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Hohenßm-ErnsMer Anzeiger Tageblatt ftr Haheastm-kraWal, McknM Gersdorf, Lllgau, Wüstmbrand, Ursprung Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falkm u. s. w. Nr. 104. Sonntag, den 5. Mai 1901. Beilage. Deutsche Seide. Ein Wort an die Damen. Unter allen Gewandstoffen der Kulturvölker ist es besonders Seide, die neben dem kostbaren Pelzwerk seit alten Zeiten ersten Rang einnimmt. Es ist ja auch unverkennbar, daß Seidenstoff, der mit der vornehmen Pracht seines Glanzes denkbar größte Haltbarkeit und Festigkeit verbindet, durch e beiden Eigenschaften schon allein sich weit über die eren Bekleidungsstoffe erhebt. Es dürfte bekannt sein, daß die Seide dem feinen Ge- mst der Seidenraupe entstammt und daß die unendlich en Fäden mehrfach zusammen gesponnen, dann entsprechend webt, die prachtvollen Roben geben, die das Entzücken erer Damen bilden. Aber auch in dem Glanz der Seide t mancher trügliche Schein und diese der Aufklärung ge- meten Zeilen sollen versuchen, unsere Damenwelt auf den ten Weg zu weisen. Die einfache Beantwortung der Frage: Wer kann billiger ern, der Fabrikant oder Händler? überlassen wir ost dem Publikum. Wer hat die größte Answahl? Tagesgefchichte. Deutsches Reich. Berlin, 3. Mai. (Reichstag.) Auf der Tages- ning des ganz schwach besetzten Hauses steht zunächst zweite Berathung des Fürsorg Gesetzes für dje Kriegs- üiden und deren Hinterbliebenen. — Abg. Prinz olath denkt der Kommission für die mannigfachen in Vorlage angebrachten Verbesserungen, namentlich r, daß vom 55. Lebensjahre ab den kriegsmvaliden zieren resp. Mannschaften eine Alterszulage gewährt >en muß, nicht blvs kann, sofern ihr Gesammtem- nen hinter 3000 resp. 600 Mk. zurückblcibt, ebenso, auch den Holbinvaliden die Kriegszulage auf monat- von 6 auf 10 Mk. erhöht ist. Hierauf werden die l—8 genehmigt. §9 gewährt die Zulage für Nicht- itzung des Civilversorgungsscheines künftig nur noch den Fall, daß der Anspruch auf den Civilversorg- »schein durch 12jährige aktive Dienstzeit erlangt Se. Ein Antrag Rickert (frei7 Ver.) will hierbei KriegSjahre doppelt in Anrechnung gebracht wissen. Antrag Schwarz-München will § 9 rückwirkende t versagen, also Diejenigen, welche zur Zelt auch 12jährige aktive Dienstzeit im Genüsse solcher Be find, sollen dieselben auch künftig behalten. — ral Viehbahn wendet gegen beide Anträge ein, es e damit das Prinzip für die Civilversorgung in igcn Punkten durchbrochen. — Abg. Singer (Soz.) icht, daß das Haus gegenüber diesen Bedenken fest e; die Regierung we de dann auch diese Anträge cken und nachgeben. Was es nütze, im Parlament bleiben, dafür seien ja die Vorgänge im preußischen läge ein sprechender Beweis. — Die Anträge en abgelehnt. Weiterhin beantragt Abg. Riff sisches Mitglied d. freis. Ver.) die Einschaltung eines igraphen, demzufolge Jnvalidenbeihilfen auch den -lothringischen Landesangehörigen nebst Hinter- enen sollen gewährt werden können, welche 1870/71 ranzösischen Heere kriegsinvalid und später Reichs- che geworden sind. — Schatzsekcetär v. Thielmann: Antrag erscheint den verbündeten Regierungen an bar (Bravo), wenn auch mit einem Vorbehalt. 1 nämlich der Antrag sage, es sollten Beihilfen be- st werden bis zum Betrag der durch dieses Gesetz hrten Gebührnisse, so müßten doch auch die Er sunfähigkeit und die Vermögensverhültnisse in Be- ! gezogen werden. Es empfehle sich also die Streich- der Worte: „Bis zum Betrage der betreffenden chrnisse". — Abg. Bassermann (nat.