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en. em «en ag ne as >e- zu ?r- er ls iit s- r- i st st a 1 c i Oie Geheimschrift. Aooel leite von Friedrich H l) i e m e. (Forschung.) <8iachdnick verbolc»-! Franz war ganz außer sich über die bevorstehende Abreise der beliebten. Jetzt stand er sinnend vor dein alten Schranke, dem cin- sigen Gegenstände, welcher dein Mädchen von der geringen Hinterlassen schaft ihre-; Paters verblieben war, nnd betrachtete wehmlithig die alten Dokumente und Schriften, die zerrissenen Mappen mit den Autographen, den Pflanzen und Kupferstichen, die alten Bücher mit den zerfetzten Einbänden und den theilweise hcraushängenden Blättern. „Sag' mir, Kind," begann er nach einer Weile abermals, „was wird denn eigentlich aus dem alten Schranke, wenn Du über das große Wasser gehst? Willst Du ihn mitnehmen?" „Ich möchte wohl gern," erwiederte Agnes nachdenklich, „aber es gebt wohl nicht gut." -.Konntest Du ihn mir nicht lassen? Du sollst ihn wohlerhalten Tu zurückkehrst." "" Pfand memer Treue." ' '' -L-'^-ln. „Behalt' ihn zurück «Ich danke Dir, mein Lieb!" rief der Assessor mit einem sreu- cngen Blick«. ,ch werde die alten Schätze sorgsam hüten. ^>eh, dies wunderliche Bild hier reizte vor Jahren zuerst meine Auf merksamkeit. Nicht etwa, das; die Landschaft besonders kunstvoll aus geführt wäre, aber der blaue See, der Himmel, die weißen Berge und die bunten Häuschen machten mir einen romantischen Eindruck und hei melten mich ungemein an." Franz hatte bei d'.esen Worten ein flaches Kästchen dem Schranke entnommen, welches unter einer Glasscheibe die landschaftliche Dar stellung eines Schweizerortes enthielt. Die Häuser waren aus Holz plastisch dargestellt, die Vegetation aus Moos und dergleichen. Das Ganze mußte einst recht niedlich ausgesehen haben, während es jetzt freilich im höchsten Grade beschmutzt und verwischt und die Glasscheibe, welche Häuser und See bedeckte,' fast völlig erblindet war. Er reichte den unscheinbaren Gegenstand der Geliebten, dabei entglitt er seiner Hand in dem Momente, als Agnes ihn eben ergreifen wollte, und fiel mit einem Geräusch zu Boden, das nur zu deutlich den jungen Leuten verkündete, daß die Glasscheibe zerbrochen war. „Wie ungeschickt!" rief Franz ärgerlich und bückte sich rasch nach dem kleinen Gemälde. „Ich werde das Bild sofort ausbesscrn lassen. Auch die Hintere Wand des Nahmcns ist abgcsprungen" — er hielt das Kästchen gedankenvoll gegen das Licht. „Tie Malerei ist nur auf Holz auSgesührt," fuhr er immer noch daraufblickend fort, „aber der abgcsprungene Deckel ist anscheinend nicht einmal der richtige, sondern wahrscheinlich später erst aufgeklebt worden, um irgend einen Schaden zu verdecken." Agnes hatte sich neben ihn gestellt und schaute gleich ihm neu gierig auf das Bildchen. „Ta schimmert etwas Weißes," rief sie plötzlich in lebhaftem Tone. „Es sieht wie ein Papier aus." Neugierig nahm Franz sein Taschenmesser und suchte das Papier stück aus seinem engen Verstecke herauszufischen, was ihm auch mi einiger Mühe gelang. Das Papier erwies sich als ein vergilbter Zettel von der Größe einer Visitenkarte, der mit einigen Neihen fast farb loser Schriftzeichcn bedeckt war. „Agnes," rief der junge Mann aufgeregt, „ich glaube, wir haben da einen wichtigen Fund gemacht. Ohne Grund wird der Schreiber dieser Zeilen den Zettel wohl kaum in diesem sonderbaren Versteck untergebracht haben. Die Buchstaben sind glücklicherweise noch ganz deutlich zu erkennen, der erste ist ein x — sonderbar!" „Der zweite ein 8," rief Agnes. „Dann folgt ein g — x8g — das gibt keinen Sinn," meinte Franz kopfschüttelnd. „ „Vielleicht ist die Schrift in einer fremden Sprache abgesagt?" war; Agnes ein. „Es sind