Volltext Seite (XML)
zu heftigen Lärmscrnen, sodaß sich der Präsident genötigt sah, die Sitzung auszuheben. Nach Wieder aufnahme der Sitzung gab der Präsident seinem Bedauern über da» Vorkommnis Ausdruck, woraus da« Hau» seine Beratungen ruhig fortsetzte. Euglaud. L»»do«. Ein Blaubuch über die makedonische Frage ist erschienen. Es enthält 359 Telegramme und Briefe, die aus der Zeit von Dezember 1900 bi» Januar 1903 datieren. In einem Telegramm gibt LandSdowne dem englischen Botschafter in Konstantinopel die Anweisung, jede Aktion Ruß lands oder Oesterreich-Ungarns, die auf Einführung von Reformen in Makedonien Hinziele, zu unter stützen. Amerika Newyork, 24. Febr. Die venezolanische Re gierung lieh durch die stellvertretenden amerikanischen Gesandten in Caracas die Bundesregierung bitten, dir Rückgabe der von den Verbündeten genommenen Kriegsschiffe behufs Verwendung gegen die Re volution durckzusetzen. Der Gesandte behauptet, die Rückgabe sei bisher nicht erfolgt, weil da» Friedensprotokoll dem Präsidenten Castro wie den alliierten Kommandanten auf brieflichem Wege zu gegangen sei; daher hätte die Frage, ob die Schiffe in La Guayra abzugeben oder von Trinidad abzu- holen seien, noch nicht entschieden werden können. Der amerikanische Marineminister kabelte, da« Kanonenboot „Marietta" solle die venezolanischen Offiziere und Matrosen eventuell nach Trinidad bringen, wo sie die zur Rückgabe bereit gemachten venezolanischen Schiffe abholen könnten. Oertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, 25. Februar. * Frühauf. Ende Februar nehmen die Tage merklich zu. Man ist froh, die Lampe später an zünden zu können, nicht blos, um sich des freund lichen Tageslichtes länger zu freuen, sondern auch weil die Hausfrau schon die Ersparnisse im Petroleum-Etat fühlt. Noch auffälliger merkt man Ende Februar früh das zeitige Erscheinen der weckenden Sonne. Ja, wenn man sich auch von ihr wecken ließe! Man irrt sich fast stets in der Zeit und merkt dann mit Vergnügen, daß man eine halbe Stunde zu weit gerechnet hat, die man natürlich sofort zum Weiterschlummern an- wendet, obwohl der Körper schon seine vollständige Ruhe erhalten hat. Sonst wäre man nicht ausge wacht. Die Folge ist, daß man nachher noch weniger gern aufsteht, weil man in halbwachendem Zustande die Bettwärme erst recht empfindet, die aber dann erschlaffend, statt stärkend wirkt. Diese halbe Stunde früheren Aufstehens hätte nicht nur geschäftlich, sondern auch gemütlich genützt. Man hätte völlig mit Muße alle Vorarbeiten, wie das Ankleiden, sowie das Einnehmen des Frühstücks, ausführen können. Nun muß man hasten. Das macht verdrossen und bringt gleich eine bittere Miene mit zum TageSgeschäft. Die meisten Menschen haben früh üble Laune. Sie müssen zeitiger auf stehen! Man lasse sich vom Tage wecken! Fetzt ist die Zeit dazu, sich daran zu gewöhnen. Man wird erfahren, daß Morgenstunde Gold im Munde hat! * — Im Bethlehemstifte im nahen Hütten- Aruude können kränkliche und schwächliche Kinder im Alter von 3—14 Jahren während der Monate April bis Oktober 4—6 Wochen lang Ausnahme finden. Die Kgl. Amtshauptmannschaft Glauchau ist infolge eines Abkommens mit der Stiftsver waltung in der Lage, einige Freistellen zu vergeben. Gesuche von Personen, welche im amtshauptmann schaftlichen Bezirke einschließlich der Städte mit