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u. s. w Nr. 240 28. Jahrgang Sonntag, den 13. October 1901. als hervorragender Lehrer. Im Jahre 1856 kehrte er wieder an die Berliner Universität zurück und schuf in dem damals neubegründeten pathologischen Institut einen Mittelpunkt allerersten Ranges für selbstständige Forschungen. Er ist auch der Begründer der Celular- pathologie und Förderer anderer pathologischen Theile der Anatomie. In den Kriegen 1870/71 war Rudolph Vierchow Mitglied des Vorstandes des Berliner Hilfs vereins für die Armee und organisirte die ersten preußischen Sanitätszüge; ebenso verdankte ihm das Barackenlazareth auf dem Tempelhofer Felde zu Berlin seine Entstehung. Große Verdienste erwarb er sich als Mitglied der wissenschaftlichen Deputation für das Medicinalwesen im Cultusministerium und der Stadt verordnetenversammlung bei der Ausführung der Berliner Canalisation. Auf der Naturforscherversammlung zu Jnsbruck war er einer der Hauptgründer der „deutschen Anthropologischen Gesellschaft", deren Verhandlungen er bis auf die Gegenwart herausgiebt. Er arbeitete selbst über die Pfahlbauten Pommerns und der Mark und über andere vorgeschichtliche Ansiedlungen. Auch ver anlaßte er eine in ganz Deutschland durchgeführte Untersuchung der Schulkinder zur Feststellung der blonden und brünetten Rasse, lwelche so entscheidende Resultate ergab, daß fast in allen Nachbarländern ähnliche Er hebungen vorgenommen wurden. Er schrieb auch: „Ueber einige Merkmale niederer Menschenrassen am Schädel." Im Jahre 1879 betheiligte er sich an den Ausgrabungen Schliemanns in Hissarlyk und veröffent lichte darüber die Werke: „Zur Landeskunde der Troas" und „Alttrojanische Gräber und Schädel." 1888 be reiste er mit Schliemann Aegypten und Nubien, sowie den Peloponnes. Im Anschluß an seine anthropologischen Arbeiten betrieb er die Begründung eines deutschen Museums für Trachten und des Hausgeräths in Berlin. Er gehörte selbst jahrlang zum Lehrkörper des Berliner Handwerkervereins, wie er denn auch als freisinniger Politiker im Reichstag und Landtag wie in der Berliner Stadtverordnetenversammlung mit großem Erfolg seit Jahrzehnten thätig ist. — Die Generalversammlung des Evangelische» Bundes in Breslau, die am Donnerstag geschlossen wurde, hat die nachstehenden beiden Resolutionen ein stimmig angenommen: 1) Der iminer heftiger entbrennende Angriffskrieg des Ultramontanismus gegen alles, was Deutsch protestantisch heißt, fordert einen Zusammenschluß zur Abwehr der hieraus erwachsenden Gefahren innerhalb unseres ganzen Volkes. Einst in den Zeiten der Refor mation hat der deutsche Adel und hat das deutsche Bürgerthum sich unvergängliche Verdienste um den Sieg der evangelischen Wahrheit erworben und auch in unseren Tagen wieder hat der Ruf zur Sammlung der Bekenner des evangelischen Glaubens in bürger lichen Kreisen Widerhall gefunden — nicht in solchem Maße, von einzelnen hochverdienten Männern abgesehen, im Kreise des deutschen evangelischen Adels. Jüngst aber haben in besonderem Anlaß einhundertundzwanzig Vertreter deutscher Adelsfamilien im Königreich Sachsen öffentlich ein schönes Zengniß unerschütterlicher evangl. Glaubenstreue abgelegt. Dieser hocherfreuliche Vorgang ist es, der uns den Muth verleiht, heute mit einem Wort an die Gesammtheit des deutschen evangelischen Adels heranzutreten und allen seinen Gliedern zuzu rufen : Gedenket der herrlichsten Ruhmesgeschichte Eurer Vorfahren, tretet ein in den heiligen Kampf, an welchem Wohl und Wehe unseres Volkes hängt. 