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WWMlWn' TWbN un-Anjeiger Hohensteln-Ernstthaler Zeitung, Nachrichten und Neueste Nachrichten Bel Klage», Konkursen, Vergleichen usw. wird der BrnUo- betrag l» Rechnung gestellt. Im Falle höherer Gewalt — Krieg oder sonstiger irgend welcher Storung deS Betriebes der Zeitung, der Lieferanten oder der Bcsörderungseinrich- tungen — hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder auf Rückzahlung de« Bezugspreises. Erscheint jeden Wochentag nachmittags. — Fernspr.Rr.il«, 28. Postscheckkonto Leipzig 23464. — Gemeindegirokonto 14. Bankkonten: üommcrz-und Privat-Bank Zweigstelle Hohen stein-Ernstthal — Darmstiidter und Nationalbank Zweig niederlassung Hohenstein-Ernstthal. — Unverlangt eingesandte Manuskripte werden nicht zurückgeschickt. — Einsendungen ohne Namensnennung finde« keine Ansnahm«. Generalanzeiger für Hohenstein-Ernstthal mit Hüttengrund, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Rüsdorf, Langenberg, Meinsdorf, Falken, Langenchursdorf, Reichen bach, Callenberg, Grumbach, Lirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Pleißa und Rüßdorf. Dieses Blatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen deS Amtsgerichts, deS Finanzamt« und des StadtratS zu Hohenstein - Ernstthal, sowie der Behörden der umliegenden Ortschaften behördlicherseits bestimmte Blatt. Druck und Verlag von Dr. Alban Frisch. Nr. 123 Sonnabend, den 3«. Mai lS3l I s 81. Jahrg. Brüning am Gängelband der Sozialdemokratie Sie sozialdemokratischen Wünsche für den Malt der kommenden Notverordnung richtunggebend Wiederum ein Anschlag auf die deutsche Wehrfähigkeit Einen« McI » uua Berlin, 29. Mai Innerhalb des Reichslabiuetts wird heftig um die Notverordnung gestritten. Immer neue Vorschläge tauchen auf, rerschwinden aber ebenso schnell wieder, weil sich bald zeigt, daß sie »n- durchführbar sind Die ernsten Mahnungen der Sozialdemokraten zwingen den Kanzler zur Vor sicht. Die Regierung muß tatsächlich in recht er heblichem Maße auf die Sozialdemokra ten Rücksicht nehmen, die es sich nicht mehr «eisten können, noch einmal einen so furchtbaren Verrat an ihren Wählern zn begehen, wie das hei der Annahme der Dezember-Notverordnung »er Fall war. Zerstört Brüning die Sozialde mokratie, dann ist aus damit daes Zentrum sei- rer politischen Stärke beraubt. Dann dürfte auch Brüning bald ausgcspielt haben. Daher die Rücksichtnahme ans sozialdemokrate Wümche. Nicht etwa weil man vor den Sozialdemotr, Angst hat, weil man von ihnen einen St irz der Regierung besürchtet, sondern weil man die Partei nicht völlig zerstören möchte. Auf sozialdemokratischen Wunsch wird die L i n ko m m c n st e u e r erhöht, nnd zwar zu nächst um 4V« Prozent. Hier will wieder die die Volkspartei nicht mit, auf dir der Kanzler aber wenig oder gar keine Rücksicht zn nehmen braucht, denn von dieser Seite ist noch weniger als von den Sozialdemokraten zn befürchten. Über die Staffelung der Einkommensteuer strei tet man noch, da die Sozialdemokraten die grö ßeren Einkommen sehr scharf erfassen möchten. Der Reichskanzler verhandelte am Frei tag nochmals mit den Sozialdemokraten, deren Wünsche wohl in verhältnismäßig weitge hendem Masse berücksichtigt werden, vor allem aus zoll- und steuerpolitischem Gebiet, weil nur dann die Sozialdemokraten bereit sind, den sozialpolitischen Verschlechterungen