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^ 26, I, Februar 1911. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtfchn. Buchhandel. 1361 nähme der neuen Satzungen des Börsenvereins das Ziel er reicht war. Im 11. Bande der »Publikationen« des letzteren ist ein getreues Bild dieser langwierigen Krisen und Kämpfe der Nachwelt geboten worden, und darin heißt es: »In diesem Widerstreit der Meinungen war cs vor allem ein Mann, der mit klarem Blick das rechte Ziel erkannte und es mit kühnem Mut, unbeugsamer Kraft und zähestem Willen zu erreichen strebte, der aber in weiser Mäßigung sich auf das Ereichbare beschränkte und mit kluger Politik schließlich jeden Widerstand zu überwinden wußte: Adolf Kröner. Wenn auch viele ein sichtsvolle und tatkräftige Männer neben und nach ihm ge wirkt haben, so war er es doch, der das erreichbare Ziel ge steckt und die Wege zu ihm gewiesen hat: Schutz des Laden preises durch freiwilliges Zusammenwirken des deutschen Ver lagsbuchhandels und Erweiterung der Organisation des Börsenvereins durch Eingliederung der Orts- und Kreisvereine als deren Organe.» Als der »Bismarck des deutschen Buch handels« ist in jenen Zeiten der siegreichen Durchführung des Plans Adolf Kröner bei festlichen Zusammenkünften der Berufsgenofsen wiederholt gefeiert worden. Wie ein Symbol der Erstarkung des Börsenvereins ist aber auch in der Zeit von Kröners Vorsteherschaft das neue »Deutsche Buchhändler haus« in Leipzig als Ersatz sür die alte, zu klein geworbene »Deutsche Buchhändlerbörse« in der Rittecstraße erstanden. Der Schenkung des wertvollen Bauplatzes an der Hospital- straße seitens der Stadt Leipzig gingen lange Verhandlungen mit dem Rate derselben voraus. Am Kantate-Sonntag 1886 konnte A. Kröner im Namen des Börsenvereinsvorstands die ersten Hammerschläge auf den Grundstein des neuen Baues tun. Beim dritten Schlag erbat er Gottes Segen »dem deutschen Buchhandel in seiner Ehrenarbeit sür des deutschen Volkes Gesittung, Wissenschaft und Kunst». Zwei Jahre später, am Tage des Inkrafttretens der neuen Satzungen erfolgte in Gegenwart des Königs Albert von Sachsen die feierliche Einweihung des Hauses, bei der Adolf Kröner höchst wirksam die Festrede hielt. Damals erhielt er vom Oberbürgermeister vr. Georg! die Urkunde feierlich überreicht, die ihn zum Ehrenbürger der Stadt Leipzig machte. Schon vier Jahre früher hatte sich der also Geehrte in Leipzig als Verlagsbuchhändler eingebürgert. Am I. Januar 1884 war von den Gebrüdern Kröner der von Ernst Keil hinterlassene Buchverlag samt der »Gartenlaube» übernommen worden. Ec wurde unter der Firma »Ernst Keils Nach folger» in Leipzig weitergeführt, und Adolf Kröner nahm hier als Herausgeber des ältesten und am weitesten verbreiteten deutschen Familienblattes für die nächste Zeit seinen Wohn sitz, bis er die Redaktion nach Stuttgart verlegte. 1898 ging die Firma an eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung über, als deren Delegierter A. K-öner sein Amt weitersllhrte, 1903 zwang ihn jedoch das Übermaß der Arbeitslast, von dieser Aufgabe zurückzutreten; die -Gartenlaube» ging an die Vcrlagsgesellschast August Scherl über, der Keilsche Buch oerlog a» die »Union» in Stuttgart, in deren Aussichtsrat A. Kröner weiter den Vorsitz sllhrte, bis er sich bald danach sür den Rest seines Lebens aus die Leitung des Cotla'schen Verlags beschränkte. Zwei Jahrzehnte lang hat er die Redaktion der »Gartenlaube« geführt und mehr als 22 Jahre an der Spitze des Cotta'schen Verlags gestanden, zu dem bis zum Jahre 1895 auch die Münchener »Allgemeine Zeitung« mit ihrer literarisch so bedeutenden -Beilage» gehörte. Eine eingehende Würdigung dieser verantwortungsreichen, mühe- und sorgenvollen Wirksamkeit fällt außerhalb des Rahmens dieses Nachrufs. Sie hat sich in der Öffentlichkeit vollzogen, und die schon erwähnten Jubiläen, denen noch das fünfzigjährige des Süddeutschen