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Eude der vergarbeiterbeweguug im Saargebiet. Am Neujahrstage fanden in Saarbrücken noch 31 vom christlichen Gewerkverein eirrbe- rufene Bergarbeiterversammlungen statt. Teil weise kam darin zwar noch der Unwille über den Beschluß der letzten Revierkonferenz zum Ausdruck, doch fügten sich die Bergleute im allgemeinen der getroffenen Entscheidung. Auf allen fiskalischen Gruben des Saargebietes ist die Belegschaft Donnerstag morgen vollständig und ruhig eingefahren. Die Ausstandsgefahr ist damit endgültig beseitigt. Alle Krieg-Veteranen Invaliden. Die Vereinigung deutscher Kriegsveteranen richtet an den Reichstag eine Bittschrift um Annahme eines Gesetzentwurfs, wonach jeder Kriegsteilnehmer, der Anspruch darauf erhebt, als Invalide betrachtet zu werden, auch als ein solcher behandelt wird. Am nächsten Sonn tag wird eine Versammlung von Kriegsvete- raue» in Berlin zu dieser Eingabe Stellung nehmen. Da die Kassen für Invalidenversiche rung große Ueberschüsse aufweisen, so könnte den alten Kriegsteilnehmern ohne Erschließung neuer Steuerquellen wirksam geholfen werden. Welche Schwierigkeiten es verursacht, neue Mit tel zu dem vaterländischen Zwecke darzubieten, das beweist die Geschichte der wiederholt vor geschlagenen Wehrsteuer sowie des gegenwärtig einer Kommission des Reichstags vorliegenden Petroleummonopol-Gesetzentwurfs. Es wäre daher in hohem Maße wünschenswert, daß die Anregung, den Veteranen Zuwendungen aus dem Ueborschuß der Kassen für die Invaliden versicherung zu machen, verwirklicht werden könnte. Dit offiziellen Beziehungen zwischen Deutschland und England haben sich in den letzten Monaten sehr herz lich gestaltet; dafür sprechen nicht nur die freundliche Aufnahme des Botschafters Fürsten Lichnowsky in London und die letzte Eng- landreise des Prinzen Heinrich von Preußen, sondern auch ganz besonders der Umstand, daß der Kaiser beim Neujahrsempfang der Bot schafter den englischen Sir Edward Goschen mit außerordentlicher Herzlichkeit begrüßte und sich mit ihm länger als mit den anderen Bot schaftern auf die freundschaftlichste Weise unter hielt. Die italienische Nationalflugspende lat die ansehnlich« Summe von 4 Millionen Mark ergeben. Während die deutsche Spende verschiedenen Zwecken dient, soll die italienische Sammlung fast ausschließlich zum Bau von Militärflugzeugen verwandt werden. Außerdem will die italienische Heeresverwaltung aus eige nen Mitteln eine Anzahl Luftschiffe nach dem Parsevalsystem bauen. Zurzeit besitzt Italien bereits acht Lenikballons, darunter zwei Par- sevals, die aber zusammen nur 16 560 Kubik meter Inhalt haben und daher keinen großen strategischen Wert besitzen. Erfolgreiche Kämpfe der Italiener mit den Beduinen von Zaiana. Die „Agenzia Stefani" meldet au^ Benghasi: Die Beduinen von Zaiana beschossen gestern eine vorgerückte Stellung. Sie wurden von zwei Kompagnien erythräischer Schützen, unterstützt non Truppen des 68. Infanterieregiments und einer Abteilung eingeborener Truppen zerstreut. Die Feinde erlitten große Verluste. Ein Ita liener und fünf erythräische Soldaten wurden getötet, 13 verwundet. Ein Kriegsschiff bom bardierte später die Küste von Zaiana. Die Mandatsniederlegung der spanischen Konservativen in der Deputiertenkammer sowie im Senat hat in ganz Spanien großes Aufsehen erregt. Der konservative Führer Maura erklärte seinen Rücktritt damit, daß er nicht mit der liberalen Partei zusammenarbeiten könne, weil diese sich den Republikanern angeschlossen l»abc und es