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WensteiMOWAnzeiM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. Der „Hohtnslein-Ernstthalcr Anzeiger" erschein! mi! Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1. , bei ho ung " »ntaeaea stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen lauster Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postanstalten und die Lan r e, ag r - A, rilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt-. — Anzeigengebühr für die «gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im -»klame er e ' 2gejpaltene Zeile im amtlichen Teil 50P'g. 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Jahrgang And dämmernden Nächten Original-Roman von Anny Wathe. Oopznigkt I91N dx z.vv^ Dottie, tt»ip,i^. 2 i. Forts. (Nachdruck verboten.) Was sollte die Komödie? Weinen, das lernte man wohl beim Theater, wie so man cher andere auch. „Ich bin sehr unglücklich, meine gnädigste Frau," begann er von neuem, „daß ich Ihre Hoffnungen so bitter enttäuschen mutz, aber vielleicht verbuchen Sie, anstatt einen alten Freund in mir wiederzufinden, einen neuen zu gewinnen." Sie sah Mister Illings kühl und prüfend an. Dann glitt ein reizvolles Lächeln über ihr Gesicht, rind sie reichte ihm die in einem eleganten schwedischen Handschuh steckende Keine Hand, indem sic liebenswürdig sagte: „Sie wollen mir die Enttäuschung leicht machen, die Sie mir bereiten müssen? Wer sagt Istnen denn, datz es eine Enttäuschung war? Vielleicht war es nur Neugierde, die mich bezwang. Sie, die Sie meinem einstigen Jugendfreunde so ähnlich sehen, anzusprechen. Ich sehe ein, es war töricht, diesen Bries zu schreiben. Vergessen Sie ihn, Mister Illings. Es ist nicht unbedingt lwtig, Sverre Skaare zu heißen, um meine Freundschaft zu er ringen. Jnr übrigen," fuhr sie mit leisem Lachen fort, einen Augenblick stehen bleibend, nm Atem zu schöpfen, denn der Weg war steil und der Wind ritz und pflückte an ihren Kleidern, — „im übrigen hatte ich den guten Jungen auch längst vergessen, bis Ihr plötz licher Anblick, oder besser gesagt, Ihre Aehn- lichkcit Mit dem armen Jungen mir ihn erst wieder ins Gedächtnis ries." Dunkel stieg jetzt das Mut in die breite Stirn des Mannes, dann aber glitt ein Lächeln um seinen energischen Mund, ein über legenes, stolzes Lächeln, als er leise fragt«: „Ist es sehr indislret, wenn ein Ihnen ganz Fremder Sie bittet, ihm von diesen ver gangenen Tagen zu erzählen? Der Zufall hat uns a's Hausgeirossen da oben im Hof Stahl heim zusammen geführt. Eine kleine Weile noch, und wir werden vielleicht für immer fremd auseinander gehen, aber die Erinnerung an schöne Stunden und Menschen, die wir in der Seele tragen, die bleibt doch in uns für alle Zeit, wenn uns auch Berge und Meere von einander trennen." Jetzt war es, als zuckte in den Augen der Frau ein triumphierendes Lächeln auf. Leise entgegnete sie: „Da Ihnen ja schon mein unbedachtsamer Brief so viel vertraute, Mister Illings, kann ich Jlnen muh weiter beichten. Ich war einst so töricht, diesen hübschen, jungen Skaare zu lieben, natürlich glaubte ich auf ewig-. Eines schönen Tages aber, da ging er in die weite Welt. Erst wartete ich und harrte in Tränen seiner Wiederkehr, aber er dachte gar nicht an mich, ein Spielzeug war ich wohl seinem Her zen. Da faßte mich Trotz und Groll. Lachen wollte ich über den, der mir weh getan. Wie er, so stürmte auch ich hinaus in die Welt und verlies; Heimat und Vaterhaus. Klein und ärmlich war es. Es liegt ganz nahe da unten am Sund. Fremde Menschen l ausen jetzt darin; aber jedes Jahr, da komme ich doch noch einmal her und