zuzustim men. Die sozialdemokratischen Führer haben s ch entschieden gegen eine Erhöhung der Zuckersteuer ausgesprochen, weil dadurch der Zuckcrpreis stark erhöht werden würde. Jetzt verlangen sie von der Regierung wieder eine Einwirkung auf die Preisgestaltung des Zuckers. Die Regi^ung will auch aus Ersparnisgründen die zn viel ge zahlten Lohnsteuerbetrüge nicht mehr zuriickzah- len, weil dadurch die Reichstage zustark belastet wird. Die SPD will davon aber nichts wissen. * Berlin, 29. Mai Der Inhalt der Vorlage, die der Reichsfinanz minister nnd der Reichsarbeitsminister im Be nehmen mit dem Kanzler ansgcarbeitet haben, steht jetzt in seinen Grnndzügen im wesentlichen fest. Nach den Berechnungen des Finanzministe riums muß ein Fehlbetrag für das lausende Rechnungsjahr gedeckt werden, der sich beim Reich allein auf 739 Millionen Reichsmark be läuft. Meldungen, die davon wissen wollten, daß mit den Maßnahmen der neuen Sanierungs notverordnung zugleich auch die Fehlbeträge der beiden vorhergcgangcnen Rechnungsjahre abgc- dcckt werden sollten, sind irrig. Den Hauptnach druck legt der Entwurf, der das Kabinett in den nächsten Tagen beschäftigt, aus die sogenannte Krisensteuc r. Sic soll als Zuschlag zur Ein kommensteuer von allen Personen erhoben wer den, die nicht mehr arbcitsloscnversicherungs- Pslichtig sind, also mehr als NM» RM. im Jahre Alks iür SeuWland verdienen. Sie wird gestaffelt sein und in Sätzen von 1 bis k o. H. des Einkommens erhoben werden. Das Rcichsftnanzministcrium glaubt, hierbei etwa 4VÜ Millionen Reichsmark gewinnen zu können. Den Beamten wird ein zweiter Echaltsabbau auferlcgt, der gleich falls zwischen 4 und 8 v. H. gestaffelt ist und für das Reich Kü bis 70 Millionen Reichsmark bringen soll. Außerdem ist eine Verdoppe lung der Zucker st euer vorgcjchcn mit einem geschätzten Mehrerlös von 120 Millionen Reichsmark. Endlich sollen noch Benzin- und Tabaksteuer zusammen 80 Millionen RM. mehr als bisher erbringen. Die Ersparnisse am Reichshaushalt be laufen sich aus 12V Millionen, von drucn öv Millionen auf den Wchrhaushalt entfallen. Außerdem sollen weitere 13V Millionen beim Haushalt der Sozial- und Kriegsbeschädigten««- icn cingcbracht werden. Eine Beitragserhöhung bei der Arbeitslosenversicherung ist in dem vor liegenden Entwurf nicht vorgesehen, jedoch wird in Kreisen, die dem Kabinett nahestehen, damit gerechnet, daß es trotzdem nicht zu einer Herauf setzung der Beiträge um etwa V- v. H. kommt. Der Lcistungsabbau bei der Arbeitslosenversiche rung ist im wesentlichen in der Form vorgesehen, daß die Bestimmungen sür die Saisonarbeiter eine Neuregelung erfahren und vorausfichtlich die Wartezeit verlängert wird. Insgesamt ergeben die Maßnahmen, die hier nach vorgesehen sind, gegenüber dem errechneten Fehlbetrag ein Plus von rund 200 Millionen Reichsmark, die als Reserve ll) dienen sol len, salls etwa der Fehlbetrag doch größer sein solle, als das Reichsfinanzministcrium annimmt Der Stahlhelmtag eingelcitet — Berliner Kommunisten beschießen Ltahlhetmgrnppen ganz besonders soll dies dem Osten Europas gegenüber ausgesprochen werden. Wir alten Frontsoldaten wollen dem Osten helfen, wir wollen dem Westen helfen, und wir wollen Deutschland helfen. Denn der „Stahlhelm" will ja nichts für sich, aber alles für Deutschland." Forderung nach der 46-Stunden-Wochr mit gleich zeitigem Lobnausgleich erheben