unmöglich sei, daß zwei Parteien mit solchen Gegensätzen sich zu einer für das Land gün stigen Politik vereinigen könnten. Die Ver wirrung und Erregung, die in Madrid über die von den Konservativen neugeschaffene Lage herrscht, ist groß; eine Ministerkrisis scheint unvermeidlich zu sein. Dreihundert chinesische Soldaten durch Tibetaner getötet. Dreihundert chinesische Soldaten sind bei Hsiangillcheng durch Tibetaner bei einem nächt lichen Angriff getötet worden. Tie Chinesen sollen auch sechs Maschinengewehre verloren haben. Amtlich wird als Grund für diese Niederlage angegeben, daß die Soldaten, weil sie das Vertrauen in die genaue Landeskennt nis ihrer Befehlshaber verloren hatten, den Gehorsam verweigerten und daß die Tibetaner diese Gelegenheit benutzten, um sic anzugreifen. OertlicheS und SSchfifcheS. * — Inventu r. Jeder Kaufmann muß dies Wort kennen, und es in die Tat um- setzen, wenn er eine Bilanz ziehen und einen klaren Ucberblick über sein Soll und Haben, über den Stand seines Geschäfts und damit über sein Vermögen haben will. Handels gesetzbuch und Steuerbehörde verlangen gleicher maßen die Bilanz und die Inventur, von welcher letzteren das nicht kaufmännisch ge schulte Publikum in der Regel nur durch die zum Jahresbeginn stattfindcnden Jnventurver käuse Kenntnis erhält. Namentlich sür die Hausfrauen ist das eine beliebte Zeit, denn die Gelegenheit, bei knappen Zeitläuften, die das Sparen erwünscht erscheinen lassen, diese Tugend durch rechtzeitiges, billiges Einkäufen einzuübeu, ist dann besonders groß. In allen Geschlißen finden sich Gegenstände, die auf die AuSverkaufshste gesetzt werden nüissen, weil sie Neuheiten zu weichen haben, oder weil aus kaufmännischen Rücksichten sich eine Lagerbe schränkung empfiehlt. Da ist denn ein Ent gegenkommen an das Publikum angebracht, das heute wohlfeil kaust, was es später höher bezahlen, muß. Uebrigens sind die Inventur und die Bilanz heilsame Einrichtungen auch sür jeden Nichtgeschäftsmann, natürlich in etwas anderem Sinne. Denn jedem Menschen ist es in unserer Zeit der hochgestellten Ansprüche zu- lrägtich, wenn er sich darüber klar wird, was er ausgeben möchte und was er auszugeben hat. Jetzt zum Jahresbeginn flattern die Rech nungen hinaus, mancher unbezahlte Einkauf, der sich vielleicht vermeiden ließ, der schon vergessen war, kommt damit wieder ins Ge dächtnis. Bei einer freiwilligen Bilanz der eigenen Verhältnisse wird dem Gelüst nach Angenehmen, aber nicht unbedingt Notwendi gem vorgebaut. * — Witterungsaussicht für Sonnabend, den 4. Januar: Wenig Aendcrung des gegenwärtig herrschenden Wetters. * — Für Lotteriespieler. Die Ge winnliste der ersten Geldlotterie des Vereins Soldatenheim in Chemnitz liegt in der Geschäfts stelle unserer Zeitung zur Einsichtnahme aus. * — Die A n g e st e l l t e n - V e r s i ch e- r u n g greift auch in kommunale und andere amtliche Verhältnisse ein, woran noch nicht allenthalben gedacht ist. In unseren knappen Zeiten erfolgt vielfach die Anstellung von Sub- altern-Beamten, wenigstens für eine gewisse Zeit, ohne Pensionsberechtigung, und alle diese Persönlichkeiten unterliegen in diesem Falle der Augestellten-Vecsicherung. Die jährlichen, eventuell von beiden Teilen zur Hälfte zu tra genden Beitragssätze betragen bei einem Jahres-Einkommen von 850 bis 1150 Mark 57,60 Marr; bei einein Verdienst von 1150 bis 15lX) Mark 81,60 Mark; bei einem Ver dienst von 1500 bis 2000'Mark 115,20 Mark; bei einem Verdienst von 2000 bis 2500 Mark 158,40 Mark. Tie betretenden städtischen und anderen