revidierter Gtädteordnung wohnen oder ihren Unter- stützungswohnsitz haben, sind tunlichst bald bei der Königlichen Amtshauptmannschaft Glauchau anzu bringen. * — Versetzung, llnterm 1. März wird der hiesige Brigadengendarm Bär als Distriktgendarm nach Roitzschen bei Meißen versetzt. An seine Stelle kommt der Bezirksfeldwebel Hähnel aus Leipzig vorerst auf Probezeit. * — Eine Zählung der Veteranen findet z.Zt. im ganzen Deutschen Reiche statt. Veteranen, welche keinem Militärverein angehören, wollen sich selbst bei der Behörde, in der Stadt der Polizei, auf dem Lande der Gendarmerie, melden, da die Zählung sehr wichtig ist. * — Kraukeuverfichcrung der Handelsange- ftellten. Die in den Zeitungen veröffentlichte Novelle zum Krankenversicherungsgesetz bat den Handlungsgehilfen eine herbe Enttäuschung bereitet. Bekanntlich unterliegen die Handelsangestellten dem Krankenversicherungszwang nur in den Städten, in denen er ortsstatutarisch eingefübrt ist. Die Ge hilfenschaft hat nun seit langem den reichsgesetz lichen Versicherungszwang gefordert, weil die Ge meinden trotz der zwanzigjährigen Dauer des Ge setzes von der ihnen zugewiesenen Befugnis nur in beschränkter Anzahl Gebrauch gemacht haben. Der diesem Berufskreise eigene häufige Aufenthalts wechsel führt die Angestellten des Handelsgewerbes bald in einen Ort mit Versicherungszwang, bald in eine versicherungsfreie Gemeinde, wodurch eine unleidliche Rechtsunsicherheit geschaffen wird. Weiter lehrt die Erfahrung, daß von den Handlungsge hilfen nur ein verschwindend kleiner Teil daran denkt, sich freiwillig gegen die Gefahr einer Krank heit zu sichern und daß gerade bei den jüngeren Angestellten und bei denjenigen mit einem Ein kommen unter 2000 Mk. — nach einer Erhebung der Magdeburger Handelskammer gehören dazu 78°/, aller Angestellten — Erkrankungen am häufigsten vorkommen. Endlich aber sind die Er krankungen von längerer Dauer ziemlich häufig. AuS diesen Gründen hat der Deutschnationale Handlungsgehilfen-Verband unlängst an den Bnn- deSrat das erneute dringende Ersuchen gerichtet, die Wohltat des reichsgesetzlichen Versicherungs zwanges den Handelsangestellten durch die bevor stehende Novelle zu teil werden zu lassen. * — Für Gastwirte! Die Bahnhofswirt- chaften zu Gößnitz, Leipzig l, Löbau und Lugau ollen vom 1. Oktober 1903 ab und diejenige zu Meißen vom 1. Mai 1903 ab unter den aus den sächsischen Bahnhöfen einzusehenden allgemeinen Bedingungen für die Verpachtung von Bahnhofs wirtschaften anderweit auf 6 Jahre verpachtet werden. Pachtangebote sind bis zum 12. März an die Generaldirektion der Sächs. Staatseisen bahnen in Dresden einzusenden. Wer bis Ende April keine Bescheidung erhält, hat seine Bewerbung als abgelehnt zu betrachten. Zeugnisse werden an nicht berücksichtigte Bewerber ohne Bescheid zurück gesendet. * — Die Abkehr vo« Rom hat sich in den letzten Jahren auch innerhalb des Königreichs Sachsen zu immer größerem Umfang entwickelt. Dafür legen die Uebertrittszahlen in Dresden ein beachtenswertes Zeugnis ab. Während noch vor einigen Jahren Uebertritte von Katholiken zur Landeskirche in Dresden zu den Seltenheiten ge hörte», sind im Jahre 1901 nicht weniger als 158, im Jahre 1902 sogar 196 Dresdner Katho liken evangelisch geworden. Aehnlich steht es im Land, und wie es scheint, ist diese Abkehr von Rom