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HaudelS-Rachrichten. U«rl1u, 2. November. (Wechsel-V vauk- lourS). Vlsvout Mark Amsterdam 3 168,75 G per 100 fl. k. ° 2M 167,50 G Brüssel und Antwerpen 3 «T 81,05 G pr. 100 Francs. s 3M 80,30 G Italienische Plätze ö "T 79,— G pr. 100 Lire 2M — Schweiz. Pl. 100 Frc. 3'/. 10 T 80,90 G London 8 T 20,40 G pr. 1 Lstrl. 3 3M 20,22 G Madrid und Barcelona 5 "T — pr. 100 Pesetas ° 2M — Paris „ 8 T 81,20 G pr 100 Franc 3M 80,50 G Petersburg 8 T — pr. 100 Rubel '3M — Warschau 100 Rubel 5'/, 8 T —— Wien , 8T 85,20 G per 100 Kr. ö W. 3M 84,30 G Reichsbank 4°/», Lomb.-Z.-F. S°/o ük»-rüvbarir, 2. Novbr. Kornzuckec cxcl. 88»/o Rendemenl 8,00 bis 8,10. Nachproducte excl. 75°/» Rendement 6,00 bis 6,35. Stimmung: Ruhig. Krystallzucker I mit Sack 28,20. Brodrafstnade 1 ohne Faß 28,45. Gem. Raffinade mit Faß 28,20. Gem. Melis 1 mit Faß 27,70. Rohzucker I. Product Transito f. a. B. Hamburg per Novbr. 7,15 Gd., 7,17 Br., per Dez. 7,25'/, Gd., 7,30'/, Br., per Jan.'März 7,47 Gd., 7,52 Br., per Mai 7,72'/, Gd., 7,70 Br., per Aug. 7,90 bez., 7,92'/, Br. Tendenz: Ruhig. Hilmbur?, 2. November. Weizen ruhig, Holsteiner loco 156—164, La Plata 123-130. Roggen ruhig, südrusf. cif. Hamburg 99—104, do. loco 101 bis 109, Mecklenburgischer 135 bis 138. Mais fest, amerik. mixed. 131. La Plata 108. Hafer fest, Gerste ruhig. Wetter: Schön. Kromern, 2. Nov. (Baumwolle-. Tendenz: Ruhig. Upl. middl. loco 40 Pfg. Ilvorpovi. 2. Novbr. (Baumwolle.) Muthmaßlicher Um satz: 5006 Ballen. Stimmung: Ruhig. Jmoort: 23000 Ballen. Preise unverändert bis '/«« höher. Umsatz: 5 000 Ballen, davon für Speculation und Export 500 Ballen verkauft. Amerikaner ruhig, niedriger, good ordinary unverändert. Ostindische unverändert. Lieferungen: Ruhig. Novbr. 4^/,i bis 4'"/«, Käufer, November-Dez. 4-"«< do., Januar-Februar 4"/a. do, März-April 4"°/a,—4"/a, Verkäufer, Mai-Juni 4'"/»i Käufer. Zahlungseinstellungen: Heinrich Jacob, Krefeld. Fritz Wesche, Magdeburg. Beruh. Hugo Otto Damm, Gunnersdorf-Frankenberg. Karl Oskar Hausding, Pirna. Paul Noetzold, Wilsdruff. August Herm. Fritsch, Altenburg. Meyer L Lindner, Berlin. CheMuitzrr Marktpreise vom 2. November 1901. Weizen, sächs. pro 50 Kilo 8 M. 20 Pf. biS 8 M. 35 Pf. Roggen, - 7 - 45 - - 7 - 60 - Hafer 7 -- 10 - - 7 - 50 - Stroh 3 - 50 - - 3 - 60 - Heu 3 - 80 - - 4 - 20 - Kartoffeln 2 - - - - 2 . 25 - Futtcrgerstc 6 - 50 - - 7 - — - Butter, l Kilo 2 - 50 - - 2 - 70 - Fein gesponnen oder Das Fastnachtsgchermn itz. Criminal-Roman von Lawrence F. Lynch. — Deutsch von E. Kramer. 59. Fortsetzung. Vierunddreißig st es Kapitel. „Ich würde gern noch über einige Punkte Aufklär, ung haben," sagte Steinhoff, nachdem Bertha Warham erzählt hatte, was ihm über den Manu bekannt war, den sie zum Gatten genommen, um das Vermögen und die Stellung der Frau, die sie so tief beleidigt, an sich zu reißen. Sie waren allein in Renee Barings kleinem Zimmer; alle Uebrigen hatten sich zurückgezogen. Bertha hob ihr Gesicht zu thm mit einem Blick, in dem Scheu und Zurückhaltung lag. „Ich wünsche nichts zu verbergen," sagte sie. „Als ich Ihnen nachspürte, ermittelte ich das The ater, an dem Sie Stellung gesunden hatten, und erfuhr von dem Direktor eines Tages, daß Sic am nächsten Morgen zu einer Probe kommen würden. Ich fand mich im Theater ein, Sie erschienen indessen nicht und haben Ihren Wohnsitz unmittelbar nach Ihrem letzten Besuch bei dem Direktor gewechselt. Wußten Sie, daß man Sie verfolgte?" „Nein," erwiderte sie, „das wußte ich nicht. Der