Verwaltungen, weiche die Hälfte die ser Beiträge zu zahlen haben, bandeln viel leicht praktischer, wenn sie den zu versichern den jungen Leuten von vornherein Pensions- bercchügung gewähren, denn aus Billigkeits gründen wird doch Wohl mehrfach der ganze Beitrag auf die städtischen resp. anderen Kas sel: übernommen werden müssen. * — Die Unfallversicherung. Mit dem neuen Jahren traten die Bestimmun gen über die Unfallversicherung nach der muen Reichsvcrsicherungsordnung in Kraft. Wie bei den übrigen Zweigen der Reichsversicherung ist auch hier der Kreis der Versicherungspflichti gen erheblich erweitert worden. Er wurde aus gedehnt auf Apotheken, Gerbereien, bauliche Betriebe, Badeanstalten, auf die Binnenfische rei, Fischzucht und Eisgewiuuung, auf das Reittier- und Stallbaltungspcrsonal und auf die Betriebe zur Behandlung und Handhabung der Ware. Fabrikbetviebe, deren Angehörige der Unsallvcrsicherungspflicht unterliegen, sind nach dem Gesetz Betriebe zur gewerbsmäßigen Be arbeitung oder Verarbeitung von Gegenständen mit mindestens 10 regelmäßig beschäftigten Ar beitern. Versicherungspflichtig sind Arbeiter, Gehil en, Gesellen, Lehrlinge sowie Betriebs- beamle mit einem Jahreseinkommen bis zu 5000 Mark; vcrsicherungsfrei Offiziere und Be amte. Die Unfallrente wird von der 14. Woche nach dem Unfall für die entstandene Arbeitsunfähigkeit gezahlt. An Hinterbliebenen bezügen wird als Sterbegeld gewählrt der 15. Teil des Jahresarbeitsvcrdienstcs, mindestens jedoch 50 MaU. Die Hinterbliebenenrente be trägt ein Fünftel des Jahresverdienstes sür die Witwe und ein Fünftel auch für jedes Kind bis zu dessen vollendetem 15. Lebens jahre. Zusammen dürfen die Renten jedoch nicht mehr als drei Fünflel des Jahresver dienstes betragen. * — Die sparsamen Sachsen. Während im Deutschen Reiche auf 100 Ein wohner durchschnittlich 31,8 Sparkassenbücher lonnnen, sind im Königreich Sachsen von je 100 Einwohnern 65 im Besitz eines Spar» lassenbuches. Die Gesamtsumme der in Sach sen auf Sparkassenbücher eingezahlten Erspar nisse beläuft sich auf über 1,5 Milliarden Mark; demnach l)aben sich die Spargelder in Sachsen in den letzten 50 Jahren um mehr als vcr- dreißigfacht. * Hohenstein-Ernstthal, 3 Jan Die Firma F. Oskar Zwingenberger, Trtkotagen- sabrik, kann im nächsten Jahre auf ein 50 jähriges Bestehen zurückblicken. Das altrenom mierte Geschäftshaus besitzt einen großen Stamm tangjähriger Arbeiter und auch Ange stellter und gehört zu einem der angesehensten der Branche. * — Turn- und S p i c l f e st 1013 in H o h e n st e i n - E r n st t h a l. Die bei den hiesigen Turnvereine, der Turnverein von I856 und der Turnerbund, beabsichtige:: am Sonntag, den 8. Juni d. I., ein gemein sames Turn- und Spielfest abzuhalten, zu dem Nennungen aus gang Sachsen erfolgen können. Tic einzelnen Bedingungen werden in einen: besonderen Ausschuß noch vocberaten und später bekannt gegeben. Als Platz für das groß zügig gedachte Fest dienen die Anlagen des Erzgebirgsvereins und Turnerbundes. * — Der S t e n o g r a p h e n v c r e i n ,G a b c l s b e r g e r" hielt gestern abend im Saale des Hotels „Drei Schwanen" ein gut- besuchtes und in allen Teilen schön verlaufe nes Christbaumvsrguügen ab. b. Oberlungwitz, 3. Jan. Als er einen Topf mit kochendem Wasser von: Ofen nehmen wollte, verbrühte sich der Strumpfwirker F. von hier derart an den Händen, daß er für längere Zeit arbeitsunfähig bleiben dürste. Der Fall ist um so bedauerlicher, als F. schon be jahrt ist und nur notdürftig sein und seiner Familie Unterhalt