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sör WKin-kniUll, MliWitz, 8kMs LugM, Wüstmbrand, Ursprung, Mittelbach, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf !l. . . rrr«.n Nr. 205 Sonntag, den 4. September 1898. Redacttou und Expedition: Vahuftrat« » (nahe dem K. «mt-gtrichy. Telegramm-Adrest«: Anzeiger Hohensteinernstthal. AnsertionSgebühren: die fünfgespalt^« i? Pf>.' Raum für den «erbreitunasbestrk 10 Pf»-, //- <,. Steelome 2S Pfg. Bei mehrmaliger «-li, ... «»»ahme der Inserate für die erb^. 1» Nhr. Größere Anzeigen Avenur - 25. Jahrgang- Dieses Blatt erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich Nachmittags. — Zu beziehen durch die Expedition und deren Austräger, sowie alle Postanstaltrn. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich I Mk. 2b Pfg. incl. der illustrirten Sonntagsbeilage. Jahrmarkt in Hohenstein-Ernstthal (Altstadt» am 12. September 1898 Grundlage des CmMesses würde >em. ded sich »-r^slichl-s. kme Frsg-b.Wgs>ch der A-n^nms bestehender Verträge, einschließlich natürlich » fnrter Vertrages, anzuregen. — Präsident M?Kinley^soll wegen der Enthüllungen über die Mißstände in der Truppenverpflegl g einer Volksmenge isultirt und von einer Frau >n Tagesgeschichte. Deutsches Reich. — Kaiser Wilhelm soll, wie nach der Versicherung eines „hervorragenden Diplomaten" in einer auswärtigen Botschaft in Berlin an den Gewährsmann der „Dauz. Reuest. Nachr." schon vor längerer Zeit in London un verbürgt verlautete, die Absicht gehabt haben, bei seiner Anwesenheit in Palästina, voraussichtlich bei Gelegenheit der Einweihung der Erlöserkirche zu Jerusalem, eine große Rede zu halten, welche dem Gedanken eines großen europäischen Friedensbundeö und einer damit verknüpften Verpflichtung aller Nationen, auf dem gegen wärtigen statns quo stehen zu bleiben, Ausdruck geben sollte. — Durch den russischen Abrüstungsvorschlag wird ein altes Gerücht wieder aufgewärmt, wonach Kaiser Wilhelm schon im Jahre 1891 einen ähnlichen Plan den Kabinetten vorgelegt habe, aber namentlich in Frank reich auf Widerstand gestoßen sei. Die Initiative des Kaisers wurde auf eine englische Anregung zurückgesührt. Angeblich soll Lord Salisbury dem deutschen Kaiser eine für das englische Kabinet gemachte vertrauliche Aufstellung der Kosten des Militürwesens für Europa mitgetheilt haben, die einen solchen Eindruck auf den Kaiser machte, daß er sich zu dem angedeuteten frucht losen Vorgehen entschloß. Die russische Presse bespricht den Abrüstungsvorschlag sehr ruhig, sie giebt sich keinen ausschweifenden Erwartungen hin, aber sie betont ein- müthig, daß bei dieser Gelegenheit sich alle „wahren" Freunde um Rußland schaaren würden. Das ist ein Wink mit dem Zaunspfahl, den man in Paris wohl verstehen wird. — Wie die „Magdeb. Ztg." sich melden läßt, trug sich der Zar mit dem Gedanken eine allgemeine Abrüst ung vorzuschlagen, bereits seit zwei Jahren und machte anläßlich der Zusammenkünfte mit den Kaisern von Oesterreich und Deutschland und mit Faure diesen die erste Mittheilung davon. Die genannten Staatsober häupter äußerten sich zustimmend. Die Wirren von Kreta, und der Türkenkrieg verhinderten jedoch die Ausführung. Der Gedanke ist der eigensten Initiative des Zaren entsprungen, der damit im Geiste seines verstorbenen Vaters zu handeln erklärt. — Der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe hat nach seiner Rückkehr ans Rußland den Besuch des Kaisers erhalten