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Sprung, Mittelbach, Hermsdorf, Nemsdorf, Langenberg, Falken, Meinsdorf^s-^ 25. Jahrgang- Freitag, den 19. Angnst 1898. Redacttori und Expedition: Verhaftest« I (nahe dem ft. Amtsgericht). relegramm-Adrrffe: Anzeiger Hohenstein«rujtthal. für weihevolles Gedenken erforderlich ist. Und wenn das Berliner Blatt meint, daß Niemand nach Friedrichs- ruh kommen würde, nun so wollen wir doch erst einmal abwarten, ob diese Voraussage zutrifft. Gewiß werden in Friedrichsruh nur eben so viele Zehntausende das Grabmal besuchen, wie es in Berlin Hunderttausende gethan hätten. Aber die Zehntausende werden um des großen Kanzlers willen nach Friedrichsruh kommen, während in Berlin Bismarcks Grab nur ein Punkt eines Vergnügungsprogramms gewesen wäre. „Um 10 Uhr Nativnalgalerie, um 11 Uhr Bismarcks Grab, um 12 Uhr Kaiser Wilhelm-Denkmal, um 12'/, Uhr Vor überziehen der Wachtparade", so etwa würde das Pro gramm lauten und Niemand würde darüber mehr sar kastische Bemerkungen gemacht haben als Fürst Bismarck selbst. Dem Besuche des neugierigen Haufens wollte er eben entgehen, als er die Bestimmung über seine Ruhe stätte traf." — Zur Palästinareise des Deutschen Kaisers bringt das türkische Hofblatt „Servett" folgende bemerkens- werthe Auslassung: „In europäischen Blättern ist ein eigenthümlicher Streit darüber entstanden, welche poli tische Bedeutung die von Kaiser Wilhelm geplante Reise I nach den christlichen Stätten Palästinas haben könne. Wir dürfen hierzu wohl bemerken, daß Sultan Adul Hamid, nachdem er von dem Wunsche des Deutschen Kaisers, jene Stätten zu besichtigen, Kenntniß erhalten, denselben in freundschaftlicher Weise eingeladen hat, die Reise auszusühren. Kaiser Wilhelm erscheint somit in Palästina als der Gast unseres Herrschers, welcher durch aus davon überzeugt ist, daß sein kaiserlicher Freund mit dieser Reise keinerlei politische Zwecke verfolgt. Hat doch Kaiser Wilhelm erst kürzlich dadurch, daß er die deutsche Besatzungstruppe von Kreta znrückrief, durch die That bewiesen, daß er, in einem sehr erfreulichen Gegen sätze zu manchen anderen Mächten, die Hoheitsrechte des Sultans in gewissenhaftester Weise achtet. Es ist daher sehr müßig, wenn einzelne europäische Blätter befürchten, Kaiser Wilhelm erstrebe ein Protektorat über Palästina oder wolle angebliche Rechte anderer Staaten in jenem Lande beeinträchtigen. Sollte dagegen der ganze Streit dadurch entstanden sein, weil man an manchen Stellen mit etwas scheelen Blicken auf das innige Freundschafts Verhältnis; sieht, welches zwischen Kaiser Wilhelm und unserem Herrscher besteht, so möge man bedenken, daß der Deutsche Kaiser, obgleich er selbst streng an seinem eigenen Glauben hängt, doch wiederholt dafür den Beweis geliefert hat, daß er auch den heiligen Glauben der Kaiser achtet und ehrt." Passau, 17. August. Die Douauzeitung meldet aus Wegscheid: Ein großer Brand müthete gestern Vor mittag in Wildenrauna und zerstörte 31 Anwesen. Zwei Personen und viel Vieh ist verbrannt. Die eingebrachte Ernte ist vernichtet. Braunschweig, 17. August. Auf offener Straße verbrannte gestern der 72jährige Friedrich Stand. Er stand im Augenblick in Hellen