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an die gemäßigten als an die radikalen Par- leien rrahm, war nahezu ein volles Jahr Kriegsminister und hat sich als solcher um die französische Armee anerkennenswerte Verdienste erworben. Unter Millerand kam das Kadre- gesetz zustande, das die Armee nicht nurnume- risch verstärkt, sondern ihre Kriegsbereitschaft auch wesentlich durch die Einführung der so genannten Reserverahmen erhöht. Millerand war ferner der Urheber und rastlose Förderer des Aeroplanwesens im Heere und endlich der Schöpfer der Negerarmee aus Eingeborenen Marokkos. Im Jahre 1900 hielt er als Han- delsminister die Eröffnungsrede auf der Pari ser Weltausstellung. Deutscher Reichstag. 89. Sitzung vom 13. Januar. Auf der Tagesordnung steht die erste Lesung des Gesetzentwurfs über die Neuregelung des Verfahrens gegen Jugendliche. Diese Ange legenheit soll wegen ihrer Dringlichkeit vor der allgemeinen Revision der Strafprozeßordnung erledigt werden. Staatssekretär L i s c o: In den letzten Jahren hat die Frage der Jugendlichen stets wachsende Aufmerksamle t gewonnen. Auf die geistige und körperliche Jugendpflege, ist das Bestreben weitester vaterländischer Kreise ge richtet. Damit ist auch das Problem des ge richtlichen Verfahrens gegen Jugendliche mehr und mehr in den Voroergrund getreten. Im Jahre 1910 wurden 51 350 Personen im Alter von 12 bis 16 Jahren wegen Vergehen oder Verbrechen vor den Strafrichter gestellt. Die Folgen wurden für diese jugendlichen Personen vielfach durch die bedingte Begnadigung ge mildert, von der in sehr umfangreichem Maße Gebrauch gemacht wuroe. Wir wollen mit die ser Vorlage nun noch einen Schritt weiter gehen und die Jugendlichen möglichst vor den mit einem Strafverfahren verbundenen Schäden bewahren. Wenn geeignete Erziehungs- maßregeln vorzuziehen sind, soll eine Bestra fung ganz unterbleiben. Die Zuständigkeit der Kindergerichtshöfe will die Vorlage erweitern und die Jugendlichen unter Umständen nur dem Vormundschaftsrichter überweisen. Der Jugendliche soll fortan unter die Aufsicht eines Fürsorgers gestellt werden können. Fürsorge- Vereine und -Behörden sollen im weitesten Maße unterstützt werden. Vor schädlichen Ein flüssen im Gefängnis sollen die Jugendlichen auch dann bewahrt werden, wenn sich die Untersuchungshaft nicht umgehen lä. t Die Hauptverhandlungen sollen möglichst gesondert geführt und die Oesfentlichleit in ihnen ans- geschloffen werden. Allen denen, die sich mit warmer Liebe aus dem Gebiete der Jugend fürsorge betätigten, spreche ich von dieser Stelle meinen Dank aus. (Bei all.) Abg. Sradthagcn (Soz.): Der Ent wurf fällt in nichts zusammen, da in ihm der al ein berechtigte Grundsatz: Erziehung, nicht Be'tra'unn der Jugendlichen — so gut wie gar nicht ler onchngt ist. Notwendig ist die Her- a>n/e'. n: der werktätigen Bevölkerung und auch du f ra-en zu Schöffen und Geschwore nen. Die Staatsanwaltschaft ist parteiisch. Ein Dienstmädchen, das bedingt verurteilt worden war, wurde nach ihrer Verheiratung zur Ab- büßung der Strafe aufgefordert, weil sie sich nicht gut gehalten habe. Sie hatte einen Sozialdemokraten geheiratet. Ueberweisung Jugendlicher an Zwangserziehungsanstalten darf nicht, stattfinden, denn dort werden die Jugendlichen zu Verbrechern erzogen. Not- wenoig ist dagegen die Heraufsetzung der Straf- mündigkeit auf mindestens 15 Jahre. Abg. Pfleger (Ztr.): Der Gesetzent wurf ist eine bewußte Halbheit; dagegen sind seine Grundgedanken und seine Ziele gesund. Die Durchbrechung des Legalitä:sprinzips machen wir nicht mit. