Volltext Seite (XML)
WMOHM NM Erscheint jeden Wochentag nachmittags — Fernruf: Sammel- Nr. 2341 — Postscheckkonto Leipzig 23464. — Bankkonten: Stadtbank l^onto 2314), Dresdner Bank Zweigstelle Hohen- Hein-Ernstthal. Commerz- und Privat-Bank Zweigstelle Hohenstein-Ernstthal. W unüAnMer V Hohenstel» Ernstthaler Zeitung, Rachrichten und Reveste Rachrlchten Im Falle höherer Gewalt — Störung deS Betriebe» der Leitung, der Lieferanten oder der Beförderungseinrichtungen — hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. — Er füllungsort und Gerichtsstand: Hohenstein-Ernstthal Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz,Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf- I Diese- Blatt ist daS zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS StadtratS behördlicherseits Nüsdorf. Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichenbach, Callenberg, Grumbach, Tirschheim, I bestimmte Blatt. Außerdem veröffentlicht e- die Bekanntmachungen des Amtsgerichts und deS Finanzamt» Nr. 294^° 1 Sonnabend / Somtag, den 17. und 18. Dezember 1938 1 j 88. Zahm. Ganz Memelland feiert den gewaltigen Wahlsieg EAntüche Auster illuminiert — Alle Mchenglocken Wien — Feuerstöße lodern au deu Grenzen — Tansende und aber Taufende marschieren 25 memel-MW UN- 4 Wutsche Abgeordnete 1m neuen Landtag begna- aus Nürnberg in der Nähe von Fischbach ner 15 Jahren der Unterdrückung heute die Gewiß- lebenslänglichem Zuchthaus digt. datz keine Macht der Welt ihnen mehr das Recht nehmen kann, sich als Deutsche zu ihrem Volke zu bekennen. Um 20 Uhr umsäumen dichte Menschenmassen die Straßen der Stadt Memel, um an dem Fak- kelzug der memeldeutschen Gliederungen teilzu nehmen. Dann formieren sich die memeldeut schen Verbände zu einem gewaltigen Zug, dem sich die Sportverbände mit der gesamten memel deutschen Jugend anschließen. Als der lange Zug der Fackelträger sein Ende erreicht, kennt die begeisterte Menge kein Halten mehr. Die Absperrketten der Polizei und des Ordnungsdienstes werden durchbrochen und nun bietet sich ein wahrhaft ergreifendes Bild: Tausende und aber Tausende von Armen strecken sich Dr. Neumann und seinen Mit kämpfern zum Gruß entgegen. Nur langsam strömen die Menschenmassen nach Abschluß der Kundgebung wieder ab. Aus dem Kaiser-Wilhelm-Platz sieht an die Jugend ganz spontan noch Volkstänze vorführen. Hier oben in dem sonst so nüchternen Ort bei einer Kälte von mindestens 15 Grad gewiß ein unge wöhnlicher und packender Anblick. Noch lange sieht man festlich bewegte Menschenmassen in den Straßen Memels, und dann hat dieser unvergeß liche Tag eines gewaltigen Volksbekenntnisses sein Ende gefunden. Memel, 17.-Dezember Mit einer Kundgebung von spontaner Ge walt haben die Memelländer nach Bekanntgabe der endgültigen Ergebnisse der Wahlabstimmung ihr deutsches Bekenntnis noch einmal bekräftigt. Am Freitagabend vereinte sich di» gesamte memeldeutsche Bevölkerung zu einem gewal tigen Aufmarsch, wie ihn Memel noch nicht gesehen hat. Unter unbeschreiblicher Be geisterung der Massen, die zu vielen Tausenden die Straßen umsäumten, nahm der Führer der Memeldeutschen, Dr. Neumann, den Vorbei marsch des Ordnungsdienstes und der Sportver bände ab, die mit brennenden Fackeln durch die Stadt marschierten. So wurde dieser Tag für Memel zu einem erneuten Bekenntnis von so elementarer Kraft, daß niemand mehr dieses