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WenslMMltWAnzM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. « e n-Ernstthaler Anzeiger erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dcm Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts» pe en , durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Landbriefträger entgegen. » c^lage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzeig eng ebühr für die vgespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die gespaltene Im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Sie erklär: Konstantinopeler Meldungen zufolge, daß die Türkei weder aus Adrianopel noch auf die Aegäischen Inseln verzichten könne, und zu der Gerechtigkeit der Großmächte das Vertrauen habe, daß diese der Türkei einen Frieden ohne demütigende Be dingungen ermöglichen werde. Die neue Ant wort hält genau an den Zugeständnissen fest, die von den türkischen Delegierten zu London am 3. Januir gemacht und von den Balkan- Vertretern als mrgenügend zurückgewiefen wur den. Die von ihr zugestandene Grenzlinie überträgt große Gebietsteile der Provinz Adränopel an Bulgarien, beläßt Stadt und Festung Adrianopel jedoch ungeteilt dem äußer sten Nordwestzipfel der Türkei. Die jungtürkische Regierung hofft, daß die Mächte ihr weiter entgegenkommen werden als ihrer Vorgängerin, da sie nicht nur Reformen versprechen, sondern auch durchführen will. Der Großwesir Schewket Pascha erkärte, daß er und seine Freunde die Reformdedürftigkeit der türkischen Staatsverwaltung anerkennten und bereits beschlossen hätten, in allen Ministerien ausländische Ratgeber anzustellen, die eine ernsthafte Kontrolle auf allen Gebieten aus- sühren sollten. Die Versicherung des Groß- wesirs würde mehr Glauben finden, wenn die Jungtürken während ihrer Herrschaftsperiode von 1909 bis 1912^ auf dem Gebiete der Reformen etwas geleistet hätten. Das haben sie aber nicht getan. Außerdem ist es ganz ungewiß, wie lange sich die Jungtürken noch am Ruder werden halten können. Die bluti gen Zusammenstöße im Lager von Tscha- taldscha zwischen den Truppen, die die Fort setzung des Krieges als aussichtslos und ver derblich bekämpfen, und denen, die sie fordern, deuten doch darauf hin, daß die jungtürkische Herrlichkeit ein rasches Ende nehmen wird. Die Balkandelegierten befinden sich noch immer in London und nehmen dort an einem Abschiedsfrühstück nach dem andern teil. Die Note, in der sie den türkischen Bevollmäch tigten erklären, daß sie die Verhandlungen als abgebrochen befrachten, haben sie dem Führer der serbischen Delegation mit der Anweisung ausgehändigt, sie zu dem ihm geeignet erschei nenden Zeitpunkte den Vertretern der Türkei zu übermitteln. Den serbischen Delegierten ist bekanntlich die Wiederaufnahme der Feindselig keiten besonders unangenehm, und Herr Nova- kowitsch daher der Mann, der es mit der Ueberreichung der Note an die Türkei am wenigsten eilig hat. Gleichzeitig mit der Note an die türkischen Vertreter wird eine solche an den Staatssekretär Grey überreicht werden, worin die Balkandelegicrten ihren Dank für die ihnen von der englischen Regierung er wiesene hochharzige Gastfreundschaft anssprechen. Nach einer Meldung aus London wollte der dortige serbische Gcsandle am Mittwoch nach mittag bereits die Note an die Balkandele- giertten überreichen, in der der Abbruch der Friedcnsverhandlungcu angetündigt wird. Die serbischen Delegierten wollten am Sonn abend, ftmtestens Sonntag die Heimkehr nach Belgrad antreten. Die Einigkeit der Großmächte, die auch heute noch auf den, „Standpunkt" ihrer ge meinsamen Note an die Türkei stehen, dauert unverändert