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VMM W WkMMMHllltt AnitiUl Nr. M. Sonntag, de« Ä Februar IVIS. 40. Jahrgang WWWWWMMMMMWWWMIIIWW»WWMWIWWIIWWIIWMWWIWIMW UllHIIIH1I WilllOWNUMM» HMD, NM MMrHAMT ^ ' kM ^»Ittlkrittlk Unter der Maske Novellette von^A. Hinze. (Nachdruck verboten.) Schlitten auf Schlitten hielt vor der fürst lich T'schen Oberförsterei — beim Forstmeister von Lehmingen fand ein Maskenfest statt. War das ein Lachen, Kichern und Scher zen unter den Vermummungen hervor! Fackel schein empfing de Gäste, die von nah und fern gekommen waren, denn zur Fastnachtszeit spannt selbst der eifrigste Landwirt oder Nim rod gerne aus und ist fidel unter den Fidelen! Das heurige Maskenfest aber wies uoch eine besonders interessante Note auf: jeder Herr sollte sich nämlich noch „unter der Maske" seine Tischdame nach eigener Wahl wählen und die Demaskierung erst um Mitternacht aelcheben. Dieses Arrangement des Gastgebers löste schon im Voraus viel Heiterkeit und Kombi nieren aus. Das Lachen und Scherzen der Ankommen den erreichte denn auch im Flur bereits seinen Höhepunkt. Hier brannte der große, kupferne Hängeleuchter, warf seinen Scbein aus die bre ten, blankgebohnten Eichenholztreppen und auf die Masken, die sie bevölkerten und die in ihren buntteidenen, flitterfunkelnden Kostümen sich zu einem reizend-lebensvollen Bilde ver einigten. Da die meisten einander kannten, so er kannte man sich natürlich bald, oder glaubte wenigstens, den lieben Nachbar, trotz der Ver kleidung, zu erkennen. Doch so klein auch die schwarze Halbmaske war, die jeder trug, so rauschte sie doch merkwürdig. Auch gab es hier immer einige neue Erscheinungen — Freunde des Forstmeistors aus der Residenz. Das Fest fand oben in dem sogenannten „Fürstensaal" statt. Im darangrenzenden Speisezimmer war die Tafel gedeckt, darüber der mächtige Kronleuchter aus Hirschgeweihen schwebte. Hieran stießen die Gemächer, die Se. Durchlaucht, der Fürst, bewohnte, wenn er sich beim Forstmeister zur Jagd anmeldete. Die Klänge von Gounods „Faustwalzer" empfingen die Gäste. Herr von Lehminaen und sein« Gattin, jüngere, kinderlose Leute, er in der Trncht des Fallstaff, sie als Frau Fluth gekleidet, machten durch die Wahl ihrer Maske schon Propaganda sür das Fest. Dies nahm sofort seinen Anfang. Erst ein Tänz chen, um das Mut schneller kreisen zu machen und den Herren die Wahl ihrer Tischdame zu erleichtern — und dann zur Tafel, batten die Gastgeber angeordnet. Rruschend; Klänge, lachendes Leben . . . Ein Ordensritter führte eine reizend« Berner Bäuerin zum Tanze. Am Arin eines spani- 'chen Stierkämpfers schwebte ein allerliebstes Kammerkätzchen a la Louis XV. dahin. Eme schmucke neapolitanische Fischerin hatte ihren Korb mit Silberfischchen im Stich ge laßen und glitt mit einem Sol n der Pu'ta dahin in wiegendem Tempo. Eine stolze Boja rin in goldgesticktem Jäckchen hatte das Herz eines Harlek ns bezwungen und eine kühne Luftschifferin war bemüht, den Türken Ben Halid über die jüngste Niederlage des Reiches Mohameds zu trösten. „Tekla - hr ist sie! Da ist sie!" Mit diesen geflüsterten Worten bahnte sich ein jugendlicher stattlicher Herr in der Tracht des „Wallenstein" den Weg durch die Tan zenden, dorthin, wo zwischen diesen, dbe Sam metlarve vor dem Gesicht, eine weiblich« Maske im Gewand der „Tekla" — mattblaue Seioe, die verkürzte Taille mit rosaseidenen Pussärmeln und