in Sachsen noch im Wachsen begriffen. * — Die Erneuerung der Lose zur 3. Klasse der 143. Königl. Sächs. Landeslotterie am 9. und 10. März er. hat bis zum 28. Februar zu ge schehen. Wer dies versäumt, oder sein Los von dem Kollekteur vor Ablauf des 28. Febr. 1903 nicht erhalten kann, hat dies nach Maßgabe des ange zogenen tz 5 bei Verlust aller Ansprüche an das gespielte Los der Königlichen Lotterie-Direktion in Leipzig noch vor Ablauf des 5. März 1903 unter Beifügung des Loses der 2. Klasse und des Er neuerungsbetrages anzuzeigen. * — Die neuesten Vorkommnisse im sächsischen Königshaus und ihre öffentliche Besprechung habe» gezeigt, wie wenig das sächsische Volk mit seiner Geschichte, besonders mit der Geschichte des Katholizis mus in Sachsen bekannt ist. Haltlose Vermutungen finde» überall Glauben, oft widerlegte Legenden werden als geschichtliche Wahrheit ausgegeben. Weil es jedem ernsten Manne am Herzen liege» muß, daß die Legendenbildung nicht überhand nimmt, sonder» die geschichtliche Wahrheit im Volke verbreitet werde, erlauben wir uns, auf ei» un längst in nachgenanntem Verlage erschienenes Buch aufmerksam zu machen, welches diese geschichtliche Wahrheit in jedermann verständlicher Weise bietet und dadurch von aktueller Bedeutung ist: Blanck meister, Sächsische Kirchengeschichte. Dresden 1899. Sturm u. Co. 457 Seiten. 4 Mk., geb. 4,80 M. - * - Zweiter sächsischer Handlungsgehilfen- tag in Zwickau. Am 1. März versammeln sich die Vertreter sächsischer Handlungsgehilfen im deut schen Hause zu Zwickau, uni wichtige Fragen der Handlungsgehilfenschaft eingehend zu erörtern und durch Beschlüsse ihre berechtigten Wünsche der Landes- und Reichsregierung sowie der Oeffentlich- keit zu unterbreiten. Der Vorsteher des etwa 7000 Mitglieder zählenden Gaues „Königreich Sachsen" im deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verbande, Herr Franz Schneider-Leipzig, wird über „Die Lage der sächsischen Lageristen und Kontoristen" und Herr Otto Sieber-Leipzig über die im Vorder gründe des kaufmännischen Interesses stehende Frage der „Kaufmannsgerichte" spreche». „Sonntags- ruhe u»d 8 Uhr-Ladenschluß im Kgr. Sachsen" behandelt ein Vortrag des Herrn Ernst Lentz- Leipzig. Die staatlichen und städtischen Behörden sind eingeladen. Die Teilnahme an den Verhand lungen steht allen Kaufleuten und Handlungsgehilfen offen. * Lugau, 23. Febr. Bezüglich de« in unserem Orte geplant gewesenen Kirchturmbaue» sieht und hört man jetzt leider noch sehr wenig, obgleich der selbe säst zur unumstößlichen und dringenden Not wendigkeit sich heraurgebildet hat. Der jetzige alte Glockenturm, welcher sich in seiner unschönen, mas sigen und holzverkleidelen Form seitlich unserer Gotte«hause« befindet, ist für unseren immer mehr erblühenden Ort wahrlich ein für die Zukunft um somehr gern zu missende« Verhängnis geworden, al« ja seine Baufälligkeit mit jedem Tage eine schlimmere wird und zur Abwendung der Gefahr in aller Kürze ein anderer höherer Standort für unsere Kirchenglocken geschaffen werden muß, von welchem Punkte au» auch die Glocken ihre Pflicht bester al» bisher erfüllen können. Da» alte Wahr zeichen Lugau«, dieser Glockenturm, nötigt dem Fremden unfreiwillig ein mitleidige« Lächeln ab und wäre vielleicht auch schon '.