Volltext Seite (XML)
zugegeben, daß die Möglichkeit eine» Kriege« er örtert wurde, e« werde aber erklärt, daß die« nicht der Gegenstand der Beratungen gewesen sei. E« zeige sich deutlich, daß seit der Ankunft de« Krieg«- mintster« Kuropatkin Rußland« kriegimäßige Vor bereitungen im Wachsen seien und die Absicht be stehe, mehr Truppen in die Mandschurei zu bringen. Unternehmer in Port Arthur hätten vorige Woche Aufträge erhalten zur sofortigen Beschaffung von Baumaterialien zur Errichtung von Baracken für 20 000 Mann, welche au« Chardin abg< en sollen. Beamte, die an den Beratungen teilgenomme - haben, erklären, der Widerstand Rußland« gegen die Oeffnung mandschurischer Plätze für den fremden Handel sei nicht begründet auf Gegnerschaft geg-n die Anwesenheit von Fremden, sondern dagegen, daß fremde Konsuln in Städten, welche tatsächlich unter russischer Kontrolle stehen, bet der chinesischen Regierung beglaubigt werden sollen. Solcher Zu stand werde sicherlich große Reibungen zur Folge haben, wie e« in Niutschwang der Fall gewesen sei. Neber das Hochwasser in Schlesien wird noch berichtet, daß es dank den Anstrengungen der Behörden bisher gelungen ist, den schwersten Gefahren für die Stadt Breslau vorzubeugen. Trotzdem ist der angerichtete Schaden sehr groß und noch viel schlimmer als hier sieht es in der Umgebung auS. Der Zoologische Garten wurde auf polizeiliche Anordnung gesperrt. Das an wesende Publikum wurde ersucht, sofort den Garten zu verlassen. In der Nähe der stark bedrohten Ortschaft Ransern arbeiten 300 Mann vom 51. Regiment an der Aufhöhung des Dammes; das Wasser sickert durch den Damm hindurch. Trotz der Aufhöhung hat der Strom ungefähr dieselbe Höhe wie der Damm. Wenn das Wasser noch weiter steigt, fürchtet man, den Damm nicht halten zu können. Bei Brieg waren, Berichten der „Schlesischen Zeitung" zufolge, die Bewohner der Dörfer an der rechten Oderseite in großer Angst und hielten sich bereit, die Flucht zu ergreifen, falls der Einbruch des Wassers erfolgen sollte; es soll auch nachts von nichtswürdigen Leuten, welche in einem Kahne fuhren, versucht worden sein, den Damm bei Groß-Neuendorf auf der rechten Seite zu durchstechen, wahrscheinlich um den über schwemmten Niederungen auf der linken Oderseite Luft zu machen und von dort das Wasser abzu lenken. Von Forstbeamten, welche mit der Wacht des Deiches betraut waren, wurden mehrere scharfe Schüsse abgegeben. Hätte der Damm niast stand gehalten, so wären 12 bis 15 Ortschaften und Gutsbezirke mit ihren Feldmarken überschwemmt worden. — Leider sind bei den Hilfsarbeiten auch mehrere der braven Retter ums Leben gekommen. Bei Breslau wurden die Leichen von 3 Pionieren aus der Oder gelandet und sieben andere rtrunkene Soldaten sollen noch in den wilden Wogen des Stromes treiben. — Das Breslauer Leitungswasser erscheint verdächtig, da nur noch ein Filter ein wandsfrei arbeitet. Der Betrieb im städtischen Hafen ist eingestellt. Endlich befindet sich die Oder im Fallen. Die Fürstenbrücke ist für den Verkehr wieder freigegeben. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 17. Juli. *— Nebenverdienst. Dieses Schlagwort findet man gegenwärtig sehr häufig in Zeitschriften und größeren Zeitungen über recht viel versprechenden Anzeigen; es wird da allen jenen, die ihr Ein kommen angenehm erhöhen oder die überhaupt lohnenden Verdienst suchen, mit mehr oder weniger schönen Worten mitgeteilt, daß sie sich nur an die Adresse des Inserenten zu wenden brauchten, um sofort Hunderte von Angeboten zu erhalten. Jene nun, die auf dieses verlockende Angebot hereinfallen, erhalten postwendend ein gedrucktes Schreiben, in dem ihnen mitgeteilt wird, daß sie die erwünschten Angebote zum Geldverdienen mit nächster Post erhalten werden; und in der Tat bringt dann der Postbote bei seinem nächsten Rundgange einen voluminösen Brief, für den er jedoch den Betrag von 1.50 bis 2 Mk. als Nachnahme des Absenders verlangt. In den meisten Fällen siegt die Neu gierde über die Vernunft, und die Nachnahme wird eingelöst. Hat dann der Empfänger einen Blick in die Sendung geworfen, so wird er bald gewahr, daß er zu jenen Leuten zählt, die nicht alle werden, denn was er dem Kuvert entnimmt, ist nichts weiter als eine Sammlung von Inseraten aus allen Zeitungen, die der ingeniöse Absender ent weder zu einem „Erwerbsanzeiger" oder einer Nebenverdienst-„Liste" zusammengestellt hat, um sie für teures Geld an den Mann oder die Frau zu bringen, was ihm auch meist glückt, denn, wie bekannt, die Dummen werden nicht alle! Gibt sich der Verdienstsuchende vielleicht noch die Mühe, aus die erhaltenen Inserate zu reagieren, so erlebt er in der Regel noch einen weiteren Reinfall, indem ihm ein Erwerb in Aussicht gestellt wird, wenn er so und so viele Mark für den Nachweis oder Muster oder dergleichen einsendet, die dann selbst verständlich auch wieder fortgeworfen sind, oder er erhält überhaupt keine Antwort oder feine Zu schrift als unbestellbar zurück, da der Inserent längst verschollen ist. Ferien-Beginn. Heute haben an unseren Schulen die großen Ferien begonnen und sind die Schulpforten bis zum 17. August geschlossen. *— Bezirksausschuß-Sitzung. In der am Mittwoch nachmittag in Glauchau unter dem Vor sitze des Herrn Amtshauptmann Ebmeier abge haltenen 4. diesjährigen Bezirksausschuß-Sitzung wurden zunächst die Gesuche der Gemeinden St. Egidien und Niederlungwitz um Erstattung der Wegewalzkosten aus Bezirksmitteln genehmigt, so wie für drei Kinder aus Hohenstein-Ernstthal und Lichtenstein Freistellen im Kindergenesungsheim des Bethleheinstiftes im Hüttengrunde bewilligt. Be dingungsweise genehmigt wurden die Gesuche Schuster's in Voigtlaide, Neubauer's in Rüsdorf und Roßner's in Gersdorf um Erlaubnis zur Neuerrichtung von Kleinviehschlächtereien, im letz teren Falle unter Abweisung eines erhobenen Ein spruchs, ebenso die Schank- u. s. w. Erlaubnisg - suche Wolf'S in Langenchursdorf, Fröhlich's in Bernsdorf, Ebischbach's in Kleinchursdorf, Göhler's in Höckendorf, Wolf's in Mülsen St. Jacob, des Schwimmklubs in Oberlungwitz, Voitel's in Ober- lungwitz, Eckart's in Gersdorf und Gräfe's in Hohndorf. Teilweise genehmigt, teilweise aber ab gelehnt wurde das Schankerlaubnisgesuch Stein- bach's in Bernsdorf. Dagegen wurden mangels Bedürfnisses abgelehnt die Schank- u. s. w. Erlaub- nisgesuche Voigt's in Gersdorf, Ranke's in Calln- berg, Fiedlers in Niederlungwitz, Jlling's in Hohndorf, Sturm's in Gersdorf und Weise's in Reinholdshain. Die Hundesteuerregulative von Altwaldenburg und Seiferitz, der Nachtrag zur Feuerlöschordnung von Altwaldenburg und das Regulativ der Gemeinde Niederschindmaas über die Erhebung von Abgaben vom Gast- und Schank wirtschaftsgewerbe, sowie von Branntweinkleinhanoel fanden Genehmigung. Nach Erledigung von meh reren Gemeindeanlagen-Rekursen und verschiedenen Sachen, welche sich zur Zeit oder überhaupt nicht zur Veröffentlichung eignen, wurde die Sitzung gegen '/,7 Uhr geschlossen. 