Goldspangen, eine Spitzen haube mit Goldschmuck auf den kurzen, lockigen Haaren — au'getaucht war. Hier kannte niemand den Träger des Wal lensteinkostüms. In der Residenz war Leo von Gielen bekannt als „ein famoses Haus". Daß er mit seinen 35 Jalren und trotz viel- facher Gelegenheit, noch nicht geheiratet hatte, lag daran, daß Giesen dem Grundsatz: Liebe auf den ersten Blick ist allein die rechte, die zum Dauerglück führt . . . huldigte, und weil bisher noch keine Dame diesen Eindruck in ihm geweckt. Doch schließlich war auch seine Stund; be kommen. Aus einem Gissest hatte er Ada von Günzdorf, d e Tochter eines Rittergutsbesitzers in hiesigem Krette, gesehen, und zwar wie sie einen mutwil igen Jungen mit eigener Lebensgefahr aus seiner gefährlichen Lage im gebrochenen Eise gerettet hatte. Die reizende jung: Samariterin batte es ihm sofort angetan. Durch gute Freunde war die Bekanntschatt vermittelt worden. Als Gie sen Ada dreimal geseben, gestand er sich: d «- ses süße Geschöpf muß die Dein« werden . . Getrennt hatte man sich mit einem: „Auf Wiedersehen auf dem Maskenfeste beim Forst meister von Lehminq«n!" „Wollen gnädiges Friulen mir nicht ver- orten, in welcher Maske Sie kommen wer den?" hatte Giesen gebeten, und ein heißer Blick -n die schönen Mädchenaugen hatte die Bitte unterstützt. Säbelmisch batte es in diesen schönen Augen aufgeblitzt, als Ada zurückgegeben: „Kennen Sie Ihren Schiller gut, Herr von Gie'en? Dann wird es Ihnen nicht schwer fallen, meine Miste zu erkennen unter den Worten: Was ist das Leben ohne Liebesglanz? Ich werf' es hin, da sein Gehalt ent schwunden. Trotz der Schelmerei hatte die Stimme bei den bedeutungsvollen Worten vibriert. Ent- zütt hatte dies der Zuhörer wahrgeuommen rind zu seinen Gunsten ausgelegt. Er war drauf und dran gewesen, sogleich mit seiner Liebeserklärung lervorzukomm«n. Da man sich aber aus o'fener Straße befunden, so war er noch rechtzeitig zur Vernunft gekommen: Warte bis zum Maskenfest. Jetzt war die Stunde da —. Als Wallenstein nun Tekla anredete und sie seine Begrüßung erwiderte, war es ihm, als kling« ihre Stimme verändert. Hieran war sicherlich di; breite Spitze i'rer Larve, die ja jdren Mund verhüllte, schuld! Uebrigens schien die Sittrabon Tekla — si« hatte vermutlich die Absicht Wallensteins erraten — etwas zu ver wirren, denn sie gab eine nicht ganz paßend« Antwort. Dann aber batte sie offenbar i're Sicherheit wiederge'unden und entw.ckette nun nn« Lebhaftigkeit, die an Koketterie grenzte, und Giefen. der solche nicht an Ada ver- mutet, in Erstaunen setzte. Sie tanzten. Se r hingebend lag sie ilm im Arm — auch dirs überraschte Gie'en, er hatte Ada zurückhalten der geglaubt. So, wie die Dinge standen, aber berauscht« ibn ttre Hingebung, und a's die Glocke Vie Gäste zur Ta'el rieß bot er 'ei ner Herzenskönigin den Arm, lest entschloßen, -eim Cbampagner das entscheidende Wort zu sprechen Ein Souper unter der Maske! Noch ine war es im Fwrstensaal der Ober'örsterei sc ausgelassen heiter bergegangen a's lerne. Die Witze und Bonmots flogm von b ben nach drüben, — Masken'reiheit! unter dieser Devi'e fand der gewagteste Scherz, die pikanleste Anek dote ihren Weg. Das solenne Mahl, die exquisiten Weme, erb,öl ten die brillante Stimmung, — als der Champagner in den Ke'cken perlte und die ganze Gesellschaft dem Prinzen Karneval ein Hoch brachte, — w«r hätte in der lauten Lust, ^em