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Maschinist wurde schwer verletzt und verstarb auf dem Wege nach dem Hospital. Mehrere Passagiere sind leicht verletzt. Der Zug ist vollständig zertrümmert. Oesterreich Ungarn. — Die Protestanten keine Vaterlandsverräther. Von klerikaler Seite wird den Protestanten, die die Stützen der Los von Rom-Bewegung sind, immer der Borwurf entgegengeschleudert, sie predigen den offenen LandeSverrath und „LoS von Rom" hieße „Los von Oesterreich", und scheinbar geschah dies mit Billigung der Regierung. Anderer Ansicht scheint aber Kaiser Franz Josef selbst zu sein. Aus Wien wird folgende bemerkenswerthe Aeußerung bekannt. Am Freitag äußerte der Kaiser beim Empfange einer Deputation der Evangelischen Generalssynode, er sei überzeugt von dem Patriotismus der Angehörigen der evangelischen Kirche und wisse, daß er sich auch in Zukunft auf ihre Treue verlassen könne und daß die evangelische Geistlichkeit es sich angelegen sein lasse, in diesem Sinne zu wirken. China. Peking, 2. Nov. Wie aus Missionskreisen gemeldet wird, soll auf die Kaiserin-Wittwe, als sie sich auf dem Wege nach Honanfu vor dieser Stadt über den Fluß setzen lassen wollte, ein Mordanfall ausgeführt worden sein. Der Angreifer, dessen Waffe ein Speer gewesen sei, habe einen Begleiter getödtet. Die Kaiserin jedoch sei unverletzt geblieben. Der Verbrecher wurde nieder geschlagen. Der Hof hat gestern nach fünftägigem Aufenthalt Honanfu verlaffen. Oertlrche» und Sächsischem. Hohenstein-Ernstthal, den 4. November. — Das Spielen mit Streichhölzchen verursachte am Sonnabend Nachmittag einen großen Brand in Oberlungwitz, dem die 4 Wirthschaftsgebäude des Herrn Robert Malz daselbst zum Opfer fielen. Der 4jährige Knabe des Besitzers wollte in Gemeinschaft mit einem 6jährigen Knaben eines Nachbars in der Scheune ein Feldfeuer anmachen, das natürlich bei der gefüllten Scheune schnell weiter um sich griff. Als die Mutter ihre große Tochter auf das Geschrei der Hühner in den Hof schickte, brannte es schon zum Scheunenthore heraus und der Vater, der mit den Pferden auf dem Felde thätig war, konnte trotz des schellen Herbeieilens dem Feuer keinen Einhalt thun. Das Feuer ging auf die Seitengebäude über und schließlich ergriff es auch noch das Wohngebäude, welches Schiefergiebel hatte. Hinter dem Schiefer befand sich Dachpappe und dürfte diese zur Entzündung wesentlich beigetragen haben. Von dem Vieh ist alles gerettet worden, selbst die drei Schweine, die immer wieder in den brennenden Hof raum wollten. Von dem Mobiliar ist natürlich vieles umgekommen, auch eine Dreschmaschine, und leider soll nicht alles versichert gewesen sein. Die Erntevorräthe find sämmtlich vom Feuer aufgezehrt worden. Auf freundliches Entgegenkommen des Herrn Gutsbesitzer Coder (Wetzel-Gut) hat Herr Malz mit seiner Wirth- schaft einstweilen in dessen Gut Unterkommen gefunden. — Nhrcn auf Abzahlung. Wenige andere Waaren werden so zahlreich vertrieben, wie Taschen uhren, Regulatoren und andere Uhren. Aber auch bei keinen anderen Waaren ist der Abnehmer so wenig im Stande, die Güte der ihm durch den Händler gewöhn lich ausgedrungenen Gegenstände za beurtheilen, wie gerade hier. Erst wenn er einige Raten bezahlt Hal und sich noch immer nicht als uneingeschränkten Besitzer der Uhr fühlen darf, erwachen seine Zweifel; er er kundigt sich bei Sachverstängigen, erfährt, daß er gründ lich hereingesallen ist und verweigert nun dem Händler weitere Zahlungen, in der Hoffaung, das Recht aus seiner Seite zu haben. Darin irrt er sich jedoch in den meisten Fällen. Die Verträge, die er unbedachterweise unterschrieben hat, sind, wie die Deutsche Uhrmacher- Zeitung mitthcilt, meistens so geschickt abgesaßl, daß chm selten ein Ausweg winkt und der Hereingesullene schließ lich auch noch Gefahr läuft