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 21 Mitgliedern und erwarten von deren Beratungen ein brauchbares Gesetz. Abg. v. Calker (natl.): Die Neuregelung des Verfahrens gegen Jugendliche ist eine alte Forderung des Reichstags und muß endlich gelöst werden. Mit der Strafe allein kmn auf diesen Gebieten nichts ausgerichtet werden. Die Jugend muß zum Vertrauen in die Ge setzgebung herangezogen werden. Besonders wenn es sich um Mädchen handelt, sollen auch Frauen als Schöffen fungieren. Ohne Strafe wird es auch in Zukunft nicht abgehen, schwächliche Milde schadet. Wir wollen auch Milde, aber vor allem Gerechtigkeit. Abg. Giese (konf.): Auch meine Freunde stimmen dem Gesetz zu, obwohl sie einige Be denken hegen. Von der Liebenswürdigkeit der Damen haben wir einen solchen Respekt, daß wir sie lieber nicht als Schöffen sehen möch ten. Die Einschränkung oes Legalitätsprin zips, wonach bei jugendlichen Erziehungsmaß regeln der Bestrafung vorzuziehen sind, billi gen wir, allerdings nicht in dem von dem Ge setzentwürfe vorgesehenen Umfange. Abg. v. Liszt (fortschr. Vp.): Wir be grüßen das Vorgehen auf dein Gebiete der Jugendgevichtspflege mit lebhafter Freude. Lei der entspricht der Entwurf nicht den Fort schritten, die die Bewegung überall gemacht hat. Die bedingte Verurteilung ist reform bedürftig. Für lange zurückliegende Strafen muß es eine Rehabilitierung geben. Die Zu sammensetzung der Jugendgerichtshöfe muß ge setzlich geregelt werden. Wir beantragen die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 28 Mitgliedern. Abg. Pospiech (Pme): Die Fürsorge erziehung gilt als Strafe und sollte daher nur in äußersten Fällen angewendet werden. Pol nische Kinder hat man ost in Fürsorge ge geben, um die Eltern zu strafen. Abg. Warmuth (Rpt.): Der Forde rung, Frauen als Schöffen heranzuziehen, muß auch ich trotz aller Hochachtung vor den Frauen widersprechen. Frauen können nicht Mchter sein. Der Entwurf ist eine gute Grundlage. Darauf geht die Vorlage an eine Kom mission von 28 Mitgliedern. Die revidierte Pariser Uebereinkunft zum Schutze des gewerblichen Eigentums wird nach einem kurzen Geleitwort des Staatssekretärs Delbrück und einigen zustimmenden Be merkungen des Abg. Junck (natl.) einer Kommission überwiesen. Es folgt die z w e i t e L e s u n g des Etats beim Etat des Reichsamt des Innern. Die dazu vorliegenden Resolutionen werden mit zur Debatte gestellt. Abg. Fischer- Berlin (Soz.): In der Soziä resorm geschieht gar nichts mehr. Das Versprechen der preußischen Wahlreform bleibt unerfüllt. Die Entwicklung aber schreitet fort, wie die steigende Zahl sozialdemokratischer Stimmen und Mandate beweist. Im Reichs amte des Innern herrscht kein sozialer Geist. Vom Germanischen Museum in Nürnberg wurde z. B. eine Kratt mit abgeschlossener Universitätsbildung in Kunstgeschichte verlangt gegen ein Monatsgehalt von 100 Mark. Vor kurzem ergingen Anweisungen an die Kom missare der Negierungen, daß sie alle Vor lagen, die dem Reichstage zugehen sollen, erst der preußischen Staatsregierung zur Begut achtung überweisen. Staatssekretär Delbrück protestierte da gegen, daß der Vorredner Material, das er nur auf dem Wege des Vertrauensbruchs er langt haben könnte, im Reichstage vortrüge. Dienstag 1 Uhr Fortsetzung. OerMcheS und Gächstsches. * — Witterungsaussicht sür Mittwoch, den 15. Januar: Kühl, trocken, ziem lich klar. *— Bezirksausschuß-Sitzung. Die 1. diesjährige Bezirksausschuß-Sitzung fin det Freitag, den 24. Januar d. I., vormit tags ^12 Uhr, im Sihungssaale der König lichen Amtshauptmannschaft Glauchau statt. * Hohenstein-Ernstthal, 14. Jan. Das trag