schaue es von ferne. Da werden dann die alten Träume, die lange versunken sind, wieder wach, Träume, die nie wahr wurden und denen ich nachfinne in den stillen, nordischen Nächten, in denen sie ein geheimnisvolles Auserstehen feiern." Der Engländer sah mit prüfend abwägen dem Mick in das erregte Frauengesicht mit dm leuchtenden Goldaugen, und es war, als klinge ein ganz seiner Hauch des Spottes durch seine Worte, aßs er zu ihr sprach: „Ich bewundere Sie, gnädige Frau, datz Ihr Künstlerberuf Ihnen so viel Zeit läßt für alte Erinnerungen. Ich hörte immer, datz schöne und gefeierte Sängerinnen" — hiev ver beugte er sich voll leichter Ironie — „nur ein sehr kurzes Gedächtnis für ihre Vergangenheit besitzen." Ein Zornesblick traf ihn; aber die schöne Frau zwang mit Gewalt ihr Heitz aufsteigen des Blut zur Ruhe und entgegnete spöttisch: „Sie scheinen ja ganz seltsame Begriffe von uns Künstlerinnen zu begen, Mister Illings." „Ich kenne zu wenige, Verehrteste. Außer den Mitgliedern einiger minderwertiger Trup pen, die durch Indien zogen, batte ich nie Gelegenheit, Künstlerinnen näher kennen zu lernen. Aus meinen Reisen habe ich zwar hie-r und da eine auf der Bühne bewundert, aber näher kennen gelernt habe ich keine." „lind doch maßen Sie sich das Recht an, ein abschließendes Urteil über einen gangen Stand zu fällen," ries Dagmar Sundwall voll Unmut, und eine böse Falte grub sich tief in ilre weiße Stirn. „Ich würde mir das nie erlauben. Ich wiederholte nuir, was man allgemein glaubt, ich selbst habe, wie ich bereits erklärte, gar kein Urteil." Nm liebsten hätte die verwöhnte Frau, der lonst alle Welt zu Füßen lag, heftig mit dem kleinen Fuß den Boden gestampft. Sie hatte plötzlich einen tiefen Groll gegen den Mann, der da so selbstherrlich und gemächlich an ihrer Seite den steilen Weg aufwärts schritt, und der gar nicht zu bemerken schien, daß sie Mühe hatte, Schritt mit ihm zu halten. „Man hat im allgemeinen recht merkwür dige Ansichten über uns Künstlerinnen," spot tete sie. „Jeder glaubt, ein besonderes Recht zu haben, uns seine Ansichten über uns, die uns gar nicht interessieren, glatt ins Gesicht zu sagen. Man hält uns für Geschöpfe, die ol.ne Ernst, ohne Treue, ohne Liebe immer fort von einem Genuß zum anderen rasen, die gefeiert, geliebt und angebetet werden, und die nichts dagegen in die Wagschale zu werfen Haden als ihr bißchen Kunst. Und mit wie vielen Opfern wurde doch fast ohne Ausnahme diese Kunst bezahlt? Hun ger und Entbehrungen, Enttäuschungen und endlose Qualen, wenn wir an unserem eige nen Können verzweifeln, ein ewiger Kampf mit uns selbst, ein ewiger Kampf mit Kol legen, ein ewiges Sichbehauptenmüssen gegen Direktor, Kapellmeister und Regisseur, und zw letzt das immerwährende Ankämpfen gegen di« Dummheit unserer lieben Nächsten, die un barmherzig Steine auf uns schleudern und die gar nicht mal imstande sind, zu begreifen, was in uns vorgehl. Ich lache über sie!" Etwas verdutzt sah der Engländer in das erregte Gesicht der schönen Frau. „Ich begreife wirklich nicht, meine Gnä digste." „Ist auch gar nicht nötig," gab sie boshaft zurück. „Männer begreifen so vieles nicht. So, und nun will ich Ihnen auch sagen, warum Sie die kleine Dagny Olsen nicht wieder er- tennen wollten, Mister Illings aus Kalkutta. Sie waren zu feige. Wie Sie einst zu feige waren, die kleine, scheue Dagny an die Hand zu nehmen und mit ihr zu Ihrem Vater zu gehen und zu sagen: hier, diese liebe ich, so haben Sie auch jetzt nicht den Mut, Dagmar Sundvall zu sagen: ich bin Dein Freund ge wesen und bin es noch. Wie Sie einst fürchteten, das Mädel au« der armseligen