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Der zweite Adam, der gekommen ist die Menschheit zu erneuern, will auch die alte Gottesordnung der Ehe er neuern, daß sie wieder werde, was sie prinzipiell sein soll, eine unlösliche Zusammengehörigkeit zwischen Mann und Frau. IX Besser weist daraus hin, daß das 6. Gebot un mittelbar aus das 5., aus das des Nicht-Tötens folgt; denn, sagt er, jede Ehescheidung ist ein Mord, begangen an dem Einem Fleische, zu welchem Gott im Ehebunde Mann und Frau zusammengebunden hat. Hat sonach Christus selbst die Ehe als unlöslich be zeichnet, so auch sein Apostel Paulus, der in mehreren Stellen Belehrung über die Ehe gibt. l. Cor. 7, 10 schreibt er ohne jede Einschränkung: Den Ehetichen gebiete nicht ich, sondern der Herr, daß sich das Weib nicht scheide von dem Manne. Röm. 7. 2 heißt es (wörtlich übersetzt): Das Weib, das unter dem Manne ist, ist an den lebenden Mann gebunden durch das Gesetz. Und die berühmte Vergleichung Eph. 5 zwischen der Ehe und der Gemeinschaft Christi mit seiner Kirche beweist eben dasselbe. Es steht also fest: Nach der ursprünglichen Schöpfungs ordnung Gottes ist die Ehe unlöslich. Da Christus nur der Erneuerer des Ursprünglichen ist, hat die Ehe auch im Reiche Christi prinzipiell als unlöslich zu gellen. «Fortsetzung folgt.) gebrauchen, so bitte ich dich: Segne die Bemühungen des Arztes und die Arznei auch an mir, daß dadurch die Krank heit gehoben werde; so will ich dich loben und preisen. Freilich, nicht wie ich will, sondern wie du willst." Ich frage: wo bleibt da der Ruhm des Menschen? Sind die natürlichen Mittel bei solchem Glauben etwas andres als Gefäße und Werkzeuge des allmächtigen Gottes? Oder wird denn Gott vielleicht mehr geehrt, wenn ich die natür liche Ordnung der Dinge, also den natürlichen Heilprozeß Arzt und Seelsorger in ihrer gegenseitigen Ergänzung und Begrenzung Vortrag, gehalten auf der Hohensteiner Konferenz am Ib. Juni IW2 von vr. Kober, Superintendent in Auerbach i. B. sich und die Seinen zu erhalten, nicht mehr Speise und Trank zu sich nehmen dürfte, um nur ja durch Anwendung dieser äußeren Mittel der Er haltung Gott nicht die Ehre zu rauben? Luther erzählt in seinen Tischreden (Lemme S. 98): „Einst fragte mich unser Bürgermeister, ob's wider Gott wäre, Arznei zu brauchen; denn vr. Carlstadt hätte öffentlich gepredigt, wer krank wäre, sollte keine Arznei brauchen, sondern Gott die Sachen anheim geben und beten, daß sein Wille geschehe. Fragte ich ihn wieder, ob er auch esse, wenn ihn hungerte. Ja, sprach er. Da sagte ich ihm: So möget ihr auch Arznei brauchen, die Gottes Kreatur ebensowohl ist als Essen, Trinken und andres, so wir zur Erhaltung dieses Lebens brauchen." *) Hört denn etwa der Glaube auf, man etwa so betet: .. ... . . krank und möchte doch so gerne wieder frei sein, um die Werke meines Berufs auszurichten, wenn es dir gefällt. Ich weiß auch, daß du mich gesund machen kannst ohne alle menschlichen Mittel und daß Arzt und Arznei mir nicht Helsen können, wenn du nicht dein Ja und Amen dazu sprichst. Aber weil du deinen Kindern auf Erden auch diese Mittel wie das liebe Brot gegeben hast, daß wir sie zum Zuschauer oder Segenspendcr herabwürdige, als wenn ich des Glaubens lebe, daß Gott die natürlichen Mittel kraft seiner Souveränität als seine Werkzeuge wirken läßt oder nicht, je nachdem es ihm gefällt? Es ist ja wahr, die Parallele mit der Heilung von der Sünde durch den Glauben allein ohne Zutun menschlicher Werke hat für den ersten Augenblick etwas Berückendes. Aber bei näherer Prüfung hält diese Gleichung doch