lateinische Buchstaben, sollte es nicht Latein sein?" l Der Assessor lachte. „Das ist ausgeschlossen," entgegnete er ent schieden. „Laß uns weiter sehen. Das erste Wort lautet X8gllpu das ist Unsinn, ein solches Wort kommt in keiner Sprache der Welt vor. Der Zettel ist offenbar in einer Geheimschrift abgesaßt." „Ah! So wäre also eine Entzifferung für uns unmöglich?" „O nein; falls die gewählte Methode nicht gar zu schwer ist, hoffe ich ihn in ein paar Stunden cnträthselt zu haben." „Wie klng Tu bist!" „Die Sache ist nicht allzu schwierig." „Sollte es aber überhaupt der Mühe werth sein? Mein Groß vater war ein Gelehrter, der sich mit allen möglichen Dingen beschäf tigte. Kann es sich nun in diesem Falle, angenommen, daß die Schrift wirklich von ihm herrührt, nicht um eine bloße Spielerei handeln?" „Das erscheint mir mit Nücksicht auf das gewählte Versteck doch etwas unwahrscheinlich," erwiederte Franz lebhaft. „Nein, nein, Agnes, die Sache interessirt mich, es steckt doch ein gutes Stück Jurist in mir. Wer weiß, vielleicht haben wir gar das Dokument über den Verbleib eures Vermögens gesunden. Laß mich nur erst einmal den Wortlaut feststellen." , Letztere Ausgabe war leicht, da die Buchstaben, wenn auch stark . ..^ . ... ,«»»>.>>. junge ^cann maue c le einzelnen ^christzeichen auf ein Blatt Papier deutlich nach und ermelt ;o folgende unverständliche Buchstabenreihen: X8gbpcr ba pucvupg opcv rlc8 zpulögop c>8p pmep ope tAuffMue llxApoo cvvlawaap Kpcva.o8vl> ipxlcgoa xpgop opu O8vb bin dlcuup opcv roaalcnv mgo ipb >vvk>U8!m 8g rwvbamgi opcv wvIMaapgcv pgabmpoop olccv inlck xpovbpcv ollw iempvl o.8u z.pucvvblc^pcvbn. „Ach, was für widersinniges Zeug!" entsetzte sich Agnes, welche ihrem Bräutigam über die Schulter blickte. Auch die Pflegeeltern des jungen Mädchens, welche jetzt aus ihrem Verkaufsgewölbe heraufkame», waren nicht wenig verwundert über die Entdeckung und sprachen gleichfalls die Meinung aus, daß es doch ganz unmöglich sei, den richtigen Sinn dieser seltsamen Wortnngethüme zu errathen. „O, die Schwierigkeit ist bedeutend vermindert dadurch, daß der Autor dieses Kryptogramms seine Mitthcilung in richtige Worte und anscheinend auch Sätze abgetheilt und nicht die Buchstaben in un unterbrochener Reihenfolge angehäust hat," versetzte der Assessor. „Das ist auch ein Beweis dafür, daß der Verfasser an eine besonders rassi nirte Vermehrung der Entzifferungsschwierigleiten gar nicht gedacht bat. Offenbar handelt es sich um einfache Buchstabenchiffcrn nach Kircher- schem System." „Wie willst Du es denn aber nun anfangen, die Bedeutung dieser Buchstaben zu ergründen?" „Paß einmal auf. Zunächst muß ich herauszubekommen suchen, in welcher Sprache das Dokument abgefaßt ist. Weißt Du etwa, ob Dein Großvater — denn diesen halte ich unter allen Umständen für den Verfertiger der Schrift — Griechisch und Lateinisch verstanden hat?" „Ich weiß es nicht." „Griechisch jedenfalls nicht," warf hier Agnes' Pflegevater ein. „Peter Wolf war von Haus aus Kaufmann, er hat keine höhere Schule besucht und sich nur durch Selbststudium seine reichen Kennt nisse erworben. Ich entsinne mich seiner noch sehr gut, es war ein dürrer, freundlicher alter Mann, aber mit tausend Eigenheiten. Fran zösisch verstand er, Lateinisch vielleicht auch ein bische», Griechisch aber sicherlich nicht." „Gut. So kämen vor allen Dingen diese beiden Sprachen in Frage. Lateinisch kann es nicht sein, denn ich finde hier in der dritten Reihe einen verdoppelten Endbuchstaben, was im Lateinischen nicht vorkommt. Da ich auf weitere Verdoppelungen der Endzeichen nicht stoße, so bleibt die Frage, ob französisch oder deutsch, offen, ich glaube jedoch mit Sicherheit auf deutsche Worte schließen zu können."