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Nr. 21. Pulsniger Wochenblatt. — Donnersrag, den 17. Februar 1916. Sette 2. Bö« dr« KrW-LHmletze«. Jie amtlichen Tagesberichte. Großes Hauptquartier, 16. Februar 1916. Dresden, 16. Februar 1916, nachm. -st 3 Uhr. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. DieEngländergrisfen gestern abend drei mal vergebens die von uns eroberte Stellung südwest - lich von Bvern an. Ihr Gefangenenver- lust betrügt im Ganzen 100 Mann. InderChampagne wiederholten die Fran zosen den Versuch, ihre Stellungen nordöstlich von Tahure zurückzugewinnen mit dem gleichen Mißerfolge wie am vor hergehenden Tage. Allgemein beeinträchtigte stürmisches Regenwetter die Kampstätigkeit. Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei Schneetreiben aus der ganzen Front hat sich nichts von Bedeutung ereignet. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. (W.T.-B.) ObersteHeeresleitung. Wien, 16. Februar, Oss.17-8.) Amtlich wird verlantbart: Russischer und Südöstlicher Ariegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Italienischer Ariegsschauplatz. Die Artilleriekämpfe an der küstenländischen und dem anschließenden Teil der Kärntner Front dauern fort. Im Abschnitt von Doberdo kam es auch zu Minenwerser- und Handgranatenkömpsen. Im Javorcek wurde eine italienische Feldwache zum achten Male aufgehoben. Dos Vorfeld unserer neuen Stellung im Rombongebiet ist mit Feindesleichen be deckt. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Höfer, Feldmarschalleutnant. Ser türkische Heeresbericht. Aus Konstantinopel meldet der amtliche Kriegsbericht: An der Jrakfront überflog eins unserer Flugzeuge die feindliche Artilleriestellung bei Kut el Amara und warf dort mit Erfolg 12 Bomben ab, die sehr gute Wirkung hatten. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Batiha, westlich Korna, ließ der Feind aus den Rückzugsstratzen eine große Zahl von Toten. Die Verluste, die der Feind in der ge nannten Schlacht erlitten hat, belaufen sich, soweit sie bisher festgestellt sind, auf 2000 Mann und 300 Tiere. An der Kaukasusfront verlor der Feind bei den hefti gen Stellungskämpsen, die trotz des kalten Wetters und des Schnees in den letzten drei Tagen stattfanden, 5000 Tote und 60 Mann an Gefangenen. An der Dardanellensront feuerten am 13. Februar ein Kreuzer, ein Monitor und ein Torpedoboot des Feindes 20 Granaten erfolglos gegen Tekke Burun. Infolge des Gegenseuers unserer Küstenbatterien wurden sie gezwungen, sich zu entfernen. Bei Aden, in den Wäldern zwischen Scheik Osman und Elu-Aile, wurde eine Aufklärungsstellung des Feindes in einen Hinterhalt gelockt und fast vollständig ausgerieben. Die Ueberbleibenden flüchteten sich in der Richtung aus Scheik Osman unter Zurücklassung ihrer gesamten Bagage. (W T.-B.) Bon der Westfront. In der äutzersten Südwestecke des Reiches, wo Deutschland, die Schweiz und Frankreich Zusammenstößen, drängen die dortstehenden deutschen Truppen die Franzosen langsam, aber sicher aus dem kleinen Stückchen deutscher Erde hinaus, das sie dort noch besetzt halten. Die Kämpfe spielen sich, wie der militärische Mitarbeiter der „Voss. Ztg." schreibt, an der Eisenbahn ab, die von Altkirch nach Belfort bezw. nach der Schweiz geht. „Wir nahmen ein weiteres Grabenstück bei dem Dorfe Obersept. Die Orte Ober- und Niedersept, und das noch dichter an der Grenze gelegene Psettershausen sind in unserer Hand. Der Trennungspunkt der genannten Bahnstrecken ist der Ort Dammerkirch. Dort ist ein sehr wichtiger langer Viadukt der Eisenbahn, den die Franzosen wieder ausgebaut hatten, nachdem er von deut schen Tuppen durch Spengung zerstört worden war. Die Franzosen waren sehr stolz aus den Bau. Man hatte sie auch ruhig gewähren lassen, bis er beinahe vollendet war. Der mit der