Volltext Seite (XML)
lers zuwies, lies; das Reich ost arg leiden. An diesem Privatfürstenrecht musste selbst die herrliche Schöpfung Karls des Großen zu- gründe gehen. Sein Nachfolger, Ludwig der fromme, teilte sein Reich unter seine drei Söhne aus; später wurde der Kleinstaaterei Tür und Tor geöffnet, das deutsche Kaiser tum ein Schatten, ein Spott der Völler. Doch das Volk in seiner Gesamtheit hat ein Anrecht auf ungeteilten Schutz des Reiches, über dem Begriff des Privatftirftenrechts muß der albge meine Staatsbegriff stehen. Bis in die neuere Zeit läßt sich diese Kleinstaaterei verfolgen und selbst der große Kurfürst mit seinem Weitblick auf wirtschaftlichem Gebiet, der erkannte, daß die Grenzen des Vaterlandes für die dem Volke innewohnende Kraft zu eng werden würden, hing diesem Privatfürstenrecht an. Zwar suchte er dem Väke Kolonien zu schaf- ien und schuf eine Motte, die leider, eine Schmach kur das deutsche Volk, unter den Hammer kam. Dieser tüchtige Herrscher teilte sein Reich testamentarisch unter seine Söhne aus. Selbst in unseren Tagen hat der Ge danke des Privathürstenrechts die Gemüter noch durch Schleswig-Holstein erregt; wäre doch auf Grund privattechtlicher Ansprüche der Augusten burger ein neuer Kleinstaat im Reiche geschaf fen worden, wenn nicht Bismarcks staatsgrün dende Tat erfolgt bezw. anerkannt worden wäre. Ihm war durch seine wahre Vater- landsliebe des echten deutschen Maunes das Auge geschärft, der Blick geweitet. Er, der ein machtvolles Reich mit hüte errichten Hel sen, watc hierin von einer goldenen Rücksichts losigkeit. Gerade aus der Art der Verwaltung von Schleswig-Holstein mußte als weiterer Schritt zur deutschen Einheit der Krieg mit Oesterreich 1866 entstehen. Der Friede zu Prag bescherte uns den norddeutschen Bund mit ge meinsamem Kriegsherr, Marine-, Zoll-, Han dels- und Postwesen-. Seit 1833 hatten die deutschen Lande die Segnungen des deutschen Zollvereins kennen gelernt. Die damaligen Zollschranken, die Handel und Wandel nicht auMühen ließen, trennten die Stämme und verurteilten das Volk zur Tecritorialwirrschaft. Nach dem Wiener Kongreß mußte ein Fuhr mann, der Waren von Königsberg nach Frank furt brachte, 40 Zollgebiete passieren, also 40 mal Zoll bezahlen. Welcher Preis daun vom Käufer bezahlt werden mußte, brauchen wir nicht auszukalkulieren, denn es war unmög lich, ihn zu bezahlen. Was Napo eous Knecht schaft und selbst die Freiheitskriege nicht ver mochten — eine Folge der Kleinstaaterei — das zwang die wirtschaftliche Not zu tun: sich zusammen zu schließen. Und die er Bund hielt fester als die schönsten poli ischen Per trage. Von der Territorial- ging man zur Volkswirtschaft über. Die einzelnen Stämme waten in Verbindung, lernten sich kennen und, was noch wicbtirer war, sich schätzen. Der Handel blühte auf, Eisenbahnen wurden ge- banr und die Binnenschiffahrt blühte. Als die s ddeu^chcn Staaten 1866 mit Oesterreich be siegt worden waren, traten sie nicht aus dem Zollverein aus, wie es wohl aus politischen Gründen no.wendig gewesen wäre, sondern sie lehnten snb in wirtschaftlicher Beziehung noch enger an den Norddeutschen Bund an. Dertrsch- land war also schon vor 1870 in wirtschaft licher und handelspolitischer Beziehung geeint. Hoffmann von Fallersleben besang damals in einem begeisterten Liedchen von »Vchwefelhöl- zern und dergleichen das feste Band des Zoll vereins. lind aus dem Zollparlament wwcde 1866 ein Volksparlament, aus dem Zollbund ein Vollbuud! Das deutsche Natioualgefühl ivar zu voller Stärke erwacht, der Grundstein zur Handels- und wirtschaftlichen Weltmacht gelegt. 