Flammen" und ist den Brandwunden erlegen. Die Ursache wird darauf zurück- geführt, daß er die brennende Cigarre bez. Pfeife in die Tasche gesteckt hatte. England. — Die Lage in Südwales, wo seit Ostern 90000 Grubenarbeiter feiern, ist unendlich traurig. Reisende beschreiben das offene Land wie von einem Kriegszuge verheert und ausg-sogen, die Städte wie durch eine Belagerung ausgehungert Ueberall darbende Männer, Frauen und Kinder, denen der Hunger aus den Augen schaut. Da die Welshmen ein singfrohes Völklein sind, haben die Gesangvereine und Kirchenchöre in Schaaren das Land verlassen; sie ziehen singend und Beiträge sammelnd in England umher oder haben sich in See bädern festgesetzt, wo sie am Meeresufer Concerte geben, Wer bezahlt die amerikanischen Kriegskosten? Was von vornherein wahrscheinlich war, wird vou Tag zu Tag mehr zur Gewißheit: die Vereinigten Staaten Nordamerikas wollen sich die Kosten ihres Krieges gegen Spanien dadurch bezahlen lassen daß sie die Einfuhrzölle, die erst im vorige« Jahre bald nach dem Amtsantritt des Präsidenten MeKinley in die Höhe geschraubt wurden, abermals erhöhen Gan; Europa soll also so denkt der Yankee kaltblütig, ihm bezahlen, was ihm der Erwerb der Antillen gekostet hat Es liegt selbstredend, nachdem erst soeben der Pralmnnarfnede mit Spanien geschlossen ist, in Washington noch keine Gesetzvorlage auf dem Tische - aber sie wird kommen, das ist ganz zweifellos; die An'- deutnng aus offiziellen und nichtoffiziellen Kreisen sind nur allzu bestimmt, und es entsprach von je der Ge- slnnung der Nord-Amerikaner am meisten, Andere für sich bluten zu lassen. ' Die europäische Export-Industrie nach den Vereinigten Staaten, welche froh war, als der Krieg sich seinem Ende zuneigte wird dem, was sich drüben vorbereitet mit gemischten Gefühlen entgegensehen. Die amerikanische« Besteller waren von ,e groß im Drücken der Preise- werden die Zölle abermals erhöht, so wird wiederum — Die „Frankfurter Oder Zeitung" schreibt unter dem Titel: „Gönnt dem großen Todten Ruhe": „Wer den Mann, der für Deutschland mehr gethan hat, als je einer vor ihm und als je einer nach ihm thun wird, wahrhaft ehrt, wird in seinem Egoismus nicht so weit gehen, ihn nur für sich zu beanspruchen. Wenn immer betont wird, daß große Männer im Leben wie im Tvde nur ihrem Volke gehören, so darf man wohl da gegen fragen, ob denn große Männer ganz des natürlichen Menschenrechtes verloren gehen sollten, über sich selbst bestimmen zu dürfe». Wer kennt nicht die schöne Anek dote von dem Großen Friedrich, der, als ein übereifriger Höfling den in einer Gesellschaft eingeschlafenen alten Mieten aufwecken will, sagt: „Laßt schlafen mir den Alten er hat genug gewacht." Bismarck hat für sein Volk'genug gewacht; „die Sorge um die Nation raubt mir den Schlaf", konnte er mit berechtigtem Selbst- bewußtsein einmal sagen. Er hat genug gewacht, der Me nun laß ihn möchte man denen entgegen Adl"!d-n N'-i vEe °er^ für Kaiser Wilhelm, der Betrachtung des ^tanv u weil man von die volle innere Sammlung d ^brandet wird, dem lärmhaften Aben de ag Grabmal Wer aber nach Fnedruhsruh kommt un die des großen Kanzlers besucht, findet von ^"üstmbrand - 'E Der R° «»Sirs«« sN*" durch U^und Festtage Nr. I^. JnsertionSgebühren: die fünsgespÄ^ auswärts 12 Pw- Raum für den Berbreitungsbezirk 1" Viv--- h? Rabatt. Reclam. 