Gcrichtekosten zu zahlen. Viele kleine Leute erleiden so empfindliche Geldausgaben, und es ist eine dankenswerthe Ausgabe der Presse immer wieder darauf hinzuweisen, daß man Gegenstände, die der Laie nicht selbst ohne weiteres auf ihren Werh prüfen kann, nur von bekannten reellen Geschäften be ziehen sollte. — Dem Vernehmen nach plant die Laudesvcr- sicherungsanstalt im Königreich Sachsen ein großes Waldgrundstück zu erwerben zum Baue eines Sanatoriums für Lungenkranke. Der ins Auge gefaßte Platz bietet äußert günstige Vorbedingungen zur Genesung derartig erkrankter Menschen und liegt in einer Höhe von 500 Meter in dem ozonreichen großen Waldgebiete des zum Staatsforst-Reviere Neustadt i. S. gehörigen Hochwaldes. — Stahlfedern, Haarnadeln, Nähnadeln, Stecknadeln, werden jährlich in sehr großen Mengen fabricirt, und da sie durch den Gebrauch nicht vernichtet werden, wie etwa Cigarren, oder auch wie Kleidungsstücke, deren Stoff mit der Zeit abgetragen wird, so entsteht die Frage: Wo bleiben alle diese Gegenstände, wohin kommen sie? Ein Engländer, der wahrscheinlich gar nichts Anderes zu thun hatte, machte sich daran, zur Lösung dieser Frage beizutragen. Er legte in einen Theil seines Gartens, der keinem Unbefugten zugänglich war, eine Anzahl der oben erwähnten Gegenstände, auch einige Bleistifte fügte er bei, und überließ Alles den Einflüssen der Witterung. Es zeigte sich, daß bis auf den widerstandsfähigen Graphit der Bleifedern alle Metalltheile thatsächlich vernichtet wurden; sie verrosteten und der leicht bewegliche Rost wurde vom Wind über allhin verweht. Haarnadeln waren in 154 Tagen zu Rost geworden; nach sieben Monaten war auch keine Spur von ihnen mehr zu finden, bei Stahlfedern war dies nach 15 Monaten, bei Stecknadeln nach achtzehn Monaten eingetreten. Merkwürdiger Weste erwiesen sich hölzerne Gegenständ: als viel widerstandsfähiger, als die metallenen; weder hölzerne Federhalter, noch daS Holz der Bleifedern wurde in der ganzen Beobachtungs zeit irgendwie angegriffen; vielleicht ist die Farbe, mit welcher das Holz angestrichen war, und die ja bekannt lich sehr wetterfest ist, die Ursache dieser Wetterbeständig- keit. — Vor einigen Tagen nahm bei einer Familie in Glauchau ein junger Mann Wohnung, der in Kleid ung und Auftreten den besten Eindruck machte, besonders aber durch die Angabe, er trete bei einem dortigen Photographen in Arbeit, sich das Vertrauen seines Quartierwirthes zu verschaffen wußte. Nachdem er dort Kost und Logis erhalten, verschwand, wie das „Gl. T." berichtet, der junge Mann am nächsten Tage, ohne feine Schuld zu regeln, er wurde jedoch in der Nähe des Bahnhofs betroffen und festgenommen. Der Zechpreller ist ein Photograph A., der sich in Walden burg und Umgegend gleiche Betrügereien hat zu Schulden kommen lassen. Leipzig, 2. Nov. Gestern Nachmittag um '/,6 Uhr wurde auf dem Bahnübergang der Dresdner Bahn in Neusellerhausen ein zweispänniges Lastgeschirr des FuhrwerksbesitzerL Heinrich aus Volkmarsdorf von einem Güterzug erfaßt und zertrümmert. Die Pferde wurden verletzt. Der Geschirrführer rettete sich durch rechtzeitiges Abspringen und kam ohne Schaden davon. Die Barriere war nicht geschlossen. Leipzig, 3. Nov. Unter starker Betheiligung fand heute die Beerdigung des in der Universitätsklinik ver storbenen Führers dec Socioldemokratie, Dr. Br. Schönlauk, auf dem hiesigen Südfriedbofe statt. Vorher wurde eine Trauerfeierim Saale des Pantheon, aus dem die Tische entfernt worden waren, abgehalten. Saal, Orchester und Rednertribüne, auf der sich das Bild des Verstorbenen schwarz drapirt abhob, waren dicht besetzt. Die Galerie entlang waren Kränze mit rothen, schwarzen und weißen Schlesien aufgehangen. Eingeleitet wurde die Feier mit dem Gesang „Ich möchte hingehcn wie das Abendroth". Herr Grenz hielt hierauf eine