42 Jahre hat nunmeb-c das Deutsche Reich die Segnungen seiner Einigungen in Frieden genossen und in diesen l Dezennien mehr erreicht, als sonst in lOO Jahren. Es hat sein Ansehen in der Weltgeschichte ge festigt und ist in seinen wirtschaftlichen Un ternehmungen längst über die Grenzen des Vaterlandes hinaus, es ist von der Volks wirtschaft zur Weltwirtschaft über gegangen, aus dem Ackerbaustaat ist dank der Intelligenz und vorzüglichen Schulbildung des gesamten Pol kes ein führender Industriestaat geworden, der der Konkurrenz auf dem Weltmärkte stand hält, ja, tonangebend geworden ist. Das be weisen die großen Examina der Völler, die Weltausstellungen. 1872 erhielt die deut che Industrie in Phiadelphia die gewiß nichl rühmliche Zensur: „Billig und schlecht", aber 1900 war Deutschland in Paris das an ge staunte und vor 2 Jahren in Brüssel das preisgekrönteste Land der Erde. Solange der Schutz des Reiches hinter -dem Kaußnanne steht, ist eine günstige Weilerentwickelung ge währleistet; weil er fehlte, mußte unsere alte Hansa untevg-ehen, der Unternehmungsgeist er lahmen, da sich die Kaufleute uni den Erfolg ihres Mühens gebracht sahen. Gang anders heute, wo Kaiser Wilhelm eine Kriegsflotte geschaffen hat, die den deutschen Handel bis in die fernsten Länder schützt. Mit Stolz nennen wir uns heute Deutsche, unser Na tionalbewußtsein hat sich geschärft seit wir wissen, daß ein großes und machtvolles Vater land hinter uns steht. Jeder Deutsche, wo er auch sei, brauch: sein Vaterland; denn ohne dieses steht er schutzlos in der Welt da. Vor trefflich hat dies der geschätzte Dichter Max Bewer in Laubegast in 'einem Gedicht „Was ist Vaterland?" gezeichnet, das der Herr Red ner vortrug, um sodann fortzufahrcn: Für jeden unserer Volksgenossen ist das Reich auch in fernen Ländern noch ein Schutz und eine Hilfe in Not und Gefahren. Dieses Schutzes und dieses Rechts kann sich jeder Reichsauge hörige freuen. Aber dürfen wir denn diese gewaltige Wohltat ohne Gegenleistung anneh- men? Gewiß nicht, und wir wollen es auch nicht, denn wir sind bestrebt, dem Vaterlande gegenüber unsere Pflicht zu tun. In ihrer Erfüllung ist uns unser geliebter Kaiser ein erhabenes Vorbild. Er ist Erhalter und Meh rer des Reiches, das sollten und könnten auch wir sein. In seinen Neujahrswünschen für 1913 zeigt uns Gustav Schüler dafiir den rechten Weg. Alles Trugwerk sollen wir nie dertreten und hochgemute Liebe üben, dann wird der Goldgrund des Lebens nicht getrübt werden, Kleinheit und Niedertracht werden verschwinden bei nationalem Denken und Füh len. Kaiser Wilhelm ll. sagte: Das neue Deutsche Reich ist keine bloße Fortsetzung des alten Kaisertums, sondern eine starke neue Schöpfung, errichtet auf dem Grunde der Na tionalität. Warum sank das alte Reich da hin? Weil es nicht auf streng nationaler Ba sis begründet war. Nicht nur Worte hat hier für der Kaiser, sondern auch Taten. Unserem Vaterlande ist der Frieden bisher dringend notwendig gewesen und ist es heute noch. Um das Wohl seines Vaterlandes willen hält er am Frieden fest und schützt ihn. An Kultur- werten soll Deutschland bereichert werden, der Wohlstand soll sich heben. Dazu ist der Krieg verderblich, darum verbietet er ihn. Ja, kön nen denn der deutsche Küfer und sein Volt Kriege verbieten, da doch ganz Europa nicht einmal dem kleinen Ländchen Montenegro mil seinen 250 000 Einwohnern verbieten tonnte, zu Beginn des Winters 