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WcnstmbWiWltr An^ Tageblatt für L-h-B-in-KrnM-c, Hü-rlungwih, Hersdorf, A-rmsdorf, Zernsdorf, »««, II,Mm,, MM»«, «MMM, TUGM — Weit»-r»r->«ctrS Insertions-Ora«. nn amtliche «"» Prim>t-«nzei»en. 42 Pfg. vierteljährlich 1. M. 25 Pfg, die einzelne Nummer 5 Durch di- Post b-M-n -.26 Mk, -x-r Bch-llz-Id. Sonnabend, den 23. Mai 1903 30. Jahrgang Nr. 117 Jnsertionsgebnhren: die sechsgespaltene Corpuszeile oder deren Raum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg. Reklamen 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis vvrm. 10 Uhr. Größere Anzeigen abends vorher erbeten. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Aus träger, sowie alle Postanstalten. Für Abonnenten wird der Sonntags-Nummer eine illustrierte Sonn tagsbeilage gratis beigegeben. Abonnen» ent: Frei ins Haus Bei Abholung monatlich SS M. monatlich Anläßlich des Jahrmarktes wird am Sonntag, den 24. dieses Monats, der Gewerbe betrieb in hiesiger Stadt 1 in alle« offenen Berkaufsstellen für die Zeit von vormittags 11 bis 8 Uhr nachmittags, 2 in den auf Straßen und Plätzen aufgestellten Berkaufsständen von 3 bis 10 Uhr nachmittags gestaltet Der Hausierhandel ist an diesem Tage ebenfalls von 3 bis 10 Uhr nachmittags zulässig. Am Jahrmarktsmontag, den 25. dieses Monats, können die offencn Verkaufsstelle« für den geschäftlichen Verkehr bis spätestens 10 Uhr abends geöffnet sein. Hohenstein-Ernstthal, den 22. Mai 1903. Kny. Der Stadtrat vr. Polster. Der Abschied der „Königin von Schlesien". Unter dieser Spitzmarke erhält die „Voss. Ztg." aus Hirschberg interessante Mitteilungen über das Leben und Wirken des Erbprinzenpaares von Meiningen in der Provinz Schlesien. Wir lassen einige Stellen folgen: Vor einigen Jahren lag auf dem Geburtstagstische der Erbprinzessin im Erd- mannsdorfer Schlosse unter der Fülle von Gaben und Blumen auch eine Ansichtspostkarte, von höchster Hand weither gesendet, deren vollständige Adresse einen scherzhaften Zusatz trug: „Königin von Schlesien." Damals dachte niemand an den jetzigen Abschied: vielmehr wähnten die Geburtstagsgäste bei dem fröhlichen Gartenfest, daß auf unabsetzbare Zeit hinaus der 24. Juli ein Freudentag im Hirschberger Tale bleiben würde. Der Erbprinz war in Schlesien und Breslau allgemein beliebt. Wie hätte das bei seiner Sinnes art auch anders sein können? Wie der jugendliche Prinz im Hause des Prof. Köchln in Heidelberg verkehrte, so ist er geblieben, gerade so zwang- und anspruchslos, gerade so voll von künstlerischen An regungen, dazu für die griechische Welt begeistert. Und wie einst Köchly auf der Reise nach Griechen land, auf dem Boden von Salamis stehend, seinem bevorzugten Jünger den Plan und Gang der einstigen Siegesschlacht deutete, so ist der Erbprinz selbst allmählig ein Schlachtenkenner geworden, aus eigener kriegerischer Erfahrung 1870 und aus strategischen Studien, die ihres Gleiche» suchen, wobei ihm ein außerordentliches und gerade für Kriegswiffenschaflen geschultes Gedächtnis zu Hilfe kam. Die Offiziere seines Stabes und alle Fach männer haben dies rühmend anerkannt. Gern und zwanglos besuchte der Erbprinz in Breslau die Zwinger-Gesellschaft, hielt Fühlung mit den dortigen Gelehrten, den Universitätsprofessoren und anderen Männern der Wissenschaft und betätigte seine geistigen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf vielen Gebieten der Kunst und Wissenschaft. In Gesprächen rein sachlich, im Verkehr höchst liebenswürdig und vorurteilslos, war Erbprinz Bernhard geradezu populär und überall beliebt in Schlesien. Was Wunder, wenn man ihn ungern scheiden sieht? Und die Erbprinzessin ? Der Freund ihres Vaters und nun ihr Freund, der König Karl von Rumänien, rühmt „ihr Wesen als eine Vereinigung von Schönheit und Grazie mit höchst gewinnender Liebenswürdigkeit!" So hat auch sie die Herzen ihrer Schlesier gewonnen, aber nicht nur