oder ibrr Durch- sübrung abhängig machen von einem vollständi gen Lohnausgleich, dann können sie ihr« eigene Forderung nicht mehr ernst nehmen, denn mit solchen Forderungen macht man nur den Arbeitern und den Arbeitslosen etwas vor, man stellt eine Forderung aus Agitation»- gründcn aus und verbaut gleichzeitig die Möglichkeit ibrer Durchführung. Wir wollen uns an dieser Stelle nicht damu beschäftigen, ob die Durchführbarkeit des ange nommenen Antrages seitens des Landes Sach, sen rcichsarbeitsrechtlich überhaupt möglich ist Es sei auch nur angedeutet, daß eine Erhöhung der Löhne um 16—17 Prozent doch eine recht er hebliche Verteuerung der Herstellungskosten, da mit wiederum eine Verringerung der Konkur- renzsähigkeit und weiterhin Verminderung der Produktion in sich schließt, oder mit anderen Worten: Nicht Besserung, sondern Verschlech terung des A r b e i t s in a r k te s. Festge halten seien aber die Ausdrücke: „Nicht mög lich"; „Forderung nicht ernst nehmen"; „aus Agitationsgründen". Und die von den Sozial demokraten aus den Aussührungen ihres Frak tionsredners gezogene Folgerung: Sie stimmten nicht gegen, sondern mit den bekämpften Kom munisten und den Nationalsozialisten sür den Agitationsantrag. * 150000 Stahlhelmer tressen sich dieser Tage in Breslau, um Zeugnis davon abzulegen, daß der Geist des Frontsoldatentums unter den Deut schen noch lebt und immer neue Anhänger an seine Fahnen sejselt. Das geht den Linkspar teien natürlich reichlich aus die Nerven. Sie ha ben deshalb systematische Vorbereitungen gotrof» sen, um die Tagung zu stören. So sind in den letzten Tagen bei verschiedenen Firmen, die für den Stahlhelm Uniformen, Abzeichen usw. lie fern, fingierte Aufträge emgegangen. Die Gegner wolle» sich ossenbar auf diese Weise, als Stahlhclmer verkleidet, zu provo katorischen Zwecken in die Stahlhelmkolonnenl «inschmuggeln. Einer dieser Aufträge, der tele phonisch einerLiejersirma in Liegniß vonBerUn ans gegeben worden ist, wurde auch nusgeführt. Es handelt sich dabei um 2500 Stahlhelmabzeis chcn, die hahnlaaernd nach Perlin bestellt war« Breslau, 29. Mai Der 12. deutsche Frontjoldatentag wurde heute nachmittag durch die Einholung von etwa 125 Fahnen in die Iahrhundcrthalle eingeleiter. In dieser fand am Abend eine große Kund gebung statt, Kei der der Führer des schlesischen „Stahlhelms", Oberst a. D. von Mar kl owski, die Erschienenen, insbesondere dis beiden Bundcsführer, begrüßte und ihnen dankte, daß der 12. R. F. S. T. in Schlesien tattfindet. Darauf ergriff der erste Buudcsführcr des „Stahlhelms" das Wort, der auf das Geleit wort in der Festschrift des „Stahlhelms" für den chlesischen Stahlhelm-Aufmarsch hinwies, daß es es der Wille des „Stahlhelms" und de- Sinn eines 12. Reichsfrontsoldatentages in Breslau ei, das Lebensrecht Deutschlands mit dem Osten und auf den Osten zu behaupten und sichtbar und hörbar vor aller Welt zu betonen. „Niemals werden wir alten Frontsoldaten", führte Seldte dann aus, „die Abtrennung zugeben, niemals die Wegnahme Obcr- schlesiens und Wcstprcußens, Danzigs und Memels anerkennen. Dieser Osten Deutschlands Kai deutsch zu sei» und wird es durch den Willen der nationalen deutschen Frontgeneration wieder werden." Nach einem Rückblick auf die Gründung des „Stahl helms" im November 1918 betonte Seldte, daß der „Stahlhelm", Bund der Frontsoldaten, von vornherein bewußt politisch gegrün det worden ist. Das Stahlhelm-Volksbegehren „der Preußische Landtag >it auszulöscn" habe man in breitester Front gewonnen. Im Spät sommer oder Herbst d. I. werde man den Volks entscheid mit allen Kräften und Stimmen und mit den verbündeten Freunden und Parteien durchführen. Auch dieser Volksentscheid werde ein Sieg sein. Seldte wies dann noch auf den scharfen, uniibrrbriickbaren Gegensatz des „Stahl- hclms" zum Marrismns hin, um dann zu schließen: „Wir. die wir den Krieg kennen, wollen keinen .st r ieg , aber noch weniger wollen wir Sklaven sein, und Berlin, 30. Mai Am Freitag in den späten Abendstunden wurden verschiedene Berliner Stahlhelmgruppen, die sich auf dem Weg zum Görlitzer Bahnhof be fanden, von Kommunisten überfallen. Dabei wurde ein Stahlhelmmann getötet, ein Stahlhelmmann, drei Polizisten und zwei unbe teiligte Passanten zum Teil schwer verletzt. Der erste Überfall ereignete sich gegen 23 Uhr am S e n n e f e l d e r - P l a ß , wo eine Stahlhelmgruppe, die sich zum Abmarsch nach dem Bahnhof sammelte, von Kommunisten aus der Dunkelheit heraus beschossen wurde. Von den Polizeibeamten, die die Abteilung be gleiteten, wurden zwei schwer verletzt. Außer dem erhielt ein unbeteiligter Passant einen Armschuß. Um die gleiche Zeit sand in der Nähe des Görlitzer Bahnhofs ein F c u c r ü b e r f a l l von Kommunisten auf zum Bahnhof marschierende Stahlhelmer statt. Der 02jährige Maurer August Hahn aus Fried- richsselde wurde durch zwei Kopfschüsse ge tötet, während ein anderer Stahlhelmer schwer verletzt wurde. Auch hier wurde ein Unbeteiligter durch Schüsse und Stiche verletzt. Die Polizei nahm fünf Zwangsstcllungen vor. Bei der Zerstreuung der kommunistischen An sammlungen in der Nähe des Babnboss wurde ein Polizeibeamter von den Kommunisten durch Messerstiche nm Kopf schwer verletzt. Erfurt, 29. Mai Heute vormittag 11 Uhr stieß auf der Hoch heimer Straße in Erfurt ein Cchiicll-Lastkraft- wngcn mit einem Erfurter Lastwagen zusam men, auf dem sich Stahlhclmleutr auf der Fahrt zum Reichsfronijoldnteniag nach Breslau befan den. Bei dem Zusammenstoß wurde der S1 ahlhel »i w agen u mgeworfen . Vier Insassen erlitten Arm-. Kops- und Bcinvcr- ießungcn. Bemerkungen Bekanntlich hat der Sächsische Landtag, bcvo er in Psingstseric» ging, einen Antrag auf Ein führung der 4 0 - S t u n d e n - A r b e i t s - woche bei vollem Lohnausgleich an genommen. In der Aussprache zu den von sozia listischer und kommunistischer Seite gestellten An trägen führte nach dem sozialdemokratischen Or gan unseres Bezirkes der Abgeordnete Arndt u. a. aus: Die Kommunisten wollen zwar der Einführung der 4U-Slunden-Woche zustimmen, aber nur dann, wenn ein voller Lohnausgleich erreicht werden kann. Einen Lohnausgleich halten auch wir für durchaus notwendig. Aber die Frage ist doch die. ob ein Lobnnusgleich in dieser Höhe jetzt durchgcietzt werden kann, denn ei» vollständiger Lohnausgleich bedeutet eine Erhöhung der Löhne um ungesädr O> bis 17 Prozent. Die Kommunisten wij- scn. daß bas trotz aller Anstrengungen eben nicht möglich ist, sie müssen wissen, daß dir (hrwriPchasten und dir 'Arbeitnehmerschaft jrtzt alle Kräfte zusainmcnsasscn mässen, um dcir von den Unternehmern geforderten und niit Nachdruck betriebenen writeren Lohnab bau wenigstens einigermaßen a b z u w e n - dcn. 'Wenn aber trotzdem die Kommunisten die