1912 auf die Türken zu schießen, das Blutbad auf dem Balkan einzuleiten? Was -die Großmächte gemeinsam nicht tonnten, hätte Deutschland recht wohl mit seiner Wehrmacht verbieten können, wenn sein Interesse an der Verhinderung stark ge nug gewesen wäre, wie dies z. B. 1908 der Fall war, als durch russifch-engUfche Trei bereien der Zwist zwischen Oesterreich und Serbien, der mit der Okkupation Bosniens und der Herzegowina endete, ausbrach. Als Fürst Bülow damals klipp und klar evüärte: „Wn marschieren, sobald Oesterreich von einer zweiten Mach: angegriffen wird", da stürzte das Kartenhaus rufsi'cher Diplomatie zusam men. So ist es immer, wenn Deutschland deutlich, d. h. deutsch spricht. 1908 hat sich des großen Schweigers Hellmut von Moltkes sto zes Wort erfüll-, das er nach der Grün dung des neuen deutschen Reiches ausspcach: „Im Herzen Europas ist eine Macht entstan den, die, ohne selbst eine erobernde zu sein, wohl imstande ist, ihireu Nachbarn den Krieg zu verbieten." Die letzte Dreibunderneuerung, ecsolgt in trüben Zeiten, trug in den Dezem- bertagcn des Vorjahres wesentlich zur Klä rung der verworrenen Lage bei. Deutschland kann mithin, wenn es will, einen Krieg ver bieten, dazu ist es infolge seiner Einigkeit im stände. Wenn das Woll des Vaterlandes in Frage stehb, dann müssen wir einig und na tional, d. h. gut deutsch denken. Keiner kann und darf international sein, denn dadurch, daß wir andere Nationen, die ja nur große Interessengemeinschaften bilden, unterstützen, schaden wir unsern deutschen Interessen in Handel und Wandel, schadet sich jeder Ein zelne am eigenen Einkommen, sich und seiner Familie am notwendigen Wohlstand. Dairum helfen und stützen wir einander als Glieder einer Gemeinschaft, deren eines das andere braucht. Der Arbeitnehmer benötigt den Ar beitgeber, letzterer den ersteren, beide den Be amten, er die beiden. So schaffen und mühen wir uns für einander und zugleich jeder für sich zum eigenen Wohle, zum Gedeihen des Vaterlandes^ das uns durch Heer und Flotte schützt, das unsere Absatzgebiete sichert. Unser Deutsches Reich tritt für den freien Wettbe werb der Volker auf dem Weltmärkte ein. Ge denken wir jederzeit dieses hohen und erhabe nen Zieles, daun werden die größten Gefah ren, die intexnationalen Mächte, die unserem Vaterlande verderbenbringend drohen, olmmäch- lig werden und aus seinen Mauern verschwin den. Daß es dazu komme, dazu verhelfe uns Gott. Das dürfte für unsern Kaiser einmal das schönste Geschenk zum goldenen Rcgie- rungsjubiläum werden. Tas Deutsche Reich bleibe im Innern einig, festige seine nationale Grundlage, indem das deutsche Polk treu zu sammen und zum Kaiser steht, der jederzeit das ungeteilte Reich fördert und regiert, dann wird des Deutschen Reiches Herrlichkeit fort bestehen in alle Ewigkeit! Darum, deutsche Brüder, schließen wir mit dem Hecrbaimlied: „Wir stchm zusammen", zum Schutz der deut schen Eiche, ein Hort dem Reiche! Dann wird das Deutsche Reich blühen und gedeihen, zur Freude seines Kaisers, zum Wohle des ge samten Volkes. Das Deutsche Reich möge sich lauge auf dem Gipfel seiner Macht in Ehren erhalten, es wachse, blühe und gedeihe. Das Deutsche Reichs hoch, hoch, hoch! Lebhaft stimmten die Anwesenden in die Hochrute ein und sangen sodann stehend „O Deutschland hoch in Ehren". Sehr hübsche, von Mitgliedern des Turuerbuudes vollendet dargestellte Marinebilder wechselten mit den exakten Darbietungen der st ä d t i - scheu Kapelle, Turnen der Zöglinge des Turnvereins von 1 856 