verdient. s. Oberlungwitz, 3. Jan. Der Turn verein „Germania" veranstaltet am 23. Februar in den Räumen des Gasthofs „Casino" ein Saalsest, darstellend die Brüsseler Weltausstel lung, an dessen Zustandekommen schon jetzt gearbeitet wird. h. Gersdorf, 3. Jan. Die Anmeldungen zur Rekrut.erungsstammrolle haben In der Zeit vom 15. d. M. bis zum 1. Februar d. I. auf den: Rathause zu erfolgen. Zu melden haben sich alle hier aufhältlichen Militärpflich tigen, die in diesem Jahre das 20. Lebens jahr vollenden und diejenigen älteren Mann schaften, über die eine Entscheidung der Mili tärbehörde noch nicht erfolgte. T- Langenchursdorf, 3. Jan. Die Gemeinde Rußdorf beabsichtigt auf einigen an unsere Ge meinde angrenzenden Bräunsdorfer Grundstücken nach Wasser zu schürfen, bezw. dieses abzuleiten. Die Unterlagen hierzu liegen bei der Amtshaupt mannschaft Chemnitz zur Einsichtnahme aus. b . Erlbach, 3. Jan. Ein in allen Teilen schön verlaufenes Vereinsvergnügen veranstaltete der hiesige Konzertinaklub im Gasthof. Die außerordentlich starkbesuchte Veranstaltung bot allen Teilnehmern einige genußreiche Stunden. * Limbach, 2. Jan. Der erste Geistliche unserer Kirchgemeinde, Herr Pfarrer Dr. Jeremias, ist von Mitte Januar bis Mitte Mai 1913 nach dem Orient beurlaubt, um anschauliche Kennt nisse des heiligen Landes zu gewinnen, die für die heimische Kirche nutzbar gestaltet werden sollen. — Die städtischen Kollegien genehmigten den Haushaltplan auf das Jahr 1913. Hiernach erfordert u. a. die Stadtkasse einen Zuschuß von 209 291 Mk., die Armenkasse von 19 594 Mk., die Schulkasse von 182 833 Mk., die Kranken- Hauskasse von 8630 Mk. Der Anlagenzuschuß beträgt 367 779 Mk. * Schönau bei Chemnitz, 2. Jan. Am Sonn tag nachmittag überfuhr ein aus Chemnitz kom mendes Auto zwei Kinder der Familie Ries aus Reichenbrand, die soeben der Straßenbahn an der Haltestelle bei Bapps Weiche, Zwickauer Straße, entstiegen und im Begriff waren, die Straße zu überschreiten. Der 8jährige Knabe trug eine schwere Kopfverletzung sowie einen Rippen bruch davon, den: sechsjährigen Mädchen wurde das Fleisch von: Gelenkknochen des Fußes los gequetscht. h . Chemnitz, 3. Jau. Durch Schulkuabeu, die in: Zeisigwald spielten, wurden heute mit tag gegen 12 Uhr in der Nähe des Dostschen Lleinbruches in: Waldesdickicht die Leichen zweier in den 30er Jahren stehender Männer aufgesunden, neben denen ein Revolver lag. Tic Laichen, die schon mehrere Wochen an der Fundstelle gelegen l»aben dürften, sind durch Mäuse und Füchse bereits zur Unkenntlichkeit entstellt, so daß ihre Persönlichkeiten nur schwer scflzustellen sein werden. Der eine der Bei den trug in: Gegensatz zu dem anderen ele gante Kleidung. Ob Doppelmord oder Mord und Selbstmord vorliegt, ist noch nicht festge- stellt. * Mittweida, 2. Jau. Eiu hiesiges Auto mobil, das von seinem Besitzer gesteuert wurde, fuhr die Deckerstraße herauf uud sollte in die Rochlitzer Straße ciubiegen. Wegen eines an der Straßenecke stehenden Geschirrs mußte die Kurve kürzer genommen werden, und hierbei überfuhr das Auto einen Schulkuabeu, der einen Handwagen zog und einen radfahrenden Tech niker. Der Knabe kam mit einigen Hautabschür fungen davon, während der Techniker einen Bruch des linken Unterarmes erlitt. Rad und Handwagen wurden zertrümmert. * Hartha, 3. Jan. Am Neujahrstage abends gegen 9 Uhr erschoß der bei dem Gutsbesitzer Richard Reibetanz in: benachbarten Gersdorf bedienstete, 26 Jahre alte Knecht Arthur Löbner die 16 Jahre alte Tochter sei nes Dienstherrn. Nach vollbrachter Tat er