ängst einem neuen, der Bedeutung unseres Orte» entsprechenden schönen Glockenturme direkt am Gotteshaus«! gewichen, wenn sich nicht so verschiedene Schwierigkeiten nach den mehrfach eingeholten Gutachten bezüglich des Unter- gründe» herauigcstellt hätten. * Dresden, 24. Februar. Sr. Majestät dem König ist gestern vom Rat und den Stadtverord neten der Stadt Chemnitz eine künstlerisch ausgc« führte Ergebenheitsadresse übersandt wordem Ueber die in der Adresse dargetane treue Gesinnung und Anhänglichkeit der Einwohnerschaft der Stadl Chemnitz war der König hocherfreut und er hat dem Oberbürgermeister Dr. Beck seinen Dank über mitteln lassen. * Dresden, 25. Februar. Die Königin-Witwe Carola wird endgültiger Disposition gemäß am Mittwoch, 4. März, Dresden aus längere Zeit ver lassen, um zunächst einigen ihr besonders nahestehenden Fürstlichkeiten, voraussichtlich dem großherzoglichen Hofe in Baden-Baden, den sigmaringischen Herrschaften und der Gräfin von Flandern in Brüssel, Besuche abzustatten. Darnach begibt sich die Königin-Witwe Milte März nach Abazzia, wo sie mit König Georg zusammentreffen wird. Der König reist am 16. März von Dresden direkt nach Abazzia ab. Die Königin- Witwe und der König werden voraussichtlich bis Ende April daselbst zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit verweilen. * Dresden. Herr Mililärintendanturrat und Hauptmann a. D. Stegemann beabsichtigt den sächsischen Militär-Verwaltungsdienst demnächst zu verlassen, um einem ehrenvollen Rufe nach der Türkei zu folgen, wo er das Militär-VerpflegungS- wesen aus deutscher Grundlage reorganisieren soll. Für die sächsische Militär-Intendantur und für den nach der Türkei berufenen, sprachkundigen Beamten, der auf dem Gebiete de« VerpflegungSwesenS al« Autorität gilt, gewinn« diese Mission dadurch eine besondere Bedeutung, daß bisher nur preußische Offiziere in ottomanische Dienste gezogen worden sind. * Leipzig, 24. Februar. Drei Selbstmorde meldete der heutige Polizeibcricht. Am Montag abend in der zehnten Stunde wurde beobachtet, wie eine unbekannte Frauensperson von der Jakob straße aus in das Wasser sprang und alsbald darin verschwand. Die Betreffende ist ca. 20 Jahre alt. Der Leichnam konnte bisher nicht geborgen werden. — Auf einem Lagerplatze an der Arudt- straße ward gestern früh an einem Zaune ein Mann erhängt aufgefunden. In dem Toten wurde ein vo» hier gebürtiger 45 Jahre alter Auktionator, der in der Blümnerstraße in L.-Schleußig wohn haft war, erkannt. I» einer Werkstatt am Floßplatz brachte sich gestern nachmittag ein aus Weißenfels gebürtiger 18 Jahr alter Kunstschüler, der am Südplatz wohnhaft war, mittels einer Taschenpistole einen Schuß in die rechte Schläfe bei, der den Tod alsbald herbeiführte. Was den jungen, hoffnungsvollen Mann zu der unseligen Tat bewog, ist nicht bekannt. * Leipzig, 2S. Februar. Im Leipziger Bank prozeß erklärte gestern Sachverständiger Plaut aus die Frage, ob Exner bei Eingehung der Kasseler Beziehung mit der nötigen Sorgfalt gehandelt habe, die Verbindung habe ansang« vielleicht gut auSge- sehen. Allerding« habe sich jetzt ergeben, daß be reit« die Bilanz der Trebergescllschast vom 3t. März 1895 gefälscht war. Im November 1897 hätte allerdings die Leipziger Bank die wahre Sachlage durchschauen müssen; dieser hätte aber der Mut ge fehlt, mit Kassel zu brechen. Ein anderer Sach- verständiger meinte, damals hätte die Bank sich noch sofort ohne Verluste zurückziehen können. Exner be merkte rechtfertigend, der Aufsichtrrat und die Direk-ion der Leipziger Bank hätten 18 Besichtig, ungen der Treberwerke vorgenommen und eine Reihe Gutachten von Sachverständigen eingeholt. Ferner wurde ein Brief verlesen, in dem Dr. Gentzsch den Treber-Schmidt ersucht, nicht jeden in die Bücher sehen zu lassen, damit die Leipziger Verbindlichkeit nicht bekannt werde! * Leipzig. Wie die hiesigen „Neuest. Nachr." melde», ist das Nnchgebol auf den Eckbauplatz am Thomaskirchhof abermals uni lO M. pro Quadrat meter erhöht wordeii, also auf 780 Mark. Das letzte Gebot betrug bekanntlich 770 Mark pro Quadratmeter. Wenn das so weiter geht, wird in » schon noch auf 1000 M. pro Quadratmeter komme» ; der Stadtgemcinde dürfte es schon recht sei»! * Chcmuih. Zu dem Eisenbahnungtück auf der Dresdener Linie gegenüber den Hilbersdorfer Heizhäusern, über das wir gestern bereits berich teten, ist noch zu bemerken, daß der Führer der von Chemnitz »ach Flöha fahrenden Maschine das für seine Fahrt „Halt!" zeigende Sperrsignal nicht beachtet hat und er dadurch gleichzeitig mit der Maschine des Güterzuges in die Gleiskreuzung einfubr. Der Zusammenstoß war ei» ungemei» heftiger, da der Güterzug mit vollem Dampf und die Maschine sehr schnell fuhr. Durch den heftigen plötzlichen Anprall wurden die beide» schweren Maschinen auer aus die Gleise geschoben und die vorderen Wagen des Güterzuges, die sich überein ander türmten, vollständig zertrümmert. Die Ma schinen habe» sehr schwer gelitten, auch Güler wurden beschädigt, und der Materialschaden ist demnach ein ganz erheblicher. Verletzt sind von der Neuhausener Maschine der Führer Laukner und der Feuermann Schönherr, vom Dresdner- Zuge der Lokomotivführer Weiße, der Feuermann Reichel und ei» Bremser: der Zugführer des Dresdner Zuges hat sich durch rechtzeitiges Ab- sprmgen retten könne». Die Verletzu»gen bestehen in der Hauptsache in Kontusionen des Kopfes, sind aber nicht schwerer Natur, da die Dresdner- Beamten schon Montag abend in ihre Heimat zu- rückkehreii konnten, während die beiden Neuhausener gestern früh zurückreisten. Die durch den Unfall hervorgerufeneBetriebsstörung ausdem.Hilbersdorfer Bahnhose ist am Dienstag vormittag ^9 Uhr nach Freilegung der Gleise behoben worden. * Chemnitz, 24. Febr. Ein schwerer Junge hatte sich heute vor dem hiesigen Landgericht zu verantworten. Der am 24. April I878 geborene, wegen Unterschlagung, Diebstahls, Betrugs und Bedrohung wiederholt, auch schon mit einem Jahr zehn Monaten Zuchthaus vorbestrafte Dienstknecht Robert Arthur Nobis aus Oelsnitz i. E. hat am 23. November v. Z. einem Ritlergutsschweizer zwei Portemonnaies mit 6 Mark Geld und ein Paar- Schuhe gestoblen. Am 22. Dezember ist er mit noch einem anderen auf Oberwürschnitzer Flur in drei verschlosfeiie Baubuden eingebrochen und bat eine Anzahl Gegenstände (ein Jackett, Holzschuhe, Taschenmesser w.» von nicht bedeutendem Werte gestohlen. Zn einer der Buden sand der Ange klagte aber auch Briefformulare und den Firmen stempel eines der Sundgrnbeninhabers und benutzte nun diese Sachen zu ganz raffinierten Schwindeleien. Er schrieb Briefe an verschiedene Geschäfsleute von Lugau und Stollberg, unterzeichnete und stempelte als der Grubenbesitzer und ersuchte die Geschäftsleute