Grund für mein Ausbleiben war ein anderer. Der Direktor war bei unserer ersten Besprechung sehr höflich und freundlich gegen mich gewesen. Freundlich war er bei .dem von Ihnen erwähnten Besuch zwar auch, allein in seinem Gesicht, in seinem ganzen Wesen lag etwas — nun, um es kurz zu sagen, das erste Mal hatte er mich behandelt, wie ein Gentleman eine Dame behandelt, das zweite Mal nicht. Mein Stolz war empfindlich verletzt, und als ich die T eppe hinunterstieg, bemerkte ich in einem der großen Wandspiegel, daß der Direktor mir heimlich nachging. Ich nahm eine Droschke, die ich unterwegs wechselte, kam in Heller Empörung nach Hause, packte meine Sachen, schrieb Mr. Jermyn, daß ich seinen Vorschlag annehme und drehte dem Theater den Rücken." „Ich verstehe!" sagte der Detektiv. „Nun noch eins: Weshalb veranlaßten Sie mich, Carl Jermyngham dar zustellen ?" „Ich wünschte von ganzem Herzen, dem unglücklichen Menschen zu helfen und beabsichtigte zugleich, wenn alles gut ginge, mit Ihrem Beistände Mr. Jermyn zu ent fliehen." „Hatte er Ihnen Anlaß zur Furcht gegeben?" „Gewiß," erwiderte sie lebhaft. „Ich glaube, ich habe vorhin etwas zu erwähnen vergessen. Erzählte ich von Ellen Jermynghams Testament?" „Nichts Näheres, soweit ich mich entsinne." „Daher stammte meine Furcht. Er hatte mir mit- getheilt, sie hätte ihm ihr ganzes Vermögen vermacht, und ich Närrin heirathete ihn in dem Wahn, daß er mich schätzen müsse, denn weshalb konnte er denn sonst wünschen, daß ich seine Frau würde r Ich erfuhr bald die Wahrheit. Ellen hatte ihm nicht einmal die Ver waltung ihres Vermögens übertragen und ihr Testament bei einem New-Aorker Anwalt deponirt. Mit Ausnahme von 5000 Dollars hatte sie alles, was sie besaß, ihrem Bruder vermacht. Die Bekanntgabe deS Todes seiner Frau wäre daher für ihn mit dem Verluste ihres Ver mögens gleichbedeutend gewesen, während, wenn ich an ihre Stelle trat, er sich in dem Genuß desselben er hielt. Machen Sie sich klar, was ich Ihnen gestehe? Ich bin eine Urkundenfälscherin. Ich habe ihr Geld erhoben, und die Quittungen mit dem Handschuh ge schrieben, um die Fälschung besser zu verdecken." „Was ist aus dem Testament geworden?" „Er wollte es vernichten, und ich gab meinen an fänglichen Widerspruch dagegen auf, als ich ermittelte, daß es in zwei Ausfertigungen vorhanden war. — Seine Frau mußte ihm wohl aufs ärgste mißtrauen und gefürchtet haben. Er verbrannte das eine Exemplar." „Verlangte er von Ihnen, daß Sie ein anderes Testament unterschrieben?" „Ah, wie gut Sie Mr. Jermyns Absichten errathen! Ja, er verlangte es von mir. Ich sollte ihn zum Alleinerben einsetzen. Ich weigerte mich." „Natürlich!" rief Steinhoff. „Ich sehe wohl, Sie waren in Sorge um Ihr Leben." Einen Augenblick herrschte Schweigen, dann sagte sie: „Glauben Sie nicht, Mr. Steinhoff, daß ich in irgend einem Punkte meiner Erzählung versucht habe, meine Schuld zu verringern, um eine Milderung meiner Strafe zu erwirken. Ich merkte nur zu bald, daß der Mann, den ich geheirathet hatte, herzlos war und schlechte Grundsätze hatte. Das er aber ein Mörder sei, das hab ich nie geahnt, so wahr mir Gott helfe!" Nach einer langen Pause stand sie auf und trat auf ihn zu. „Glauben Sie mir?" fragte sie halblaut und ihre Stimme zitterte. Er sah sie forschend an, dann sagte er: „Ja!" und streckte ihr die Hand entgegen. „Ich danke Ihnen." Sie zog ihre Hand rasch aus der seinen, und wich einen Schritt zurück. „Ich möchte Sie um eine Gefälligkeit bitten," sagte sie. „Sprechen Sie." „Sie werden Carl Jermyngham