durch diese, sondern auch noch durch tiefere Eigenschaften. Sie war tatsächlich die erste, welche bei' der gewaltigen Ueberschwemmungsnot im schlesischen Gebirge die Stätten des Unglücks besuchte. Ihr Name wird seitdem von Tausenden gepriesen und an Wegen und Stegen liest man ihn auf Tafeln der Erinnerung. Und als der Typhus wütete, da ging die Prinzessin mutig in die Häuser der Kranken und stand mit Rat und Tat den Hilflosen und Kranken bei. Ihre letzte eigenste Arbeit ist das Charlottenheim in Krumm hübel, ein Asyl für weibliche Angehörige des 6. Armeekorps. Wer es kennt, rühmt seine Schöpferin. Breslau und die ganze Provinz wird das edle Fürstenpaar nicht vergessen, wohl aber mit gerechtem Schmerz vermissen. Bom Balkan. Infolge des Regierungswechsels in Sofia ist mit großerSicherheit auf eine baldigeBeschwichtigung der noch immer recht hochgehende» Leidenschaften des bulgarischen wie des türkischen Volkes zu rechnen und die Gefahr eines Kriegsausbruchs so gut w:e völlig beseitigt. Petrow, der neue Min sterpräsident in Bulgarien, sowie besonders der Spiritus rsotor des Kabinetts, der zum Minister des Innern er nannte Petkow, hegen gleichermaßen den Wunsch, mit der Pforte friedliche und freundliche Beziehungen zu unterhalten. Namentlich arbeitet Petrow, der das Programm Stambulows zu dem seinigen ge macht hat, mit allen Kräften daraufhin, auf fried lichem Wege von der Pforte Konzessionen für die in Mazedonien lebenden Bulgaren zu erreichen. Es ist ihm das in früherer Tätigkeit auch bereits in erfolgreichster Weise gelungen, sodaß Grund zu der Annahme vorhanden ist, es werde sich die alte Praxis auch jetzt bewähren. Dazu ist Petrow kein Anhänger der Theorie, daß Bulgarien nur von Rußlands Gnaden lebe. Er hat vielmehr als Privat mann die Unabhängigkeit Bulgariens von Rußland mehr als einmal gesordert, und es ist daher eigent lich nur ganz natürlich, wenn Rußland ob der Be rufung dieses Ministeriums die Stirne in wetter drohende Falten zieht. Lenkt die mazedonische Politik Bulgariens jedoch in friedliche Bahnen ein, dann wird Rußland Petkows wegen so wenig wie wegen Petrows, dessen Haltung in der Angelegen heit des Battenbergers in Petersburg noch un vergessen ist, dem Fürsten Ferdinand Schwierig keiten machen. Freilich verschiebt die Neubildung des bulgarischen Kabinetts die Situation noch etwas weiter zu Gunsten der Pforte, die in den Augen Rußlands und man darf wohl sagen der ganzen Welt aus den von Bulgarien angezettelten dies jährigen Wirren außerordentlich glänzend hervor- gegangen ist. Zusammenstöße zwischen mazedonischen Banden und türkischen Truppen finden noch täglich statt. Die Türken, welche die Geschichte nun schon richtig fatt haben, behandeln die Ausrührer bisweilen auch mit größter Rücksichtslosigkeit, um endlich einmal Ruhe zu bekommen. Verdenken kann man's ihnen nicht. Natürlich wird dann ein Halloh erhoben; aber was bleibt der Türkei denn andres übrig, als dem Uebel mit strengen Maßregeln zu steuer'», das durch Nachsicht und Geduld nicht zu beseitigen ist. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Berlin, 22. Mai. Der Kaiser und die Kaiserin trafen, aus den Rcichslanden kommend, Mittwoch mittag in Potsdam ein, wo sie vom Kronprinzen empfangen wurden. Prinzeß Viktoria Luise über reichte ihren Eltern Blumensträuße. Am Vormit tag des Himmelfahrtstage« wohnten beide Majestäten dem Gottesdienst bei. Abend« reiste der Kaiser zur Jagd nach Prökelwitz in Ostpreußen, wo er am heutigen Freitag früh ankommt. Am Sonntag geht die Fahrt weiter nach Schlobitlen, am Dien«, tag vormittag will der Monarch Kabinen bei Elbing besuchen, nachmittags Marienburg, Danzig; hier soll abend« 6 Uhr da« Linienschiff „I" getauft werden. Dann reist der Kaiser über Langfuhr, wo die Toten- kops-Brigade steht, nach Pol«dam zurück. — Die Potsdamer Frühjahr-Parade findet am 27. Mai, die große Herbstparade de« Gardekorp« in Berlin am 