um Nebersendung verschiedener Sachen und Beifügung der Rechnung. Ausdiese WeiseerhieltN.voneinemKleider- geschäftsiuhaber in Lugau einen Havelock im Wert von 24 M., von einem Schuhmacher ein Paar- Schuhe im Werte von 15 M. und von einem Uhr- macher Uhr mit Kette im Werte von 45 M., sowie von drei verschiedenen Geschäftsleuten in Stollberg Stiefeletten im Werte von 10 M., eine Nickelkette im Werle von 5.75 M. und einen Winterpaletot im Werte von 28 M. Ein anderer Uhrmacher, von welchem der Schwindler Uhr mit Kette im Werte von 40 M. haben wollte, erklärte, dem Besteller- Muster persönlich vorlege» zu wollen und wurde hierdurch vor Schaden bewahrt. Auch das Be mühen de« Angeklagten, von einem Kleidergeschäft«. inhaber in Lugau einen Havelock im Werte von 30 Mk. zu erbalten, blieb ohne Erfolg. Da« Ge- richt bestrafte den gemeingefährlichen Menschen wegen schweren und einfachen Rückfalldiebstahl«, sowie Ur- kundenfälschung und versuchten und vollendeten Be trug« unter Anrechnung von sech« Wochen Unter- suchung«haft mit sünf Jahren Zuchthau», 1050 Mk. Geldstrafe oder weiteren 140 Tagen Zuchthau« und zehnjährigem Ehrverlust. Auch wurde seine Stellung unter Polizeiaufsicht für zulässig erklärt. * Zwickau. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß die dieser Tage wegen Verdachts der Ermordung ihres Ehemannes, des 76 Jahre alten Weber meisters Friedrich Adolf Härtel, von Wildenfels nach dem hiesigen Untersuchungsgefängnis überführte 71 Jahre alte Ehefrau desselben die Tat aus Habsucht und Geiz vollbracht hat; das Familien leben soll infolge der genannten Eigenschaften auch kein gutes gewesen sein. * Meerane, 23. Februar. Billige« elektrisches Licht hat sich ein hiesiger Tischlermeister verschafft, indem er vor dem an seinem Hause angebrachten Zähler eine ziemlich starke Glühlampe anbrachte und so Elektrizität verbrauchte, die nicht durch den Zähler ging. Dem Elektrizitätswerke ist dadurch ein ziem lich erheblicher Schaden zugesügt worden, da die Lampe schon längere Zeit hindurch benutzt worden ist. Bei einer Revision ist Lie Sache an den Tag und zur Anzeige gekommen, so daß dem Manne daS billige Licht noch teuer zu stehen kommen dürfte. * Werda«. Am Sonntag abend verübten fünf Personen, darunter die 56 Jahre alle, bereits vorbestrafte Witwe Kath, im Tanzlokal zum Schiller- schlößchen arge Ausschreitungen. Sie rissen dem diensttuenden Polizeibeamten die Uniform vom Leibe, mißhandelten ihn, sowie den Wirt und setzten ihrer Verhaftung den heftigsten Widerstand entgegen. B urgstädt, 24. Febr. In der Nacht zum Sonn tag ist bei dem Fleischbeschauer Kraft in Taura ein Einbruchsdiebstahl verübt worden und sind dabei dem unbekannten Diebe eine große Anzahl Kleider, Wäsche, Gold- und Silbersachen von be deutendem Werte in die Hände gefallen. Der Einbrecher ist am Sonntag früh 6 Uhr 7 Min. von Mittelwittgensdorf nach Chemnitz abgefahren und hat die gestohlenen Sachen in einer weißen Hocke nach Chemnitz aufgegeben. Er ist ca. 30 bis 35 Jahre alt, lang und schmächtig, mit dunklen Haaren und Schnurrbart gewesen und hat dunklen (augenscheinlich gestohlenen) Ueberzieher, schwarzen Filzhut und Gummischuhe getragen. * Rothenbach, 23. Februar. Ein Sonderling hatte sich vor einigen Monaten hier eine Wohnung gemietet und u. a. sämtliche Fenster mit Pappe zu gesetzt. Er betrieb einen