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l'-uiM M WhkOkii-Erißllililkr Aiirigel L«srSlLS«. ——7 : 7 - -7 - UM»»»»«» ,, l»,,»,l«<IMWW»^»»»»»E» «MW»»»»»-.«....,, I, ^IM»^IM!»!!,U!» W> m !>>m,»» Nr Lonnabend, den 4 Januar 1913 40. Jahrgang - H' 7 ,»U<»»»»>!»>WIlll! ^IK I...,, ,.»I ., »>!,U cNKMB lW^MWI» MIirilWW« Ans dämmerttden Nächten Original Nonian von Ami» Wvthe. 191 > ^i-»^ Wollte, Vsg>ri-. 14. ',1orts. (Nachdruck vcrdvlrii. In dcmielbcn Augenblick trat auch Jng- velde Slaare hinzu und blickte finster auf (LU ei, die inan ihr einer Taten gleich ins Haus brachte. „Was ist mit ihr?" jarschtc sie, Mister Illings tali und priisend ins (Besicht sehend. „Ich fand d.e junge Dame bei den Schären," gab er zurück, „und rettete sie mit Mühe und Not vor der steigenden Flut." „Es ist gut," nickte Jngvelde, und zu den Knechten sagte sie gebieterisch: „Schafft das Fräulein auf ihr Zimmer; dann sofort zum Arzt." Sich zu dem frem den Mann wensend, der sie so eindringlich forschend anstarrtc, fuhr sie fort: „Beliebt es Ihnen, bei uns einzutreten? JI re Kleider sind durchnäßt; vielleicht kann Ihnen Herr Raßmussen mit den feurigen aus- helsen. D e Verwandten des jungen Mädchens werden Ihnen gewiß auch gern danken wol len für den Dienst, den sie dem Fräulein ge leistet haben." Mister Illings sah noch immer mit star rem Mick in Ingveldes Gesicht. Dann neigte er dankend zustimmend das Haupt; und wäh(- rend Naßmussen den Knechten folgte, die Ethel ins Haus trugen, sprach der Engländer, dicht an Ingveldes Seite tretend: „Ich komme in ein Haus, aus dem das sunge Menschenleben da geflohen war, um zu sterben —" Erschreckt sah ihn Jngvelde an. In den lichtgrauen Augen flackerte ein seltsames Licht. „Mein Herr!" „Es ist so, Jngvelde Skäare, es ist so! Ich muß es Ihnen sagen, weil ich nicht sicher bin, daß die Kleine nicht noch einmal hinous- itiirmt, ein Leben von sich zu schleudern, von dem sic noch gar nicht weiß, w.e schön es ist." Jngvelde strich die rotgoldenen Haare, die sich widerspenstig in ihre weiße Stirn dräng ten, zurück. „Sv muß auch ich Ihnen danken, mein Herr. Sie laben uns allen einen großen Dienst erwiesen. Bitte, hier ist der Eingang. Herr Raßmussen wird sich so'ort Ihrer au- nehmeu." „lind Sie fragen nicht, wem Sie Gast- 'reundschnft gewähren?" „Nein," sagte das Mädchen stolz. „Ein Mann, der ein Menschenleben vor dem Unter gänge bewahrte, trägt e.nen Freibrief bei sich für jedes Haus. Er trete ein in den Ramsa- hoß Iver er auch sei; und sein Einzug soll gesegnet sein." Da beugte Mister Illings tief sein dunkles Haupt, u-rd den Atem anhaltend, in tiefster Seele erschauernd, trat er wortlos über die Schwelle. Mit wehendem Haarschopf stürzte die Baro nin Bonato herbei. „ j)as Kind, das unglückliche Kind," klagte sic, „uns so viel Mühe und Kummer zu michen! Nichts als Not hat mau mit dem Mädchen. Nein, ich bin zu unglücklich." wandte sie sich an Ingveb.de, „daß wir Ihnen, meine Teure, so viel Ungelegenheiten bereiten. Mein Sohn ist auch ganz konsterniert. Ich glaube, er fiebert sogar vor Aufregung, daß wir Sic so deraugiercn." Jngvelde streiße mit einer gelassenen Be wegung d.e fleischigen Hände der Baronin, welche ihre Arme preßten, ab und entgegne e kühl: „Darauf kommt es doch gar nicht an, meine gnädige Frau, sondern vor allem müssen wir darauf sehen, daß das arme, junge Mädchen sich erholt; der Arzt Wied hoffentlich in ganz kurzer Zeit hier sein." lind ohne die Baronin weiter zu beachten, schritt Jngvelde den Gang entlang, der zu dem Zimmer Ethels führte. Charlotta Bonata sah der hohen, blonden Fraucngestalt, die so unnahbw kühl dahin schritt, ganz verdutzt nach. Ein paarmal schnappte sie nach Lust, um gleich darauf, ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen, mit kurzen, lästigen Schritten, so schnell es ihre Korpulenz zuließ, in dem Zimmer ihres Soh nes zu verschwinden.. Dort strnd Roman am Fenster und starrte hinaus. Bei dem Eintritt seiner Mutter wandte er sich ihr mit gerunzelten Brauen fast drohend zu. - „So weit hast Du es nun glücklich gebracht," rief er der Eintrctenden unterdrückten Tones zu „Habe ich Dir nicht immer gesagt, Du spannst das Seil zu straff? Was soll werden, wenn das Mädol krank wird und wir hier nicht zu jeder Zeit fortkönnen? Es ist ge radezu zum Verzweifeln." Die Baronin sah ihrem Sohn amüsiert in das erregte Gesicht. In ihren blaßblauen Augen blitzte unverkennbarer Spolt, als sie entgegnete: „Ja, begreifst Du denn gar nicht, daß uns das vernickle Ding geradezu einen Dienst ge- leistA lat, indem sie ins Wasser patschte, — ich lasse es ganz dahingestellt, ob aus Zufall oder mit Absicht. Aber es wäre doch ganz unmöglich gewesen, ohne eine besondere Auf forderung von Fräulein Skaare noch länger an dem Ramsalof zu bleiben. Daß eine solche Au lorderu-ng an uns ergehen würde, ist bei dieser hochmütigen, steifen Person ja ganz ausgeschlossen. Ethel konnte also nichts Bes seres tun, als krank werden." Der Baron stampfte heftig mit dem Fuße auf. „Es ist unerträglich, wie Du das Unglück anderer für Deine Wünsche und Zwecke aus- zunützcn verstehst." „Sentimental?" lachte die Baronin amüsiert auf. „Nicht doch, mein Junge, das steht Dir absolut nicht. Du solltest lieber daran denken, die Zeit zu nützen, die wir gewinnen, um mit der Kleinen ins reine zu kommen." „Laß mich in Ruhe," rief Roman heftig. „Ich habe es satt, immer an Deinem Gängel bände zu hängen; ich ertrage es nicht länger." Ein böser Zug legte sich um die vollen, rotgeschminktcn Lippen der Frau. „Du vergißt völlig den Ton, den Du mir schuldest, mein Sohn," entgegnete sie eisig, das letzte Wort scharf betonend. „Ich habe zu be stimmen, nicht Du. Wenn Deine lächerliche Vorliebe für Ethel Dich zu Torheiten verlei tet, die gar nicht wieder gutzumachen sind, so muß ich sie zu verhindern suchen. Mit Ethel werde ich selber reden und Sorge tragen, daß ibr die überspannten Ideen vergehen." „Du bist grausam," stöhnte Roman. „Grausam," lächelte Eharlotta höhnisch. „Wer hatte je Nachsicht und Milde mit mir? Nein, ich zahle nur zurück, was mir das Leben gab. Schweige," herrschte sie ihren Sohn an, der noch e was entgegnen wollte. „Schweige und wage es nicht, meine Pläne zu kreuzen. Eisern steht wein Wille gegen den Deinen, eisern, Roman, vergiß es nicht." lind mit kleinen, trippelnden Schritten, wie sie gekommen, verließ sie das Zimmer. Aber ihre großen, Hellen Augen hatten etwas von dem Gefnnkel einer wilden Katze, als sie von der Tür noch einmal höhnend aus den Sohn zurückblick.e, der seine heiße Stirn fest gegen die kühlenden Scheiben preßte. Er hörte die Tür ins Schloß fallen, er hörte den trippelnden Schritt, der so unge mein komisch zu der wuchtigen Erscheinung seiner Mutter wirkte, draußen verhallen; und ein Stöhnen, ein schweres Aufstöhnen kam von seinen Lippen. Er preßte die Hände wie im Krampf gegen seine Brust. „Wer doch alles abfchütteln könnte," mur melte er. „Noch einmal frei sein, noch ein mal nach den Sternen greifen können, — das wäre Seligkeit." Er wußte, daß cs kein Zufall war, der Etbcl in Gefahr gebracht holte. Sterben wollte sie, weil sie das Leben nicht mehr ertragen konnte, das Leben, das so arin, so jammer voll, so erniedrigend für sie war. (Fortsetzung folgt.)