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Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.02.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841177954-191302021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841177954-19130202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841177954-19130202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Fehlende Seiten in der Vorlage.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-02
- Tag 1913-02-02
-
Monat
1913-02
-
Jahr
1913
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger : 02.02.1913
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standen sind. Ich bin kein aniiaMarischer Heißsporn-, aber ein Gegner der Agrarier, eben weil ich «in Freund der Bauern bin. (Präsi dent Kämpf rügt die Ausdrücke illoyal und Grüppchen. Im Reichstag hat jeder Abgeord nete dasselbe Recht, ohne Rücksicht daraus, ob er einer großen oder einer kleinen Partei an gehört.) Abg. Fischbeck (fortschr. Vp.): Da einige Herren der Rechten den fortschrittlichen Antrag noch immer nicht verstanden haben, so fügen wir ihm den Zusatz hinzu, daß wir vom 1. April 1913 ab die Zölle für Schlachb- vieh oder Fleisch ganz oder teilweise außer Hebung setzen wollen, soweit und solange es zur Abhilfe des Notstandes erforderlich ist. Abg. Schmidt-Würzburg (Soz.) be gründet die Anträge seiner Partei und behaup tet, daß die Teuerung nur eine Folge unfs- rer Zoll- und Wirtschaftspolitik sei. Abg. Metzinger (Ztr.): Die fortwäh renden Behauptungen von einer Unterernährung des Volkes sind überzeugend widerlegt wor den. In England, dem Lande des Freihan dels, sind 95 Prozent der Schulkinder unter ernährt. Abg. Hestermann (Hosp, der Nailib.) tritt lebhaft für den Bauernbund ein. Es war eine Beleidigung des Bauernstandes, als Abg. Werner verlangte, ich sollte ihm einen hessi schen Bauern, der Mais füttert, aus den Tisch des Hauses mederlegen. Was würde der Abg. Werner, der Oberlehrer ist, sagen, wenn ich von ihm die Niederlegung eines Oberlehrers aus den Tisch des Hauses verlangte! Abg. Weilnböck (kons.): Die Land wirtschaft ist an der Teuerung nicht schuld. Das sieht man daran, daß andere Be darfsartikel, die nicht von der Landwirtschaft kommen, viel teurer geworden sind. Abg. Koch (fortschr. Vp.): Die Fleisch not muß ja doch schließlich zu einer Unterer nährung des Volkes führen. Die Rechte ver tritt nur die einseitigen Interessen des Bun des der Landwirte. Selbsthilfe ist notwendig. Abg Leveque (Lothr.) tritt als Tier arzt und Sachverständiger für die Beibehal tung des § 12 des Fleischbeschaugesetzes ein. Abg. Gebhardt (Wirtfch. Verg.) be kämpft die freisinnigen und sozig'.demokratifchen Anträge und verteidigt den Futtergerstenzoll. Nach 6 Uhr war die zu Beginn der Sitzung für die Abstimmungen vereinbarte Zeit er reicht. Unter stürmischem Beifall des ungedul digen Hauses schloß Abg. Gebhardt seine Aus- führungen. Die Anträge der Freisinnigen und Sozial demokraten wurden ausnahmslos abgelehnt, der freisinnige Antrag auf zeitweise Aufhebung der Mehzölle mit 184 gegen 150 Stimmen. Mit 229 gegen 109 Stimmen wurde der sozialdemokratische Antrag auf Beseitigung des § 12 des Fleischbefchaugesetzes abgelehnt und dann der Gesetzentwurf in 2. Lesung erledigt Sonngbend Weiterberatung. TageSgeschichte. Des Kaisers Dank. Unler Kaiser sagte in seinem vom „Reichs anzeiger* veröffentlichten Dank fiir die ihm zu seiinem Geburtstage zugegangenen zahlreichen Glückwünsche aus allen Kreisen des deutschen Volkes: Mein Geburtstag hat in diesem Jahre eine Reihe von