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* — Künstler-Vorstellung Auf die morgen Sonntag abends */,8 Uhr »m Logenhaus statt findende große Künstler-Vorstellung, gegeben von dem E. Zieroldschen Ensemble aus Chemnitz unter Mitwirkung des Schönburger Männer - Quartetts, wollen wir nicht verfehlen, auch an dieser Stelle unsere werten Leser aufmerksam zu machen. Das Programm ist wieder ein hochdezentes und ab wechselungsreiches Familien»Programm, weshalb wir einen Besuch der Vorstellung allen Freunden des Gesanges und des Humors nur bestens em pfehlen können. Im übrigen verweisen wir auf das in heutiger Nummer befindliche Inserat. * — Zu den bevorstehenden Landtags- Wahlen nimmt auch der Landesverband sächsischer Mietervereine insofern Stellung, als er an die Landtagskandidaten durch die im Wahlkreise sich befindenden Mietervereine folgende Anfrage richten läßt: „Der Vorstand des Landesverbandes sächsischer Mietervereine beabsichtigt eine Petition an den Landtag zu richten, in welcher um Be seitigung der Bestimmung der revidierten Städte- ordnung, nach welcher die Hälfte der Stadtver ordneten Hausbesitzer sein müssen, ersucht wird und bittet Sie um gesl. Mitteilung, wie Sie sich zu dieser Petition, im Falle Ihrer Wahl in den sächsischen Landtag, stellen würden. Baldgefälliger Benachrichtigung entgegensetzend, zeichnet hoch achtungsvoll der Vorstand des Landesverbandes sächsischer Mietervereine." — Gutem Vernehmen nach hat auch der hiesige Mieterverein, trotzdem unser Herr Landtagsabgeordneter Rittberger- Limbach noch im Landtage verbleibt, ebenfalls an denselben die Anfrage ergehen lassen. * — Vom 1. Oktober ab werden die Schalter des hiesigen Postamtes erst um 8 Uhr morgens geöffnet sein; auch der Dienst bei der Fernsprech- Vermittelungsanstalt wird dann erst zu dieser Stunde beginnen. * — Beim Wohnungswechsel wird dem Publikum dringend empfohlen, die neue Wohnung nicht nur dem Briefträger genau anzugeben, sondern auch dem Postamte rechtzeitig kurz mitzuleilen, damit die Wohnungsänderung beim Verteilen der Brief sendungen usw. berücksichtigt werden kann und Verzögerung in der Bestellung tunlichst vermieden werden. * — Ein Aufschlag von 4 bis 6 Mk. für die Doppelladung wird vom 1. Oktober an auf Haus brandkohle aus dem Zwickauer Revier eintreten. * — Meister Lampes Schon- und Ruhezeit geht mit dem 30. September, nachts 12 Uhr, nach einer Pause von acht Monaten wieder einmal zu Ende. Seine ärgsten Feinde, die Jäger, haben schon alle Vorbereitungen getroffen, um ihm mit Pulver und Blei tüchtig zu Leibe zu gehen. Jagd liebhaber sind der Meinung, daß dieses Jahr eine gute Beute auf Hasen in Aussicht stehe. Mit dem 1. Oktober können mit Ausnahme des weiblichen Rehwildes, dessen Schonzeit noch bis mit 15. Okt. andauert, alle jagdbaren Tiere abgeschossen werden. * — Der Kartcnbrief dürste bald, da er nur sehr wenig benutzt wird, auf den Aussterbeetat ge setzt werden. Er hat sich nie Freunde erwerben können, da er so viel Porto kostet, wie jeder andere Brief und es mühsam ist, ihn zu öffnen. Man soll mit dem Gedanken umgehen, den Kartenbrief mit dem nächsten Elatsjahre sApril 1904) ab zuschaffen. Das ist auch das einzig Richtige, wenn man das Porto nicht herabsetzen will. * — Zusammenschluß der evangelischen Landeskirchen. Dem