BuchhändlervereinS in Stuttgart unter dem Vorsitz Karl Engelhorns (1895) und das Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. fünfzigjährige Bestehen der »Gartenlaube» (1. Januar 1903) anzufügen ist, haben wiederholten Anlaß zu öffentlicher Würdigung derselben gegeben. In beiden Ämtern zeigte Adolf Kröner sich mit erfolgreichem Eifer bestrebt, die alt bewährten Traditionen der Geschäfte pietätvoll sortzu- pflegen, sie aber auch im Geiste zeitgemäßen Fort schritts zu frischem Aufschwung zu bringen. In der »Gartenlaube« machte sich dies sofort auf den Gebieten der Illustration wie dem der Erzählung geltend; während er mit Sorgfalt die weitere Pioduktion von W. Heimburg. E. Werner u. a. pflegte und förderte, gewann er Autoren wie Spiclhagen, Fontane, Raabe zu Mitarbeitern; sür den verstorbenen Hermann Schmid fand er mehr als Ersatz in Ludwig Ganghofer, und mit diesem traten Paul Heyse, Adolf Wilbrandt, Marie von Ebner-Eschenbach, Isolde Kurz, Jda Boy-Ed, I. C. Heer, Rudolf Stratz, Rudolf Herzog u. a. in anregenden Wetteifer. Die naturalistische Strömung im Kunst- und Geistesleben der Nation erschwerte freilich die Auswahl. Andererseits kamen die vielen Beziehungen des Cottaschen Verlags zu den besten Autoren auch dem Volls und Familienblatt zugute, das einst mit den schlichten Er zählungen von Stolle, Temme, Gerstäcker seine aufstrebende Laufbahn begonnen hatte. So konnte Adolf Kröner auch nach Bismarcks Tode den Lesern der »Gartenlaube» den ersten Abschnitt der von der Welt mit höchster Spannung erwarteten Memoiren des ge waltigen Schöpfers unserer neuen Reichseinheit daibieten. Die Erwerbung der »Gedanken und Erinnerungen« sür den Cottaschen Verlag hat der kühne Unternehmer mit Recht als den größten Erfolg seines Lebens betrachtet. Nachdem be reits in den Jahren 1892—94 die ersten 12 Bände der großen historisch-kritischen Gesamtausgabe der politischen Reden des Fürsten, besorgt von Horst Kohl, im Verlag der Cottaschen Buchhandlung erschienen waren, war es dieser vergönnt, im November 1898 jenes epochemachende literarische Ver mächtnis Bismarcks zu veröffentlichen. Schon zu Anfang deS Jahres 1890 halte sich Adolf Kröner mir der Anfrage an den Fürsten Bismarck gewendet, ob er nicht geneigt wäre, seine Memoiren zu schreiben und deren Verlag der Cottaschen Buchhandlung anzuvertrauen; im Sommer 1890 hatten die wiederholt ausgenommenen mündlichen und schriftlichen Ver handlungen zu dem entscheidenden Vertragsabschluß geführt. In das oben schon zitierte Jubiläumsalbum, das 1899 die Autoren des Cottaschen Verlags stifteten, schrieb der Historiker Professor Alfred Dove: »Sich zu Btsmarck zu stellen, wie Johann Friedrich Cotta zu Schiller und Goethe stand, war das Giößste, was in unseren Tagen ein deutscher Verleger voll bringen konnte.» Den Memoiren Bismarcks folgten seine Briese an Braut und Gattin, an Schleinitz, Gerlach, der stattliche »Anhang» zu den »Gedanken und Erinnerungen», eine ganze Bismarckliteralur, darunter der 1. Band der Bismarckbiographie von Erich Marcks. Überhaupt erlebte der Verlag einen besonders wertvollen Ausbau auf dem Ge biete der Biographie, der neueren Geschichte und der Me moirenliteratur, wofür auch der Erwerb des von dem Ber liner Buchhändler Wilhelm Hertz hinterlassenen Verlags, mit Ludwig Hahns »Fürst Bismarck» und Theodor Fontanes märkischen Wanderbüchern, mir den Werken Paul Hcylcs, Gottfried Kellers, Herman Grimms u. a. von großer Be deutung waren. Den Klaisikerausgaben wurden nicht nur die wissenschaftlich bedeutendsten Säkulärausgaben von Goethe und Schiller, deren Redakiion Eduard von der Hellen besorgte, die kritische Uhlandausgabe von Erich Schmidt und Julius Hartmann, sondern auch die billige »Cotta'sche Volks- bibliolhek» und dis ebenso volkstümliche »Cotta'sche Hand bibliothek. eingesllgt. In diese sind auch Schriften neuerer Autoren ausgenommen, deien Verlagsrecht noch ausschließ- I7S