-lib.) hält diese chung für unnöthig, da ja die Rücksichtnahme aus 8rad der Arbeitsunfähigkeit und auch das Ver- n schon bedingt ist durch die Fassung: „Bis zum ige." — Abg. Bachem (Centr.) empfiehlt den Antrag und weist unter lebhafter Heiterkeit des Hauses hin >ier Elsässerinnen in Landestracht, welche sich auf öütteltribünne befänden. Dieselben würden gerade ichts des hoffentlich einmüthigen Beschlusses, den Haus fassen werde, einen gyten Eindruck von dem Stag und somit auch vom Deutschen Reiche mit Hause nehmet'. Der Antrag wird einstimmig an- innen und der Rest des Ge,etzes unverändert nach den mffionSbeschlüssen genehmigt. — Endlich stimmt das > noch zwei von der Kommission vorgeschlagenen ulionenzu, 1. betr. alljährliche statistische Uebersichten die Zahl der Invaliden, der Alters- und JnvaliditätS- ! imv 2 betr. baldmöglichste Revision der gejammten ärpensionsgesetzgebung. Auf der Tagesordnung Nun auch diese Frage ist unschwer zu beantworten. Die Hohcnstciner Seidenweberei „Lotze", Hohenstci»°Er., verbindet mck ihrer Fabrik ein g-oßes Special-Scidenhans, ein Vcrkaus hauS i» Leipzig (Reichsstraße 33/35) und unter hält über 350 Verkaufsstellen und Mnsterlagcr in Deutsch land und dem Auslände, die sämmtlich zu den Original- Preisen liefern. Dadurch ist sie iu der Lage, den höchsten Anforderungen, die die Damenwelt in Bezug auf Auswahl und Neuheiten zu stellen vermag, erfüllen zu können. Höchste und hohe Hcrrschaften bedienen sich fortgesetzt der Hohensteiner Seidenweberei „Lotze" und dies würde doch nicht der Fall sein, wenn nicht diese Firma in hervorragendem Maße die weitgehendsten Anforderungen befriedigen könnte. Nun noch die letzte Frage: Warum soll ich nur deutsche Seide kaufen? beantwortet sich leicht und überzeugend. Abgesehen davon, daß es Pflicht jeder deutschen Dame ist, die deutsche Industrie zu unterstützen, ist man auch im Inlands gegen Uebervortheilung geschützt. Dann kommt der hohe Zoll vom Auslande in Frage, den jede Bestellerin wohl oder übel extra oder im Preise selbst mitbezahlen muß. Und schließlich, die deutsche Industrie, die jetzt in der ganzen Welt auf allen steht dann noch eine Reihe von Petitionen. Eine Petition um Erlaß eines Gesetzes zur Regelung des Verkehr» mit Honig wird der Regierung zur Berücksichtigung über wiesen. Eingegang'u ist außerdem eine Interpellation Herold, betr. die Zeit für die Vormusterung von Pferden, eine Interpellation Linger, betr. Nichtbeachtung der für die chemischen Fab iken erlassenen Vorschriften in Gries heim, endlich eme Interpellation des Abgeordneten von Hodenberg, ob Schutte zur Befreiung der in Südafrika internirten Missionare gethan seien und mit welchem Erfolge. — Der Antrag Gröber und Genossen auf Gewährung von Anwesenheitsgudern für die Reichstagsabgeordneten ist in der Commission des Reichstags mit 11 gegen 3 conservativen Stimmen (v. Kardorff, v. Staudy, v. Maltzahn) angenommen worden, und zwar in der Fassung, daß die Mitglieder des Reichstags aus Reichsmitteln während der Legislaturperiode, und zwar so lange der Reichstag versammelt ist, sowie acht Tage vor Eröffnung und acht Tage nach Schluß, freie Fahrt durch das ganze Reich auf den Eisenbahnen und für die Dauer ihrer Anwesenheit in Beilin Anwesenheitsgelder in Höhe von 20 Mk. für den Tag erhalten. Der Anwesenheit in Berlin steht gleich, wenn der Abgeordnete