Gedenktagen eingelei tet, die uns die Begebenheiten der nationalen Erhebung Preußens vor 100 Jahren wieder lebhaft vor Augen führen. Beim Rückblick aus jene Zeit größter Not und höchsten Ruhmes erkennen wir mit Bewunderung, was ein Volk zu vollbringen vermag, das im Vertrauen aus Gott für König und Vaterland, Freiheit und Ehre auch das letzte einsetzt, was ihm an Gut und Blut geblieben ist. Möge diese Er innerung an die Vergangenheit dazu bei tragen, uns stets gegenwärtig zu halten, was wir dem Paterlande schulden, und uns an spornen, bei den unserer Generation von der Vorsehung gestellten Aufgaben die gleiche Treue, Opferfreudigkeit und Einmütigkeit zu betätigen, wie es vor 100 Jahren von unsern Vätern geschehen ist. Die Möglichkeit einer baldigen Reichstags auflösung wird von verschiedenen Seiten ins Auge ge faßt. Im nationalliberalen Verein zu Magde burg hielt der Reichstagsabgeordnetc Basser mann eine Rede, in der er auf den Ernst der Zeit hinwies, der das deutsche Voll bald nöti gen könnte, seine ganze Kraft zur Wahrung seiner Interessen einzusetzen, die bevorstehende Militärvorlage erwähnte und im Anschluß dar an sagte: Bei Ablehnung dieser Vorlage durch das Parlament bleibt nur die Auslösung des Reichstags und die Vornahme von Neuwah len übrig. Zur Deckung der Mehrausgaben empfahl Redner sine Wehrsteuer und das Erb- rocht des Reiches, das dann eintreten soll, lvenn der Erblasser nur weit entfernte Ver wandte besaß, mit denen er gar nicht in Be rührung kam. Die Reichsragsauflösung malt auch die „Germania* an die Wand, und zwar nicht nur als Folge der Militärvorlage, deren Ablehnung das Berliner Zentrumsorgan für wahrscheinlich halt, sondern auch wegen der beabsichtigten Wiedervorlegung der Erbansall- steuer und endlich auch noch wegen des Miß trauensvotums, das die große Mehrheit der deutschen Volksvertretung dem Kanzler in der Frage der Zwangsenteignung polnischen Grundbesitzes aussprach. Die „Germania* meint, der Kanzler werde nicht gehen, könne jedoch nach dem Geschehenen mit dem gegen wärtigen Reichstag nicht ersprießlich arbeiten und würde ihn daher auflösen. Von den ge äußerten Vermutungen wird voraussichtlich keine einzige zutreffen. Die Vesitzsteuervorlage, deren Eindringung an den Reichstag bis zum 30. April die Regierung zusagte, ist noch immer ein Buch mit sieben Siegeln; u.emand weiß, was sie bringen wird, und selbst die leiten den Staatsmänner haben darüber noch nichts Endgültiges in Händen. Sie werden aber die Stimmen nicht unbeachtet lassen, die aus be rufenem Munde fiir oder gegen die eine oder die andere Stcuerart vorgebracht werden. Graf Schwerin-Löwitz, der frühere Reichstags- und jetzige preußische Abgeordnetenhaus - Präsident, sprach sich gegen eine Reichsvermögenszuwachs steuer aus, da sie die Sparsamkeit beeinträch tigen und die Verschwendung fördern würde, desgleichen gegen eine Erbschaftssteuer auf Kin der und Ehegatten, da die Negierung diese Steuer nur aus den Händen und in der Fas sung der Sozialdemokratie erhalten könnte. D'e Finanzminister mehrerer Einzelstaaten bekämpf ten Vermögens- wie Einkommensteuer. Man hört in dem Stimmengewirr viele Absagen, aber kaum eine einzige Empfehlung irgend einer bestimmten Besitzsteuer. Die Regierung aber sieht sich vor eine Herkulesaufgabe gestellt. Reichstagskommissioncn. Die Kommission für die Konkurrengklausel lehnte mit 10 gegen 8 St.mmen den Antrag aus ein glattes Verbot der Klausel ab, dessen Annahme die Zurückziehung der Vorlage zur Folge gehabt lMte. — Die Wahlprüfungsvom- mission beantragte über die