Bekenntnis überhören kann. Fünf Tage hat die deutsche Bevölkerung in folge der umständlichen Zählung auf das Wahl ergebnis warten müssen. Nun ist das stolze, ein mütige Bekenntnis der Memeldeutjchen zum Deutschtum und zur Front Dr. Neumanns durch das amtliche Wahlergebnis bestätigt worden und überall in den einsamen Dörfern zwischen dem Memelstrom und der ehemaligen russischen Grenze, von der Neichsgrenze bei Tilsit bis hinauf zu den Fischerhütten am Kurischen Haff bekräftigt die Bevölkerung in spontanen Kund gebungen das Bekenntnis, das sie am Sonntag mit den Stimmzetteln ablegte. Unter frost klarem Winterhimmel wehen die grün weiß-roten Fahnen des Memel landes auf allen Häusern und selbst abge legenste Vaucrnhütten haben sich festlich geschmückt. Etaene Funkmeldung Berlin, 17. Dezember Die Justizpressestelle teilt mit: Der 24 Jahre alt« Willy Heller, der am 16. Dezember 1838 vom Sondergericht Nürnberg wegen eines gemeinschaftlich begangenen Ver brechens des versuchtem Mordes sowie wegen eines weiteren Verbrechens gegen das Gesetz zur Gewährleistung des Rechtssriedens zweifach zum Tode verurteilt worben war, wurde am gleichen Freitag 24 Uhr hingerichtet. Heller hatte bekanntlich gemeinschaftlich mit der 21 Jahre alten Anna Mündel am 13. De zember 1938 den Taxichauffeur Josef Weid- in räuberischer Absicht überfallen und durch einen Kopfschuß schwer verletzt. Bei der Ver folgung durch Nürnberger Kriminalbeamte schoß er auf diese und verletzte zwei Beamte durch Handschüsse. Die mit dem Heller wegen eines gemeinschaft lich begangenen Verbrechen gegen das Gesetz gegen den Straßenraub mittels Autofallen in Tateinheit mit einem gemeinschaftlich began genen Verbrechens des versuchten Mordes zum Tode verurteilte Anna Mündel wurde vom Führer und Reichskanzler mit Rücksicht auf die bei ihr bestehende Schwangerschaft zu Memel, 16. Dezember Die aus Memeldeutschen und Litauern be stehende Wahlkreiskommission hat am Freitag nachmittag das endgültige amtliche Wahlergebnis der memelländischen Land tagswahl belanntgegeben. Das bereits bekannt gegebene vorläufige amtliche Wahlergebnis wird damit endgültig bestätigt. Die Errechnung der Mandate ergab, daß die memeldeutsche Liste, wie bereits ange kündigt, im neuen Landtag über 2 5 Abge ordnete versiigt, während sich die litau ischen Parteien mit vier Abgeordneten begnügen müssen. Die Litauer haben also trotz der künstlichen Zuwanderung Tausender von Eroßlitauern und Juden nach Memel ein Mandat an die memel deutsche Liste abgeben müssen. Ein weiteres Mandat, das sonst auch noch der «remeldeutfchen Liste zugefallen wäre, konnten die Litauer nur mit knapper Mühe durch die Verrechnung der Reststimmen für sich retten. Wo alles haßt, kann Moskau allein nicht lieben. Und wo die Kriegshetze in der ganzen Welt ausschweifendste Orgien feiert, da kann natürlich „Väterchen" Stalin nicht Kon zerte der Friedensschalmeien hören. Also tut Sowjetrußland, als ob es den Rummel mitmachte, während sein Kriegstanz in Wirklichkeit nur eine Freudensfeier bedeutet, da seine Trabanten so glänzend arbeiten. Man tut sogar so, als ob man an der Moskwa auf einen ganz besonders hochgeistigen Dreh verfallen wäre. Vom Pazi fismus kann man sich aus praktischen Erwägun gen ja nicht lossagen. Deshalb ergeht man sich in theoretischen Erörterungen über „unge rechte und gerechte Kriege". Hervor tut