Ansprache, in der er den Verstorbenen feierte. Der nächste Redner, Stadtverordneter Pollender, rühmte die Verdienste Schönlank's als Journalist und Schriftsteller, sowie als Leiter der „Leipziger Volkszeitung". Hintereinander sprachen noch verschiedene Herren von auswärts. Mit dem Gesang des Silcher'schen Liedes „Stumm schläft der Sänger" wurde die Feier gegen 1 Uhr beendet und die Massen, circa 10 000 Personen, setzten sich nach dem Pathologischen Institut in Bewegung. Nachdem die Leiche in dem Pathologischen Institut in Empfang genommen war, ging es nach dem Südfriedhof, wo gegen */,3 Uhr die Beerdigung in einfacher Weise statlfand, bei welcher Reichstagsabgeordneter Pfannkuch aus Berlin die Grabrede hielt. Leipzig. Tie Voruntersuchung gegen die Direktoren und AufsichtSräthe der Leipziger Bank ist, wie die „L. N. N." bestimmt melden, zum Abschlusse gelangt. Die Akten werden nunmehr der Königl. Staatsanwaltschaft zugehen. Nach Lage der Dinge soll der Strafprozeß gegen die Angeklagten im nächsten Jahre stattfinden. — Am 20. Oktober wurden in Leipzig Werthpapiere im Betrage von ca. 10 600 Mk. gestohlen. Das Polizei- amt setzt eine Belohnung von 500 Mk. für Ermittelung dec Thäter und Herbeischaffung der Werthpapiere aus. Leipzig. Vor etwa 3 Jahren wurden aus einer Privatwoynung mittels Einbruchs Silbersachen im Wertste von 1500 Mk., sowie ein Geldbetrag von 150 Mk. ge stohlen. Im V-rdacht, den Einbruch verübt zu haben, kam damals der Einbrecher Göschel aus Hoyerswerda, ver damals in Dessau etwa 60000 Mark m Werth- papieren gestohlen und außerdem eine Postbeamtensfrau m ihrer Wohnung in Reudnitz überfallen, geknebelt unt> beraubt hatte. Ohne ein Geständniß über den Einbruch in der Dresdner Straße abzulegen, verstarb Göschel in der Untersuchungshaft. Seine Mithelfer wuroen jedoch bestraft. Jetzt, nach 3 Jahren, wurden nun von den gestohlenen Silbersachen einige zum Verkauf gebracht und zwar durch einen 31 Jahre alten Schlößer aus Kappel bei Chemnitz. Er wurde mit einem 49 Jahre alten Steinmetz und Müller au« HcyerSwerva und einem 50 Jahre alten Schneider aus Eilenburg festgenommen. Im Besitz der Verhafteten fand man einen ganzen Sack mit Silbersachen, die von jenem Einbruch herrühren. Angeblich soll Göschel diese am Bahndamm in Seller hausen damals vergraben haben und tue« dem Müller bekannt geworden sein. Leipzig. Soweit bisher bekannt ward, ist die Agitation der betroffenen Kreise gegen die Biersteuer nicht ohne Erfolg geblieben, denn die in Frage kommenden Ausschüsse der Stadtverordneten haben das Projekt abgelehnt — ein Votum, welchem man sich im Plenum vollständig anschließen wird. Zwickau. Der Direktor der hiesigen Regiments kapelle, Herr Eilenberg, ist als Stadtmusikdirektor in Bautzen gewählt worden und scheidet deshalb aus dem Militärverhältniß aus. Werdau, 3. Nov. Ein schwerer Unglücksfall in folge Durchgehens eines Pferdes trug sich am Freitag im benachbarten Trünzig zu. Der dortige Ritterguts- inspector, sowie der Lehrer H. und Schmiedemeister K. fuhren mittelst Geschirres aus Chursdorf von der Controlversammlung nach Hause. Beim Abfahren des Trünziger Berges scheute das sonst lammfromme Pferd und prallte beim Durchgehen an eine Barriöre an, wo durch die Insassen aus dem Wagen geschleudert wurden. Der Rittergutsinspector, sowie der Lehrer trugen schwere, der Schmiedemeister minder schwere Verletzungen davon; auch das Pferd erlitt nicht unerhebliche Verletzungen, während außerdem noch ein großer Schaden am Wagen rc. . zu verzeichnen war. Die verunglückten Herren wurden sofort in ärztliche Behandlung genommen. Annaberg. Wie das „Anuab. Wchbl." berichtet, ist das Gerücht, daß der Hausmann einer der durch den Brand am Freitag geschädigten Firmen sich einer Fahrlässigkeit schuldig gemacht habe und deshalb ver- hastet worden sei, unwahr. Es ist