bare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit wurde gestern in der Nadclfabrik von Anton Haase durch Herrn Anushauptmann von Koppcnfcls aus Glauchau an den Nadelmacher Herrn Johann Ferdinand Werner in Oberlungwitz, der fast 33 Jahre im Betriebe dieser Firma tätig ist, unter ehrenden Worten überreicht. An die Ueber- reichnng schloß sich ein Rundgang durch die Fabrik und äußerte sich der Herr Ämtshauptmann sehr lobend über das Gesehene. * — Die Stadtverordneten, die ur sprünglich heute zu einer Sitzung zusammentreten sollten, werden erst nächsten Dienstag, den 21.d.M., eine Sitzung abhalten, auf der die bereits bekannt- gegebenen Gegenstände beraten werden sollen. ' — Die p r i v. Schützen-Kom pagnie N e u st a d t hie t gestern abend im Neustädter Schützenhaus ihr diesjähriges Win- terfest ab, das sich außerordentlich guten Be suches erfreuen konnte. Eingeleitet wurde der Abend mit dem Blankenburg'chen Mavsch „Mit Paradeflaggen", dem Webers Ouvevture zu „Euryantle" und Variationen aus „CoPPe- lia" von Delibes folgten. Solveijgs Lied aus der Peer Gynt-Suite II von Grieg, dem fein sinnigen Skandinavier, kam besonders zur Gel tung. Peer Gynt, eine Jbsensche Figur, ein trotziger, wilder Bursche, hat seine Braut Sol- veijg in einer Waldhütte verlassen, um an das Sterbebett seiner Mutter zu eilen. Mit schöp ferischer Gewandt'eit hat Grieg die Melodien verflochten, rührende Stimmung umgibt das hübsche Liedchen, das gestern reichen Beifall erntete. Di; große Fantasie aus Wagners „Walküre" von Seidel beschloß den ersten Teil, doch zwang der lebhafte Beifall noch zu einer Zugabe, wobei die Kapelle angenehm von den laubesüblichen Zugaben abwich. Als ein Künst ler von nicht geringen Qualitäten erwies sich Herr Schneider, der mit Drdlas „Serenade Nr. 1" ein selten schönes Violinsolo bot. Die Fe nheiten der Komposition erschienen gut her- ausgearbeitet und verliehen die sichere und doch Weiche Bogenführung dem Spiel erhöhten Reiz. Mit Beifall wurde deshalb nicht ge kargt. Als chronologisches Potpourri kamen in Kaiserscher Bearbeitung 19 Märsche, nach authentischen Quellen, zusammengestellt, um fassend die Zeit von 1292 bis 1900, zum Vor trag und zum Schluß ein Tubaphonsolo „Koboldspiele", ausgefnhrt von Herrn Baller. Der stürmische Beifall zum Schluß der Musik folge forderte eine weitere Zugabe. Während des Konzertes, das den Jägern das Zeugnis eines vornehm geschulten Orchesters ausstellt, nahm Herr Vorsteher Lokalrichter Küchler nach kurzer Begrüßung das Wort zu etwa folgen der Ansprache: Das Jakr 1913 mahnt mehr wie bisher zu einem Rückblick auf die letzten 100 Jahre; Deutschlands Zerrissenheit und Un einigkeit, z. T- hervorgerufen durch Napoleon, der alle Welt unterjochen wollte, wurde 1813 schon etwas gebessert. Auch die alten Ernst thaler Schützen wurden ungewollt zu einer Schutztruppe Napoleons. Als das französische Heer im Jahre 1813 durch Oberlungwitz zu- rückzog, mußte die Kompagnie ebenso wie die Hohensteiner auf Wache im Postrestaurant ziehen. Damals, als die Not am größten, standen Helden des Schwertes und der Feder auf, uno besonders letztere wußten in vater- londsfrohen Liedern die Begeisterung für die große Sache zu Wecken und zu fördern. Das deutsche Lied und Wort wurde als Samen korn unter die deutschen Stämme gesät, doch datierte es lang« Jahre, ehe die Saat auis- ging. 1848 zeigte sich bereits die Frucht, atls die Fürsten einig und gemeinsam dem preußi schen König die Kallerkrone anboten, die be kanntlich abgelehnt wurde. Es mußte uns erst ein eiserner Kanzler, ein Bismarck erstehen, der den E n