Gläserklinoen wohl das 'eine Schlitten- geläute walrgenomm«n, das vom Wald« her sich der O^eVörstorer näl«rte? Auch Wtt'en- stein — Leo von Gie'en — und seine Tisch dame Tekla hatten sich erhoben zum Toast. Gielen befand sich in «iner Stimmuna, wie er noch keine erlebt. Tekla bi«tt Vn förmlich in Atem durch ihre wechselnden Charaktevz^ge. Mutwillig, aber dach gut und zart — har monisch, hingehend, und von tte'em Genütt — so batte er Ada von G"nzdorf tariert. Als Tekla war si« reichlich kokett, halb emanzip'ert und ließ die Frauenrechtlerin durchblicken, was ihm durchaus nücht behagte. Kaum daß er d'-°s gedacht, war si« sankt — lieblich — ae- rade, als bab« sie seine Gedanken erraten. So geriet der Bewerber immer mebr in ein« verzwickte Lage wie Stimmung, und hoch- gradige Nervosität, die sich jetzt, geoen Ende des Soupers, wo das Enttcheiäungswort fal len sollte, zum Höhepunkt steigerte. Doch, zum Stix mit allsn Bedenken! Se war ja doch Ada — seine süße, geliebte Ada. Als jebt i're Sektgläser aneinander klan gen, sah Wallenstein durch d'« Oe" nu igen der Maske Tekla tief in die Augen und flüster e mit vibrierender Stimme: „Ada . . ." „Ada — ?" kam eS mit leisem Lachen zu rück. Gleichzeitig ward die Haustür hastig ge- » o Allerlei Kurzweil, o « Denksprüche. Wie bettelarm ein Herz doch bliebe, Das nur des andern Freude teilt! Das ist das schönste Recht der Liebe, Daß sie des Unglücks Wunden heilt. * * * Freundliches Geben — zieret das Leben, Schließe dem Dürftigen nimmer die Hand, Frommes Erbarmen — läßt nicht verarmen, Wohltun ist Quelle im brennenden Sand. Rätselecke. Rätsel. 1. Mich tragen schöne Damen, Mich trägt die Wüstenei, Mich bergen Sarg und Rahmen, Bin wie die Windsbraut frei. Das Wasser ist mein Bette, Ein schönes Glas mein Haus, Nun dar gewiß, ich wette, Ein jeder mich heraus. 3. Ein Wörtchen, ob zwar selber klein, Schließt noch ein klein'res in sich ein, Das, fürcht' ich, mancher Leserin Steckt Nef im Köpfchen und im Sinn Und das oft ohne Reu und Schani Das Ganze siegreich mit sich nahm. 3. Nimm mir ein Nu, So bleib' ich ein Nu. Scharade. Hast du notwendig zu tun, daS, was dir die Erste gebietet, Wahrlich, so nimm dich in acht, willst du in Schaden nicht sein. Bist du in Zweifel dennoch, so wende dich nur an den Rechten, Den dir die Zweite besagt, den du als recht lich schon kennst. Willst du betteten dereinst die lockende Lauf bahn des Ganzen, Wünsch' ich, daß es dich nicht möge, wie so manchen, gereuen!^ Wort-Rätsel. Vom Ersten bringt das Zweite ein, Soviel die Scheuer fassen mag. Das Erste wird willkommen sein In Portionen, nicht zu klein, Dem Zweiten sicher Tag für Tag. Im duft'gen Ersten lag das Zweite, Da sprang das Ganze in die Weite. Buchstaben-Rätsel. Mit H bin ich ein Tier so stolz, Hab' eine Billa gar von Holz, Mit Z hast du am Körper mich, Mit B ich oftmals fahre dich. Mit K k-mnst du mich sicher doch, Mit L bin ich ein Fluß dann noch. » Bervollständigungs-Rätsel. Am Baume find'st du mich zu dreien. Mit vieren bindet man manch' Reis. Zu fünfen aber jeder sicher mich In manchem Kartenspiel zu finden weiß. Zu sechsen aber endlich biet' dem Feind Ich gut befestigt offnen Trutz, Und leiste seinen Gegnern auch Vor seinen Kugeln sichern Schutz. Bilder-Rätsel. (Auflösungen in nächster Nummer.) Auftüsungen an« Nnmmer 4. Der Rätsel: 1. Preis, Reis, Eis. 2. Druck — Ruck. Des Logogriphs: Aron — Baron. Des Homonyms: Schimmel. Der Scharade: Standhaft. Der Scherzfragen: 1. Die Matrosen. 