darauf zurückzu- sühren, daß ein Hausmann, der in einer der abge brannten Niederlagen beschäftigt gewesen war, aus Auf regung so sehr den Kopf verloren hatte, daß er sich in die Sehma stürzen wollte und von hinzueilenden Zu schauern und Polizeibeamten nur mit Mühe zurückge halten weiden konnte; da der Mann, gegen den nichts vorüegl, absolut nicht zu beruhigen war, wurde er vor läufig in Schutzhaft genommen, aber bereits gegen Abend, nachdem seine Aufregung sich gelegt hatte und ec befragt worden war, wieder frei gelaßen. Zu er wähnen wäre noch, daß ein Feuerwehrmann sich bei den Löscharbeiten den Finer zerquetscht hat, so daß er von der SanitätSabtheiluna verbunden werden mußte. Die Calamitosen sind versichert gewesen. Planen. Fünfzehn Monate im städtischen Kranken haus lag der Bauaufseher Herr Seidel, der am 30. Juli v. I. in seiner Wohnung, Wettinstraße 64, ver unglückt ist. Er erlitt am genannten Tage einen Krampfanfall und riß beim Niederstürzen diebrennende Tischlampe mit um, die infolgedessen explodirte. Herr Seidel wurde dabei an Füßen und Beinen derart schwer- verbrannt, daß er ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Sein Zustand war ein sehr ernster, längere Zeit schwebte Herr Seidel zwischen Leben und Tod. Dank der aufopfernden Pflege und ganz vortrefflichen Behandlung, die ihm im Krankenhause zu theil geworden, ist Herr Seidel aber wieder genesen und an vergangener Mittwoch aus dem Krankenhause entlassen worden. Oelsnitz, 2. November. Vier Wochen Gefängniß erhielt am 30. Oktober ein jugendlicher Schmuggler, der 22jährige Weber Wilhelm Hundhammer aus Gott- mannsgrün, zuerkannt. H. hat am 6. Mai ein Kalb über die böhmische Grenze nach Bayern hinein zu paschen versucht, ist aber dabei von einem Grenzbeamten erwischt worden. Das Kalb wurde beschlagnahmt und zu gunsten der Staatskasse verkauft. — Im oberen Vogtland: sank um 1. und 2. November das Thermo meter bis auf —3" U. Auf stehenden Gewässern wurde starke Eisbildung beobachtet, der Frost ist bis aus 10 am in den Erdboden eingedrungen. Schneeberg, 4. Nov. Heute früh 6 Uhr wurde die 20jährige Fabrikarbeiterin Apitz von einem jungen Mann erschossen. Als Grund kommt verschmähte Liebe in Frage. Kohren. Das in Sahlis bedienstete Mädchen, welches zum Feueranzünden Petroleum benutzt hatte und schwere Brandwunden erlitt, ist gestorben. Meißen, 2. November. Beim Mittagessen erstickt ist gestern in Wilsdruff der Rentier, frühere Färber Lormann, Besitzer eines Hauses am Markt. Es war ihm ein Stückchen Fleisch in die Luftröhre gekommen. Der Tod trat rasch ein. — Ein Landwirth in Großmiltitz, der aufs Feld fuhr, wurde unterwegs von einem „armen Reffenden" um ein Almosen angesprochen. Weil der Geschirrführer kein Geld bei sich hatte, konnte er die Bitte nicht er füllen. Darauf wurde er von dem Bettler mit dem Messer bedroht. In aller Eile lief der Angefallene dem Dorfe zu, um Beistand zu holen. Während dessen ließ der freche Mensch seine Wuth an dem Pferde aus, das er sörmlich abschlachtete. Ala der Besitzer zu seinem Fuhrwerk zuiückkehrte, war das Tbier bereits verendet. Der rohe Mensch soll inzwischen festgenommen worden sein. Hintcrhermsdorf, 2. November. Der Mühlenbe sitzer Nieke in Hmterhermsdorf, dessen Anwesen am Sonntag zum Theil nicderbrannte, ist mitsammt seiner Ehefrau gefänglich eingezogen morden. In dem vom Feuer nur beschädigten Wohnhaus hat man nämlich auf der Treppe und dem Boden Papierfetzen und Stroh in nicht unerheblichen Mengen verstreut ausgefunden und außerdem ist an verschiedenen Stellen Petroleum hinge schüttet worden. Böswillige Brandstiftung dürfte deshalb unzweifelhaft vorttegen. Inwieweit ein aus dem Be sitzer und seiner Ehefrau ruhender Verdacht begründet ist, wird die Untersuchung wohl klarlegen. Nieke ist bei Ausbruch des Brande« nicht zugegen gewesen.