ieitsgedanken weiterspann, dessen kraft volles Wirken schon als preußischer Gesandter im Frankfurter Parlament zutage trat und des- sen achtunggebietende Persönlichkeit die Schwie rigkeiten, die der innigeren Verbrüderung noch im Wege standen, geschickt aus dem Wege räumte. Immerhin mußte erst eiu 1819, 1864, 1866, 1870/71 esttehen, bevor die Frucht völ lig reifte und wir ernten konnten. Die Einig keit machte uns strrk und groß, verhalf uns zu der achtunggebietenden Stellung, die wir heute 'Sinnehmen. Redner wies daraus hin, wie diese Verhältnisse im Großen auf das Reich und im Kleinen auf die Kompagnie zu- tre seu; auch hier sei oberster Grundsatz „Einig keit macht stark." Mit einem Hoch auf den Schützenkönig- schloß die Ansprnche, der eine solche des Herrn Hauptmanns Großer folgte: Erst vor wenigen Tagen sind wir in das neue Jahr 1913 hineingeschritien, nachdem die poli tischen Wogen des vergangenen Jahres in der letzten Zeit sehr hoch gingen. Glücklicherweise ist die Kriegsgefahr wieder vorbeigegangen, was nicht zuletzt auch ein Verdienst der von Friedensliebe diktierten Politik Kaiser Wil- ielms ll. ist, der es verstanden hat, die Ge fahr abzulenken. In 14 Tagen, am 27. Januar, feiern wir den Geburtstag des Kai sers und wir Schlitzen werden Sr. Majestät da durch huldigen und die Treue zum angestamm ten Herrscherlause bekräftigen, daß wir Ge- schützdonner zur Ehrung in das Land erklin gen lassen. Wir gedenken dabei unseres Kai sers lind rufen: „Glück und Heil dem Kaiser, Gott schütze das Haus HohenzoUern!" Aber auch unseres Kölligs wollen wir heute ge- dcillen, dem das Wohl seines Volkes sehr am Herzen liegt. W e gern er im Volke lebt und mil Um verkehrt, zeigte erst seine vorjährige Vogtlandrelle wieder. Den Schützen bezeigt er als l ober Protektor des Wettin-Schützenbundes besondere Aufmerksamkeit, was auch durch seine Teilnahme am Dresdner Vogelschießen zum Ausdruck kommt. Als vor 173 Jabren die Schützenkompagnie zum Schutze von Thron und Vaterland gegründet wurde, gab es andere Verhältnisse; beute haben wir eine starke Armee, die uns diese Pflichten abnimmt. Aber noch immer folgen wir dem Gelübde auf unserer Fahne: „Mit Gott für König und Vater land" lind „lieb' Äug' und Hand für's Vater- land", auch heute lassen Sie uns deshalb unse res Landesvaters gedenken: Se. Majestät, König Friedrich August, er lebe hoch! Leb haft stimmten die Anwesenden in die Hoch- ru'e ein und sangen darauf stehend die Natio nalhymne. — In ausgiebiger Weise gab man sich sodann den Freuden des Tanzes hin, während Küche und Keller des Festwirtes, der nur Gutes bot, eifrig zugesprochen wurde. Erst in früher Stunde find das schönverlaufene Fest sein Ende. * — Der Ev a ng. Ar b ei ter v e r e i n hielt gestern abend in Schiefners Restaurant seine diesjährige Hauptversammlung ab, die von Herrn Vorsteher Minder mit kurzer Begrüßung eröffnet wurde. Eingehend beleuchtete der gutausgear beitete und beifällig aufgenommene Jahresbe richt die Ereignisse des verflossenen Jahres, wäh rend Herr Kassierer Zschocke über den befriedigen den Stand der Kasse berichtete. Die Unterstützungs kasse ist gleichfalls wiederholt in Anspruch genommen worden. Die Neuwahl fand mit Ausnahme einer geringfügigen Verschiebung glatte Erledigung, indem die ausscheidendcn Vorstands mitglieder einstimmig wiedergewählt wurden. Nach Erledigung von Neuaufnahmen wurde die Versammlung geschlossen. * — Ueble Folgen eines Sturzes zeigen sich bei dec Ehefrau eines hiesigen Ein wohners, die seit zwei Tagen fast ständig be wußtlos liegt. Die Bedauernswerte war vor einigen Wochen gefallen, ohne