2. Glatz köpfe liegen sich nie in den Haaren. 3. Jn'S dreizehnte Jahr. 4. Mit dem Verzüge, Des Bilder-RätselS: Studenten. Linder-Zcitüng. Niätzw Da dm imolnGalw«. Nr. 5. Redaktion, Druck und Vertag von Horn L Levmann, Hohenstein Ernstthal. 1UI3. Verschneit liegt rings die ganze Welt. .. Verschneit liegt rings die ganze Welt, Ich hab nichts, was mich freuet, Verlassen steht der Baum im Feld, Hat längst sein Laub zerstreuet. Der Wind nur geht bei stiller Nacht Und rüttelt an dem Baume, Da rührt er seinen Wipf l sacht Und redet wie im Traume. Er träuntt von küuft'ger Frühlingszeit, Von Grün und Quellenrauschen, Wo er im neuen Blütenkleid Zu Gottes Lieb wird rauschen. Eiche dorff. Goldene Berge. „Vater, ich will Kunstreiter werden!" — „Gut, werde Kanlireuer, mein Sohn", sprach der Assessor Hübemann zu Fredrich, seinem Sohne, den Rest seiner Schokolade aus der wohlgeformten Por ellan-Tasse schlürfend. Friedrich war wie versteinert, denn so leicht hatte er nicht gehofft, seinen kühnsten Wunsch er, eicht zu sehen; und feurigen Auges, nm gerö eter Wange, während seine Pulse kräf tiger schlugen, trat er vor M enchen, sei er Schwester, hin, die ihrem Vater eben d e zweuc Tass be-ei en nn llte, nno sprach nul der Mime en e Ei ob re s: „Miencheu, dein Bruder wwd Kunstretter!" Das Hans des Asstssm Hübimann war eines der geachleiste > der klemen Prvvi,- stadi L. Wer ihn selbst kaiiule, mußie seme streng rechttichen Be iriffe als Staatsbürger, wie seine rüh ende Innigkeit als Vater m gleich hohem Grade bewundern. Hübemann war Wilwer. Seme treue, geliebre Gattin Leontine g, stitetc mau eines rauen Herbst tages hinaus, dorthin, wo des Eidenlebens Grenze ist. Woher die Scheu so vieler, die solch schönen Garten betrcien? Ach, nennt ihn nur nich! Lttchcnbof, Tvicnacker; Friedtwf klingt ja viel traulicher. Ist es doch auch nur die R. hestättc müder Erdei waller, die Himiwlsnnege der unschuldigen Kleinen, die als Engel droben über uns sp elen und tän deln. Nur der Mensch allein, der Zurückge bliebene, pflanzt dort die Trauerweide hin, und bewässert das Glück Erde unter ihr mit seinen eigenen Tränen. Fritz und Miencheu bildeten des guten Vaters ganze Glückst ligkeii; waren sie doch das leuerste Vermächt is seiner nef bewein m, schlummernden Lautste. Aber H i emann war keunswegs ein Schwächst g, — nicht etwa blind lür die Fehler nud Ver ehen sei- n-r K nd r, — er ^wfu nur nmn st e e sem, w.il sie gut und schnneg am wai e , u d ei- en,mt> es sich dann emmal, d ß es V er Auge . r ste ward denn i n , s sm gelle sich ir nde n d nnan d e vä' i iche Lem d nn ab. Frid, ei ichön Kn n . j n k m. sprühend m A g u en a> . a z m H re, da- seine nah, S i n m glänz in en Rubeln umschanete, zähtte zwülj Jann. — Em oor- tleffliches H.rz, Heller Vernand, W stbe chrde, aller auch Ei eileil, Unruhe des Geist s und Sucht nach Selbständigkeit bildeten die Hanpl- zügc seines Charakters. Das blonde München mit den Perlen- zähnen war zwei Jahre jünger als ihr Bru- der. War jener wild, slüi misch, so war diese sanft, gui und mild wie tin kleiner E gel. Sie sah gerne. H.stere, aber in ihren eigenen Zügen war Froh nn s lt n zu schauen, und lachte sie, io oernnian man da Lächeln ihrer seligen Muw r zu erblicken. In solch m Augen blicke verklärte sich HUbemanns Ange ver- .schleierte sich Fritzen» tränenfeuchter Blick, und .