Vernehmen nach haben die deutschen evangelischen Kirchenregierungen ihr Ein verständnis mit dem Beschlusse der Eisenacher Kirchenkonferenz vom 13. Juni dieses Jahres, den Zusammenschluß der evangelischen Landeskirchen betreffend, nahezu einstimmig erklärt und steht daher der Zusammentritt des „Deutschen Evangelischen Kirchenausschusses" in nächster Zeit zu erwarten. * — Ter Sächsische Landcsvercin des Evan gelischen Bundes hält am 18. und 19. Oktober in Chemnitz sein Jahresfest ab. * — Halskrankheiten, Husten, Schnupfen, Heiserkeit. Influenza, — Gicht, Rheumatismus, Ischias. Mit dem Eintritt der schlechten Jahres zeit finden sich mit konstanter Regelmäßigkeit eine Reihe von recht lästigen und in ihren Folgen gar nicht ungefährlichen Krankheiten ein. Wir be zeichnen sie kurz als Erkältungskrankheiten. Wie diese Krankheiten zu verhüten, und wenn bereits vorhanden, beseitigt werden, lehren uns die klar und sachlich geschriebenen Bücher von Dr. Kollegg: Halskranlheitcn M. 0,85, — Gicht, Rheumatismus, Ischias M. 0,85 und Dr. Paczkowskis Kräuter buch M. 1,60. Verlag von L. Manger, Leipzig, Blücherstraße 18. * Glauchau, 25. Sept. Der Ausschuß zur Fürsorge sür Strafentlassene in der Ephorie Glauchau hielt hier seine diesjährige Jahres versammlung. Ter Vorsitzende, Herr Pastor Kluge- Meerane, erstattete zunächst den Jahresbericht. Im Jahre 1902 sind dem Ausschuß 92 Entlassene, und zwar 87 männliche und 5 weibliche, von den sächsischen Straf- und Korrektionsanstalten über wiesen worden. Nach Ers attung des Kassenberichts durch den Vorsitzenden h t der Sekretär des sächs. Zentralausschusses zur Fürsorge für Strafentlassene, Herr Anstaltspfarrer Vollmann aus Zwickau, einen gehaltvollen Vortrag über „Alkohol und Verbrechen," an den sich eine lebhafte Aussprache anschloß. — Einen alten Trick, der ihm leider gelang, sührte gestern Abend in einem am Marktplatz belegenen Ladengeschäft ein junger Mann aus. Er kaufte dort eiue Kleinigkeit und gab dann ein Zehnmark stück in Zahlung. Mit dem zurückerhaltenen Be trage eignete er sich aber auch jenes Geldstück wieder an, worauf er eiligst verschwand. Zu spät entdeckte der Ladeninhaber, daß er einem Gauner in die Hände gefallen war. Der Vorfall möge auch unseren Geschäftsleuten zur Warnung dienen. * Mülsen St. Michcln, 24. Sept. Bei Ge legenheit des Husterschen Neubaues wurde im Garten vergraben ein Topf mit alten Münzen aufgefunden. Da dieselben ihrer Jahreszahl nach aus dem 17. Jahrhundert stammen, so werden sie wahrscheinlich zur Zeit des 30jährigen Krieges oder spätestens vor dem Zuge Karl XN. von Schweden nach Sachsen im Jahre 1706 vergraben worden sein. * Dresden. Die deutsche Städteausstellung wird am kommenden Mittwoch, den 30. Septem ber, nachmittags 5 Uhr in einfacher aber schlichter Weise geschloffen werden. * Leipzig, 25. Sept. Vor dem hiesigen Kgl. Landgericht findet z. Zt. die Verhandlung wegen des Decken-Einsturzes im Palmengarten (15. Ok tober 1901) statt, bei welchem die 20 Jahre alte Uhrmacherstochter Claus aus Stettin getötet und zwei Damen schwerverletzt wurden. Wegen fahr lässiger Tötung und Körperverletzung unter Außer achtlassung der Berufspflicht sind angeschuldigt der Architekt Kietz-Magdeburg, Stukkateur Kienhöser aus Reichenbach i. W., Baugeschäftsführer Hennig