31. August statt. Wie mitgeteilt, haben die Berliner Regimenter diesmal keine Früh jahrsparade; dafür üben sie am 29. Mai in Däberitz, wo im Beisein de« Kaiser« ein Denkstein zur Er. innerung an die vor 150 Jahren von Friedrich dem Großen dort abgehaltene Heerschau enthüllt wird. — Hohe Anerkennung zollte der Kaiser dem Generalobersten Grafen Häseler in seiner jüngsten Ansprache an da« Metzer Korp«. „Graf Häseler verlangte viel von Ihnen, aber uns allen ist klar: dieser Mann mutete sich selbst das meiste zu. Er gehört zu denjenigen Soldaten, denen der Wille ihres König« da« höchste Gebot, die Anerkennung ihres König« die höchste Auszeichnung ist." Er, der Kaiser, erwarte, daß der Name diese« Mannes, diese« ganzen Soldaten, im Korps nicht nur er- hallen bleibe, sondern daß auch dessen Geist darin weiterlebe. Dem Brandenburgischen Ulanenregimcnt Nc. 11, dessen Chef Häseler ist, wurde der Name „Manenregiment Gras Häseler" verliehen. — Generalleutnant v. Hagenow, der neuer- nannte Gouverneur von Metz, hat sich als junger Husarenosfizier im Jahre 1870 durch einen kühnen nächtlichen Ritt mit wichtigen Depeschen mitten durch das feindliche Heer bei Orleans da« Eiserne Kreuz erster Klasse erworben. — Die Streitigkeiten auf den Schiff«bauwerften in Bremen, Bremerhaven, Vegesack und Geeste- münde sind beigelegt worden. Die 1600 ausge- sperrten Arbeiter der Tecklenborgschen Werft in Bremerhaven beschlossen die Annahme der von der Firma nach Anhörung der Arbeitervertreter selige- setzten Bedingungen. Die Werft nimmt am heutigen Freitag ihren Betrieb wieder auf. Auch die Aus sperrung der Arbeiter auf der Werft de« „Vulkan«" tn Vegesack ist beendet. — Zu der Angelegenheit des Prinzen Prosper Arenberg, der einen Südwestafrikaner tötete, wird au« Hannover gemeldet, daß die von der Hann. Allg. Ztg. über bevorzugte Behandlung des Prinzen im Gefängni« gemacl. i: Angaben von „maßgeben, der Stelle" al« erfunden bezeichnet werden. Die Gefängnisverweltung, so heißt e» in der Meldung de« Berl. Tgbl., hat sofort eine peinliche Unter, suchung angeordiiet. Die Entmündigung des Prinzen ist auf Grund des § 6 Absatz 1 der Bürgerlichen Gesetzbuchs erfolgt und wurde vom Hannoverschen Amtsgericht am 20. März ausgesprochen. Die Geisteskrankheit de« Prinzen ist als unzweifelhaft söstgestellt nach dem gleichlautenden Gutachten der Professoren Mendel-Berlin und Telmann, der Ober stabsärzte« Müller, de« früheren Chefarztes von Deutsch - Südwcstafrika, und des hannoverschen Gsrichtsarzter. — Die Tägl. Rundsch. meint: Wenn die Angaben der Hann. Allg. Ztg. wirklich zuträfen, so ständen wir vor einem Skandal, wie er im deutschen Leben bislang denn doch wohl bei spiellos war. Treffen sie aber, war wir hoffen und bis auf weiteres annehmen, nicht zu, so halten wir dafür, daß dem Blatt unverzüglich von Amt« wegen der Prozeß gemacht werden muß. Mit Be. richligungen nach 8 11 und ärztlichen Gutachten, die kein Mensch zu Gesicht bekommt, ist dieser Fall nicht abzumachen. Der muß — und zwar im In teresse der Staatsautorität — durchaus in vollster Oeffentlichkeit abgehandelt werden. — Nach dem Ergebnis der letzten Volkszählung hat in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrzehnts in Preußen die Zahl der Katholiken verhältnis mäßig stärker zugenommen al» die der Protestanten. Insbesondere ist, wie wir in der Nat.