2 Punkte wurden von der Tagesordnung abgesetzt. *— Der Hausschlüssel im Rechtsverkehr. Die Frage, wieviel Schlüssel zur Haustüre der Vermieter dem Mieter zu liefern verpflichtet ist, wird vom Rechtsanwalt Josef-Freiburg in der „Deutschen Juristenzeitung" behandelt. Danach hat der Mieter einen Anspruch, daß der Vermieter ihm und seinen Hausgenossen durch Lieferung mehrerer Hausschlüssel den jederzeitigen Eintritt in das Mietshaus ermögliche. Daraus folgt aber >. cht die Pflicht des Vermieters, dem Mieter, der vielleicht eine große Anzahl erwachsener Haus genossen hat, eine dieser entsprechende Anzahl von Hausschlüsseln zu liefern; immerhin wird das Verlangen der Lieferung von drei Hausschlüsseln billigerweise gerechtfertigt sein. Andererseits gilt als stillschweigend vereinbart, daß der Mieter be rechtigt ist, sich auf seine Kosten noch weitere Haus schlüssel anfertigen zu lassen, soweit er deren für seine Hausgenossen bedarf. Der Mieter braucht also hierzu nicht die besondere Genehmigung des Vermieters. Diese vom Mieter auf eigene Kosten anbeschafften Hausschlüssel werden Eigentum des Mieters. Ferner gilt als stillschweigend vereinbart, daß jedes Besitz- und Gebrauchsrecht des Mieters an diesen von ihm angeschafften Schlüsseln — obwohl sie sein Eigentum sind — mit Beendigung des Mietsvertrages aufhört, sodaß also der Mieter am Ende der Mietzeit sofort diese ihm gehörigen Schlüssel unbrauchbar zu machen verpflichtet ist (wofern nicht etwa eine Uebereinkunft dahin, daß der Vermieter sie ihm abkauft, stattfindet.) Wenn der Vermieter seiner Verpflichtung zur Lieferung des Hausschlüssels gar nicht oder in nichl ge nügender Zahl nachkommt, kann der Mieter sich die ihm rechtswidrig verweigerten Hausschlüssel selbst anfertigen und Ersatz der Kosten vom Ver mieter beanspruchen. * — Die Zeit der mitternächtlichen Dämme rung ist wieder einmal vorüber. Sie begann am 26. Mai und reichte bis Mitte Juli. Die Sonne beginnt nun merklich rückwärts zu gehen. Dämme rung ist nur durch halbe Erhellung hervorgebracht durch das aus der Atmosphäre reflektierte Sonnen licht. Die Dauer der Dämmerung zwischen dem ersten Lichtschein und dem Sonnenaufgang hängt ab von der Lage des Tagbogens der Sonne zu dem Horizont und ist am kürzesten, wenn dieser Tagbogen den Horizont senkrecht schneidet. * Oberlungwitz, 16. Juli. Sonntag, den 19. Juli d. I., ist der Verkauf und die Beschäftigung im Handelsgewerbe von vormitlags 7—'/,9, mittags von '/^H—1 und nachmittags von 2—8 Uhr ge stattet. * Gersdorf, 17. Juli. Heute beging das sich voller Rüstigkeit erfreuende Gartenbesitzer Ernst Großesche Ehepaar das seltene Fest der goldenen Hochzeit. * Dresden, 17. Juli, lieber den Verlauf der Krankheit des Papstes wird unsere König!. Familie stets auf dem Laufenden