und vorzüg lich zur Geltung gekommenen Marmorgruppeu, von Mitgliedern des Zeichen Vereins in sel tener Vollendung dargeboten, ab. Eine Glanz leistung waren auch die Darbietungen der vereinigten Gesangvereine, die unter Leitung des Herrn Kantor Merker, zwei Massenchöre: „Frei wie des Adlers mach- tiges Gefieder" von Heinrich Marschner und „Deutschland, sei wach" von Theo Nestler zu Gelpir brachten. Das Gebotene iand dankbare Zuhörer. Einen außerordentlich wirkungsvollen nud würdigen Abschluß fand der Abend in einem Festspiel mit lebenden Bildern, „Die H u l - )igung der Stände" betitelt, wozu Herr Schuldirektor Patzig die Inszenierung und Mitglieder des Lehrerkollegiums der zweiten B e z i r k.s s ch u l e und einige Herren aus der Bürgerschaft den redne- rischen Teil übernommen hatten. Mitglieder der hiesigen Militär- und Schützen-w.Vereine gaben dem Sästrißbild, das Herr Postdirektor Seidel ungeordnet harte, mit ihren Fahnen ein hübsches Relief. Mit dem Absingen von „Heil dir im Sie gerkranz" fand der Abend, der zwar sehr schön verlaufen — aber ein zu längliches Programm satte — sein Ende. Aus die würdig verlau- ene Feier kann mit Befriedigung zurückgeblickt werden. In der 2. VezirkSschule ,and am heutigen Montag vormittag ein Fest- aktus statt, dem u. a. die Spitzen städtischer und königlicher BelMden, Vertreter des Stadt rates und Stahwerordnetenkollegiums sowie solcher des Elternhauses rc. beiwohnten. Mit einem Allgemeingesang, Geber des Herrn Leh rer Schneider, Gesängen des Lehrer- und Schülerchores sowie Deklamationen wurde die Feier recht ansprechend eingeleitei. Die Fest rede hielt Herr Lehrer Arn h old, do: hier bei u. a. folgendes ausführte: Gestern jährte sich der Tag zum 25. Male, an dem Kaiser Wilhelm ll. de» Thron seiner Väter bestieg. Er war damals noch ein unbeschriebenes Bikalt, niemand kannte weder sein Wissen noch sein Wollen, er hatte auch keine Gelegenheit gehabt seine Gaben besonders leuchten zu lassen. Zu jener Zeit lebten noch die großen Männer von 1870 71, die, wie z. B. ein Bismarck und Moltke, mitgebolscn halten, des Reiches Ein heit zu schm'edeu und die des Polkes Ver trauen in ho'.em Maße besaßen. Kein Wun der war es deshalb, wenn mau infolge der impulsiven Arc unseres Kaisers sorgenvoll in die Zukunst sah, daß in den Spalten dev Zei tungen laute Bedenken geäußert wurden, ob es auch angebracht sei, einem solchen jungen Kaiser das Zepter des Reiches in die Hand zu geben. Geschickt aber hat er das Staais- schisf an manchen Klippen gefahrlos vorbei gelenkt, die Bedenken durch seine Taten zer- stceutt Als in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts sich Deutschland aus einem Ackerbau-- zu einem Industriestaat entwickelte, da schossen die Fabriken wie Pilze aus der Erde. Des Kaisers Augenmerk war daun dar auf gerichtet, der ständig wachsenden Bevölke rung Arbeitsgelegenheit zu geben und die von seinem taiser ichen Großvater übernommene soziale Für'orge weiter auszubauen. Nachdem l883 bereits das Krankenkafsengesetz und 1884 das Nn'allgesetz eingeführt worden waren, er ledigte der Reichstag kurz nach seiner Thron besleiguug das Invaliden- und Altersvcrßche- rungSgesetz, 1900 die Erweiterung des Kran- kenkasseugesetzcs und 1911 das Reichsvcrsiche- rungsgesetz. Welchen Segen diese Gesetze der Arbeiterschaft gebracht lwbcn, wird allgemein anerkannt; um so verwunderlicher aber ist es, das gerade die Vertreter der Arbeiterschaft im Reichstag gegen solche Gesetze gestimmt haben. Verbesserungen auf sozialem