Wahl des Abg. Pachnicke (fortschr. Vpt.) im mecklenburgischen Wahlkreise Parchim - Ludwigslust Beweiser hebung. Der diesjährige sozialdemokratische Parteitag findet nach oinem Beschluß des Parteivorstan des in der Woche vom 24. bis 30. August wieder in Jena statt. Maßgebend für den Be schluß ist jedenfalls die zentrale Lage Jenas gewesen und das schöne Tagungslokal, wel ches den Delegierten in dem Volkshaus der Kar! Zeitzstiftung zur Verfügung steht. Weil Generalseldmarschall v. Moltke eine bescheidene Natur war, hat er im deutsch-französischen Kriege nur ein mal einen Sieg unterzeichnet und hat sich auch sonst nie in den Vordergrund gedrängt. Diese Tatsache benutzt jetzt ein französischer General, um in einem Pariser Blatt darzutun, daß Mvlike überhaupt kein Feldherr war, daß die Schlacht von St. Privat von einem Husarenleutnant ge wonnen worden sei, und daß Mollkc höchstens ein etwas mehr als mittelmäßiger Schulmeister gewesen sei, der eine „Fabrik" (den Großen Generalstab) gegründet habe, in der man das militärische Handwerk erlernt. Moltke aber sagte in seiner Geschichte des Krieges, daß cs stets bei dem blieb, was er nach eingehendster Prü fung oorgeschlagen hatte. Uebrigens könnte man dem französischen General zurufcn: Zu welchen Taten müssen erst die Generale einer Armee be fähigt sein, in der schon ein Husareuleutnant eine so entscheidende Schlacht wie bei St. Privat ge winnen konnte I Mit der Verunglimpfung Molt kes, die zugleich eine solche des Generalstabs sein sollte, hat also der französische General wenig Glück gehabt. England. Die Ablehnung des irischen Selbstverwal- tungsgesctzes, der Homerule-Bül, im englischen Oberhaufc ist nicht überraschend gclommen. Das Abstimmungsrsülltat, das eine erdrückende Mehrloit gegen das Gesetz ergab, ward denn auch in England und Irland ohne große Erregung ausgenommen. Die Regierung wird dem Unterbause nunmehr erneut einen Gesetz entwurf voriegen, dar wiederum der Annahme sicher ist, während das Oberhaus ihn aber mals glatt ablehnen dürfte, »nenn auch die Regierung erklärt hat, daß die Schwie rigkeiten wegen der protestantischen Ein wohner der Provinz Ulster schwinden würden. Bei einer dritten Annahme im Unterhause ist der Widerstand der Lords zwecklos, und das Gesetz kommt alsdann zur Einführung, die inan im katholischen Irland für völlig ge- sicheU hält. Ter heimatlose Eastro. Venezuelas einstiger allm ichtigcr Präsident Cypriano Castro ist recht klein geworden, seit dem er unsreiwi liger Weise den Präsidenten-- stull in Caracas verlassen mutzte, den er aller dings mit mehr Blut als Segen bekleckert Hatto. Während seines Aufentlalts in Europa hat man auch nicht viel Rühmenswertes von ihm gehört und jetzt baden ihm die Vereinig ten Staaten von Nordamerika den Stuhl vor die Tür gesetzt, so daß er mit dem nächsten Lloyddampfer wieder nach der alten Welt zu rückkehren muß. Die ist weniger skrupelhaft als Nordamerika und wird dem Heimatlosen irgendwo ein Ruheplätzchcn gönnen. Nur Poli tik darf er nicht treiben. OertlicheS und TächfischeS. * — Lehrgänge für landwirt schaftliche Buchführ u n g. Auch in diesen! Jahre hat die Mehnert-Stiftung in Dresden die Mittel zur Abhaltung von Lehr gängen für landwirtschaftliche Buchführung be willigt. Bei der Wichtigkeit einer geordneten landwirtschaftlichen Buchführung, die allein den Reinertrag eines Gutes festzustehen vermag, verdient das Beachtung von feiten der prakti schen Landwirte. * — Der Preisaufschlag auf Streichhölzer, der von den Fabrikan ten soeben infolge der Verteuerung des Espen