aus Zehlendorf und Baumeister Streitzig aus Reichenberg i. B., welche für die Firma Boswau 8c Knauer die betr. Arbeiten aussührten. Geladen sind 8 Sachverständige und 34 Zeugen. Die Ver handlungen werden mehrere Tage in Anspruch nehmen. * Chemnitz, 25. Sept. An Stelle des nach Dresden als Hofprediger berufenen Pastors Kretzsch mar ist am Donnerstag Abend in der Kirchen vorstandssitzung zum Pfarrer an der St. Markus- kirche der Diakonus zu St. Matthäi in Leipzig, Herr lüe. klwol. Richard Wolf, gewählt worden. — Eine Feuersbrunst äscherte gestern Abend da° Gut Zwönitzer Straße 40 vollständig ein. Das Feuer fand in den aufgestapelten Erntevorräten reiche Nahrung; die Ursache desselbenist noch nicht ermittelt. * Meerane, 24. Sept. Nach einem Rechen schaftsberichte der städtischen Kassen zu Meerane ans das Jahr 1902 hatte unsere Stadt am Schluffe genannten Jahres 2 627 946 M. 12 Pf. Schulden. An Biersteuer wurden 6509 M. 68 Pf. verein nahmt. Die Sparkasse ergab einen Reingewinn von 117 188 M. 19 Pf. An Anlagen gingen 325 364 M. 49 Pf. ein. Die unter Verwaltung des Stadtrates stehenden Stiftungen und Legate verzeichnen eine Summe von 501885 M. * Plauen i. V. Unter den Emeritis, welche ihre Teilnahme an dem Sächsischen Lehrertag an gemeldet haben, befindet sich auch der Nestor der sächsischen Lehrerschaft, der 89jährige Rektor «iE. Gottlob Müller aus Cossebaude. * Reichenbach i. B-, 25. Sept. Herr Bürger- meister Klinkhardt, der schon seit einigen Monaten wegen Krankheit beurlaubt ist, hat sem Pensions gesuch eingereicht und um Entlassung aus seinem Amte unter dem 1. Januar 1904 gebeten. Bürger meister Klinkhardt ist 62 Jahre alt und steht seit 28 Jahren an der Spitze unserer Stadt. * Rothenkirchen i. V., 24. Sept. Für schnelle Hilfeleistung und Aufopferung bei dem Eisenbahn unglück bei Rothenkirchen haben die hiesige und die Bärenwalder Feuerwehr von der Königlichen Generaldirektion der Sächsischen Staatseifenbahnen je 50 Mark erhalten. * Döbeln, 24. Sept. Von einem bedauerlichen Unglücksfall wurde gestern Abend die Gattin des Büchsenmachers Hirche hier betroffen. Sie nahm im Laden eine kleine Bolzenbüchse, die zur Repa ratur abgegeben wurde, entgegen, und als sie die selbe in eine Ecke stellte, entlud sich ein Schuß. Die Büchse war, ohne daß darauf aufmerksam ge macht worden war, geladen. Der Bolzen traf Frau Hirche ins linke Äuge. Da anscheinend nur die Hornhaut verletzt worden ist, hofft der Arzt, der Frau das verletzte Auge erhallen zu können. * Leisnig, 24. Sept. Die drei Artilleriepferde, welche nachts aus einem Stalle in Böhlen durch gegangen waren, sind in Gastenntz bei Mutzschen vom Gutsbesitzer Spenke ausgehalten und dann von mehreren Artilleristen nach der Garnison Dresden überführt worden. * Roßwein, 25. Sept. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit feierten hier der greise Schuh machermeister Wiedemann mit seiner Frau. Dem Jubelpaar wurde vom Könige ein Geschenk über wiesen. Kleine Chronik. * Gera, 25. Sept. Der Landwirtssohn Brager aus Waltersdorf, der die unverheiratete Rust er mordet haben sollte, wurde auf freien Fuß gesetzt, weil die vorhandenen Beweismittel zur Erhebung der Anklage nicht ausreichen. * Zeulenroda, 25. Sept. Ein gräßlicher Un glücksfall ereignete sich hier. Die zwölfjährige