nicht stich. Denn wenn auch allerdings die Glaubensgerechtigkeit alle eignen ver dienstlichen Werke ausschließt, so doch nicht alle äußern Mittel, denn nach Gottes Ordnung kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber aus Gottes Wort (Röm. 10), also durch äußere Vermittlung. Es ist übrigens auch nicht an dem, daß der Herr alle äußer n Mittel verschmäht hat: er hat dem Blinden einen mit Speichel angemachten Teig auf die Augen gestrichen und auch sonst die Augen und Ohren der Kranken angerührt, und was der Herr tut, das darf man doch nicht als etwas Ueberfiüssiges ansehen, son dern als etwas, dem er Wirkung zuschrieb. Und auch sonst finden wir bei den Heilungen, die die Schrift uns erzählt, äußere Mitt l ungeordnet: Jesaias läßt dem Hiskias Salbe schmieren auf seine Drüse, dem Timotheus rät der Apostel Wein zu gebrauchen gegen seinen schwachen Magen und Jak. ö ordnet der Apostel ausdrücklich neben der Fürbitte der Aeltesten den Gebrauch von Oel an, das wohl nach der Anschauung und Erfahrung der damaligen Zeit als ein bewährtesHeilmittel galt. (Forts, folgt.) *) Daß übrigens die bicr bekämpfte Ansicht, wie so manches anscheinend Moderne, keineswegs neu in, zeigt einer der kürzlich veröffentlichten Briefe Bismarcks an seine Gattin, worin er der selben Glaubensverwirrnng mit dem Hinweis darauf cntgegentritt, daß dann auch ein Kapitän im Sturme nicht nach Steuer und Kompaß fragen, sondern nur beten und ohne Zutun die Rettung des Schiffes von Gott erwarten müsse. Sieht man denn nicht oder will man nicht sehen, daß folgerichtig auf diesem Standpunkt der gläubige Christ, um nicht mehr arbeiten, ja, unbedingtes Vertrauen auf Gottes Allmacht zu sein, wenn Lieber himmlischer Vater, ich bin (3 Fortsetzung.» " ß verselbständige, wie Strube tut, und Gott gleichsam nur Ein Wort über die Sekten. In der Januar-Ausgabe der „Kirchlichen Nachrichten" machte ich Mitteilungen über die ev.-luth. Landeskirche Sachsens im Jahre 1901. Diese Mitteilungen waren aus dem Jahresberichte unseres Landeskonsistoriums genommen, enthielten nur statistische Angaben und geschichtliche Tat sachen. Jedes eigenen Arteils enthielt ich mich. Gleichwohl erhielt ich am Abend "des 5. Januar eine Postkarte, die folgendermaßen beginnt: „Geehrter Herr Albrecht! Wie ich gehört habe, tun Sie über die Gemeinschaften schreiben, z. B. Methodisten und Baptisten usw. und darüber urteilen; ich glaube Sie gehen zu weit, ich habe oftmals mit beige wohnt usw." Der Schreiber dieser Postkarte hatte den Mut, seinen Namen zu verschweigen, die Liebenswürdigkeit, mich auf dieser offenen Karte des weiteren mit Vorwürfen und Schmähungen zu überhäufen und jedenfalls die Absicht, mich zu ärgern und mir den folgenden Festtag gründlich zu verderben, was ihm freilich nicht gelungen ist. Eine andere Wirkung hatten jene „Mitteilungen" bei anderen Gemeindegliedern, die mich baten, doch in nächster Zeit einiges über Geschichte und Wesen der darin genannten Sekten zu schreiben. Diesem Verlangen will ich gern ent sprechen und heute mit einem Worte über die Sekten über haupt beginnen. Was ist denn eine Sekte! Das Wort „Sekte" (la teinisch seeta, nicht von seoare, schneiden, absondern, viel mehr von segni, folgen) bedeutet nicht, wie man oft meint, die Lostrennung von einer vorhandenen Gemeinschaft (das wäre Lediswa), sondern das innerliche und äußerliche Sich- anschließen an eine bcstimmte Richtung in irgendwelchem Parteileben. Schon die alten Römer verstanden darunter „die Regel, der man folgt", die Methode, dann die Partei sowohl im Staatsleben, als insbesondere in der Philosophie: