Volltext Seite (XML)
LÄH ? L ) iÄ i H 1 L. - '! hc<> N..'i .:. Berlin, 1. Februar. Reichstag. Die Berathung des Etats des Neichsamtes des Innern wird fortge setzt bei dem Kapitel „Gesundheitsamt". — Abg. Müller-Sagan (sreis. Vp.) wünscht offizielle Betheilig una Deutschlands an dem Hand-in-Hand-Arbeiten der Mediziner und Zoologen aller Länder in Bezug auf sie Malaria-Erforschung, sowie Erhebung der zu immer größerer Blüthe gelangenden biologischen Ab- theilung des Gesundheitsamtes zu einer selbstständigen Anstalt. — Abg. Andrick (Soz.) fragt, was zur Ab hilfe der von ihm früher erwähnten Mängel in Krankenanstalten geschehen sei. Die Arbeitszeit des Lazarethpersonals sei mel zu lang, bei ganz unzuläng lichen Gehältern. Für Wärter betrage in staatlichen und städtischen Anstalten das Anfangsgehalt nur 19 resp. 20 Mk. Seit vorigem Jahre sei freilich in den städtischen Anstalten Berlins eine kleine Aufbesserung erfolgt, um wieviel, habe er nicht erfahren können, denn die Leute seien zu sehr eingeschüchtert. In Ham burg sei die Arbeitszeit 14 bis 15 Stunden, in Dres den 15 bis 16 Stunden rc. Das erkläre auch zur Genüge den Mangel an Wärtern und die daraus folgende unzulängliche Pflege; die Kranken müssen Alles dies büßen. In einer Anstalt habe ein Geistes kranker Selbstmord verübt, da er unbewacht geblieben war. Der Wärter und die Gehilfen wurden unter Anklage gestelll aber freigesprochen. Thatsächlich hätte auch niemand Anderes als der Anstaltsbesitzer selbst auf die Anklagebank gehört. — Geh. Medizinalrath Pistor bezeichnet diese Schilderung der Zustände in den Krankenhäusern als übertrieben. Gleich nach der früheren Rede Antrick's sei das Moabiter Krankenhaus revidirt worden, dabei habe sich nichts von den Be hauptungen Antrick's bestätigt. Auf eine zweite un- vermuthete Untersuchung in sämmtlichen öffentlichen und privaten Krankenhäusern hat sich nichts von dem ergeben, was von dem Vorredner damals gerügt worden sei. Man müsse übrigens bedenken, daß das Personal doch nicht die ganze Zeit zu arbeiten, son dern auch Ruhepause» habe. Bei seinen Angaben über die Lohnverhältnisse vergesse Antrick, daß die Betreffen den doch noch völlig freie Station hätten. — Abg. Dr. Endemann (uatl.) hebt die allmählich immer mehr ge steigerte Bedeutung des Veterinärwesens hervor, umso mehr müssen aber auch die Ansprüche an die Vor bildung der Veterinärärzte gesteigert werden. Dieselben müßten daher ein längeres Studium als bisher, und zwar nach zuvor bestandener Maturitätsprüfung, auf den Hochschulen absolviren. Weiter fordert Redner für das ganze Reichsgebiet die facultative Feuerbe stattung. In Preußen sei diese nicht gestattet, wäh rend sie in Baden, Hessen, verschiedenen mitteldeutschen Staaten, Hamburg rc. erlaubt sei; das sei doch ein wunderbarer Zustand. — Abg. Dr. Langerhans (sreis. Vp.) tritt für obligatorische Leichenschau und fakul tative Feuerbestattung ein. Kirchlicher Widerstand TagMM - Jnscrtivnsgebühren: die fünfgespaltene Corpuszeile oder deren Naum für den Verbreitungsbezirk 10 Pfg., für auswärts 12 Pfg., Reclame 25 Pfg. Bei mehrmaliger Aufgabe Rabatt. Annahme der Inserate für die folgende Nummer bis Borm. 1Ü Uhr. Größere Anzeigen Abends vorher erbeten. Jahrgang. Nr. 29 Tagesordnung: Lttgau, Wüstenbraud, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf u. s. w 1. Kemcknißnahmen. 2. Besiäligung verschiedener Kassenbcamler. 3. Dacleimsausnahine. 