Tochter des Herrn Ruderisch vom Alaunwerk war im sogen. Zigeunerholz auf einen Baum geklettert. Der Ast, auf dem sie saß, brach ab, das Mädchen stürzte und fiel so unglücklich auf einen Baumstumpf, daß ihr das Holz in den Leib drang. Unter fürchterlichen Qualen verblutete sich das arme Kind. Als die entsetzten Eltern herbeieilten, fanden sie ihr Kind als Leiche vor. * Zeitz, 25. Sept. Einen qualvollen Tod er litt gestern im benachbarten Tauchlitz die betagte Gutsauszüglerin Hilbert. Die alte Frau war mit ihren Kleidern dem Feuer im Ofen zu nahe ge kommen, sodaß sie bald in Hellen Flammen stand. Sie war nach wenigen Stunden eine Leiche. * Hohcumörscn, 25. Sept. Aus dem Fried hof im nahen Jaucha wurde das 4jährige Söhn chen des Stellmachermeisters Otto Müller vom ein stürzenden Zugangstore erschlagen. * Cöthcn, 25. Septbr. Die Konkurrenz führt bisweilen zu eigentümlichen Kniffen, die Käufer heranzuziehen. Ein hiesiger Kanfmann gibt beim Kaffee jedesmal ebenso viel Gewicht Zucker zu als Kaffee verlangt wird, also auf ein Pfund Kaffee ein Pfund Zucker. Ein anderes Kaffeegeschäft gibt bei Verkauf von 50 Pfg. Ware eine feine Tafel Schokolade gratis. Das Publikum steht sich ja so gut dabei, aber . . . * Berlin. Einen Reinfall erlebte der Schlächter F., der bei der Einsicht in die Gemeinde-Wähler liste dagegen Einspruch erhob, daß er in die Liste nicht eingetragen worden sei. Die Ermittelungen ergaben, daß der Reklamant für 1903 bei der Steuerveranlagung übergangen war. Er hat nun mehr die Steuern nachzuzahlen. Da er aber bis zur Zeit der Auslegung keine Steuern bezahlt hat, wurde auch der Einspruch zurück; ewiesen. * Breslau. In Heinrichsau (Kreis Münster- berg) sind 18 Personen am Typhus erkrankt. Nach amtlichen Ermittlungen ist die Entstehung der Seuche auf Verwendung des hochgradig verun reinigten Wassers des sogenannten Rohrbaches zu rückzuführen. In das Krankenhaus zu Haynau wurden 14 typhuskranke Personen aus dem Orte Kreibau eingeliesert. Auch in Thommendorf im Kreise Bunzlau kamen typhöse Erkrankungen vor. * Görlik, 26. Sept. Im benachbarten Ober horka wurden 5 Besitzungen durch ein Großfeuer vernichtet. * Cleve, 25. Sept. Neber das furchtbare Un glück, bei welchem eine ganze Familie vom Eisen bahnzug totgefahren wurde, liegt folgende amtliche Darstellung vor: Der schuldige Beamte hat ein gestanden, daß er die Wegeschranken für die Durch fahrt des Personenzuges nicht geschlossen hatte, weil er die Annäherung des Zuges überhört hätte, Das elektrische Läutewerk, das in unmittelbarer Nähe der Wärterbude steht und die Abfahrt der Züge von der Vorstation durch sechs laute Glockenschläge anmeldet, hat erwiesenermaßen gut sunktioniert. Die Bahnstrecke vor Cleve liegt in gerader Linie und fast in der gleichen Höhe mit der Landstraße, sodaß Fußgänger und Fuhrwerke die ankommenden Züge bemerken müssen. Wahr scheinlich wird aber der Weinhändler Obhauß, der den leichten, einspännigen, offenen Korbwagen selbst fuhr und angeblich mit Frau und zwei Töchtern die Kirmes besucht hatte, beim Eintreffen an der Unfallstelle kurz nach Mitternacht vor Ueber- müdung nicht achtsam genug gewesen sein. Der Wärterposten an der Landstraße wird seit einigen Wochen mit den zuverlässigsten Weichenstellern be setzt, weil diese Strecke in die im Bau