fort. Ein hochgestellter Peters burger Diplomat erklärte die Gerüchte von einer geplanten Sonderaktion Rußlands für grund los und betonte namentlich, daß Rußland keine Austeilung der asiatischen Türkei plane und wegen eines Landstreifens in Armenien nicht die Gefahr eines europäischen Krieges herauf beschwören werde. Die türkisck>« Regierung erhielt von einer Finanzgruppe eine Anleihe von 18,3 Millio nen Mark. Der rumänisch-bulgarische EntschädigungS- konslikt rückt seiner gütlichen Beilegung näher. Tagesgefchichte. Zum Katserjubiläum. Unter dem Vorsitze des Präsidenten des preußischen Herrenhauses Grafen v. Wedel hat sich ein Ausschuß gebildet, der zur Sammlung einer NationaUpende zum Kaiserjubiläum für die christlichen Werke in den Kolonien und Schutzgebieten auffordert. Der Kaiser als Pate des jüngsten Prinzen von Rumänien. Der Kaiser hat mit seiner Vertretung bei der am nächsten Sonntag stattfindenden Taufe des jüngst geborenen Prinzen von Rumänien den Prinzen Oskar beauftragt. Der Prinz wird begleitet von dem Generaladjutanten von Plessen, dem Flügeladjutanten Oberst von Friedeburg, dem Flügeladjutanten Soden und dem persönlichen Adjutanten Oberleutnant von Bock und Polach. Prinz Adalbert von Preußen hat sich von seiner Erkrankung an Masern und Lungenentzündung so weit erholt, daß er schon in der nächsten Woche das Bett verlassen dürfte. Der Rücktritt des Chefs unserer Hochseeflotte, Admirals von Holtzcndorff, der soeben erfolgt ist, kam nicht überraschend. Schon vor einem Jahre und noch zuletzt nach den großen Herbstflottenübungen wollte der ver diente Admiral aus dem aktiven Dienste wegen Gesundljeitsrücksichten ausscheiden, aber auf be sonderen Wunsch des Kaisers verblieb er noch länger im Amte. Admiral v. Holtzenioorff be sitzt in hohem Maße das Vertrauen des Kai sers, der noch erst vor einiger Zeit durch die Verleihung des Schwarzen Adlerordens ihn auszeichnete. A» die Stelle des Scheidenden tritt der Ches des 2. Geschwaders Vizeabmi- ral v. Jngenohl, der hinwiederum durch den bisherigen Direktor des Allgemeinen Marine departements des Reichsmarineamts Konter admiral Scheer ersetzt wird. Die Stele des letzteren bekleidet künstig Mzeadmiral v. Kro sigk. Da erst zu Kaisersgeburtstag wichtige Veränderungen und Befördeningen in den höch sten Kommandostellen unserer Marine vorge- nommcn worden sind, ergeben jetzt letztere ein fast völlig verändertes Bild. Die Crbtinfallsteuer kommt wieder. Wenigstens können die „Münch. N. N." versichern, daß in der geplanten, von verschie denen Bundesstaaten allerdings bekämpften Vnmögeuszuwmhssteuer die Erbschaftssteuer in der Form einer Erbans allsteuer enthalten ist. Das genannte Blatt zieht daraus den Schluß, daß die Meldungen von dem bevorstehenden Rücktritt des Schatzsekretärs Kühn, soweit sie sich aus die Voraussetzung stützen, daß die von ihn: befürwortete Erbschaftssteuer keine Aus sicht auf Verw rklichung hat, der Begründung entbehren. Etwas anderes wäre es, wenn man zur Deckung der neuen Militärvorlage in das alte System der Pumpwirtschaft zurückfallen wollte. Das würde der Schatzfekretär nicht mitmachen, sondern in diesem Falle seinen Abschied nehmen. Nach einer anderweitigen Meldung liegt jedoch auch diese Gefahr nicht vor; es werden vielmehr gleichzeitig mit der Militärvorlage dein. Reichstage positive Dcckungsvorschläge unterbreitet werden. Eine neue LuftderkehrSordnung tritt nüt dem 1. Februar d. I. in Kraft. Darnach soll das Ueberfliegen größerer Ort schaften nach Möglichkeit vermieden werden. Direkt verboten ist das Ueberfliegen von Spreng stoffabriken, Petrolemnlagern, Gasanstalten und ähnlichen feuergefährlichen