erhalten. Es verlautet, daß Kronprinz Friedrich August im Falle des Ab lebens des Papstes un den Begräbnisfeierlichkeiten in Rom teilnehmen wird. * Leipzig, 16. Juli. Bei dem Einzug des Kaisers am 5. September werden die Hauptstraßen der Stadt reich geschmückt erscheinen. Es ist übrigens nun endgiltig festgestellt, daß der Kaiser im Kgl. Palais nur für sehr kurze Zeit Wohnung nehmen wird. Zur Ausschmückung der von der Kaiserfahrt berührten Straßen der Stadt hat, wie verlautet, der Rat ein Berechnungsgeld in Höhe von 20 000 Mark aufgestellt. * Leipzig, 16. Juli. Die Findigkeit der Kur- pfuscher läßt dieselben trotz allen Eifers gegen ihr Treiben immer noch ihr Schäfchen scheeren. Da lebt z. B. ein „Schriftsteller", der diese Findigkeit aus dem „ff" sein eigen nennt. Infolge ehemaliger Beschäftigung in einer homöopathischen Apotheke fühlt sich der junge Mann berufen, der leidenden Menschheit auch seinerseits Erleichterung vom — Geld zu verschaffen und zwar auf recht originelle Art: so nahm er die zahllosen Mitmenschen, w.lche von Hämorrhoiden geplagt werden, aufs Korn, schrieb aus verschiedenen Werken eine schauerlich schöne Broschüre über die „Hämorrhoiden und ihre Heilung" heraus und pries darin einen von ihm selbst „erfundenen" Mischmasch als „Hofrat Dr. X.s Hämorrhoidal-Pillen" und einziges Universal mittel gegen die Peiniger der Menschheit an. Ein Buchhändler übernahm Drucklegung und Vertrieb der mit einem „Dr." als Verfasser verzierten Broschüre, und auch ein Apotheker, der den Ver kauf der Pillen, welcher bekanntlich Laien nicht gestattet ist, besorgte, war bald gefunden Durch flotte Insertion kam das Geschäft schnell in Gang und der rasche Absatz der „Hofrat Dr. X.schen Hämorrhoidal-Pillen" würde wahrscheinlich noch wesentliche Steigerung erfahren haben, wenn der ingeniöse „Schriftsteller" nicht in übermütiger Laune vor einiger Zeit einem kleinen Kreise weinfroher Zecher das Geheimnis seiner erfolgreichen Mani pulationen verraten und unklugerweise auch noch hinzugefügt hätte, daß seine eigenen so hoch ge priesenen Pillen ihm selbst wider sein eigenes hart näckiges Hämorrhoidalleiden nichts helfen, ihm aber ein sehr behagliches Wohlleben schafften. Da die Gesellschaft, in der dieser edle Hämorrhoidal Hofrat von eigenen Gnaden sein Geheimnis preis- bab, nicht seines zynischen Sinnes war, so wird ihm und seinen Heliern Gelegenheit gegeben werden, das betrügerische Verfahren vor dem Richter zu vertreten und damit ein weiterer Zweig von dem argwuchernden Giftbaume des Kurpfuschertums be seitigt werden. * Zwickau, 16. Juli. Die hiesigen Stadtver ordneten beschlossen, an Königs Geburtstag 500 Mk. an die Armen zu verteilen. * Glauchau, 16. Juli. Gestern feierte Herr Kanzleidirektor Justizrat Zückler sein vierzigjähriges Dienstjubiläum. * Mülsen St. Nie^S, 16. Juli. Das fünf zigjährige Fahnenjubiläum feierte am 12. und 13. ds. M. die hiesige Schützengesellschaft unter Teil nahme der Ortsvereine und benachbarten Schützen gesellschaften. Im Festzuge erschienen zehn Fahnen und drei Musikchöre. Schuldirektor Kittel hielt die Festrede. * Kirchberg, 16. Juli. Beim Felddienste des Zwickauer Regiments im nahen Cunnersdorf wurde ein Soldat durch eine Platzpatrone nicht unerheblich am Kopfe