daß der Sturz direkte Einwirkungen hinterließ; erst jetzt treten die nachteiligen Folgen zutage. " — Die Festnahme des Mörders Ster nickel ruft auch in der hiesigen Gegend Erinnerungen wach. Vor etwa 4—5 Jahren hieß es, daß Sternickel in der Lichtcnsteiner Ge gend auf der Schiefer- und Hennig-Mühle in Arbeit gestanden bezw. um Arbeit nachgcsucht habe. Die hiesige Polizei und die Gendarmerie hat dann nächtelang die ganze Gegend ab- patrouillicrt, ohne des steckbrieflich Verfolgten, auf dessen Ergreifung eine hohe Belohnung aus gesetzt war, habhaft zu werden. * — Eine „Sommer- und Winter studie" nennt Hauptmann Härtel seinen Vor trag: Im Firnenglanz des Ober-Engadin, der am 23. Januar abends 8 Uhr im Hotel „Drei Schwanen" im Kaufmännischen Verein gehalten werden wird. Künstlerische Photographie, Ma lerei und Text verbinden sich zu einem überaus harmonischen Ganzen. Als Schöpfung von künst lerischen Qualitäten wurde der Vortrag von maß gebender Seite eingehend gewürdigt, er erlebte nicht weniger als 86 Aufführungen in der „Ber liner Urania" und erntete das einhellige Lob der gesamten Berliner Presse. Einmütige Anerken nung fand der Vortrag auch in Wien, wo er in dem gleichnamigen Institut wiederum viele Wie derholungen erzielte. Dies dürfte allein schon für die Güte des zu Erwartenden sprechen. Fast alle Bilder sind vom Redner selbst ausgenommen, besonders gut sind ihm die Wandelpanoramen gelungen, deren technische Herstellung bekanntlich mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Das Kolorit stammt von einer Leipziger Künstlerin. Um die dem Redner eigene präcise Vorführungs art auch hier zu ermöglichen, bringt er seine Ap parate mit der Wandelpanorama-Vorrichtung sowie die hierzu erforderliche Bedienung selbst mit. Jedenfalls wird der annähernd 14F Stunde (einschl. Pause) dauernde Vortrag geeignet sein, die Zuhörer ebenso zu erbauen wie zu unter halten. v. Oberlungwitz, 14. Jan. Prinz Karneval, der gestern in den geräumigen Lokalitäten des Gasthofs „zum Hirsch" seinen Einzug hielt, er öffnete damit die Faschingssaison in der hiesigen Gegend. Der große Saal war dichtgefüllt von Zuschauern und Masken, sodaß fast „kein Apfel zur Erde" fallen konnte; es herrschte ein lebhaf tes Drängen, Puffen und Knuffen, wie es eben ein Maskenball mit sich bringt. Gegen '/z10 Uhr fand die Demaskierung statt. Die Preis richter hatten keine leichte Arbeit, um unter den über 60 Herren- und Damenmaskeu die richtige Wahl zu treffen. Besonders war die Prämiierung der hübschen Damenmasken schwielig. Es er hielten Preise: 1. Damenpceis Frl. Helene Kirste- Hohcnstein-Er. (Marine), 2. Fcl. Klara Unger- Oberlungwitz (weißer Husar), 3. Frl Klara Dietschold-Hermsdorf (Hirsch), 1. Hcrrcnpreis Herr Walter Korb-Oberlungwitz (Rosenkavalier), 2. Herr Albin Oehler-Oberlungwitz (Mexikaner), 3. Frl. Martha Silbermann-Gersdorf (Feuerwehr- Hauptmann). Einen weiteren Preis erhielten drei unerkannte Gersdorfer Frauen, die in einem Ko stüm zusammenhängend „Drillinge" darstellen sollten. Die ganze Veranstaltung kann man als wohlgelungen bezeichnen, namentlich die Dekora tion war nicht zu überladen und wirkte dadurch gut. Auch Küche und Keller des Herrn Sturm ließen nichts zu wünschen übrig, sodaß die zahl reichen Besucher des Maskenballes einen harmo nisch verlaufenen Abend verlebten. w. Oberlungwitz, 14. Jan. Auf dem Wege nach Mittelbach stieß gestern abend ein Auiomo- bil mit einem hiesigen Geschäftsgeschicr leicht zusammen. Da die beiden Wagen sich glücklicher weise nur leicht streiften, ist der Schaden nicht groß. b. Oberlungwitz, 14 Jan. Auf der von