sich besonders das Organ der Roten Flotte „Krasny Flot". Nachdem das Blatt zunächst an Hand einer Reihe von Beispielen aus der Ge schichte klarzumachen versucht hat, welche Kriege „gerecht" sind, geht das Blatt unvermittelt auf die Gegenwart über und behandelt die politi schen Ereignisse der letzten Jahre. Selbstver ständlich werden die Eroberung Abessiniens so- und auch sonstiger Hinsicht bestehen. Er, Blum, habe keinesfalls die Absicht, aus eigener Initiative von seinem Posten als Parteioor- sitzender zurückzutreten, so lange er nicht von der Mehrheit des Parteikongresses dazu auf gefordert werde. Er würde sogar nicht einmal dann zurücktreten, wenn sich die Kongreßmehr- heit gegen seine persönlich» Ansichten ausspre chen sollte, ohne ihn zum Rücktritt aufzufordern. In Anbetracht der Tatsache, daß Blum es gleichzeitig für notwendig hielt, in seiner Eigen schaft als Chefredakteur des „Populaire" einen parteipolitischen Artikel seines Parteikolle gen Äverac einer scharfen Zensur zu unterzie hen, kann man damit rechnen, daß es im Laufe der sozialdemokratischen Parteitagung während der kommenden Weihnachtstage zwischen den verschiedenen Richtungen innerhalb der Partei zu recht heftigen Zusammenstößen kommen wird. Dann bricht die Dunkelheit herein. Nun flammen die Lichterketten auf und brennende Kerzen aus unzähligen Fenstern. In der Stadt Memel ist das Standbild der B o- russia, das vor 15 Jahren von Frevlerhand gestürzt wurde und erst vor wenigen Wochen wieder seinen Platz vor dem Landtagsgebäude einnehmen konnte, festlich angestrahlt. Um 19 Uhr erheben sämtliche Kirchenglocken lm ganzen Memelland ihre eherne Stimme. Zu gleicher Zeit flammen überall an den Grenzen mächtige F e u er st ö ß e auf. Neben der Jugend aber stehen zu dieser nächtlichen Feierstunde brü derlich vereint die Männer und Frauen dieses armen Landes der Bauern und Fischer, die nach Eigene Funkmeldung Paris, 17. Dezember Schon seit einiger Zeit waren in politischen Pariser Kreisen Gerüchte über Meinungsverschie denheiten in der sozialdemokratischen Partei Frankreichs in Umlauf. Man hörte dabei von einer bereits offenen Gegnerschaft zwischen dem Parteivorsitzenden, dem ehemaligen Ministerprä sidenten Löon Blum, und dem früheren Staatsminister und Abgeordneten Paul Faure. In der Sonnabendausgabe des sozialdemo kratischen „Populaire" nimmt Blum nun in einer wenn auch etwas verschleierten Form zu diesen Gerüchten Stellung. Er gibt mehr oder Südamerika «ißt sich «tcht dm USA schlacke« Panamerikanischer Bündnisplan gescheitert Washington, 16. Dezember Die Nachrichten aus Lima lauten für die USA immer unerfreulicher und zeigen die un- verhüllte Abneigung Argentiniens und anderer iberoamerikanischer Staaten, ins nordamerika- nische Kielwasser zu steuern. Nunmehr ist auch der Plan eines panamerikanischen Bündnisses ins Wasser gefallen. In Washington hat es peinlichstes Aufsehen hervorgerufen, daß die Ablehnung Argentinien» von der sehr drastischen Begründung begleitet war, daß ja eines Tages Nordamerika aufhören könnte, für Südamerika ein „guter Nachbar" zu sein. — Vizeminister Welles hat sich heute in der Pressekonferenz sehr beschwichtigend äußern müs sen und versucht, die hiesige Stimmung wieder etwas aufzufrischsn. Erdbeben in Nord-Anatolien Ankara, 16. Dezember Am Freitag wurde hier ein ziemlich starkes Erdbeben verzeichnet, dessen