verletzt. Der Verletzte, welcher längere Zeit bewußtlos lag, wurde mittels Bahn nach dem Garnisonorte gebracht. * Penig, 16. Juli. Mitte voriger Woche ver suchte eine ledige Fabrikarbeiterin bei Amerika durch Ertrinken in der Mulde freiwillig aus dem Leben zu scheiden, war jedoch wieder gerettet und dem hiesigen Krankenhause übergeben worden. Nach ihrer Entlassung aus diesem hatte die Unglückliche, Scheibe mit Namen, 24 Jahre alt, abermals einen Selbstmord unternommen, indem sie sich in eine Düngergrube stürzte; jedoch auch hier erreichte sie ihr Ziel nicht, sie wurde vielmehr abermals gerettet und wieder dem Krankenhause zugeführt. Aus diesem hat sich die Bedauernswerte, welche offenbar von Schwermut befallen war, am Montag wieder heimlich entfernt und ist bis jetzt leider noch nicht wieder aufzufinden gewesen. Zweifellos dürfte das Mädchen einen dritten, diesmal von Erfolg beglei teten Selbstmordversuch unternommen haben. Die Sch. war in die Hände der seit einigen Jahren in unserer Stadt ihr Unwesen treibenden Sekte, gemeinhin „Engelhascher" genannt, gefallen, und soll ihr von diesen Leuten eingeredet worden sein, daß ihr Sündenregister dermaßen groß sei, daß eine Vergebung vollständig unmöglich sei. Und dies ist die Ursache zu der unseligen Tat des be törten Mädchens. * Werdau, 16. Juli. Ein großer Einbruchs diebstahl wurde vorvergangene Nacht in dem Gold- und Silberwarengeschäft von Fiebiger an der Plauenschen Straße verübt. Die Diebe erbrachen die Untere Haustür, öffneten mittels Nachschlüssel die Werkstatt und gelangten von da aus in den Laden. Sie zündeten das Gas an und haben sich dann die wertvollsten Gegenstände, wie goldene Uhren, goldnes Geschmeide mit Edelsteinen rc. aus gesucht und mitgenommen. Die gestohlenen Sachen haben einen Wert von nahezu 3000 Mk. Von den Dieben, die allem Anschein nach einer inter nationalen Einbrecherbande angehören, hat man noch keine Spur. * Werdau. 16. Juli. Die Steinsetzer in Werdau, Zwickau, Meerane, Crimmitschau und Glauchau sind in die Lohnbewegung eingetreten und fordern 50 Pf. Mindeststundenlohn, lOstündige Arbeitszeit, Lohnzuschlag bei Ueber- und Nacht arbeit. Die Städte Werdau, Crimmitschau und Glauchau haben die Forderungen bereits be willigt. * Crimmitschau, 16. Juli. Hier werden seit einigen Tagen mehrere Personen vermißt und zwar ein 18jähriger Kaufmann, der sich Unregelmäßig keiten hat zuschulden kommen lassen, ein in den 50er Jahren stehender Tuchmacher und ein zehn jähriger Schulknabe. Ein ebenfalls seit dem 10. d. M. verschwundener 50jähriger Schmied wurde gestern vormittag in einem Teiche ertrunken auf gesunden. * Lößnitz. Der Arbeiter Graesle, Vater von neun Kindern, hat sich auf dem hiesigen Friedhöfe aus Schwermut entleibt. * Plauen i B, 16. Juli. Der hiesige Klemp nerstreik, der etwa 10 Wochen gedauert hat, darf als beendet angesehen werden. Den Arbeitgebern stehen weit mehr Arbeitskräfte zur Verfügung als gebraucht werden; auch sind die durch Streikende freigewordenen Stellen sämtlich durch auswärtige Arbeiter, die Zulage erhalten haben, besetzt worden. — Die streikenden Maurer hielten heute vormittag wieder eine Versammlung ab. Man machte wieder die Wahrnehmung, daß zahlreiche Streikende ihre Unterstützung empfangen