hier nach Bernsdorf führenden Staatsstraße werden voraussichtlich in diesem Jahre wiederum eine Anzahl Obstbäume angepflanzt, vorausgesetzt, daß sich die bisherigen Anpflanzungen bewähren. h. Gersdorf, 14. Jan. Bericht über die Hauptversammlung des Kgl. Sächs. Militär- Vereins „Kronprinz Albert": Nach vorauioe- gangener Vorstandssitzung eröffnete gegen ^6 Uhr Herr Vorsteier Franz die Generalver sammlung und erteilt, nach kurzer Begrüßung der Erschienenen, Herrn Schri tführor Haertel das Wort zum Jahresbericht. Aus demselben ist zu entnehmen, daß 21 Kameraden ein ¬ traten; dagegen starben 4 Kameraden, 4 sind verzogen, es wird also das neue Jahr mit 185 Mitgliedern begonnen. 2 Kameraden ge hören dem Verein 25 Jahre an, 4 Mann 30 Jilre und ein Kamerad 40 Jahre. Es fan ¬ den statt 2 Vorstandssitzungen, 1 Hauptver sammlung und 10 Monatsverfammlungen, die alle gut besucht waren, es wird aber noch um erhöhte Teilnahme gebeten. Vergnügen waren zwei, am 28. Januar die Kaisergebuvtstags- seier ini „Blauen Stern" und am 23. Juli der Ausflug nach Kirchberg. Gelegentlich des ersten Festes wurden 10 Kameraden erstmalig voni Dere n für 40jährige Mitgliedschaft mit einem kleinen Kreuz bedacht, welcher Auszeichnung in der am 3. November stattgesundenen Monats versammlung die Ueberreichung der vom Bunde gestifteten Medaille folgte, lieber beide Aus zeichnungen ist in dieser Zeitung bereits aus führlich berichtet worden. Königs-Geburtstag wurde nach der am 1. Juni stattgefundenen Monatsvevsammlung durch einen wahlgelunge nen Kommers gefeiert. Einer Einladung des Turnvereins 1, Gersdorf, zum 50jährigen Jubiläum wurde entsprochen und als Geschenk 25 Mark überwiesen. Aus den Zinsen der Vereinssparkasse wurden 2 kranke Kameraden wieder unterstützt, abzüglich aller Unkosten ver bleiben immer noch 213,20 Mark; man er.'ennt den Segen der Arbeit, welche stillschweigend Gutes schafft. Kamerad E. Kolb stiftete ein silbernes Fahnenträgerschild und Kamerad Joh. Kretzschmar ein Luftgewehr zum Zimmer- schießen nach den Versammlungen. Der Be richt schließt mit dem Wunsche, daß der Ver ein weiter blühen, wachsen und gedeihen möge. Der nächste Punkt der Tagesordnung betraf den Kassenbericht, den Herr Kassierer Straß in eingehender, genauer Weise erstattete. Er gab die Kassenbcwsgungen be.annt, wonach sich das Vereinsvermögen auf 3931,54 Mark stellt. Als Rechnungsprüfer wurden 2 Kameraden gewählt, die sich der Arbeit unterziehen wollen. Als 3. Punkt standen Neuwahlen auf der Tagesord nung. Es hatten auszuscheiden die Herren Vorsteher Franz und Schriftführer Haertel, so wie die Ausschußmitglieder Mehlhorn, Kretzsch mar und Uhlemann. Auf allgemeinen Wunsch wurden sämtliche Kameraden einstimmig durch Zuruf wiedergewäh't; sämtliche Herren nahmen die Walfl an. Angemeldet hatten sich 3 Her- ren, die in den Verein ausgenommen wurden, ferner sollen die Versammlungen nunmehr Sonnabends stattfinden, auch will man, um bei der Größe des Vereins eine schnellere Be nachrichtigung der einzelnen Kameraden zu er zielen, Korporalschaften einführen. Zur Ge wehrsektion werden durch den Kommandanten 24 Mann verpflichtet, ferner beschloß inan, an gesichts der höheren Mitgliederzahl den Betrag des Frauen-Sterbegeldes bis auf weiteres auf 40 Mark zu erhöhen. Herr Kamerad Grabner dankte dem Gesamtvorstand für die reichliche Mühe und Arbeit im verflossenen Vereinsjahr und brachte ein dreifaches Hurra auf denselben aus. Herr Vorsteher Franz dankte dem Vor redner sowohl wie allen Mitgliedern für das treu>? Mitwirken. Nach Verlesung des Proto kolls erfolgte gegen 8 Uhr Schluß der sehr