bald sehen?" Steinberg neigte bejahend den Kopf. „Ich möchte ihm gern das Testament — die Papiere seiner Schwester aushündigen " „Sie sind hart gegen sich." „Es ist der einfachste Weg — ich möchte es gern." „Gut, Ihr Wunsch soll erfüllt werden." „Und ich darf die erste Person sein, der Percy Jermyn gegenübergestellt wird?" „Ja, wir haben eS schon so verabredet." Er ging nach der Thür und wandte sich dann um. „Ruhen Sie noch ein wenig, damit Sie, wenn wir in einer Stunde aufbrechcn, sich stark genug fühlen. Und jetzt will ich Ihnen Susanne schicken, nicht wahr?" Er legte die Hand auf den Griff. Ihre sanfte Stimme hielt ihn noch einmal zurück. „Mr. Steinhoff — ich kann Ihnen nicht danken, und ich vermag Sie nicht zu tadeln. Sie haben recht gehandelt und mich trotzdem geschont, wo Sie konnten. Ob ich eine reuige Frau oder nur eine betrogene bin, das wird die Zeit, das wird die Zukunft lehren." Er verbeugte sich schweigend und ging leise aus dem Zimmer. Einen Moment verharrte sie in dec Stellung, in der er sie verlassen hatte, und ihr Auge schien ihm durch das braune Holzgetäsel folgen zu wollen. Dann schlug sie die Hände vor ihr bleiches Gesicht. „O!" stieß sie zwischen den Zähnen hervor. „Ich habe alles verloren — und die Liebe ist an mir vor- beigegangcn!" -p -ft ES war Mittag. Mr. E. Perci Jermyn schloß einen gelungenen Abschnitt seiner Studie mit einem zierlichen Schnörkel ab und schob seinen Stuhl vom Arbeitstisch zurück. Er lächelte befriedigt, denn seine wissenschaft liche Abhandlung schritt rasch vorwärts, ja, sie war fast beendet. Er gähnte leicht und trat an das nach der Straße gelegene Fenster. Zwei Polizisten schlenderten unten langsam auf und ab. Ah, eben fuhr Mrs. Jermyn Wagen an der Hausthür vor — pünktlich zur Früh- stückrzeit, dachte er befriedigt, denn Mr. Jermyn hielt darauf, nicht allein bei Tisch zu sitzen. Jetzt stieg sie aus und Jermyngham mit ihr. Mr. Jermyn preßte die Lippen zusammen und trat vom Fenster zurück — eine Sekunde zu früh, um zu be merken, daß noch eine dritte Person den Wagen verließ. Ek machte sich am Schreibtisch zu schaffen und blickte erst auf, als sich die Thür öffnete. Mrs. Jermyn stand vor ihm. Von einer ungewöhnlichen Röthe in ihrem Antlitz abgesehen, verrieth sie kein Zeichen von Erregung, erschien sie eben so ruhig wie er. Mit einigen raschen Schritten näherte sie sich ihm, so daß sie nur die Breite deS Tisches trennte. „Ich habe heute Morgen etwas Seltsames gehört," sprach sie mit einer Stimme, die kalt und schneidend klingen sollte und die doch ein leichtes Beben verrieth. Ich war, wie Du weißt, bei den Barings. Wir sprachen im Laufe der Unterhaltung von New-Orleans." (Fortsetzung folgt.) Telegraphische Nachrichten vom 4. November. Berlin. .Der „Daily Telegr." meldet das Ein treffen einer geheimnitzvollen Commission in Capstadt, deren Ausgabe zu sein scheint, eine Untersuchung über vorgekommene Veruntreuungen anzustellen. Wenn nur ein Zehntel von dem wahr ist, was man in den englischen kaufmännischen Kreisen erzählt, so muffen verschiedene Millionen Pfund, welche die Steuerzahler zu Kriegszwecken aufzubringen hatten, in unrechte Hände geflossen sein. Berlin. Der 51 Jahre alte Bahnarbeiter Hahn erhängte sich gestern, nachdem er am Sonnabend seinen Lohn der letzten 14 Tage in mehreren Schankwirth- schaften ducchgebracht hatte, und weil er sich deshalb fürchtete, nach Hause zurückzukommen. Berlin. Wie aus Schönsee (Westpreutzen) gemeldet wird, rangen in der Zuckerfabrik zu Neu-Schönfee zwei Arbeiter scherzweise