2) Die XIV. Generalversammlung deS Evangelischen Bundes spricht ihre dankbare Freude auS über den ge segneten Fortgang der evangelischen Bewegung in Oester reich, ruft unser evangelisches Volk zu wachsender Opfer freudigkeit auf, damit alle Mitarbeiter in zuversichtlicher Hoffnung und auSharrender Treue jnden fördern können. Sie sende, d-n -vang- sche^ in Oesterreich, den berufenen Hütern . haß Evangeliums herzlichen Gruß und Seg ns^ auch die Arbeit ihrer Vertreter in de , der Generalsynode zu neuer H^ung u"d s-H lauter evangelischen Kirche gereiche. Edlich erh s Widersplvch gegen die übliche wünsche V daß die tiefreligiös gewordeneBewegung „ .^haft reichisch" und „antidynastisch" st« l>r die fanatische Bekämpfung, die m Oesterr ch sch Alexander von Serbien mit feiner Draga. D «5 zug, den die Königin-Mutter von Biarritz aus gegen Frau Draga unte-nommen, hat st'"^'' ^"'ch , Schluß gefunden. Die Kaiserin von Rußland wergert sich entschieden, die Gemahlin Alexanders 1. zu em pfangen. Er selbst mag im nächsten Frühjahre komm , vor ihr aber verschließen sich die Thüren oer Kayerg - mächer. Was diesem nunmehr selsenfesten Ent)Äluss des russischen Kaiserpaares vorangegangen, ist he. er Natur. Var einiger Zeit war in französischen Blattern die Rede davon, Königin Natalie habe einem Freunde in Belgrad einen Brief geschrieben, worin bekauptet wurde, „Frau Draga hätte vor einigen Jahren einem französischen Ingenieur dasselbe anzuthun versucht, was sie ihrem jetzigen jungen Gemahl angethan Hai." Nun, der erwähnte Ingenieur lebt irgendwo in Frankreich. Er hat in den achtziger Jahren als Beamter der da mals noch in französischen Händen befindlichen serbischen Eisenbahnverwaltung m Nisch gewohnt und dort die Bekanntschaft der sehr begehrenswerthen Wittwe seine« verewigten tschechischen Kollegen Maschin gemacht. Der Franzose war aber älter und erfahrener als der junge Serbenkönig. Ein ärztlicher Befund machte der Freund schaft ein Ende. Aus jenen Tagen stammt eine Korre spondenz, die theilweise auf eine bisher unerklärte Weise in den Besitz der Königin-Mutter gelangt ist. Diese ließ es sich nicht nehmen, die „fettesten" Briefe dem russischen Kaiserpaare auf allerlei Umwegen zuzustecken. Frau Draga Maschin geht also nicht nach Petersburg, und der russische Gesandte Tscharykvw, der sich um die Reise bemüht hat, kehrt nicht wieder nach Belgrad zu zurück. Frankreich. Paris, 11. Oktober. Der „Eclair" hat durch einen seiner Redacteure den Präsidenten Krüger und den Staatssekretär Dr. Leyds interviewen lassen. Krüger erklärte die Thatsache, daß der Krieg schon zwei Jahre währe, sei ein genügender Beweis dafür, daß er nock- weit länger dauern dürfte. Die- Engländer würden schließlich den Krieg aufgeben und das Territorium der Republiken verlassen. Dr. Leyds hat ähnliche, wohl doch etwas zu optimistische Versicherungen abgegeben und gegen die Haltung Italiens, Amerikas, Spaniens Oesterreichs und Deutschlands protestirt, die den Eng ländern Waffen und Munition geliefert hätten. Er habe bei den betreffenden Regierungen Verwahrung dagegegen eingelegt die meisten, darunter die deutsche und die österreichische, hätten es nicht einmal für nöthig gehalten, den Empfang seines Schreibens zu bestätigen England. London, 11. October. Zu dem Ueberfall auf deutsckm Matrosen in Porto Cabello wird noch gemeldet Offlciere der „Vineta", welche mit dem Boot am Q w warteten, wurden von der Polizei angegriffen vertheidigten sich und wurden beide mit Heblich verwundet. Alle Deutschen am 5° waffnet waren, wurden verwundet Die Officiere wurden von der Mannschaft Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 11. Oktober LMLn'"'""M M«en d-i °b°,kb „ im Allgemeinen seine Gestalt Entwurf weiter schon heute m,t einiger Sicherheit die V^ ung ausgesprochen werden, daß auch das Nl-.. BundesratHS, das voraussichtlich in den ersten Tagen des November sich m.t dem Zolltarif beschäftigen dürfte ebenfalls keine grundsätzlichen Aenderungen desselben be- schließen und auch dem Doppeltarif für Getreide seine Zustimmung geben werde. " ^"s Kosten des Kaisers einer Berliner Klinik zugefuhrt wurde vor ewigen Tagen der Schreiber Joachim Sasse aus Schwedt a. O. Der junge Mann hatte in seiner Jugend das Unglück, sich mit einem Beile das rechte Knie zu verletzen, wodurch er insolge eines un günstigen Hcilprozesses ein steife« Bein behielt. Nach Beendigung der Schulzeit trat er als Schreiber in eine Kanzlei ein, und sein Chef entdeckte in ihm einen hervor ragenden Zeichner. Eine gelegentlich von ihm angefertigte Zeichnung wurde dem Kaiser vorgelegt, welcher sich da raufhin über den Künstler Vortrag halten ließ. Das Ergebniß war, daß Sasse auf Kosten des Kaisers in einer Klinik ausgenommen wurde. Dort hat man sein Bein nochmals einer Operation unterzogen, die so glück lich verlief, daß der junge Mann voraussichtlich wieder einen fast normalen Gang erhalten wird. — Rudolph Vierchow's achtzigster Geburtstag. Am 13. Oktober werden es achtzig Jahre, daß einer der größten Gelehrten und Forscher auf dem Gebiete der medicinischen Wissenschaft, Rudolph Vierchow, in dem kleinen pommerschen Landstädtchen Schievelbein als der Sohn nur wenig begüterter Eltern geboren wurde. Schon früh zeitigte der damals etwas schwächliche Knabe eine ganz besondere Neigung zu ernstem Studium und mit Hilfe begüterter Verwandten war es seinem Baler möglich gemacht, den kleinen Rudolph auf das Gymnasium zu schicken und ihn später zu Berlin Medicin studiren zu lassen. Bereits im Jahre 1843, also mit zweiundzwanzig Jahren, war der fleißige Student zum vootor mockwinulo promovirt und als Unterarzt in der Charite angestellt, wo er nach drei Jahren zum Professor im anatomischen Institut aufrückte. Gar bald wußte er sich eine selbstständige Stellung zu verschaffen. Ein Jahr später gründete er nnt Reinhardt zusammen das Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medicin und gleichzeitig begann er sie Vorlesungen an der Universität über pathologische Anatomie. Nach seiner Habilitirung sandte^ sie Regierung nach Schlesien zur Beobachtung der ßungersepide.nie. Im Jahre 1849, «ls d.e W Wirren wieder eine ruhige Discussion wissenschaftlicher khematas in der Presse zuließen, zündete er mit Dr. Leubuscher zusammen „die medicimsche -s heiligte sich aber trotzdem so rührig an den pol' sich Seftrebungen jener Zeit, daß ihn die Reg Ü. egelte, seiner Stelle enthob und nu l R-chd-m ,-m- 1849 ichrebungen in der wissenschaftlichen ch-n -mgien, -rhi-ll er nnm Bern »athologische Anatomie nach Würzbu g g^rde »er sogenannten „Würzburger Schule" bald zur Z.erv sm H°Wm-AMch Mllmmtz, Lugau, Wüstenbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Mem ^ch Nachmittags"—^ ^iehen"°du^ di" S und Festtage derenAustr^ SNlle und Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg incl der illustrrrten Sonntagsbeilaae. Jnsertionsgebühren: die fünfgespU?"° 12 Pfg., Raum^ür den Verbreitungsbezirr 10 Pfg., Rabatt. Reclame 25 Pfg. sei mehrmaliger AusgE «nuaüme der Ankerate für die folgende ^mm^ ^heten. 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