Anlagen, von Grundstücken, die von elektrischen Hochspan nungsleitungen netzartig überzogen sind, fürst lichen Schlössern einschließlich der dazu gehöri gen Garten anlagen, sowie von Besestigungen, falls hierzu nicht eine schriftliche Erlaubnis -er militärischen Behörde erteilt lst. Ebenso ist den Fliegern das Ueberfliegen größerer Menschenansammlungen bei Schaustellungen und Veranstaltungen jeder Art, wie z. B. Paraden, Rennen, auf öffentlichen Märkten, Badeplätzen, in Bolksgärten ufw. verboten. Die Zahl der deutschen Flieger ist derart gestiegen, daß der deutsche Luftfahrerverband bereits über 350 Pilvtenzeugnisse ausgestellt hat. Die preußische Heeresverwaltung will übrigens binnen Jahres frist 30 Unteroffiziere als Militärflieger aus bilden. Zeppelin und Schütte-Lanz sollen deutsch bleiben. Ebenso wie sich das Reich die Zeppelin-Pa tente gesichert hat, sucht die Heeresverwaltung den Verkauf von Schütte-Lanz-Luftschiffen nach dem Ausland zu verhindern. Die Meldungen, daß das Reich die Patente bereits übernommen habe, sind verfrüht; doch ist anzunehmen, daß aus den Mitteln der demnächst vorzulegenden Luftflottenvorlage auch Schütte-Lanz-Ballons angeschafft werden sollen. Russisches Fletsch für Berlin. Die Stadt Berlin hat auf den Antrag, die Einfuhverlaubms für frisches Rind- und Schweinefleisch aus Rußland über den 31. März des Jahres Hanaus bis zum 31. März 1914 zu verlängern, vom Landwirtschaftsmini- ster den Bescheid erhalten, daß die Einfuhr bis 1. Oktober d. I. zugelassen wird, daß aber kein Anlaß vorliegt, die Genehmigung schon jetzt bis zuw 1. April nächsten Jalwes auszudehnen. Ein neuer Spiouageprozeß kommt am 14. Februar vor dem vereinigten 2. und 3. Strafsenat des Reichsgerichts zur Verhandlung. Des versuchten Verbrechens gegen das Spionagegesetz angeklagt ist der Handlungsgehilfe Paul Neumann aus Dan zig, der ein von dem Graudenzer Jäger zu Pferde Heine entwenldetes Karabinerschloß der französischen Botschaft in Berlin zum Kaufe angeboten hat und verhaftet wurde, als er einen postlagernden Brief abholen wollte. Heine, der damals ebenfalls verhaftet wurde, wird sich vor dem Reichsmilitärgericht zu ver antworten haben. Ein italienischer Pfarrer unter Spionageverdacht. Der italienische Pfarrer von Gardone am Gardasee ist auf österreichischem Boden in Riva von den Militärbehörden unter dem Verdacht der Spionage zugunsten Italiens verhaftet und in das Kre.sgericht Rovereto eingeliefert wor den. Die Leibesvisitation hat stark kompro- m liierende Papiere zutage gefördert, welche sich auf Militärstrafen und Befestigungen im öster reichischen Grenzgebiete beziehen. Die Suffragcttenschlacht in London am Tage nach der Zurückziehung der Wahl- vechtsbill führte zur Verhaftung von 50 Wahl rechtsweibern. In noch weit zahlreicheren Fäl len mußten die tollen Frauensleute bei der Polizei Schutz vor dem Publikum suchen, des sen Gedu/d zu Ende ist und das nur mit Müße daran gehindert werden konnte, mehrere Suffragetten in ein Springbrunnenbecken zu Iversen und ihnen darin eine heilsame Abküh lung zu bereiten. Andere Wahbrechtlerinnen wurden in den Straßenschmutz gezerrt und boten einen bejammernswerten Anblick. Wie deruni wurden zahlreiche Schaufensterscheiben zertrümmert, darunter auch zwei der Ham burg-Amerikalinie im Werte von 4000 Mark. Das 5V jährige Jubiläum des poluischeu Aufstandes von 1863 m Rußland wird in diesen Tagen von den Polen gefeiert, obwohl wenig Grund für eine „Feier" vor handen ist; denn der seit langem vorbereitete Aufstand nahm ein recht tragisches Ende, das die Polen noch schwerer traf als die Nieder werfung der Aumstände von 1830, 1846 und 1848. Obgleich Zar Alexander II. den Wün schen der polnischen Bevölkerung in mancher Beziehung sehr entgegengekommen war, u. a. fünf polnische Gouverneure eingesetzt und die panische Universität Warschau wiederhergestellt hatte, verlangte der polnische Adel ein« rein polnische Regierung und die Vereinigung aller Provinzen des ehemaligen Polens. Da dies von Petersburg aus nicht zugesagt werden konnte, brach eine Erhebung in Polen aus, die jedoch trotz der Diktatur der geheimen polni schen Nationalregierung bald unterdrückt wer den konnte. Wie von selten dec Großpolen die Attsstandsbewegung mächtig geschürt worden war, ging die russische Regierung namentlich gegen den Adel außerordentlich streng vor. Die Bauern erhielten für jeden eingefangenen Pol ii schen Adligen eine Prämie, außerdem wur den ihnen die Pachthöfe gegen eine Grund steuer als Eigentum verliehen. Von 197 katho- ischeu Klöstern wurden 114 aufgehoben. Hin richtungen und Massendeportationen nach Sibi rien waren an der Tagesordnung. Erst als es den Russen gelang, des Oberhauptes und mehrerer Mitglieder der geheimen National regierung habhaft zu werden, von denen fünf hingerichtet und die anderen nach Sibirien ver schickt wurden, «rlosch im Jahre 1864 der blutige Aufstand. GemeiiWstW öffentliche Sitzung des Rats- uud StaLtverordneten-Kollegiums zu Hohenstein-Ernstthal am 29. Januar 1913. Am Ratstische sind die Herren Bürger meister Dr. Patz, sowie die Stadträte Anger, Bohne, Kommerzienrat Reinhard, Layritz, Schneider, Lange und Müller erschienen. Vom Stadtverordneten-Kollegium sind 22 Herren an» wesend; es fehlen die Herren Gruber, Held und Hillig. Kurz nach 8 Uhr eröffnet Herr Bürger meister Dr. Patz die Sitzung und gibt zu Punkt 1 der Tagesordnung Wahl von Sachverständigen inKntcignungssachen bekannt, daß nach § 37 des Enteignungs- gefttzes für etwaige sich nötigmachenden Ent eignungen Sachverständige in gemeinsamer Sitzung der städtischen Kollegien gewählt wer ben müssen. Für Bausachen waren früher die Herren Bauunternehmer Mittler und Bau meister Richter, für Landwirtschaftliche Sachen die Herren Oekonom Fleischer und Kleindienst und für Forstwivtscha tliche Sachen Herr Stadt rat Beck gewählt worden. Herr Oekonom Flei scher hat die Wahl abgelehnt und wurde an >e.ue Stelle Herr Stadtgutsbesitzer Kunze ge wählt. Sodann wird in die Beratung des Haushaltplaus für 1913 eingetreten. Die einzelnen Kassen wurden ge trennt von den verschiedenen stadträtlichen Dezernenten vorgetragen und über jede Kasse erst durch die Stadtverordneten unb dann durch den Rat abgestimmt. Vorweg bemerken wir hierzu, daß sämtliche Kassen nach dem im Druck vorgelegencn Entwürfe Annahme fan den. Aenderungen an dem Haushaltplan wur den wicht vorgenommen. Die in Klammern siebenden Zahlen betreffen das Jahr 1912. Wir lassen nun den Bericht über die Beratung fol gen, wobei wir uns darauf beschränken, nur die wichtigsten Zahlen wiederzugeben: Herr Stadtrat Schneider: Die Beamten-Pensionskasse schließt in Einnahme und Ausgabe mit 6169,68 Mark ab; der Zuschuß der Stadtkasse beträgt 4654 (5012) Mark. Die Pensionen be tragen 3654 (5398) Mark; d e Ermäßigung ist auf die Jnwegfallstelluug der Pension für den verstorbenen Ratsrendanten Schilling zurückzu- sllhren. Die Heba m m e n - U n t e r st ü tz u n g s- kasse balanziert mit 479,70 Mark und hat einen Ucberschuß von 59,70 Mark. Der Bei trag der Hebammen beträgt 80 und der der Stadt 50 Mari. Die A n l e i he k a s s e schließt mit 121 712,82 Mark ab und erfordert einen Zu schuß von 44 213,68 Mark. Zur Verzinsung und T lgung der Anleihen werden 521161,32 (49 304,82) Mark verlangt, wozu die Armen-