haben und dann zur Ar beit zurückgekehrt sind. * Reichenbach t. V , 16. Juli. Erschossen aufgefunden wurde heute früh an der Mauer des neuen Friedhofes der Arresthaus-Jnspektor E. vom hiesigen Amtsgericht. Was den allgemein geach teten, seit vielen Jahren im Dienst befindlichen Beamten in den Tod getrieben, konnte bisher nicht mit Sicherheit festgestellt werden. * Falkenstein. Einem hiesigen Bienenzüchter (Bahnmeister F.) ist der seltene Fall zum ersten Male vorgekommen, von sechs überwinterten Bienen völkern zwei Jungfernschwärme zu bekommen, d. h. daß zwei Vorschwärme wieder geschwärmt haben. * Falkenstein. Die Sticker der Firma Max Lenor hier sind wegen Lohndifferenzen in den Aus stand getreten. * Hundshiibel, 16. Juli. Erstochen auf gefunden wurde gestern mittag im Hartmanns dorfer Staatsforstrevier der 38 Jahre alte Fabrik arbeiter Ernst Gerber von hier. Nach Lage der Sache muß die Tat am Abende vorher verübt worden sein. Ob Mord oder Selbstmord vorliegt, wird die inzwischen eingeleitete Untersuchung er geben. Gerber war verheiratet und Vater von 4 unversorgten Kindern. * Schneeberg, 15. Juli. König Georg schenkte dem hiesigen Militärverein zu seinem 50jährigen Jubiläum eine Fahne. * Waldheim, 16. Juli. Während des Badens im hiesigen Stadtbad wurde eine Frau ohnmächtig und versank. Ein mitbadendes Schulmädchen eilte zu Hilfe und brachte die Ohnmächtige mit Hilfe einiger Frauen aus dem Wasser. Sofort an gestellte Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg. * Waldheim. In gemeinschaftlicher Sitzung beider städtischen Kollegien ist die Erhebung einer Sondersteuer zu. Feuerlöschkasse beschlossen worden, von der diejenigen befreit sein sollen, deren Ein kommen eine bestimmte Grenze nicht erreicht und diejenigen, welche ihre Dienstpflicht bei der frei willigen Feuerwehr abgeleistet haben. * Warzen, 16. Juli. In der Eisenbahnbau- Angelegenheit Torgau-Schildau-Landesgrenze Hoh burg bezw. Torgau-Melderitzsch-Belgern hatten sich am Sonntag nachmittag auf Einladung des Eisen bahn-Betriebs-Direktors a. D. Ballhorn, Leipzig, eine Anzahl Komitee-Mitglieder, sowie mehrere sonstige Interessenten im Ratskeller zu Schildau eingefunden. Nach Mitteilungen des Direktors der Hohburger Quenz-Porphyrwerke in Röcknitz-Wurzen ist die jetzige Situation für die geplante Bahn sehr günstig. Wie bekannt, habe der sächsische Staat die Absicht, in der Nähe von Belgern, Machitzschen und Puschritz einen Schießplatz zu errichten. Nach diesem Platze führt jetzt keine Bahn, sodaß also der sächsische Staat gezwungen ist, eine Eisenbahnverbindung zu schaffen. Wenn also die Interessenten jetzt aus eigenem Antriebe eine Bahn nach dem Schießgelände führen, so wird die sächsische Regierung dem nicht entgegentreten, sondern sie wird das Unternehmen unterstützen und zwar mindestens dadurch, daß sie die Kon zession zur Einmündung der Bahn in Wurzen gibt, um von da aus die Truppen nach dem Schießplatz befördern zu können. Die Angelegenheit soll jetzt mit größerem Nachdruck verfolgt und in die Hand genommen werden. * Hartha, 16. Juli. Das in einer hiesigen Ziegelei wohnhafte Kellingsche Ehepaar ist am Sonnabend durch die Geburt dreier Mädchen er freut worden. * Großenhain, 16. Juli. Als am Mittwoch eine