begriffene, bis an die Landstraße heranreichende Bahnhofs erweiterung mit einbezogen und der Bahnwärter posten später in einen Weichen- und Signal-Stell werksbezirk umgewandelt werden wird. Der schuldige Hilfsweichensteller ist 29 Jahre alt, hat in Berlin beim 2. Garderegiment zu Fuß gedient, ist als Bahnarbeiter 1899 eingetreten, hat die Weichen stellerprüfung und die Prüfung zum Rangierarbeiter mit „Gut" bestanden, ist verheiratet und noch nicht bestraft. * Paris, 24. September. In der Mordsache von Aix-les-Bains ergab die gerichtliche Obduktion der ermordeten Eugenie Fougöre und ihres Kam mermädchens als Todesursache nicht Erstickung, sondern Vergiftung. Die Servietten, welche den Opfern auf Nase und Mund gepreßt wurden, waren mit stark narkotischem Gifte getränkt. Die Lyoner Polizei verhaftete als des Mordes verdächtig in einem vornehmen Hotel einen Mann, der sich Vincent nannte, in Wirklichkeit jedoch ein Graf H. L. sein soll. Derselbe hatte viele Schmuckstücke und einen Revolver bei sich. Auf feinen Visiten karten bezeichnet er sich als päpstlicher Kämmerer; es ist jedoch keineswegs ausgemacht, daß diese Persönlichkeit mit der Mordtat in Verbindung steht. * Pc ft, 25. September. Heute Nachmittag fand in MiSkolcz ein Säbelduell zwischen dem Jäger hauptmann Slruchly und dem dortigen Einwohner Alexander Bouis statt, der den ersteren wegen in Preßburg getaner ungarnfeindlicher Bemerkungen gefordert hatte. Slruchly wurde schwer verwundet. * Laibach, 24. September. Infolge eines un glücklichen Zufalles wurde während der Hirschjagd in dem in der Nähe von Laibach gelegenen Revier der aus Prag gebürtige Graf Alphons Paar durch einen Schuß in die Brust sofort getötet. Graf Paar war k. k. Kämmerer und Oberleutnant, seit 1901 war er mit der Prinzessin Eleonore Win- dischgrätz vermählt. Er stand im 36. Lebensjahre * Scatmar, 26. Sept. Der Honvedhauptmann Lepevsi und dessen Sohn, ein Oberleutnant, über fielen den städtischen Beamten Batgy in seinem Bureau und verwundeten ihn durch Säbelhiebe tödlich. Derselbe hatte in dem Scheidungsprozeß gegen seine Frau, der Tochter Lepevsis, ehrenrührige Beleidigungen gemacht. * Lissabon, 24. Sept. Bei der aus Mozam bique am 21. d. M. gemeldeten Explosion eines Pulvermagazins sind 105 Personen verletzt worden. * Tunis (Algier), 26. Sept. Beim Einsturz eines Hauses wurden 2 Frauen und 3 Kinder schwer verletzt aus den Trümmern hervorgezogen, während 1 Mann und 1 Kind getötet wurden. * Cin Münchener Biermörder. Herr Gott lob Scherzer, Meßgehilse, feierte dieser Tage sein 30jähriges Jubiläum als Stammgast des Hcickcrl- bräuhauses. Von seinen Herren Genossen am Stcmmlisch war ausgerechnet worden, daß der Jubilar 32 850 Maß Hackerlbräu, daS sind 9 Liier pro Tag, in dieser Zeit vertilgt hat, und so entschloß sich die Direktion, diesen, werten Mitarbeiter einen wundervollen Maßkrug zu seinem Jubeltage zu ver- ehren. Warum nicht lieber gleich einen Eimer oder Trog? * Cin Familiendrama. In der Gemeinde Bacsa im K,asjo-Szörenyer Komitat spielte sich ein entsetzliches Familientrauerspiel ab. Vier Personen, zwei Mädchen und zwei Männer, überfielen ihren alten Vater und ermordeten ihn, indem sie ihm die Kehle durchschnitten. Die entmenschten Täler wurden verhaftet und der Staatsanwaltschaft in Lugos eingeliefert. Sic sind der Tat geständig und gaben als Motiv schlechte Behandlung seitens des Vaters an. Vermischtes. 