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Nr. 28. —' 1. Jahrgang. Der Neukölln-Berlin, 13. Juli 1923 Deutsche Erwerbsgartenbau 38. Jahrgang der Wochenzeitschrift des Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe Hauptgeschäftsstelle: Neukölln-Berlin. Bergstraße 97-98. — Fernsprecher: Amt Neukölln Nr. 1123. .— Postscheckkonto: Berlin Nr. 29 86 Mitteilungsblatt des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe sowie des Bayerischen Gärtnerei-Verbandes, des Verbandes württem bergischer Gartenbaubetriebe, des Verbandes badischer Gartenbaubetriebe, der Verbindung der selbständigen Gärtner Hessens, der Vereinigung Pfälzer Gärtuereibesitzer, des Gartenbau-Verbandes für den Freistaat Sachsen und zahlreicher gärtnerlecher Sonderzächtervereinigungea; Verkündungshlatt der Gartenbau-Beruisgenossenscäaft, Sitz Cassel, der Gärtner- krankeakasse, Sitz Hamburg. — Bezugspreis: Deutschland und Deutsch-Oesterreich monatlich 900.00 Mark, Ausland nach Währung. Einzel-Nummer: freibleibend. — Die Mitglieder des „Verbandes deutscher Gartenbaubetriebe** und der süd- deutschen gärtnerischen Verbände erhalten den „Dentscaen Erwerbsgartenbau** für den Mitgliedsbeitrag kostenfrei zugestellt, Auazüge aus dem Inhalt des „Deutschea Erwerbsgartenbauec" aut bei austahrL, Quelleaaugabe, Nachdruck vom Artikeln nur mät besond. Genehmigung der Hauptschriitleätung gestattet Gärtnertag des Reichsverbandes deutscher Gartenbaubetriebe am 5. August 1923 in Erfurt Die endgültige Tagesordnung wird in der nächsten Nummer veröffentlicht! Auf nach Erfurt! Wer Tag aus Tag ein in seinem Betriebe beschäftigt ist und täglich Sorgen um das, was werden soll, auf sich nehmen muß, der empfindet von Zeit zu Zeit seine Gebundenheit und wünscht sich hinaus, um für kurze Zeit einmal ledig aller Sorgen einige Stunden der Erholung zu genießen. Viele Gärtner aber sind an ihre Betriebe so stark gebunden, daß sie eine kürzere Abwesenheit ihrer Person aus dem Geschäft nicht verantworten zu können glauben. Sie sind von ihrer Unabkömmlichkeit im Betriebe fest überzeugt, und wenn sie sich auch hin und wieder einmal vornehmen für ein paar Tage auszuspannen, dann wird in der Regel im letzten Augenblick doch nichts daraus. Es kommt etwas dazwischen, was die schöne Absicht, einmal fortzukommen, zunichte macht. So geht es bä vielen jahrelang. Viele alte Gärtner werden dies bestätigen können und viele haben in ihrem ganzen Leben eigentlich niemals die Freuden eines Erholungsurlaubes, den heute jeder Arbeiter be ansprucht, gekostet — Prüft man nun die Ursachen nach, aus denen diese Gebanden- heit des Gärtners entsteht, so findet man, daß oftmals eine un richtige Einstellung des ganzen Betriebes, Mangä an richtiger Einteilung der Arbeiten und vor allen Dingen die Viel seitigkeit der Betriebe die dauernde Anwesenheit des Chefs not wendig macht. Flieder und Rosen müssen veredelt, Alpenveilchen Sollen verpflanzt werden; es ist höchste Zeit Stiefmütterchen, Ver gißmeinnicht und Tausendschönchen auszusäen. Die Form-Obst bäume müssen pinziert werden. Pelargonienstecklinge müssen ge schnitten und gesteckt werden; dazu kommt die tägliche Ernte des Beerenobstes und der Kirschen. Die Gemüsebeete sollen gejätet und gehackt werden. In der Landschaftsgärtnerei drängen die Kunden auf Neubepflanzung der Sommerbeete. Die Friedhofs- künden wollen auch nicht mehr warten und schließlich muß auch noch an Quartier Mahonien, die man im Winter dringend ge braucht, in Ordnung gebracht werden. Von den Baumschulartikeln, für die auch noch nichts geschehen ist, garnicht zu reden. Da zwischen kommen in der Woche noch einige Dekorationen und in Her Bindestube muß das Gärtnerei-Personal an vielen Tagen auch noch mit aushelfen. Daß der Betriebsinhaber, der den größten Teil der Hauptarbeiten selbst leisten muß, in einem so geartete» Betriebe keine Zat zur Erholung oder zur Betätigung in Berufs, fragen findet, ist begreiflich. Aber muß es denn so sein? Muß denn jeder der — sagen wir einmal — 5 Gärtner an einem Orte alles machen? Könnte nicht durch Arbeitsteilung für jeden der 5 Gärtner eine bessere und leichtere Existenz geschaffen werden? Darüber nachzudenken reicht die Zeit wieder nicht aus. Miß trauen unter den Kollegen, Neid darüber, daß der andere sich dann vielleicht besser stehen könnte als man selbst, verhindern, daß sich die an solche Fragen interessierten Kollegen zusammen an einen Tisch setzen. Ba gemeinsamen Preisberatungen aber ist jeder einzelne darauf bedacht, wie er für seine eigene Person durch Un terbietung der Preise nachher doch Vorteile vor seinen Kollegen er ringen kann. Egoismus und Mangel an kollegialer Solidarität ver schärfen die schwierige Lage und führen immer weiter abwärts. Was nützt es, daß der Verband unablässig bemüht ist, Besse rung der bestehenden Zustände herbeizuführen, wenn die Verbands arbeit von den Mitgliedern nicht sinngemäß unterstützt und ge fördert wird. Das große Haus des Verbandes hat sein Fundament in den einzelnen Mitgliedern und die Tragkraft, also die Leistungs fähigkeit der Berufsvertretung wird um so größer, je fester die einzelnen Baustäne dieses Fundaments — das sind die Mitglieder — gewillt sind, den Verband zu stützen. Wenn dann auch einmal an einzelnes Mitglied abbröckelt, so ist solcher Schaden leicht aus- zubessern. Das Gros aber muß treu sein und willig mitarbeiten an der Sicherstellung und Förderung des Berufes. In Erfurt werden sich am 5. Äugust alle deutschen Gärtner treffen und gemeinsam Stellung zu den wichtigsten Berufsfragen nehmen. Jeder Berufsgärtner sollte es möglich machen, an der Erfurter Tagung teilzunehmen. Die Kundgebung in Erfurt muß ein mächtiger Widerhall des unerschütterlich festen Willens der deutschen Berufsgärtner, der an allen in Betracht kommenden Stel len des Radies und der Länder gehört werden muß, sein. Die in den beiden ersten Absätzen geschilderten Zustände halten viel? Kollegen von einer Fahrt nach Erfurt ab. Das darf aber nicht sein. An der gemeinsamen Arbeit, die in Erfurt geleistet werden Teuerungszahlen anwenden! nich t «internen tsoürrütsnszniin verkauft werden! . ... • : . -A- ' ‘ . . . ■ . . - eTu-* -