hängte sich der Mörder neben der Lcick;«. Ueber die Ursache ist bis jetzt etwas Näheres nicht bekannt. * Roffen, 2. Jan. Am Neujahrstage, dem Tage der Beerdigung seiner Gattin, beging der frühere Hilfsweichensteller Batzer wenige Stünden vor dem Begräbnisse seiner Gattin Selbstmord durch Erhängen. Batzer war Veteran. * Zwickau, 2. Jan. Den: Krüppclheim ist eine Stiftung non 2000 Mk. zugcfallen, die ein Gerichtsassessor aus Leipzig aus Anlaß einer ihn: zugefallcnen Erbschaft zu Ehren des Erb lassers errichtet hat. Der Stifter ist eiu Anhäuger der erweiterten, bis jetzt noch nicht gesetzlich cin- geführten Erbschaftssteuer und hat sich diese Steuer in Gestalt der obigen Stiftung freiwillig auferlegt. Gewiß eiu nachahmenswertes Beispiel. * Netzschkau, 2. Jau. Auf den: hiesige:: Bahnhof wurde gestern eine Ende der 40er Jahre stehende Frau von einem Zuge überfahren und getötet. Die Frau, die nach Reichenbach fahren wollte, war versehentlich in Netzsch kau ausgestiegen. Als sie den Zug, der sich be reits wieder iu Bewegung gesetzt hatte, von neuem besteigen wollte, wurde sie überfahren und getötet. * Johanngeorgenstadt, 2. Jan. Gestern früh brannten in unserer Nachbarstadt Platten i. B. die Wohnhäuser der Besitzer Edelmann, Zinner und Thiel nieder. Nur mit Mühe konnte die Feuerwehr drei Kinder aus dem einen Haus retten. Sie lagen in: tiefsten Schlafe. Auch ein an allen Gliedern gelähmter Mann, der schon 20 Jahre bettlägerig ist, konnte nur mit großer Anstrengung dem entfesselten Element entrissen werden. * Bautzen, 2. Jan. Ueber eine ergötz liche Szene aus dem Wirtshausleben, - die sich in einem hiesigen Restaurant zugetragen haben soll, wird den: „Bautzener Tageblatt" geschrie- ven: Sitzt da eines Tages ein Fremdling dein: Glase Bier und unterhält sich mit Zei- tungSäesen. Die Kellnerin in dienstelifriger Ge pflogenheit verleitet den Gast, eine Flasche Wein zu trinken, an der, wie das bisweilen üblich, auch der Wirt Anteil nimmt. Nach Leerung der Flasche drücken Wirt und Kell- uerin fragend den Wunsch aus, ob nicht noch eine getrunken werden sollte. „Meinetwegen," spricht der Gast. Auch die zweite wird leer und ob des Lobes über die Güte kommt eine dritte an die Reihe, deren Bringen vom Gaste wieder mit „Meinetwegen" gebilligt wird. So werden nach und nach 8 Flaschen getrunken. Als die Kellnerin die Rechnung macht und Zahlung für 8 Flaschen fordert, verweigert der Gast die Zahlung mit dem Bemerken, nur eine Flasche bestellt zu haben. Er habe ge glaubt, daß Wirt und Kellnerin die anderen Flaschen ans eigenem Antriebe gegeben, weil sie einen guten Tag hätten. Die herbeige- rufeue Polizei vermochte nicht oinzuschreiten, da weder Wirt noch Kellnerin behaupten konn ten, daß der Gast mehr bestellt habe. Kellne rin und Wirt betrauerten die sieben Flaschen, und die Kellnerin erhielt außerdem eine Geld strafe für das Animieren mit der Verwarnung: „das nächste Mal Haft!" * Halle, 2. Jan. Am Neujahrstage meldete sich in der Bahnwärterbude an der Artillerie- kuserne ein junges, beffergekleidetes Mädchen, das aus einer Schußwunde am Kopfe blutete, und erzählte, der Bräutigam, ein Kaufmann ans Köln, habe sich, nachdem er ihr auf Wunsch eine Kugel in den Kopf gejagt, erschossen; er liege tot auf einem nahen Ackerstück. Unglückliche Liebe, die Verzweiflung darüber, daß die Eltern des jungen Mannes die Heirat nicht zulassen wollen, haben sie zu dem Entschluß, gemeinsam sterben zu wollen, bestimmt. Alsbald fand man den Bräutigam, aus einer Schußwunde am Kopfe blutend, auf; er lebte uoch, starb