25 Pfg. Sei mehrmaliger «„m. der Inserate für dre vorher erbeten. 10 fthr. Größere Anzeigen Abenvsv,^^^^^ uni den Ueberschuß des emgesammel^ den darbenden Familie nach Hause zu l Wunsch dem «rub-nb-M-n, h-rM- der h-mch-ndm Elend, da- m der h schrecklicher vülkerung und unter den Kramern n ) I 1 Ende ist als unter den Arbeitern, möglichst bald ein zu machen, und aus diesen Kreisen an . .^xM-k-u- mals die Aufforderung ergangen, A aber mit kehren, unter der alten gleitenden Lohnska a aber >m einem Mindestlohne. Die fetter ha^u laduiig abgelehnt; sie wollen keine gleite . . mehr, weil sie nach ihrer Ansicht beim gewa g bewerb unter den Zechenbesitzern dieLohne ' Doch ist es merkwürdig, daß von den 16 ö g des leitenden Ausschusses der Grubenarbeiter l die gleitende Lohnskala waren; es haben die von ß kommenden Einflüsse eine solche Herrschaft u sonst so friedlichen und nachgiebigen Leute gewonnen daß sie ihren eigenen Wortführern nicht mehr so g wollen. Griechenland. Athen, 17. August. Der Krlegsmimster ordnete eine Untersuchung gegen die Generalstabsofstziere des Kronprinzen im letzten Kriege an, weil diefe bei der Räumung von Larissa sämmtliche militärische Karten dort zurückließen, deren sich die Türken bei den späteren Schlachten bedienten. Athen, 17. August. Der frühere Ministerpräsident Rallis erklärte einem Redakteur des Blattes „Asty" gegenüber: Als er kürzlich vom Sultan empfangen wurde, habe dieser den lebhaften Wunsch nach einer Annäherung zwischen Griechenland und der Türkei aus gedrückt und dabei als Beispiel das Verhältniß zwischen Deutschland und Oesterreich nach 1866 erwähnt. Rallis fügte hinzu, er würde einem griechisch-türkischen Bünd-' niß begeistert zustimmen und werde für dasselbe wirken, selbst wenn man ihn deshalb für einen Verräther er kläre. Er hoffe, ein solches Bünduiß werde zu einer- schnellen Lösung aller zwischen der Türkei und Griechen land schwebenden Fragen führen können. Indien. Bombai), 17. August. Die Pest ist hier wieder- epidemisch geworden. In der letzten Woche starben 103 Menschen in Folge der Seuche, gegen 85 in der Vorwoche. Tagesgericht , - Di. Reichs ' MWZM Gleichgewicht zwische/s^ Es störe das schiebung «ach de« brutal^ ^-tur durch Ber- Ztg-" bezeichnet den etz ^i. < ^e „Köln. uuo praktisch unhaltbar als theoretisch Das Wahlrecht sei Ochste Staatsbedürfuiß '' dor Bildunq^ d w t L dem Grade Erfahrung n„d L?b^ Selbstständigkeit, der schon soweit, mit dem Staatsstreicl^zu^ falls Dm- 'm Reform" des Wahlrechts nicht ael nm Z .Artikel der „Köln. Ztg." schließt! wie folgO L stellt damit vor eine Entscheidung" ge- über die Bedeutung des Wahlrechts hlnausgeht, vor eme Entscheidung über Sein oder Nicht sein des konstitutionellen Staatswesens und der geistigen und ethischen Kultur; vor eine Verantwortung, vor der es für die Meinungsfreiheit und Meinungsehrlichkeit einfach keinen Ausweg giebt. Und so wird er und muß er mit Hand anlegen zum Ausbau des allgemeinen, geheimen und direkten Wahlrechts, das mit seinem Gleichheitsprinzip nichts anderes als ein modernes Faust recht ist.