durch Arbeiten für den Reichstag verhindert ist, in Berlin anwesend zu seilt. Von den Anwesenheitsgeldern werden die Tage gelder abgerechnet, welche ein Mitglied des Reichstags in seiner besonderen Eigenschaft als Mitglied eines deutschen Landtags für dieselbe Zeit bezieht. Berlin, 3. Mai. Heute Abend 6 Uhr fand eine gemeinschaflliche Sitzung der beiden Häuser des preußischen Landtages statt. Anwesend ist das gesammte Staats- winisterium, auch Minister von Miguel. Graf von Bülow verliest die Königliche Botschaft, durch welche die Sitzungsperiode des Landtags für geschlossen erklärt wird und giebt sodann folgende Erklärung ab: „Meine Herren! In der Thronrede, mit welcher ich im Auf trage Sr. Majestät des Königs am 8. Januar d. I. den Landtag der Monarchie eröffnet habe, nahm unter den angekündigten Gesetzentwürfen die wasserwirthschaft- liche Gesetzesvorlage eine hervorragende Stelle ein. Beim Beginn der Etatsdebatte habe ich darauf hingewiesen, daß dieser Gesetzentwurf neben dem Etat den Haupt- gcgenstand Ihrer diesjährigen Berathungen bilden würde. Ich habe gleichzeitig betont, daß die geplanten Bauten dem Osten wie den« Westen, der Industrie wie der Land- wirthschast zugute kommen sollten, daß sie den gesammten Güterauslausch nach allen Richtungen zu fördern be stimmt seien und daß dieser Gesetzentwurf im Zeichen einer wirthschafllich ausgleichenden Gerechiigkeit stehe. Aus diesem Grunde muß die Königliche Staatsregier ung die eingebrachie erweiterte Kanalvorlage als ein Ganzes betrachten, aus welchem wesentliche Bestandtheile ohne Beeinträchtigung wichtiger wirthschaftlicher Interessen nicht ausgeschallet werden können. Nach dem Gange, welchen oie Berathungen in dieser Kommission des Hauses der Abgeordneten genommen haben, hat die Königliche Ätaatsregierung zu ihrem Bedauern die Ueberzeugung gewinnen müssen, daß die erwartete Ver ständigung über die Kanalvorlage zur Zeit ausgeschlossen ist. Von der Fortsetzung einer zwecklosen Berathung dieser Vorlage kann sich die Königliche Staatsregierung keinen Erfolg versprechen und daher zu einer solchen Hand nicht bieten. Auf Grund des mir ertheilten Aller höchsten Auftrags erkläre ich die Sitzungen des Land tags für geschlossen. Hierauf brachte Präsident von Kröcher ein dreifaches Hoch ans Se. Maj. den König Gebieten die fremdländische Konkurrenz schlägt, sollte in der Seidenfabrikation zurückstehen? Man sehe sich auf unseren großen Ausstellungen einmal um. So hat z B. die Hohen- stciner Seidenweberei „Lotze" in Hohenstein-Ernstthal auf ihre Erzeugnisse die höchste und erste Auszeichnung, die königl. sächs. Staatsmedaille, erhalten und diese größte Seiden weberei für Seidenstoffe im Königreich Sachsen ist Hoflieferant höchster und hoher Herrschaften. Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß diese Seidenweberei, die mit einem Special- Seidenhaus verbunden ist, die direct ans Publikum zu Original preisen liefert, eine sehr billige Einkaufsquelle ist, die dem großen Publikum geboten werden kann. Man verlange, bevor man anderswo kauft, Muster aus der Hohensteiner Seidenweberei „Lotze", Hohenstein-Ernstthal oder bemühe sich in die Filiale Leipzig, 7- Von der Größe der Auswahl, der Vorzüglichkeit der Stoffe und der Preiswürdigkeit derselben wird man überrascht sein. aus, in welches die anwesenden Abgeordneten einstimmten. Die Tribünen waren überaus zahlreich besetzt. In der Hofloge befanden sich die Mitglieder