's Tie dritte und letzte Leiche im Wrack des Torpedoboots „8 42" ist Montag Nachmittag ge funden worden; es ist die deS Matrosen Reimers auS Altenbruch. Man mußte zur Beendigung der DichtungLarbeiten eine bei dem Zusammenstoß des Torpedobootes ganz zusammengerollte größere Platte auSeinanderbicgen, in der die Leiche vollständig eingerollt gewesen ist, nur der Kopf fehlte. Infolge dieser Lage war der Leichnam noch sehr gut erhalten. Matrosen-Artilleristen holten die Leiche nach dem UebungSschuppen bei der Kaserne, von wo sie in dem gemeinsamen Grabe auf dem Döser Friedhöfe beigesetzt wurde. DaS Wrack selbst wird nicht, wie eS anfangs hieß, in Harburg abgeschlachtet, sondern eS soll bei günstigem Wasserstande nach Hamburg gebracht werden, wo eS im Schwimmdock der Stülckenschen Werft auSgebessert werden soll. P Einem unerhört groben Scherze ist, der „Ostpr. Ztg." zusolge, in Königsberg i. Pr. ein Menschenleben zum Opfer gefallen. Einige Getreide träger leisteten sich den „Witz", einem Arbeitsgenoffen, mit dem sie in einer Destillation der Koggenstraße zusammenkamen, Nikotin in die Schnapsflasche zu füllen. Dann veranlaßten sie ihn, davon zu trinken. Nachdem er zweimal getrunken hatte, brach er plötz lich vor den Augen der Umstehenden zusammen und verschied auf der S'elle. -ft Möblierte Wohnungen zu vermiete»! Um in seinen Häusern die vielen leerstehenden Woh nungen besser vermieten zu können, hat in Kopen hagen cin Baumeister eine Idee verwirklicht, die in Amerika längst ihre Früchte trägt. Er erbietet sich nämlich, seinen etwaigen Mietern die Wohnung fix und fertig einzurichten, ehe sie einziehen. Be sonder« für junge Eheleute wurde diese Idee prak tisch befunden. Der Wirt setzt sich mit einem Möbelhändler in Verbindung und die Mieter, die es wünschen, können sich bei diesem die Einrichtung aussuch-n. In die Miele sind sodann die Abzahlung«- raten für die Möbel mit einbegriffen und die Raten sollen durchaus nicht hoch bemessen sein. Daß diese neue Art zu vermieten Anklang findet, beweist die starke Nachfrage nach den leerstehenden Wohnungen. Der Mieter hat dabei den Vorteil, nach und nach Besitzer einer netten Einrichtung zu werden, der Wirt dagegen sichert sich einen Mieter, der sich ver pflichtet fühlt, wenigstens so lange wohnen zu bleiben, ins seine Sachen bezahlt sind. 1 Ein aufregender Kampf mit einem Ge fangenen spielte sich während einer Verhandlung de« Bezirksgericht« in Weinberga (Böhmen) ab. Ein schwerer Verbrechen angeklagter Sträfling Jo sef Martinek warf sich auf den Wachmann, der ihn vorsührte, und versetzte ihm wuchtige Schläge, so daß jener vom Bajonett Gebrauch machen mußte. Da« Bojonett traf den Sträfling in« Gesicht und drang ihm durch das Nasenloch bi« zum Auge. Martinek sank blutüberströmt zusammen und mußte mittel« Tranrportwagens in die Strafanstalt zurückgebracht werden. ft- Die gehemmten Bläser. Bei einer kleinen Hofbühne machte der Komiker mit dem Kapellmeister eine Wette, daß er die so taktfesten Musiker unten im Orchester inmitten ihres Berufe« total „umwerfen" wolle. Der Kapellmeister ging die Welte ein mit der Bedingung, daß die« in einer Opernprobe, nicht aber in einer öffentlichen Aufführung geschehen solle. Der Komiker hielt Wort. Während unten gestrichen und geblasen wurde, zog er im Angesichte der Mu siker eine Zitrone aus der Tasche und biß hinein. Die Bläser machten ein solch saure« Gesicht, es lief ihnen sozusagen das Wasser im Munde zusammen, daß sic unwillkürlich die Instrumente absetzlen und nicht fähig waren, in den ersten fünf Minuten einen reinen Ton herauszubringen. 