und diesem Vortrag erstattet. — Bei dem diesjährigen Kaisermanöver werden zum ersten Male praktische Versuche mit einem Motor wagen angestellt werden. Auf Veranlassung des Kriegs ministeriums hat die Allgemeine Motorwagengesellschaft zu Berlin Wagen in das Manövergelände gesandt — Eine vollständige Straßeneinrichrung für China, und zwar dessen Reichshauptstadt, wird in den nächsten Tagen an ihren Bestimmungsort abgehen. Dieselbeist hergestellt von der Firma Siemens L Halske nm der Firma Pauksch in Landsberg a. W. Sprottau, 2. September. In dem Jndustrieorte Mallwitz ist in Folge Jnficirung eines Brunnens eine Typhusepidemie von Besorgniß erregendem Umfange ausgebrochen. Durch Hüttenarbeiter ist dieselbe schon nach fünf anderen Orten verscklepvt worden. Oesterreich-Ungarn. — Mit Genehmigung und Unterstützung der vor gesetzten Militärbehörde haben vier Offiziere ein Patent angemeldci, nach welchem sämmlliche auf einer Strecke befindlichen Züge miteinander in lelegriphiicyen Verkehr treten und ihre jeweilige Stellung, Geschwindigkeit und Fahrtrichtung einander mittheilen können, sodaß der Sicherheitsdienst vom rollenden Zug aus besorgt wird. Passagiere können jederzeit nach allen Stationen vom Coupo aus telegraphiren. Aussig, 1. Sept. Daß die Sprachenfrage schon bei einem Schadenfeuer zum Ausdrucke gelangt, geht aus folgendem Vorfall deutlich hervor. In voriger Woche brannten in Kopist, einem tschechischen Dorfe nächst Theresienstadt, zwei große Scheunen nnd sonstigen Baulichkeiten eines tschechischen Grundbesitzers nieder. Die Feuerwehr von Leitmeritz war rasch zur Hilfeleistung bereit und sandte einen Löschlrain mit der nöthigen Mannschaft nach dem Brandplatze, wo sich diese an dem Löschungswerke in hervorragender Weise betheiligte. Als sie, vom anstrengenden Dienste und von der Hitze ermattet, die herumstehenden Dorfbewohner baten, sie in der Rettnngsarbeit zu unterstützen, gaben die tschech ischen Bewohner zur Antwort: wenn sie böhmisch augesprochen würden, würden sie helfen. Die Gendarmerie mußte die Leute geradezu zwingen, die Feuerwehr zu unterstützen. Die Thatsache beleuchtet den Deutschen haß und den Fanatismus der lieben Nachbarn in greller Weise. Als nämlich eine tschechische Feuerwehr umwarf, wodurch sieben Feuerwehrmänner verletzt wurden, hat der Sanitütsmann der Leitmeritzer Feuerwehr, ohne erst nach der Sprache der Verletzten zu fragen, sofort Hilfe geleistet. Dieser Fall bei dem Feuer zeigte wieder einmal deutlich, auf wieviel höherer Kulturstufe die Deutschen gegenüber den tschechischen Nachbarn stehen. Frankreich. — In der Wohnnng Henrys in Paris sinv unver- weill Siegel angelegt und eine Haussuchung gehalten worden. Henry, der eine Wittwe mit einem vierjährigen Knaben zurückläßt, stand im 51. Lebensjahre. Er war 1865 als gewöhnlicher Soldat in die Armee eingetreten, hatte 1871 ven Lieutenantsrang erworben und war schließlich, ohne die Kriegsschule besucht zu haben, in den Generalstab eingetreten, wo er durch seine Ränke haupt sächlich dazu beigetragen hat, daß Oberst Picquart seinen Posten als Chef des Jnformationsbureaus verlassen mußte. Gegen den Kommandanten der Festung Mont Valerien wird von mehreren Blättern der Vorwurf erhoben, er habe die allergewöhnlichsten Vorsichtsmaßregeln unter lassen, um den Selbstmord des verhafteten Oberstlientenant hintanzuhalten. Henry halte in seine Zelle einen kleinen Osfizierskoffer mitgebracht, welcher angeblich genau