3. öffentliche Stadtverordnetnensitznng Dienstag, den 3. Februar 1801, Abends 8 Nhr. Hohenstein-Ernstthal, am 2. Februar 1901. C. Redslob, Stadiverorünelenvorsteher. Redaction und Expeduion: Bahnstraße 3 (nahe dem 5t. Amtsgericht). Telegramm-Adresse: Anzeiger Hohenstein-Crnftthal. Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstalten. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1 Mk. 25 Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Wärterpersonal, besonders in Irrenhäusern, kämen allerdings Klagen aus allen Kreisen. — Abg. Südekum (Soz.) fragt, ob es kein Akt der Verzweiflung sei, wenn ein Kranker in einer Nacht 1 400 Gramm seines eigenen Urins trinke. - Der Etat des Gesundheitsamtes wird angenommen. — Bei dem Etat des Patentamtes beklagt Äbg. Dr. Paasche die Neberlastung dieses Amtes und seiner Angestellten. Abhilfe sei im Interesse der Industrie unumgänglich nothwe"dig. — Auch dieser Etat wird genehmig!. — Das Kapitel „Reichsversicher- ungsaml" wird auf Antrag des Abg. Spahn an dis Budgetkommission verwiesen und der Rest des Ordi- nariums des Reichsamts des Innern debattelos ge nehmigt. — Der „Reichsanzeiqer" veröffentlicht folgenden kaiserlichen Erlaß an den Reichskanzler: „Nach der herzcrhebenden, Mich hochbeglückt»;»» Festesfreude, mit melcher der so bedeuisame 200jährige Gedenktag der Erhebung zum Königreiche im ganzen Lande gefeiert werden komme, ist durch den Heimgang weiland Ihrer Majestät dir Königin von Großbritannien und Irland, Meiner vielgeliebten und hochverehrten Großmutter, tiefe Trauer über Mich und Mein Haus gekommen. Unter dem frischen Eindruck dieser Heimsuchung habe Ich Meinen diesjährigen Geburtstag an der Bahre der edlen Fürstin m stiller Einkehr begangen. Umso wärmer und lauter sind aber an Mein landesväterliches Herz die zahlreichen Kundgebungen aus der Heimath gedrungen, welche Mir die innige Theilnohme Meines Volkes an Meinem Schmerze sowie seine treue Fürbitte für Mein ferneres Wohlergehen zum Ausdruck gebracht haben. Es hat Mir wohlgetban, erneut zu erfahren, in welch' freundlicher Weise Meiner am Meinem Geburtstage in deutschen Landen und seitens der im Auslande wei lenden Deutschen gedacht wird, und drängt es Mich, allen Betheiligten Meinen wärmsten Dank zu erkennen zu geben. Gott der Herr aber wolle das deutsche Volk in allen seinen Schichten und Gliedern auch ferner in seinen gnädigen Schutz nehmen und die deutsche Treue, den deutschen Fleiß und die deutsche Arbeit allezeit mit Segen krönen. Ich ersuche Sie, diesen Erlaß alsbald zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Osborne, am 30. Januar 1901. Wilhelm 3. E." — Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Tientsin: Nach einem Pekinger Telegramm ist Li-hung-tschang gestorben. Der Gouvernen-r von Schantung übernimmt die Vertretung bei den Friede:„Verhandlungen. — Auf dem Stiftungsfeste des Vereins zur Förder ung des Gewerbefleißcs hielt der Handes" ' -ster Brefeld eine Rede, in der er die gegenwärtige wirthschaftliche Lage und die Thätigkeit der Syndicate einer Besprechung unterzog. Der Minister ist der Ansicht, daß trotz der ungünstigeren Conjunctur des Augenblicks unser wirth- schaftliches Leben auch zur Zeit ein durchaus gesundes und daß zu irgend welchen ernsten Befürchtungen für die Zukunft kein Anlaß sei. Er schöpfe diese Hoffnungen aus der Thatsache, daß die Producentcn "h überall zusammenschlössen und dadurch einen sicheren Ueberblick über die Markt- und Preisverhältnisse gewönnen. „Ge- Sürfe da nicht maßgebend sein, Hde Kirche könne ja für ihre Mitglieder vorschreiben, daß sie sich