Fischerhütte am Sund als Hhve Braut anzuerkennen, so fürchten Sie sich jetzt, Ihre Freundschaft zu der Künstlerin zu beken nen, die nach Ihren Begriffen ja gewisser maßen vogelfrei ist. Ach, lehren Sie mich die Skaares kennen. Die rothaarige Jngvelde schaut kühl über mich hinweg, als hätte sie nie mit mir gespielt; und die Kein« Blonde, der Nachkömmling, blickt mir mit unverhohlener Neugier und Nichtachtung ins Gesicht. Sie sitzen fest in der Tugend, die SkaareS, — ich kenne sie. Aber ich hätte doch nicht geglaubt, daß das Leben da draußen in der Fremd« nicht inal vermochte, Hoffart und DünÄ auS- zurotten (Forts, folgt). werden doch nicht fürchten, ich könnte Ihr Intognito lüsten?" „Verzeilen Sie, lieber Gras," wandte sie sich einem weißblonden, jungen Menschen zu, der im elegantesten, graugrünen Bergkostüm die letzte, steile Windung des Weges eiligst ihr ent gegen kam, „datz ich Sie so lange warten ließ. Hier ein alter Bekannter von mir, Mister Illings, hatte so viel Seltsames zu erzählen." Sie läche.te über den drohenden Mick des Engländers und fuhr fort: „lind ich lauschte so gern den Wunder mären aus der Ferne." Der junge Mann verbeugte sich leicht gegen den Engländer, nachdem er der Sängerin die Hand geküßt. Seine etwas blassen, blauen Augen sahen unter den weißblonden Wimpern Mister Illings mißtrauisch ins Gesicht. „Gras Rabenhorst," stellte die noch immer lamp gerüstet, ein jeder bereit, seine Position zu walren und sie restlos zu verteidigen. „Wenn Sie nachher mit uns speisen wol len, Mister Illings?" lächelte die schöne Frau, die Regentropfen aus ihrem Schleier schüttelnd. Der Engländer, der schon, nachdem er grü ßend die Mütze gelüftet, die Treppe hinan- stcigcn wollte, sah noch einmal zurück. Nein, er wollte nicht; es fisl ihm gar nicht ein, die Einladung der Sängerin anzunehmen. Er damte für das Glück, mit ihr und ihrem Galan harmlos zu plaudern, wo ihm ein Druck in der Kehle saß, datz er hätte laut anffchreien können. Er wo'Ite höflich dankend ablehnen, Da saß er in die zwingenden Augen Dagmar Sundvalls. Wir ein goldenes Licht brach es daraus hervor und doch wie eine leidenfchasb liche Drohung. überdachter Plan jaMtern? Nein, man sollte und durste auf dem Romsahof nicht wissen, wer er war. Jahre lang hatte er in Groll und Haß gegen die jenigen, die ihn aus der Heimat vertrieben, dahin gelebt. Nicht mal der Tod des Vaters nor vielen Jahren hatte ihn versöhnlicher ge stimmt. Voll Groll gedachte er der stolzen, rothaarigen Schwester, die an seiner Stelle aus dem Ramsalof regierte, die dainals, als er das Vaterhaus verließ, nur harte Worte für ihn hatte und von Pflicht und Ehrfurcht sprach, wo ihm das leidenschaftliche, junge Herz in der Brust fast brach. Mit Hatz aber nur konnte er des Kindes jenes blonden Wei des gedenken, das seinen alternden Vater in Banden schlug, und doch — darüber grübelte er immbrfort — hatte er auf dem Schiff um dieses junge Kind gebangt, obwohl er damals geblieben. Unerkannt wollte er die Heimat grüßen. Unerkannt wollte er prüfen, ob die stolze, iarte Schwester je ein Herz für den einzigen Bruder gehabt. Er brauchte diese Gewißheit är jein einsames, arbeitsreiches Leben im fremden Land. Wie ein fremder, stiller Gast wollte er Einkehr halten in sein Vaterhaus und lautlos verschwinden, wenn er nicht fand, Ivas sein sehnsuchtsvolles Herz in bangen, stummen Nächren erfleht. lind nun kam ihm hier Dagny Olsen ent- g:gen und sagte lächetnd: „Ich weiß, was Tu willst. Tu bist ein törichter Manu. Aber ich schweige, wenn Du es gern hast; wir haben dann beide ein Geheimnis, und das bindet." (Fortsetzung folgt.)