Zerstörung des vollendeten Bauwerks erzielte deutsche Erfolg wurde von den Franzosen mit einem Wut geschrei ausgenommen. „Das Loch von Belfort" das alte Einfallstor auf französischer Erde nach Süddeutschland ist heute für einen neuen Vormarsch der Franzosen fester ver schlossen denn je. Die letzten Kümpfe an der Schweizer Grenze. Bafel, 17. Februar. Wie die „Baseler Nachrichten" melden, ist das französische Grenzdors Rechesy bei den letzten Kämpfen an der südlichen Vogesensront besonders schwer mitgenommen worden. Die deutschen Granaten schlugen ein, als die Bewohner gerade im Begriff waren, mit ihren Habseligkeiten den gefährdeten Ort zu verlassen. Es gab mehrere Tote und Verwundete. Der Ort selbst hat durch die Beschießung schwer gelitten, Der Kirchturm stürzte ein. Auch das in der Dreiländer-Ecke nahe der Schweizer Grenze gelegene Dorf Psettershausen wurde mit etwa 2000 deut schen Granaten belegt. Neun Häuser sind gänzlich zerstört. Etwa zehn Zivilpersonen wurden verwundet. Den Be wohnern — auch den in Psettershausen ansässigen Schwei zern — wurde nicht gestattet, sich Uber die Schweizer Grenze in Sicherheit zu bringen. Der englische Gelündeverlust bei Vpern. Genf, 17. Februar. Der vom britischen Hauptquartier zugegebene Geländeverlust in dem taktisch wichtigen Ab schnitt Vpern—Commines bestärkt die Pariser Fachkritiker Oberst Berthaud, Oberstleutnant Rousset und andere in der Auffassung, daß die teilweise neuartige bedrohliche Angriffs methode deutscherseits auch in nächster Zukunft mit großer Energie zur Anwendung gelangen werde. Noch lasse sich nicht genau erkennen, wo der Hauptstoß beabsichtigt sei. Joffre und Haig müßten äußerst wachsam sein. Die Pariser Militärkonferenz könne da nicht eingreifen. Bo« der SUM. Der russische Mißerfolg in Beßarabien. DU. Amsterdam, 16. Februar. Ein höherer englischer Offizier hat im Auftrage des englischen Kriegsamtes einige Monate an der russischen Front in Bessarabien geweilt, die dortigen russischen Aussichten zu studieren. Der Offizier ist jetzt zurückgekehrt und sagt in feinem Bericht: Der Haupt zweck der russischen Armee an dieser Front war, eine große Armee durch fortgesetzte Massenangriffe von anderen Kriegs- Handlungen abzuhalten. Das mißlang jedoch gänzlich. Die Russen haben feit Ende November 100000 Mann geopfert, während der Feind noch nicht den fünften Teil verlor, obwohl er halb so stark war wie die Russen. Die Erfolge der rus sischen Armee sind nicht nennenswert. Es ist unmöglich, die feindliche Front zu durchbrechen und alle Hoffnungen, die man im Dezember hatte, müssen ausgegeben werden. Ungarische Hilse für Ostpreußen. Budapest, 17. Februar. Der Magistrat von Buda pest beschloß, für den Aufbau der Stadt Gerdauen 50000 Kronen zu spenden. Diese Magistratsvorlaqe wird dem Munizipalausschutz schon in seiner nächsten Sitzung unter breitet werden. Bö« AW«. Die Operationen in Albanien. Lhristiania, 16. Februar. Aus Athen wird über Paris gemeldet: Durch die Besetzung von Elbassan und Fieri durch die Bulgarien ist die Verbindung zwischen Durazzo und Südalbanien vollkommen abgeschnitten. — Serbische Abteilungen, die in der Gegend von Elbassan und Tirana operiert hatten, haben die griechische Grenze im Epirus über schritten; sie haben sich nach Santi Quaranta begeben, wo sie nach Korfu eingeschifft wurden. Ser Krieg W See. Der englische Kreuzer „Caroline" gesunken Hamburg, 16. Februar. Die „Hamburger Nachr." melden aus Stockholm: Der bei dem letzten Zeppelinangriff aus den Humber getroffene englische kleine Kreuzec „Caroline" sollte infolge der schweren Beschädigung, die ihm durch eine Bombe beiqebracht war, auf den Strand gesetzt werden. Das Schiff ist aber bei Grimsby gesunken. Der Mast des Kreuzers ragt aus dem Wasser. W Wichtigste. Die Reichs - Regierung wird es bei den