Gebiete ließ sich der Kaiser allezeit angelegen sein, wie u. a. auch die SchaÜ uug der Gewerbegerichte und die Einfülrung des Bürgerlichen Gesetzbuches beweisen- Der Fürsorgeerziehung und dem Kinderfchutzgectz galt sciu Augenmerk und er verhinderte durch letzlercs die Ausbeutung der Kinder und regelte die Betriebe und Arbeits zeiten. Besonders aber erstreckte sich die Für sorge des Kaisers aus die Erhaltlmg des Frie dens; mit der ganzen Wucht seiner Persönlich keil trat er erst vor wenig Tagen für die Er haltung des We tsriedcns, mit der die Wohl fahrt des Reiches eng verbunden ist, ein. An der Bahre Kaiser Friedrichs nahm Deutsch lands Weltpolitik ihren Anfana, aus jener Zeil datiert die gcwaitigc wirtschaft spolitische Ausdehnung, die heute vorhanden ist. Der Segen deutschen Gcwerbcfleis es und die Rülp rigkeit deutschen Gä chäftsgeistes eroberten sich die Weit. Hieraus entstand die Spannung zwischen Deutschland und England, die auch nicht eher weichen wird, bis England seine Vormachtstellung ausgegeben und Deutschland als gleichwertigen Konkuocenten anerkannt hat. Des Kaisers Eintreten für die Handelsmarine und ihren Ausbau, die Steigerung des Ein- und Aussuhrs unter dem Schutz einer starken Kriegsflotte, die vorzügliche Ausbildung von Heer und Marine, die Aneignung und Ver wendung aller technischen Vorzüge und Mög lichkeiten, Pflege von Kunst uud Wissen'chast, Mehrung des Reiches durch Kiautschou und Helgoland, Pflege und Erhaltung der Denk mäler und vor allem die Fürsorge des Kai sers für Deutschlands Jugend behandelte der Redner in seinem weiteren Vortrage. „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir", sei zwar schon von jeher Grundsatz der Schulen gewesen, seine eigentliche Uebersetzung in die Praxis verdanke er aber erst der be sonderen Initiative des Kaisers, dessen hohes Pflichtbewußtsein vorbildlich sei. In ihm be stärke den-Kaiser eine ausgeprägte Religiosität. Danken wü Gott, daß wir einen solchen Kai ser besitzen und geloben wir am heutigen Ju beltage ihm fprnerlhin unverdrüchliche Treue. - Allgemeingesänge, Deklamationen re. be schlossen die einfache absc würdige Feier. 3« Stier dr; KaisttMMW iS OberstuM versammelten sich gestern früh s^8 Uhr die Vereine Und Körperschaften auf dem Turn platz vor dein Postrestauvant, uni, begleitet von vaterländisch gesinnten Einwohnern, nach der „heiligen Wiese" im Hirschgrund zu mar schieren, wo ein Feldgottesdienst stattfand. Der Himmel hatte ein wahres Kaiserwetter beschatt, das eine gehobene Stimmung unter die Teil nehmer brachte. Mit klingendem Spiel ging es zum Festplatz, der schon von einer großen Menge Zuhörer, auch aus den Nachbarorten, belagert war. Hier nahmen die einzelnen Ver eine mit ihren Fahnen um den Altar, den die deutschen Farben zierten, Aufstellung. Die Kapelle des Militärvcreins „Albert bund" und der Posaunenchor des Jüngliugs- vereins bliesen den Zapfenstreich uns: „Ich lote an die Macht der Liebe". Darauf sang der Kircheuchor eine Motette: „Jauchzet Gott alle Lande" von Förster. Ein allgemeiner Ge sang: Lobe den Herren leitete zur Festpvedigt über, die Herr Pfarrer von Doskh hielt, der etwa folgendes ausssührte: Wir haben uns . eutc gerüstet, unseres Kaisers Jude tag zu tegeheu. Wir haben uns eilMsunden an ge schichtlicher Stätte, wo vor Violen Jahrhun derten ein vielbesuchter Altar stand, an dem unsere Väter die Hände zum treuen Gott «uf- hobcn. Wir wollen heute auch betend Hand und Herz aust-eben im Blick auf unseren Kai ser. Nicht in Menschenverherrlichung