aber bei dem Transport in die Klinik. Das junge Mädchen, das aus Köln stammt, hofft man an: Leben zu erhalten. Meine Chronik * Das erste Aeroplanunglück im neue» Jahre, das sich in der Nähe von Washington ereignete, war ganz eigentümlicher Art. Der Fliegcroffizier Oleson, der infolge Defekts im Gleitfluge nieder- ging, geriet über ein Bahngleis, auf dem gerade ein Zug heranbraustc. Trotz aller Anstrengungen des Piloten siel daS Flugzeug auf den Zug und wurde beim Zusammenstoß in einen Sumpf ge schleudert. Der Flieger erlitt schwere Verletzungen. — Schlimmer erging es dem französischen Schisss- leutnant Berod, der bei Nemirement bei der Landung eines Militärdoppcldeckers zu früh ab sprang und von dem Propeller am Kopf so schwer getroffen wurde, daß er alsbald starb — daS erste Opfer des Flugsports im Jahre 1913. * Bon der Reujahrsuacht. In Hamborn (Rheinprorinz) wurde beim Neujahrsschießen der Arbeiter Kraus durch einen unvorsichtigen Schuß in den Kopf getroffen und getötet. Ein anderer Arbeiter wurde verletzt. Der unvorsichtige Schütze wurde verhaftet. — In Schmidthorst bei Ham born wurde der Bergmann Klinkst bei einer Sil- vesterfeicr durch mehrere Messerstiche getötet. Der Täter wurde verhaftet. — In der Neujahrsnacht tötete in den: Orte Wnstweiler bei Illingen (Bezirk Trier) ein Nottenarbeiter seinen 19jährigen Freund, indem er im Scherz mit einem Revolver ans ihn anlegte, wobei der Schnß losging und den Freund ins Herz traf. — Nach der Silvester- fcier hat der 35jährige Arbeiter Friedrich Schulz in Berlin-Neukölln Selbstmord verübt. Schulz hatte das neue Jahr mit Freudenschüssen begrüßt und begab sich dann nach der Küche, um sich dort zwei Kugeln in die Brust zu schießen. — In Frack und Lackschuhen hat sich in der Silvesternacht im Berliner Westen der geschiedene Zahnarzt Dr. Gorodißki ans unglücklicher Liebe erschaffen, während aus dem Nebenzimmer die feierlichen Klänge des Händelschen Largos ertönten. * Ein trauriges „Neujahr" haben die Gläubiger des Bankhauses Josef Gerhauser in Kaufbeuren (Bayern) erlebt, das mit einem Ver lust von 2,5 Mill. Mark zusammengebrochen ist. Nicht nur sind viele Stiftungskapitalien verloren und Augsburger Großfirmen um bis zu 60 000 Mark geschädigt, auch zahlreiche Landwirte, Arbeiter, Dienstboten usw. haben Beträge von 1000 bis 3000 Mark eingcbüßt. Ebenso ist eine Anzahl Vereine erheblich geschädigt worden. Infolge der Erregung, die in Kaufbeuren herrscht, sind auch bei den übrigen Bankgeschäften die Einlagen znrückgezogen worden. Der Inhaber des zusmu- mengebrochcnen Bankhauses ist geflohen. * Verhaftung eines Dresdner Rechtsanwalts. Der Rechtsanwalt Hermann Friedrich Beschorer ans Dresden wurde auf Ansuchen des Dresdner Landgerichts wegen Urkundenfälschung und Unter schlagung von Mündelgeldern in Prag verhaftet. * Ein Drama auf dem Eise spielte sich bei Judenberg (Steiermark) ab. Zwei Knaben brachen durch die Eisdecke; mit ihnen ertranken zwei Knaben, die ihre Kameraden retten wollten. * Der Aetna in Tätigkeit. Der Hauptkrater des Aetna auf der Insel Sizilien befindet sich in voller Tätigkeit Die benachbarten Ortschaften sind zu::: größten Teile mit Aschenregen über schüttet. * Schrecklicher Selbstmord. In Epernay ver übte ein junger Steinbrnchsarbeiter Selbstmord, indem er sich eine Dynamitpatrone in den Mund steckte und dieselbe zur Entzündung brachte. Man fand den entsetzlich verstümmelten Leichnam. * Familiendrama. In Reichenberg (Böhmen» wurde der Finanzbeamte Franz Lang in einem Hotel von seiner geschiedenen Frau, die mit