holzes und des weiteren Konsumrückgangs mit einem l>alben Pfennig für das Paket von zehn Schachteln beschloßen wurde, wird den Preis für das Va'et Streichhölzer im Eingelverkauf voraussichtlich um fünf P'ennige auf 30bezw. 35 Pfennige erhöben. Die Preissteigerung wird die Nachfrage noch weiter herabdrücken und den Gebrauch der sparsamen mechanischen Feuerzeuge noch stärker vermehren. Die Zünd holzsteuer drolt, die Zündholzindustrie in der Tat zu erdrosseln und damit selber inhaltlos zu werden. * St. Kgidien, 31. Jan. Ein schwerer Zu sammenstoß hat sich gestern abend auf der Chaussee von Lichtenstein nach St. Egidien er eignet. Dort karambolierte das Gespann des Kohlen-Fuhrwerksbesitzcrs Haugk von hier mit einem fremden Gefährt, und zwar so, daß seinem Pferde die Deichsel des entgegenkommenden Wagens ca. 20 Zentimeter tief in die Brust ge bohrt wurde. Das Geschirr verschwand im Dunkel der Nacht; man glaubt, daß es aus Hohenstein-Ernstthal stammt. Herr Haugk brachte sein Pferd noch bis zu seinem Stalle, wo es in folge des großen Blutverlustes zusammenbrach. Das Tier wird wohl abgestochcn werden müssen. * Nenkirchen, 31. Jan. Im hiesigen Orte sowie in mehreren Nachbargemeinden sind in letzter Zeit verschiedene Einbrüche und Diebstähle verübt worden, wobei den Dieben in Leukersdorf gegen 500 Mark und in Adorf gegen 50 Mark in die Hände fielen. In den hiesigen Ziegeleien stahlen sie Eisen, welches sie mit einem auf falschen Namen geborgten Wagen zum Verkauf zu einem Altwarenhändler schafften. Den Nach forschungen der hiesigen Gendarmerie und Polizei ist es gelungen, die Diebe dingfest zu machen. Es sind dies 2 jugendliche Handarbeiter von hier im Alter von 15 und 16 Jahren. * Harthau bei Chemnitz, 1. Febr. Der gestern vormittag wütende Sturm warf die hochbetagte Frau Schneider, die nächsten Dienstag ihren 80. Geburtstag feiern wollte, in den Harthbach. Als man sic fand, war der Tod bereits eingctretcn. * Leipzig, 31. Jan. Die Leipziger Stadt verordneten haben nach längerer Debatte der endgültigen Ausführung und Einrichtung eines Bades im Norden der Stadt an der Eutritzscher Straße zugestimmt. Die Kosten fiir dieses Bad werden 1 452 733 Mark betragen. Mit dem Bau soll noch in diesem Winter begonnen werden. * Mittweida, 31. Jan. Tödlich verunglückt ist in einem Steiubruch au der Dreiwerdeuer Straße der Steinbruchshilfsarbciter Stiller. Er wurde an seinem Standort, wo er mit Bohren beschäftigt war, von herabfallcndem Gestein ge troffen und so schwer verletzt, daß er nach meh reren Stunden starb. * Zwickau, 31. Jan. Bei dem Wettbewerb für das I). Meyer-Denkmal erkannten gestern die Preisrichter den ersten Preis (1500 Mark) dem Entwurf der Herren Heinrich Brenner und Alfred Glatter in Dresden, den zweiten Preis (1000 Mark) dem Entwurf des Herrn Hans Kröger in Hannover und den dritten Preis (500 Mark) dem Entwurf des Herrn Heinrich Hecht in Dresden zu. * Härtensdorf, 31. Jan. Hier wollte die Frau eines Gutsbesitzers ihren Hofhund au einen neuen, ihm scheinbar nicht zusagenden Platz hängen. Wutentbrannt überfiel das Tier seine Herrin und zerfleischte ihr beide Arme. Au dem Aufkommen der bedauernswerten Frau zweifelt man. * Geyer, 31. Jan. Durch den Konkurs des Zinnstvckwerkes, Aktien - Gesellschaft, sind gegen 150 Arbeiter brotlos geworden. Da erst vor einem halben Jahre die Heroldsche Strumpf fabrik in Konkurs geriet und dadurch gegen 200 Arbeiter beschäftigungslos wurden, hält cs jetzt doppelt schwer, die Arbeiter des Zinustockwcrkes anderweit in Arbeit zu bringen.. Wie man hört, sollen die