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Organ des deutschen Gärtner-Verbandes. Redigirt von Ludwis •öller, Geschäftsführer des - V deutschen Gärtner-Verbandes in Erfurt. F # Abounementspreis jähtlid) 7 31., halbjährlid 3 A. 50 Mf. *- # Ersdheint nm 1., 10. unÄ 20. eines jeden fitonats. X- Nr. 32. € Erfurt, 10. Oktober 1884» 4© VIII. Jahrgang. V erbandsangelegenheiten. Fünfte Wanderversammlung des deutschen Gärtner-Verbandes in Frankfurt a. M. am 20. September. Die Versammlung wurde durch den Verbandsge schäftsführer Ludwig Möller mit einer begrüssenden Ansprache eröffnet, in der er als den Zweck der Wan derversammlungen des deutschen Gärtner-Verbandes be zeichnete, Mitglieder und Nichtmitglieder bei geeigneten Gelegenheiten, wie eine solche eine Gartenbauausstel lung biete, zum Meinungaustausch über Fragen von allgemeinem Interesse zu vereinigen, um hierdurch, so wie durch den durch solche freie Vereinigungen geför derten persönlichen Verkehr anregend zu wirken, Gleich gesinnte einander näher zu führen und durch Erörterun gen der aufgeworfenen Fragen nach jeder Richtung die Ansichten über das, was zur weiteren Ausbildung unseres Faches zu tun notwendig sei, zu klären. Nach Verlesung der Präsenzliste*) erfolgte die Wahl des Vorsitzenden der Versammlung, als welcher Handelsgärtner A. Witzel, der Präsident der frank furter Gartenbaugesellschaft, ernannt wurde. Als Schrift führer wurden F. Lange, Sekretär der Gartenbaugesell schaft, und Ludwig Möller berufen. Der Präsident begrüsste darauf namens der Gar tenbaugesellschaft die Erschienenen mit herzlichen Wor ten und gab der Hoffnung Ausdruck, dass der deutsche Gärtner-Verband eine gedeihliche Fortentwickelung fin den und sein Wirken dem deutschen Gartenbaue zum Segen gereichen möge. Hierauf erteilte er Herrn Gar tendirektor Benque-Bremen das Wort, der sodann sei nen Vortrag begann. Hochgeehrte Herren! Der geehrte Vorstand des deutschen Gärtner-Verbandes hatte die Güte, mich zu der heutigen Versammlung einzuladen, um an den Verhandlungen des Abends „aktiv“ teilzunehmen, aktiv in dem Sinne: vermittelst eines Vortrages über irgend einen Gegenstand des Gartenbaues Veranlassung zu *) Dieselbe ist in der letzten Nummer veröffentlicht. Die Redaktion. einer Diskussion zu geben. Die Sache hatte etwas bedenkliches für mich, denn, persönlich völlig fremd in ihrer Mitte, konnte ich unmöglich wissen, für welchen der vielen Zweige des Gartenbaues hier am Platze ein vorwiegendes Interesse vorhanden und deshalb für die Besprechung willkommen sein könnte. Ohne Zweifel, mancher der Anwesenden, eingeweiht in die örtlichen Wünsche und Richtungen, hätte meinen Platz weit sicherer betreten können und hoffen dürfen, ein Thema zu finden, dem die Herzen gleichsam entgegenschlagen, über welches sich dann bequem und angenehm pro und contra hätte reden lassen. Indess, da dem nun einmal nicht so ist, sei auch das Vorteilhafte meines Fremd seins nicht aus den Augen gesetzt, der Vorzug nämlich, den ich als Gast geniesse, ihnen sämmtlich völlig unbe fangen, unbeengt von allen lokalen Einflüssen, gegen über treten zu können, von welcher Freiheit ich denn auch einen sachdienlichen Gebrauch zu machen mir er lauben werde. Mein Thema sei jetzt: der ganze Gartenbau in allen seinen Zweigen, welche Wege derselbe unter unsern Augen und unter unserer Mitwirkung wandelt, welcher Zukunft er zusteuert und welche Kräfte und Mittel wir besitzen, und welche uns fehlen, ihn ruhig und sicher seinen Zielen entgegenzuführen — also eine Art Musterung unseres eigenen Tun und Treibens, unseres Strebens, Hoffens und Wünschens zu halten. Wie nun aber inmitten der Gesellschaft, der wir als lebendige Glieder angehören, jeder Betrieb bald entferntere, bald intimere Berührung mit andern Berufs kreisen hat, so dürfen wir auch wenigstens unsere näch sten Nachbarn zu berücksichtigen nicht vergessen, wir müssen sehen, was sie uns und was wir ihnen wert sind, wo wir friedlich neben einander gehen können, wo sich aber auch unsere Wege naturgemäss trennen müssen. Nach meinem mir gesponnenen Faden wollen wir den Gartenbau betrachten in seinem Verhältniss 1) zu dem Ackerbau, 2) zu dem Gewerbeleben der Städte, 3) zu Wissenschaft und Kunst.