Hausierhandel und e» fiel den Wirttleuten auf, daß derselbe schon mehrere Tage nicht fortgegangen war. Da auch die Tür von innen verriegelt gefunden wurde, schickte man zur Orttpolizei. E« wurde nun eine Leiter ange legt, ein Fenster eingedrückt und eingestiegen, wobei man W. tot im Bette liegend vorfand. Nach Aus spruch de« Arzte« soll der Tod durch Herzschlag bereit« vor 2 Tagen eingetrelen sein. * Thum, 23. Februar. Ein angeblicher Müller- gehilfe auS Zschopaulal kam heute morgen mit dem Fahrrad auf der Straße zwischen Thum und Herold so unglücklich zu Falle, daß er den linken Unter schenkel brach und aus ärztliche Anordnung inS hiesige Krankenhaus ausgenommen werden mußte. * Zwönitz, 23. Februar. Ertrunken ist am gestrigen Sonntag abend zwischen Lauter und Bernsbach bei der Freitagschen Mühle im Schwarz wasser der Stricker Gustav Fischer. Der Verunglückte befand sich in Begleitung mehrerer, mit denen er von dec KavinchenauSstellung zu Laute nach dem Bernsbacher Bahnhof ging, um den letzten Abend zug zur Heimfahrt zu benutzen. Der Bedauerns- werte hinterläßt Frau und unerzogene Kinder. * Burkhardtsdorf, 24. Februar. Heute nach mittag '/,1 Uhr hat sich der Gelegenheitsarbeiter Grießbach auS Thalheim in der Nähe deS hiesigen Bahnhofes in selbstmörderischer Absicht auf die Schienen geworfen. Durch den nach Chemnitz ver kehrenden Personenzug wurde G. übersahren und gelötet. * Zöblitz, 23. Februar. Heute früh in der 9. Stunde wurde die hier in Diensten stehende 19jährige M. E. Vorberger mit dem Kopf im kleinen Serpenlinsteinfabriken-Teich liegend ertrunken aufgesunden. Als Motiv des Selbstmorde» wird ein Liebesverhältnis angenommen. * Lunzenau, 24. Febr. Gestern beging Stadt kassierer a. D. Ottomar Gerstenberger da« 60jährige Bürgcrjubiläum. Eine Abordnung des Stadtge- meinderate« beglückwünschte den noch rüstigen Jubilar. * Rossen, 24. Februar. Im hiesigen Stadl- krankenhaus wurde ein junger Mensch ausgenommen, der sich vor einiger Zeit durch Tragen roter Strümpfe eine Blutvergiftung zugezogen hatte. Der Bedauerns werte will sich einer Operation unterziehen. * Waldheim, 24. Februar. Unter Führung deS Majors von der Decken trafen gestern gegen mittag 14 Offiziere mit 15 Burschen und 22 Pferden vom 1. Ulanenregiment Nr. 17 aus Oschatz in unserer Stadt ein und nahmen hier Quartier. Die Truppe hat einen UebungS- und Dauerritt, deren Ziel Waldheim war, unternommen und ist heute nach ihrer Garnison zurückgelchrt. * Plauen. Wie der „Vogtl. Anz." milteilt, wird das 134. Regiment nach beendigtem Manöver mit allen Mannschaften, also in der vollen RegimentS- stärke in Plauen einziehen und hier die alten Mann schaften zur Reserve entlassen, also nicht erst »och Leipzig gehen und von da ohne Reservisten kommen. * Plauen i. V., 24. Februar. In der Süd vorstadt wurde gestern abend die berüchtigte Falsch- münzerbandc entdeck», welche falsche Zweimarkstücke Herstellle und diese nicht nur in Plauen, sondern auch im übrigen Vogtland in Verkehr brachte. Wie lange und in welchem Umfange die Bande schon ihr Unwesen getrieben ha», dürfte die bereit- eingeleitete Untersuchung ergeben. Ueber die Fest nahme der Bunde werden noch solgende Einzelheiten mitgeteilt: Nus der Polizei erschien gestern abend der Besitzer der „Grünen BaumeS", Herr Hager, und gab an, in seinem Lokal sei ein Mann, der