nicht ver brennen lassen sollen. Aber das dürfe doch kein Hinderniß sein, dem, der sich durch Feuer bestatten lassen wolle, dies überhaupt zu ermöglichen. Die Krankenhäuser entsprächen immer mehr den noth wendigen Anforderungen, nur in den alten sei dies nicht immer der Fall. — Abg. Singer (Soz.): Sicher sei, daß die Leute, die in den Krankenhäusern ausge nommen würden, in Bezug aus Wartung und Ver pflegung noch nicht so aufgehoben seien, wie man es wünschen müsse, und das liege an dem Mangel an guten Kräften — Abg. Südekum (Soz.) führt Beschwerde über den im Sommer in der Jenenser Klinik des Professors Stinzig vorgekommenen Fall konsequenter Wasserent ziehung bei Diabetes. Weiter verbreitet er sich über die Milzbrandgefahr in den Pinielfabriken Nürnbergs und die fortdauernd ungenügende Innehaltung der Vorschriften, welche zur Verhütung von Ansteckung er lassen sind. — Staatssekretär Graf Posadowskr) er widert, die Einzelstaaten seien in Bezug auf die Aus führung von Maßnahmen zur Unterdrückung ansteckender Krankheiten nahezu unabhängig. Für den Gesundheits- rath sei in diesem Etat noch nichts ausgeworfen, es soll dies im nächsten Jahre geschehen. Die Frage der Feuerbestattung sei nicht Reichssache, dieselbe müsse den Einzelstaaten überlassen bleiben, lieber die Frage der Maturitäts prüfung behufs Stadiums der Veterinär kunde hätten Verhandlungen zwischen seinem und den anderen Ressorts statt gefunden. Was die Pinselfabrikation betreffe, so habe den kleinen Fabriken das Kochen dec Haare nachgelassen werden müssen. Die ganze Frage werde dauernd sorgsam erwogen, und wenn es durch führbar sei, schärfere Vorschriften zu treffen, so werde dies geschehen. Die Frage der Leichenschau sei so oft erörtert, daß er Neues nicht darüber sagen könne. Die Einzelstaaten glaubten, einen solchen Schauzwang nicht durchführen zu können. — Weimarischer Bevoll mächtigter Paulßen bemerkt noch mit Bezug auf deu Fall in der Klinik des Professors Stinzing-Jena, er selbst sei seiner Zeit entrüstet gewesen über den Vor gang, sei aber anderer Ansicht geworden, denn die Sache liege doch wesentlich anders, als sie erst ge schildert worden sei. Stinzing selbst habe Sen Patienten täglich besucht, und dieser sei sogar, nachdem ec bereits einmal aus der Kur entlassen gewesen, wieder zurück gekehrt. Der mit dem Mann gemachte Versuch sei nothwendig geivesen, um die Form der Erkrankung ge nau sestzustellen. — Abg. Prinz Schonaich-Carolath stellt fest, daß der Fall in Jena mindestens in weiten Kreisen einen sehr sonderbaren bedauerlichen Eindruck gemacht habe. Daß dec Patient durch das Fenster geflüchtet sei und aus der Dachrinne Wasser getrunken habe, beweise doch, daß er in seinen Entschließungen nicht frei war. Die Herren Professoren würden hoffent lich künftig mit ihren« Experimentiren an lebenden Körpern vorsichtiger sein. Unsere Krankenhäuser ver dienten im Großen und Ganzen Anerkennung, wie unser Sanitätsmesen überhaupt, lieber mangelhaftes 4. Bei:.'i ßfisfiwg über Annahme einer Stiftung. 5. Genehmigung ses mit dem Turnverein Neustadt abgeschlossenen Bertr, wegen U derlassung des Turnplätze» zu Feuerwehrübungezroecken. 6. Erl ebung einer Entschädigung für Straßenabnutzung von der Firma C. T. Steinert in Chemnitz. 7. Richügsprechung a. der Gas-instaltskassenrechnung von Hohenstein auf die Jahre 1895 bis mtt 1897 unk l». Ser Fmsilösa.küssenrechnungcii von Hohens"m auf das Jahr 1897 und von Hohensteia-Elnsttbal auf die Jahre 1898 und 1899. Hierauf: Geheime Sitzung.