beiden bestehenden fleischlosen Tagen in der Woche belassen. Ein Geschwader österreichisch-ungarischer Flugzeuge hat einen erfolgreichen Angriff aus Mailand ausgesührt. Die Artilleriekämpse an der küstenländischen und Kärntner Front dauern fort; am Javorcek wurde eine italienische Feldwache zum achten Male ausgehoben. Präsident Wilson ist nach Washington zurückgekehrt; es ist noch unbestimmt welche Stellung er zu der deutschen Note über die Handelsschiffe einnehmen wird. Die Mehrzahl der in London ansässigen Schweden beginnt aus Großbritanien abzureisen. Im englischen Unterhause kündigte Asquith eine ausgedehnte Zusatzvesteuerung an als einzigen Weg, die finanzielle Bürde zu tragen. Rußland beabsichtigt demnächst nicht weniger als 3 Anleihen, und zwar eine innere, eine in Japan und eine in Finn land aufzunehmen. Der Abschluß einer zweiten englisch-französischen Anleihe in den Vereinigten Staaten in Höhe von 400 Millionen Dollars steht demnächst bevor. Oertliches und Sächsisches. Pulsnitz. (Abend-Unterhaltung) Am Sonntag findet im Schützenhaus eine große Abcndunter- haltung statt, bestehend aus kinematographischer Aufführung und humoristischen Darbietungen. Dec Veranstalter ist der hiesige Kinobesitzer Herr Wirker und er hat ein vorzügliches Programm zusammengestellt, sodaß ein Besuch zu empfehlen ist. Alles Nähere im Inserat — (Kriegsauszeichnungen.) Die Friedrich August-Medaille in Bronze erhielten der Ersatz-Reservist Alfred Vogel im Infanterie-Regiment Nr 178, aus Puls nitz, der Gefreite der Reserve Kurt Gräfe im Schützen- Regiment Nr. 108, in Pulsnitz M. S, der infolge Ver wundung aus dem Heersdienst entlassen ist, sowie der Ge freite Alfred Gräfe im Infanterie - Regiment Nr. 182 aus Vollung. — (Mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse) wurde Schulhausmann Schwiebus aus Pulsnitz ausgezeichnet. — (Beschaffung von Heimarbeitsür Heimarbeiter und Heimarbeiterinnen in der Textilindustrie. Zum Zwecke der Be schaffung solcher Arbeit hat sich unter Leitung der König lichen Amtshauptmannschaft ein Wohlfahrtsausschuß ge bildet, welchem Vertreter der 7 angesehensten Textilfirmen des Bezirks angehören und dessen Geschäftsführer Herr Lach mann (Inh. der Fa. Emil Lehmann-Pulsnitz) ist Der Wohlfahrtsausschuß hat bereits Fühlung mit den mili tärischen Vergebungsstellen in Berlin genommen und wird, sobald die Ausschreibung solcher Aufträge erfolgt (in Frage kommt in erster Linie das Nähen von Sand- und Geschoß- säcken, vielleicht auch von Hemden und Unterhosen) und die Lieferungsbedingungen bekannt sein werden, die Anmeldung vornehmen. In welchem Umfange Arbeit erhältlich sein wird, läßt sich augenblicklich freilich auch richt annähernd sagen. Berücksichtigt sollen von Heimarbeitern in erster Linie alle diejenigen werden, die bisher berufsmäßig und im Haupterwerbe Heimarbeit verrichtet haben; wenn die Auf träge zahlreicher ausfallen sollten, so ist in Aussicht ge nommen, auch die anderen im Besitz einer Nähmaschine be findlichen Personen des werkttätigen Standes mit Arbeit zu versehen. Jedenfalls haben aber alle, gleichgültig ob berufs mäßige Heimarbeiter oder nicht, die bei der Vergebung von Arbeit berücksichtigt sein möchten, sich bis zum 21 Februar dieses Jahres bei der Gemeindebehörde ihres Wohnortes an zumelden. Eine nachträgliche Anmeldung wird voraussicht lich nicht mehr berücksichtigt werden können. Don Arbeit gebern dagegen können nur diejenigen Firmen mit den von der Vergebungsstelle erlangten. Aufträgen versehen werden, die eigentliche Konfektionsbetriebe sind aber nachweislich vor dem Ausbruch des Krieges mindestens 10 Heimarbeiter auf Nähmaschine beschäftigt haben, ferner andere Textilfirmen, die nachweislich vor dem 19. Januar 1916 bereits militärische Konsektionsousträge gehabt haben und die Antrag auf