durch sucht wurde. Sicher ist, daß man das zwei Rasiermesser enthaltende Reisenecessaire in dem Koffer ließ. England. London, 2. Sept. Die Zeitung „Daily News" erfährt, die vom Czaren angeregte Conferenz werde nicht in Kopenhagen, sondern in Brüssel unter dem Vorsitz des Königs der Belgier stattfinden. Es würde eine Conferenz von Bevöllmächtigten der Großmächte und eine Subconferenz mit nur berathender Stimme, bestehend aus den Vertretern der übrigen Staaten, ab gehalten werden. Die Absicht des Czaren, den König Leopold zum Präsidenten des Congresses zu machen, stehe angeblich in Zusammenhang mit dem Besuche des Letzteren beim Präsidenten Faure in Havre. Die Haupt- Messer bedroht worden sem. Lertliches und Sächsisches. Hohenstein-Ernstthal, den 3. September. *— Zur Feier des Sedantages fand gestern Avm im Schützenhaussaale eine volksthümliche Feier züglet ) zum Gedächtniß an unseren in diesem Jahre Heimge gangenen Altreichskanzler Fürst Bismarck statt. Dcw Volksthümliche Comitö unter Vorsitz des Herrn Herm. Säuberlich hatte hierzu ein abwechslungsreiches Pro gramm aufgestellt, zu dessen Erledigung sich verschiedene Herrn bereitwilligst zur Verfügung gestellt hatten. Die Naumann'sche Capelle hatte den musikalischen Theil übernommen und hatte hierzu recht geeignete Weisen gewählt, u. A. das Streichquartett „Des Deutschen Kriegers Traum vor der Schlacht", dessen Vortrag die Anwesenden zu wiederholtem Beifall Hinriß. Herr Säuberlich begrüßte die Anwesenden und dankte nament lich allen Mitwirkenden für ihre Bereitwilligkeit. Herr Apotheker E. Himmelreich hielt eine begeisterte Ansprache, in der er den Heimgegangenen Fürst Bismarck als den Schmied der deutschen Einheit feierte, nicht minder die hervorragenden Verdienste unseres Königs Albert an dem Gelingen des großen Werkes beleuchtete, ferner unsern Kaiser Wilhelm II. als den Hort des Friedens, der die Veranlassung zu dem letzten epochemachenden Erlaß des russischen Kaisers gegeben habe, hinstellte und ihnen, dem Kaiser Wilhelm II. und König Albert, ein dreimaliges Hoch ausbrachte, in das kräftig einge stimmt und worauf das Sachsenlied gesungen wurde. Die Festrede hielt Herr Diakonus Günther, in der aber mals das Werk Bismarcks, die Einigung der deutschen Stämme durch eiserne Willenskraft und Zähigkeit, ins rechte Licht gestellt wurde. Todt sei wohl der Leib dieses größten Deutschen, todt sei aber nicht der Name und der Geist Bismarcks, dessen Thaten in der Geschichte ein Ruhmesblatt bedecken werde. Unsere im Sinne Bismarck's aufgebaute Macht und Stärke sei aber nicht so leicht aufzugeben trotz des russischen Abrüstunasvor- schlages, denn nur durch unsre Rüstung haben wir uns unsere Autorität unter den anderen Staaten erobert Zank und Streit werde niemals aufhören und darum ein ewtger Weltfriede auch nie einkehren. So wie es ,m Kleinen, z. B unter zwei bis drei Familien, doch emmal zum Streit komme, so sei es unter den Staaten Und wenn Rußland trotz dieses kaiserlichen Erlasses die colossalen Schlffsvermehrungen plane, so gehe doch daraus hervor, daß so schnell an die Ausführung dieses Abrüstungsplanes w,e vielleicht manche u glauben scheinen, nicht zu denken sei. Darum bleiben wir ge- Met und geloben wir unsere Treue zu Kaiser und w'r emstwimen in das Lied „Deutschland Deutschland über alles", was mit großer Beqeisteruna erfolgte. — Zur weiteren Unterhaltung trugen noch bei das herrliche Baritonsolo „Heil Dir, Germania" von