wollen wir ausbrechen, sondern der Grnndton unserer Andacht sollen die Worte sein: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist sei nen heiligen Namen. Lobe den Herrn, meine See'c, und vergiß nicht, Ivas er dir Gutes oetan hat." Nach der Verlesung von Psalm 28, 7 9, „Der Herr ist meine Stärke und mein Schild" fuhr der Redner fort: Lasset uns betend und dankend sprechen: Allein Gott in der Höh sei Ehr, und beleuchtete in kurzen Worten die Hoffnungen des deuttcheu Volkes bei der Thronbesteigung des 29jährigen Kai sers Wilhelm II. Schien es auch anfangs, als ob die Hoffnun gen in Trümmer gehen sollten, so Hail doch der Kaiser gehalten, was er versprach im Er laß „An mein Volk" vom 18. Juni 1888: „Auf den Thron meiner Väter berufen, habe ich die Regierung im Aufblick zu dem Könige aller Könige übernommen und Gott gelobt, nach dem Beispiel meiner Väter meinem Volke ein gerechter und milder Fürst zu sein, Fröm migkeit und Gottesfurcht zu Pflegen, den Frie den zu schirmen., die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein ticeuer Wächter zu sein." Wir danken dem Ewigen, daß er ihm dabei geholfen. Zwei Segnungen haben wir erfahren in des Kaisers Rcgicrungszeii, ein mal: er hat geholfen, daß unser christlicher Glaube noch eine Machit ist, daß jeder seiner Untertanen frei seinem Glauben leben dar", und zweitens: er hat den Frieden gewahrt nach außen und Ruhe und Ordnung im In nern geschaffen. Daß der Geist des Ebange- liums in ihm rege ist, hat Wilhelm II. vor dem Reichstage bekannt, indem er sagte „Ein Volt' und ein Gott!" Nachdem der Geistliche mit zündenden Wor ten des weiteren die Taten und Vorzüge un seres Kaisers gewürdigt hatte, sckLoß er: Gott ist uns nahe in dieser Stunde. Lasset uns von neuem Treue schwören unserem Kaiser. Wir wollen in echter dcutschac Treue das un sere tun und Gott bitten: Herr, hilf deinem Volk, und segne dem Erbe, und weide sie und erhöhe sie ew-iglich! Nach dem Gebete er tönte das Niederländinku'Davrgebet von Krem ser und gab der Feier einen würoigen Ab schluß. Die Teiluel/mel vcittebten sodann einige Stunden im Garten des „Lamm"-Gast- hofes. Es wäre zu wünschen, daß bei ähnlichen Anlässen wieder ein Feftgottesdienst unter freiem Himmel gehalten würde. Sein de; RegilluilgsjlMiiUW 6r. Majeftiit de; Kaiser; in Ger;d»rs. Die offizielle Feier wurde mit Reveille am frühen Morgen und einer Kirchenparade einge- leitet. Einen imposanten Zug bildeten die sich an der Parade beteiligenden reichstreuen Vereine, die 9 Banner mitführten. Vertreten waren Militärverein „KronprinzAlbert", Militäroerein l, Turnverein I, die Gesangvereine „Arion" und „Liederkranz", die Vereine königslreuer Knappen der Gewerkschaften „Kaisergrube" sowie „Pluto und Merkur", der Professionsverein „Konkordia", die beiden Schützengesellschaften, das Lehrerkol legium, der Verein für Jugendpflege und die Schulkinder der oberen Klassen mit dem Schul banner. Nachmittags veranstalteten der Turnverein I und der Verein für Jugendpflege ein Pceiswett- turnen im volkstümlichen Dreikampf. Gleich nach dem Eintreffen des Festzuges auf dem Turnplatz begann der edle Wettstreit und die Heranwachsenden jungen Männer fühlten sich in ihrem Elemente. Die zum Teil sehr hübschen turnerischen Darbietungen kamen gut zur Geltung. Nach Beendigung des Wettstreites, zu dem sich eine große Anzahl Einwohner eingefundcn hatten, scharte der Vorsitzende deS Vereins für ! Jugendpflege, Herr Schuldirektor Pfeifer, I die jungen Männer um die Reduertribüue und