Mittelpunkt unge fähr 450 Kilometer östlich von Jstambul, also im nördlichen Anatolien, liegt. Bemerkungen Es wird sich nie vermeiden lassen, daß da und dort auch einmal ein Unschuldiger mit Schuldi gen leiden muß. Diese Folge menschlicher lln- . zulänglichkeit oder zwingender Notwendigkeiten berechtigt nun aber nicht zu der Forderung, einen starken Hundertsatz von Straffälligen zugunsten eines verschwindenden Hundertsatzes von im Rahmen der Gesetze Lebenden auf die Begnadi gungsliste zu setzen. Berechtigt noch viel weni ger zum Ausbruch von Gefühlsduselei, wie wir ihr gerade jetzt in unserem Volke häufiger, al» erträglich ist, begegnen. Man hört da Anwälte und Anwältinnen von Juden plädieren, denen man in die Augen schauen muß, um zu sehen, was man nach dem, was an die Ohren dringt, nicht glauben kann, nämlich, daß man deutschen Menschen gegenübersteht. — Wenn man es als Christenmensch wagt, die Art, mit der Deutsch land die Lösung der zum Weltproblem geworde nen Judenfrage in Angriff nimmt, als Barba rismus zu bezeichnen, so kann man diesen Chri stenmenschen nur bedauernd fragen, ob er nie etwas von Sowjetrußland, von Sowjetspanieu oder von Palästina gehört hat. Weiß man aber von dem christlichen Anwalt der „gequälten" Juden, daß sein Eintreten für die Schädlinge am deutschen Volkskörper nur sehr eigennützigen Momenten entspringt, dann darf er sich auch nicht wundern, wenn man ihn mit seinen Schütz lingen auf eine Stufe stellt. — Warum ein Jude dem es in der Vorkriegszeit geglückt war, in das Reserveoffizierskorps eingereiht zu werden, seine Sippschaft verleugnete und ausschließlich in ari schen Kreisen verkehrte, wollen wir nicht beur teilen. Ihn aber deshalb als anständigen Juden oder gar als Kavalier vom Scheitel bis zur Sohle zu verhimmeln, das müssen wir seinen „Ver ehrern" schon übelnehmen Nach dem großen Umbruch der Nation hat derselbe Jude keine andere Folgerung seiner vorherigen „inneren" Haltung ziehen können, als wieder in den Schoß seiner jüdischen Mischpoche zurllckzukehren. Er kläre mir ... — Ein Jude blieb nach Kriegs schluß lieber in Deutschland, denn als „erlöster" Gefangener wieder nach Rußland zurllckzukehren Er heiratete eine Deutsche, fing ein Händelchen an, gründete schließlich ein eigenes Geschäft, kaufte das erst gemietete Grundstück, baute und vergrößerte und ist heute das, was man so einen gemachten Mann nennt. Der Jude ist zurück haltend und nie mit den Strafgesetzen in Kon flikt gekommen. Ist nun aber die gebotene An ständigkeit im Eastland ein Grund, diesem Juden Tränen des Mitleides nachzuweinen, weil er zu verstehen bekam, daß er nicht auf Heimatrecht pochen könne? Hat sein Aufstieg nicht vielleicht andere Existenzen in den Strudel der Vernich tung gezogen? Hat er nicht deutschen Menschen eine Lebensmöglichkeit weggenommen? — Wir können für solche Gefühlsduselei kein Verständ nis mehr aufbringen. Shausfeur-Mörder Heller WgerWet Mittäterin Mündel zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt Blum klebt an seinem Parteiposten Unstimmigkeiten in -er Leitung -er französischen sozialdemokratischen Partei weniger zu, daß zwischen ihm selbst einerseits, Paul Faure und einem anderen führenden Par- heit im Herzen haben, daß ihr zähes Festhalten! teimitglied, Severac, andererseits, in der Tat nicht vergeblich war, ! gewisse Meinungsverschiedenheiten in politischer