Passiven des letzteren weit über eine Million betragen. * Treuen i. P., 31. Jan. Gestern vormittag überfiel ein unbekannter, etwa 20—22 Jahre alter Bursche die Ehefrau des in der Feldstraße 9 wohneudcu Schreiners Karl Pippig. Der Unbekannte, welcher unter dem Vorwande, einen Brief von einem bei der Familie Pippig wohnenden Mädchen zu crhaltcu, in die Wohnung eindrang, schlug Frau Pippig beim Suchcu dieses Briefes, anscheinend mit einem Schlagring, mehrere Male auf den Kopf und würgte die Frau. Der Täter ergriff auf die Hilferufe der schwerverletzten Frau die Flucht. — Nach einer späteren Meldung verhaftete die Plauener Kriminalpolizei den Täter in der Nacht zum Freitag in Eger in dem 21- jährigcn böhmischen Maurer Franz Benesz. Der Verhaftete hat erst kürzlich in der Strafanstalt Zwickau eine längere Strafe wegen Rückfalldieb stahls verbüßt. * Bautzen, 31. Jan. Auf noch unaufgeklärte Weise ist nachts in Oberuhna die Scheune und das Stallgebäude des Gutsbesitzers Traugott Hollaud niedcrgebrannt. Außer den gesamten Futter- und Strohvorräten ist dem Feuer auch ein Teil der Ernte zum Opfer gefallen; ebenso sind auch acht Schwein» mit verbrannt. * Zittau, 31. Jan. Auf der Kraftstation Hirschfelde der Elektrizitätswerke Oberlausitz ge riet der 19jährige Schlosser Bensch aus Machen dorf (Böhmen) in die 40000-Volt-Sammclschie- nen im Neubau des Schallhauses. Er wurde so schwer verbrannt, daß er in hoffnungslosem Zustande ins Stadlkcankenhaus nach Zittau ge bracht werden mußte. Kleine Ghronik * Kin überaus heftiger Sturm, der vielfach Schneeverwehungen zur Folge hatte, tobte in der Nacht zum Freitag im Niesengebirge. Be sonders großen Schaden richtete der Sturm auf dem Bahnhofe Merzdorf an, wo die Signal masten umgeworfen und unbrauchbar gemacht wurden. Infolgedessen mußte der Verkehr auf der Strecke Hirschberg—Ruhbank vollständig ein gestellt werden. * Große Kälte in Schweden. Aus Gothen burg wird gemeldet: Die größte Kälte, die man seit Menschengedeukcn in Nordscknveden gemessen hat, wurde am Donnerstag in Medelpas festge stellt. Dort sank die Temperatur auf minus 53,3 Celsius. Die Bevölkerung hat sehr unter der Kälte zu leiden. In der letzten Zeit sind der Kälte allein sieben Personen zum Opfer ge fallen, darunter der Pfarrer von Naelsdalcn, der sich auf der Heimfahrt in einem dichten Schneesturm verirrte und samt seinem Hunde erfroren ausgefunden wurde. * Folgen der Kälte. Infolge der enormen Kälie ist in Gablonz in Böhmen der Damm des Hildebrandteiches geborsten. Der Bahnhof, zahlreiche Straßen, Wohnungen und Werkstätten wurden überflutet. Auch Personen schwebten in Lebensgefahr. Der Schaden ist groß. * Schweres Brandunglück. In Sandau (Kreis Jeiichow II) brach frühmorgens im Hause des Tischlermeisters Lamprecht ein Brand aus, der das Gebäude bis auf die Grundmauern einäscherte. Lamprecht wurde aus dem Schlafe geweckt und konnte sich und seine Familie nur mit Mühe reiten. Eine im oberen Stock wohnende Mieterin, ein nervenkrankes Fräulein Grätz, die das Feuer verursacht haben soll, kam in den Flammen um. * Tod dreier Kinder infolge Gasvergiftung. In Fallingbostel (Hannover) wurden gestern früh bei dem Fahrradhändlcr Kühne 3 Kinder im Alter von zehn bis fünf Jahren, als sie zum Schulgang geweckt werden sollten, tot auf gefunden. Der Arzt stellte den Tod durch Gas vergiftung fest. * Das Grubenuuglück auf Zeche „Minister Achenbach". Zum Grubenunglück auf Zeche „Minister Achenbach", bei dem kurz vor Weih nachten 48 Bergleute ihr Leben verloren, hatte die Besitzerin der Zeche 50 000 Mark