Abteilung Großenhainer Husaren am Quersaer Holze, unweit Folbern, vorüberritt, bemerkten die Reiter dort einen Erhängten. Sie schnitten ihn ab und stellten Wiederbelebungsversuche an, die auch von Erfolg waren. Der Lebensmüde war ein älterer Gutsauszügler aus Oelsnitz bei Großen hain. * Kleinzschachwitz. Ein Vorfall, aus dessen Ausgang man sehr gespannt ist, trug sich am 6. Juli hier zu. Ein älterer Herr, Offizier a. D., vorm. Rittergutsbesitzer, behauptet, am Schalter des Kaiserlichen Postamtes einen hohen Geldbetrag eingezahlt, die Quittung hierüber aber verloren zu haben. Der Schalterbeamte, der an jenem Tage Dienst hatte, behauptet aber seinerseits, einen solchen Betrag nicht empfangen zu haben, und es konnte auch die Buchung eines solchen nicht vorgefunden werden. Die sofort von einem höheren Postbeamten vorgenommenen Prüfungen der verschiedenen Kassen journale bot keine Veranlassung zu Einwendungen. Die Adresse, an die das Geld zur Einzahlung ge kommen sein soll, ist dagegen nicht aufzufinden ge wesen, wie sich auch herausstellte, daß der Beamte, der als derjenige bezeichnet wurde, der das Geld angenommen haben sollte, am 6. Juli den Schalter dienst gar nicht versehen hatte. Es dürfte wohl nach alledem ein Irrtum vorliegen, der allerdings im Interesse des vorläufig suspendierten jungen Beamten sich recht bald aufklären möchte. Der Vater des jungen Beamten, der verdächtig ist, sich eines Verbrechens im Amte schuldig gemacht zu haben, hat sofort 1000 Mk. Kaution gelegt und die nötigen Schritte zur Wiederherstellung der ver letzten Ehre seines Sohnes getan. * Schleiz, 16. Juli. In einem Anfalle hoch gradigster Erregung hat der Gymnasialoberlehrer a. D., Dr. phil. E. Neubauer aus Bautzen in seiner Sommerwohnung in Ebersdorf seinem Leben durch Erhängen ein Ende bereitet. Der Bedauerns werte, eine in allen Kreisen und besonders auch bei der sächsischen Lehrerschaft geachtete Persönlichkeit, war erst vorigen Monat von Bautzen bez. Plauen i. V. nach Ebersdorf mit seiner Familie übergesiedelt. Der aus dem Leben Geschiedene war stark nerven krank. Der Umstand, daß seine Frau vor einigen Wochen den Versuch machte, sich die Pulsadern aufzuschneiden, weswegen sie in eine Irrenanstalt untergebracht werden mußte, wirkte auf den be liebten Pädagogen vollends zerrüttend. Gerichtssaal. 8 Zwickau, 16. Juli. Mit dec heutigen Ver handlung gegen den 45 Jahre alten Handelsmann Heinrich Richard Simon, gebürtig aus Elsterberg und zuletzt in Meerane wohnhaft, wurde die dritte Schwurgerichtsperiode geschloffen. Der deS Meineids angeklagte Simon wird wegen dieses Deliktes frei gesprochen, dagegen wegen Pfandentziehung zu 3 Monaten Gefängnis, wovon 2 Monate als durch die Untersuchungshaft für verbüßt zu gelten haben, ver urteilt. — Nach Schluß der Sitzung richtete der Herr LandgerichtSpräsident Dr. Wagner Worte des DankeS an die Herren Geschworenen für ihre Tätigkeit, während der Obmann der Geschworenen dem Gerichts hof für die eingehende Rechtsbelehrung dankte. 8 Eine Unsitte, die besonders bei Geschäft«- reisenden üblich ist, besteht darin, au« den in Restaurant« :c. aufliegenden Adreßbüchern, um sich da« Abschreiben zu ersparen, Blätter herauszunehmen. Der Inhaber eine« Drerdner vegetarischen Speise-