wesen au seiner Seile. „Sic ist cüler liebst," dachte der Gras, „eigentlich müßte ich mit meiner Tischdame zufrieden sein da es nicht Irmgard ist," fügte er mit einem leisen Seufzer hinzu. Das elektrische Licht strahlte von der reich mit Stuck verziei-ten Decke aus soteu und goldgelben Glaskelchcn gedämpft hernieder; cs liest die Kristall und Silbergcrälc der Fest lascl magisch schimmern uud entlockte dem lohen TafelauGatz aus geschliffenem Viüistaü und reich vergold.ttcm Silber bunte Reflere. Ungefähr viocundzwanzig Pcrfoucu saßen nm den reizend mit Blumen gedeckten Tisch. Manch hübsches, junges Gesicht, manch stair lieber Manu war zugegen, frohes Lachen und Sprechen erfüllte den Raum. Nur die zwei iu der Mitte der Tafel spräche» wenig; cs >var, als ob sic isoliert von dcn übrige» da saßen. Unterhaltung wollte ihnen nicht glük- kcm »nd au tiefer Gehendes rührten sic, wie in stummer Nebcreiustimmung, nicht. Endlich brach Irmgard das Eis. .„Scheu Sie, wic reizend Ihre Schwester ist," sagte sie zu Bernhard, „ich gewinne F»cs alte Tage lieber." Ein warmer Strahl trat in seine ernsten Augen. „Ich danke Ihnen, gnädige Frau." „Wenn es nicht grausam wäre, Sie Ihnen zu nehmen, Herr Baron, behielte ich Jues am liebste,, ganz bei mir, doch das mntc ich Ihnen uicht zu. Es must etwas Schönes um Geschwisterliche scim." „Sic sagen es, als ob Sic sic nicht kennen?" „Nein, ich kenne sie nicht," entgegnete Irm gard leise, „ich habe weder Schwester noch Müder gehabt, ich war immer allein-." „Und bist Du es setzt nichts" dachte Bern tard. „Warst Du cs uicht iu Deiner sreud- lolen Ele, bist Du es nicht mitte» in Dei neu, Reichtum, den Du mit nicmatzoen teilen darfst?" „Sic haben setzt viel dringende Arbeit aus dem Werk," tagte Frau Gerard, das persön Uwe Tlema abbrechcnd. „Jucs erzählte mir vou einer Störung im Betrieb." „Ja, und das bringt uns gleich zurück: es ist auch uicht ohne Gc'ahr für die Arbctter. Eigentlich hätte ich heule bei den Hochösen bleiben sollen. Ich bin unruhig, wie cs gehen mag, und habe ungeordnet, das; ich sofort telephonisch benachrichtigt werde, wenn meine Anwesenleit erforderlich sein sollst. Ich bitte desl alb um Ihre gütige Vergebung, wenn ich plötzlich die Gefcllschaft verlasse." „Wie genm Sie es nehmen," sagte Frau Gerard. „Hängt denn soviel davon ab?" „Es bandelt sich um das Leben der Men schen, die durch ihre Arbeit Ihnen dienen, gnädige Frau." Es tau, schroff, fast unhöflich von Bern hards Lippen. Frau Gerard blitzte ihn hock» wütig aus il reu große« Augen au. Wollte dieser Main, sie zurcchtweiseu, er, der Hoch- o euchef, der gewissermaßen ihr diente? „Ich danke Ihnen für Ihre Worte, st Hütten nnausgespüocheu bleiben können," vcr- eplc sie getränkt. „Ich habe oft bedauert, das mein Manu sein Kapital iu Röstlüugcr Atiieu gebuuden hat. Lwbald cs gebt, ge- dcuke ich sie zu verkaufen." Bernhard unterdrückte ein spöttisches Lächeln. „Das könnte nur mit großen Verlusten ge- schctcn, gnädige Frau," sagte er, jedes seincr Worle stark betonend, „ich würde Ihnen uicht dazu raten." „Habe ich Jie um Rar gefragt, Herr Ba rou? Ich denke, der Generaldir.ckkor Müller ist die kompetente Persönlichkeit." Es klang ungezogen. fJorts*tz»»g folgt.)