-Ztg. lesen, die Zunahme der Schulkinder katholischer Konfes sion nicht nur verhältni«mäßig, sondern überhaupt größer gewesen als die der evangelischen. Man dürfte in der Annahme nicht fehlgehen, daß diese Erscheinung in ursächlichem Zusammenhang mit der starken Einwanderung slavischer Arbeiter in den Jrdustriegegenden steht. Frankreich. — Für die Hauptverhandlung im Humbert- Prozeß liegt jetzt der Anklagekammer da« gesamte Material gegen das Ehepaar Humbert und die Brüder Dauvrignac vor. Die Beschuldigung de« betrügerischen Bankerott« wurde fallen gelassen und die Anklagebasi« bilden einzig und allein die Au«. stellung von Vollmachten namen« der tatsächlich gar nicht existierenden Brüder Crawford und die be trügerische Verwendung dieser Fälschungen. Rußland. — Ueber dar Blutbad in der russischen Stadt Kischinew berichten mehrere au« Ktschinew in Wien angekommene Juden, daß viele der Räuber und Plünderer maskiert und verkleidet waren. Die überfallenen Juden, die sich verzweifelt wehrten, rissen vielen die Masken ab, und man erkannte Beamte, Polizisten, Offiziere, ja sogar Geistliche. Viele Kinder seien totgetreten worden. Der jetzt abgesetzte Gouverneur v. Raaben hätte von reichen Juden große Summen Geldes verlangt und al« diese verweigert wurden, seien die Exzesse au«, gebrochen. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 22. Mai. *— Das Himmelfahrtsfest, das wir gestern feierten, war von selten schönem Wetter begünstigt. Kein Wunder, daß die alte schöne Sitte, am Himmelfahrtstage hinauszuziehen in Feld und Wald, um die feierliche Stille in Gottes freier Natur auf sich einwirken zu lassen, gerade in diesem Jahre nach der voraufgegangenen kalten und un freundlichen Witterung,' die nicht zum Spazieren gehen reizte, in ganz besonderer Weise zur Geltung gelangte. Auf den Chausseen, auf stillen Feld- und Wiesenwegen, besonders aber in den prächtigen Waldungen unserer Umgebung wimmelte es von Ausflüglern, von fröhlichen Menschen jeden Alters. Besonderen Reiz bietet jetzt der Wald, der zur Zeit im vollsten Frühlingsschmucke steht. Die dunklen Tannen treiben ihre smaragdgrünen Spitzen, die schlanken Birken neigen ihre schwanken Aeste im jungfräulichen Schmuck, die hochstämmigen Buchen entwickeln ihre hellglänzenden Blätter und selbst die knorrigen Eichen haben ein frischgrünes Kleid angezogen; dabei schlüpfen die gefiederten kleinen Sänger geheimnisvoll durch das lichte Baumlaub und begleiten die Schritte des Wanderers mit heiterem, fröhlichen Gesang. Nimmer ist es so schön im Wald im lieben, langen Jahr, als wenn er im ersten unberührten Schmuck sich präsentiert; immer wieder neu, predigt er immer wieder des Schöpfers ganze große Güte und Herrlichkeit. Wir sollten es gerade in dieser Jahreszeit nicht ver- säumen, mit Kindern den Waldesdom aufzusuchen, der so gewaltig wirkt, der in der empfänglichen Seele unverwischbare Eindrücke zurückläßt, und diese Empfänglichkeit nach Kräften zu wecken, sie zu hegen und zu pflegen. Wo Freude und Erhebung bei dem Anblick der so einfachen und doch so groß artige» Gotteswelt obwaltet, da bleibt der Sinn von manchen Torheiten und Verdrießlichkeiten be freit, da gewöhnt er sich, Vergleiche zu ziehen zwischen dem unvergänglich Schönen und zwischen nichtigem Tand und eitlem Flitter. Gerade die Jugend sollte auf diese Wege geführt, sie sollte darauf hingewiesen werden, wo man Stärkung und Erfrischung suchen soll für Körper und Geist. Nicht in leeren Zerstreuungen findet ein pflichttreuer Charakter seine dauernde Befriedigung, sondern in frischer Sammlung, welche edle Gedanken und tapfere Vorsätze nicht allein reifen, sondern dieselben auch zur Ausführung gelangen läßt. Die deutschen Dichter haben immer das treue deutsche Herz, das deutsche Gemüt besungen. Damit das der Jugend erhalten bleibe, muß bei Zeiten Großes geschehen für die Weckung von Herz und Gemüt, und eine Stunde im Walde ist auch ein Gottesdienst, dem frohe und freudige Stimmung folgt. Und nun wohlauf zum Pfingstfest! *— Wähler, seht Euch die Wählerliste an! Wer sich sein Reichstags-Wahlrecht am 16. Juni sichern will, hat besonders daraus zu achten, daß er in die Wählerliste eingetragen ist. Es ist des halb notwendig, daß jeder Wähler die Liste in dieser Woche einsieht oder von Personen, die sich dazu bereit erklären, einsehen läßt. Auf keinen Fall darf diese Kontrolle versäumt werden, denn wer sie versäumt und dann am Wahltage nicht in der Liste steht, der darf nicht mit wählen, er