miteinander. Dabei kamen sie dem Treibriemen zu nahe; wurden beide gefotzt, durch dar Getriebe geschleudert und furchtbar zugerichtet; der "Tod trat sofort ein. Warschau. Einer Blättermeldung zufolge hat ein hiesiges Handlungshaus mit ter englischen Negierung einen Vertrag auf Lieferung von 20000 Pferden für dis englische Cavallerie abgeschloffen. Einige Tausend seien bereits geliefert. Paris. Der sozialistische Abgeordnete Allemand, der die Negierung heute über den türkisch-französischen Con- flict interpelliren wollte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach vom Minister ersucht werden, seine Interpellation zu vertagen, bis Caillard an seinem Bestimmungsort ein getroffen ist. Dclcaffk wird alsdann bereit sein, dem Parlament eine Erklärung abzugeben. — Constans hatte gestern mit Delcasso eine längere Unterredung über diese Angelegenheit. Rom. Die Reise des KönigSpaareS nach Rußland soll trotz aller Dementis beschlossene Sache sein. Die Zusammenkunft mit dem Zaren findet in Warschau statt, wo das italienische Köniqspaar 4 Tage verweilen wird. Von dort wird die Reise nach Petersburg und Moskau fortgesetzt. London. Hier laufen Gerüchte um, die die Auf lösung des Parlaments als bevorstehend bezeichnen. In industriellen Kreisen erklärt man dagegen die Nachricht für unbegründet, da nichts eine solche Maßregel recht fertigen würde. Pretoria. Der Führer der Burenabtheilung, welche den Angriff auf Oberst Bendson machte, war Loui« Bolha. Derselbe halte sich mit einem anderen Commando vereinigt, welches kürzlich in der Nähe von Bethel operirte. Prätoria. Ueber das Gefecht am 30. v. M. wird weiter gemeldet: Die Buren griffen am 30. October die Nachhut des Oberst Bendson an und erbeuteten 2 Kanonen. Bendson fiel bald nach Beginn des Kampfes. Major Sampson übernahm das Commando, sammelte die Truppen und nahm eine Vertheidigungsstellung ein. Die Buren machten verzweifelte Anstrengungen, die ganze Streitmacht der Engländer niederzuwerfen, und gingen wiederholt gerade auf deren Linien los, wurden aber unter großen Verlusten zurückgeschlagen. (!!) Ihr Gesammtverlust wird auf 200—400 Mann geschätzt. Die Vertheidigung der Engländer wurde standhaft auf recht erhalten, bis Oberst Barter am 1. November früh mit Verstärkungen eintraf. Alsdann zogen sich die Buren zurück. Peking. Die Mitglieder des diplomatischen Korps zweifeln an der Richtigkeit des Gerüchtes, daß gestern ein Attentat gegen die Kaiserin ausgeführt worden sein soll. Briefkasten. Der Deutsche Kaiser bezieht als solcher keine Re venuen, sondern er hat nur als König von Preußen eine Civiüiste von 15719296 Mark im Jahre. Damit ist er aber noch lange nicht der am reichsten dotirte Herrscher. An der Spitze steht vielmehr die Civilliste des Papstes, der jährlich 96000000 Mark bezieht, dann folgen der Czar von Rußland, der gleich dem Sultan freie Verfügung über einen Theil der Staatseinnahmen hat; wieviel er jährlich bezieht, läßt sich deshalb nicht ziffermäßig feststellen, ebensowenig kann dies beim Sultan geschehen, und der König von England wird, wenn die Apanagensrage gelöst sein wird, sicherlich auch mehr zur Verfügung Haden, als der König von Preußen. Der Kaiser von Oesterreich hat eine Civilliste von 16250000 Mark, und dann erst kommt der Deutsche Kaiser. Ihm kommen am nächsten der König von Italien mit 12000000 und der König von Spanien mit 7400000 Mark. Von den übrigen deutschen Fürsten hat der Prinzregent von Bayern eine Eivilliste von 5403160 und der König von Sachsen eine solche von 3 142 OM Mark.