des Bundesraths und Oberhofmarschall Graf von Eulenburg. — Die in unserer letzten Nummer angekündigten Veränderungen im preußischen Staatsministerium sind zur Thatsache geworden. Der Vicepräsident des Staats ministeriums vr. v. Miguel, der LandwirthschaftSminister Freiherr v. Hammerstein-Loxten und der Handelsminister Brefeld haben ihr EntlassungSgesuch eingereicht, vr. Johannes v. Miguel ist einer der bedeutendsten Minister gewcsen, die das preußische Königreich überhaupt besessen hat. Oefter schon sind ihm, zumal von seinen Gegnern, Rücktritisgedanken nachgesagt worden, zumeist mit Un- recht. Allerdings hat er auch thatsächlich schon früher die Absicht gehabt, sich ins Privatleben zurückzuziehen. Zweimal hat er im Laufe der letzten Jahre, geplagt von katarrhalischen Affektionen, sein Abschiedsgesuch eingereicht, doch bewogen ihn dann höhere Rücksichten, noch länger im Rathe der Krone zu verbleiben. Neuerdings nun hat sich sein Gesundheitszustand erheblich verschlechtert. Daß ihn nebenher auch politische Erwägungen zu diesem Schritte bewogen haben, ist wohl kaum zu bezweifeln. Die Situation ist nichts weniger als erfreulich für einen Mann, der sein Leben lang danach gestrebt hat, ^Positives zu schaffen und der große Dinge zustandegebrachthat, an denen viele vor ihmvergeblichihreKräfteversuchthaben. Johannes von Miquel ist ein Mann von ungewöhnlich umfang reichem Wissen, der in praktischer Thätigkeit auf ver schiedenen Gebieten Erfahrungen gesammelt und dann im öffentlichen Leben verwerthet hat. DaS Urtheil über einen Mann, der bis zum heutigen Tage im Mittel punkte des Politischen Lebens gestanden hat, kann natür lich noch nicht feststehen. Aber daß er ein hochbegabter und erfolgreicher Staatsmann gewesen ist, der uner müdlich im Dienste der Allgemeinheit gearbeitet hat, diesen Ruhm wird ihm niemand streitig machen können. — Freiherr v. Hammerstein-Loxten, der gleichzeitig mit Herrn von Miquel sein Abschiedsgesuch eingereicht hat, ist seit dem November 1894 LandwirthschaftSminister gewesen. Seine Laufbahn war von der seines Lands mannes wesentlich verschieden. Denn ihm wurde es nach dem Jahre 1866 sehr schwer, sich mit den neuen Ver hältnisse» abzufinden, er verharrte längere Zeit in der Opposition. 1885 aber nahm er die Ernennug zum Landrach von Besenbruck an. Damit war das Eis ge- bochen, er konnte erst Vorsitzender des Provinzialaus schusses und 1889 Landesdirektor von Hannover werden. An den Verhandlungen zwischen Preußen und dem Herzog von Cumberland nahm er regen Antheil. Herr von Hammerstein, der am 2. Oktober 1827 geboren wurde, hat wohl nicht die Neigung gehabt, auf den Gang der Politik im allgemeinen bestimmend einzugreifen, aber er war ein tüchtiger Fachminister. — Ludwig Brefeld, der Minister für Handel und Gewerbe, der als dritter aus dem Staatsministerium ausscheidet, hat die Beamtenlaufbahn durchgemacht und ist in ihr allmählig zur höchsten Stufe aufgestiegen. Er trat 1867 in die Eisenbahnverwaltung ein, nachdem er vorher einige Zeit als Kreisrichter finigirt hatte. 1871 wurde er als Vor tragender Rath ins Handelsministerium, 1881 als Direktor ins Ministerium der öffentlichen Arbeiten be rufen, u»d in diesem dann zum Uuterstaatssekretär er nannt. Im Juni 1896 wurde er schließlich der Nach folger des Ministers von Berlepsch. Herr Brefeld ist am 31. März 1837 geboren. Auch er hat wohl den Ehrgeiz gehabt, mehr alssein tüchtigerRessortminister zusein.