gestiftet. Das Komitee, das die Summe verwaltete, hat jetzt beschlossen, das Geld nicht zu verteilen, sondern den Betroffenen und Hinterbliebenen eine Rente auszusetzen. * Zum Zusammenbruch der Niederdeutschen Bank in Dortmund. Der Zusammenbruch der Niederdeutschen Bank, der seinerzeit großes Auf sehen erregte, wird der Gegenstand eines Riescn- prozesscs sein, der von Anfang Mai bis Anfang August das Dortmunder Landgericht beschäftigen soll. Die Anklage richtet sich gegen den ehemaligen Bankier und Direktor Julius Ohm und 17 Mit angeklagten. Gegen 500 Zeugen sind zu ver nehmen und 20 Gutachter sollen geladen werden. Die Anklageschrift umfaßt 9M Schreibmaschincn- sciten. * Raubanfall auf einen Kassenboten. In Paris überfielen zwei Burschen einen Kassen- botcu einer großen Kreditanstalt und raubten ihm die Handtasche mit 55 000 Francs. * Gemeinsam in den Tod gegangen. In München hat sich der nervenkranke, an Verfol gungswahn leidende 42 Jahre alte Magistrats- ossiziant Leopold Schmidt zu Hause mit seiner Frau mit deren Einverständnis mit Leuchtgas vergiftet. * Toppclselbstmord im Studierzimmer eines Pfarrers. Ein Aufsehen erregender Doppel- sclbstmord ereignete sich in Werne bei Langen dreer. Der evangelische Pastor Luther und der mit ihm befreundete Gutsbesitzer Großebranck- mann wurden im Studierzimmer des Pastors erschossen anfgesundcn. Grvßcbrauckmaun, der früher sehr reich war, lebte in den letzten Jahren in dürftige!' Verhältnissen. Er soll durch Luther zu Spekulationen veranlaßt worden sein, wobei beide ihr Vermögen verloren. ' Kiu russischer Massenmörder. Aus Char kow wird gemeldet: Ein verhafteter Verbrecher, der überfühlt ist, nicht weniger als 103 Morde begangen zu haben, wurde vor das Kriegsge richt gestellt * Khcdrama. In Wiesbaden drang der von seiner Frau getrennt lebende Kammer musiker Schultze, der vor etwa Jahresfrist aus Amerika zurückgekehrt war, am Donnerstag in die Wohnung seiner Frau ein, gab mehrere Revolvcrschüffe auf sie ab und erschoß sich dann selbst. Die Frau starb bald nach ihrer Ein lieferung in§ Krankenhaus. Ursache: zerrüttete Familienverhältnisse. * Licbcsdrama. In Charlottenburg erschoß der 29jährige Schriftsteller Fliegenschmidt, der mit seiner Frau in Scheidung lebt, in der Nacht zum Freitag seine Geliebte und sich selbst. Das Motiv zur Tat ist unbekannt. * Mysteriöser Frauenraub. Aus Neapel wird folgender romantischer Vorfall gemeldet: Ein deutscher Maler namens Hermann Weil erstattete gestern der Neapeler Polizeidirektion die Anzeige, seine Frau Helene wäre von zwei Matrosen eines nach Genua abgegangenen, angeblich deut schen Dampfers geraubt worden. Unter welchen Umständen der Raub geschah, kann Weil nicht sagen. Er frühstückte nach seinen Angaben mit seiner Frau in einer Bar am Hafen, als jemand ihn dringend herausrief. Bei der Rückkehr des Malers war die Frau verschwunden. Zeugen sagten ans, daß die Frau, als sie aufgcfordert wurde, den Matrosen zu folgen, sich gesträubt hätte. Darauf nahmen sie die Männer unter die Arme und führten sie gewaltsam nach der nahen Landungsbrücke und an Bord des Damp fers, der dann sogleich nach Genua in See stach. * Löwe, Tiger und Leopard beim Kostümfest. Bei einem Kostümfest in Nom erschien die Fürstin Borghese auf einem Streitwagen, der von einem Löwen, einem Tiger und einem Leoparden ge zogen wurde. Die Tiere wurden durch die zahl reichen Gäste und die Lichtfülle erschreckt und drohten die Gäste anzufallen. Nur mit Mühe brachte man sie aus dem Saale.
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