1' Eine LiebcStragödie erregt, wie man den „Münch. N. Nachr." aus Rom schreibt, in Neapel das größte Aussehen, da die Helden der Tra gödie den ersten Gesellschaftskreisen der Vesuvstadt angehören. Der Advokat Scardacionc, verheiratet und Vater mehrerer Kinder, unterhielt ein Liebe«- verhältnis mit der Frau einer Appellationrgertchts- rats, der er schon vor ihrer Verheiratung den Hof gemacht hatte, und beschloß eines Tage«, mit der Geliebten zu entfliehen. In Salerno richteten sie sich häuslich ein und glaubten, sich den Blicken der Welt entrückt zu haben. Aber ein Freund brachte den Schlupfwinkel des Pärchen« heraus und redete ihnen ins Gewissen, so daß die Frau sich entschloß, reu mütig zu ihrem Manne zurückzukehren. Als aber Scardaccione die Geliebte wankelmütig werden sah, vergiftete er sich mit Sublimat. Inzwischen hatte der betrogene Ehemann die Polizei auf die Fährte der Flüchtigen geführt; diese fand jedoch, als sie zur Verhaftung de« Pärchen« schreiten wollte, nur die in Tränen und Jammer aufgelöste Frau an dem Totenbette de» Geliebten. 1- Eine Klcinkindcr-Echau ist in der Murphy Memorial Hall in London abgehalten worden, zu der 430 dicke gesunde Babys, darunter 17 Zwillings pärchen, erschienen waren. Drillinge waren leider nicht vorhanden, doch sprach der Veranstalter der Schau, der Pjarrer Fuller, die Hoffnung au», daß bei der nächsten Schau diesem Mangel abgeholsen sein werde. Die Kinder benahmen sich im allge meinen musterhaft. Wie einer der Berichterstatter bemerkt, schrien selten mehr al« hundert auf einmal. Die Kinder wurden zunächst von den stolzen Eltern in einen mit Gold und Purpur verzierten Wiege stuhl gebracht. Waren sie gewogen, so wurden sie vc.i einen Ausschuß, dem mehrere Aerzte angehörten, genau besichtigt. Londoner Geschäftsleute hatten Preise gestiftet. Den ersten Preis lrug mit Leichtig keit ein Babyknabe von 12'^ Monaten davon. Er wog etwas über 33 Pfuno und die Mutter, die Frau eine« Straßenfegers, war stolz über die allseitig gespendeten Anerkennungen. ft Originelle Tcstamcntsklansel. In Rainey (Departement Seine-ebOise) starb vor einigen Tagen ein reicher Bankier, Herr Morel, der der kleinen Ge meinde testamentarisch eine bedeutende Summe hinter ließ, die sie jedoch nur dann erhalten sollte, wenn sie sich bereit erklärte, eine etwa« eigenartige Be dingung zu erfüllen. Der Verstorbene hatte nämlich kurz vor seinem Tode ausdrücklich bestimmt, daß sein Leichnam feierlich drei Stunden durch die Straßen der Stadt spazieren geführt werden müsse. Was tut man nicht um de« lieben Geldes willen? Und so beschloß denn auch die Gemeinde Rainey, den selt samen letzten Willen des Herrn Morel zu erfüllen. Drei Stunden lang zog der Leichenzug mit Musik und Fahnen durch die engen Straßen de« Städt chen«, zum groben Jubel der Kinder und der Gaffer. Jetzt kann Natncy die anständige Erbschaft in Ruhe genießen.