Be rücksichtigung bei der Königlichen Amtshauptmannschaft bis zum 2t. Februar 1916 stellen. Jeder Firma wird dann vom Wohlfahrtsausschuß eine gewisse Anzahl von Heim arbeitern zur Beschäftigung unter Auferlegung gewisser Be dingungen zugewiesen werden. — (Das rechtzeitige Abkeimen der Kartoffeln) darf nicht versäumt werden. Jeder Keim entzieht zu seinem Aufbau der Knolle Nährstoffe, die so der Volksernährung verloren gehen. Das Abkeimen ist also wichtiger, als gewöhnlich angenommen wird, und sollte so bald als möglich geschehen, namentlich in diesem warmen Winter, der auch spätkeimende Sorten zum vorzeitigen Aus keimen bringt. Bei dieser Gelegenheit find alle kranken und fauligen Knollen auszulesen. — (Bekanntmachung.) Die stellvertreten den Generalkommando» der 12. und 19. Armeekorps haben eine Bekanntmachung erlaßen, tn der im In teresse der öffentlichen Sicherheit verboten wird: 1. Siegel, Stempel oder ander« Formen mit Jn'chrif- tsn von Militärbehörden oder Abdrücke solcher For men, 2. Vordrucke zu MtlitärurlaudSscheinen oder Mtlitärfahrscheinen ohne ordnungsmäßig unterschrre- bsnen, mit Siegel- oder Stempelabdruck versehenen Auftrag der Militärbehörde anzusertigen oder außer halb der dienstlichen Zuständigkeit sich zu verschaffen oder einem andern als der Behörde zu überlassen. — Zuwiderhandlungen unterliegen schwerer Bestrafung Dresden. (Gegen weitere Steigerung derSchuhpreise.) Bekanntlich find die Preise von Schuhwaren und Schuhausbesserungen in der letzten Zeit außerordentlich gestiegen. Um einer weiteren Steigerung ent gegenzuwirken, hat der „Zentralverband deuscher Schuh- ivarenhändler" eine Eingabe an die Reichsregierung gerichtet, in der die Forderung ausgestellt wird, keine Ausfuhr von Schuhwaren nach dem Ausland auch nach dem befreundeten, zu bewilligen. Der Verband ist der Ansicht, daß die Schuh preise in Deutschland noch weiter steigen müssen, wenn große Posten von in Deutschland hergestellten Schuhwaren nach dem Ausland verkauft werden, weil dadurch unsre Lederoor- räte eine Beeinträchtigung erfahren. Dresden, (Landesverband sächsischer Feuerwehren.) Der Landesverband sächsischer Feuerwehren beschloß in seiner l tzten AuSschußsitzung die VerbandSbeiträge für die zum Heere eingezogenen Kameraden bei der Steuererhebung im Jahre 1916 mitzubezahlen. Einen gleichlautenden Beschluß haben verschiedene sächsische BezirkSseuerwehroerbände bereit» gefaßt. Der HauShaltplan für 1916 wurde mit einer Einnahme- und AuSgabeendsumm« von 9000 M fest- gel-gt. In der Einnahme stehen 5000 M Beihilfe der Kgl. StaatSregierung und 4000 M Steuerbeiträge der VerbandSwehrea. Die Gründung der „Branddirektor- Lothar-Wkigaud-Feuerwehrstiftung brachte der Ausschuß zum Abschluß. Dresden. (Wild für die Verwundeten.) Mit dem Eintritt der geseZlichen Schonzeit für Hoch wild erreicht da» Jagdjahr am Schluffe diese» Mo nats sein Ende. Auch in dieser Jagdperiode hat der König, wie im vorigen KriegSjahr, hiesigen und aus wärtigen Lazaretten größere Posten de» zur Strecke gebrachten Wilde» aller Art für die verwundeten Krie ger überweisen lasten. Pirna. (Die älteste Einwohnerin) von hier, Frau verw. Mager, ist am Freitag kurz vor ihrem voll endeten 99. Lebensjahre gestorben. Der deuW LrieMagesbericht von heute besagt. Dresden, 17. Februar 1916, nachmittags V-3 Uhr. Großes Hauptquartier, 17. Februar 1916. Amtlich wirb gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. Bei d en Aufräumungsarbeiten in der neuen Stellung bei Obersept wurden noch acht französische Minenwerser gesunden. Oestlicher Kriegsschauplatz. Auf dem nördlichen Teil der Front lebhafte Artillerie tätigkeit. Unsere Flieger griffen Dünaburg und die Bahnanlagen von Wilejka an. Balkan-Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. (W.T.-B.) Ober st e Heeresleitung.