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196 Sorten unsere Aufmerksamkeit zu schenken. Solche Sorten sind bei derartigen Ausstellungen vor- zuführen, sie zu prüfen ist dann Sache der Pomologen und pomologischen Schulen, und erst dann, wenn sie diese Prüfung bestanden und sich wirklich bewährt haben, sollen sie dem Handel übergeben, beschrieben und verbreitet werden. Daß hierbei ein großer Unterschied gemacht werden muß, ob solche Sorten für den Garten und zum Anbau für den Liebhaber oder zum Anbau im großen geeignet sind, ist selbst verständlich. Baumpflege im Winter. Vom.Obstbauwanderlehrer Wolanke-Wurzen. Wenn die Ernte von den Bäumen eingeheimst ist, glaubt mancher Obstbaumbesitzer seinen Ver pflichtungen den Obstbäumen gegenüber nach gekommen zu sein und kümmert sich nicht weiter um dieselben. Man vergißt da bei aber ganz, daß ein Obstbau»! nur dann regelmäßige und gute Erträge bringen kann, wenn ihm die, einer jeden Kulturpflanze notwendige Aufmerksamkeit und Pflege zugewendet wird. Daher giebt es für den fleißigen Obst baumbesitzer bei einigermaßen schönem und mildem Wetter auch noch im Winter reichlich Arbeit. Für den Landwirt ist das be sonders wichtig, da er im Spät herbst und während des Winters durch die landwirtschaftlichen Arbeiten nicht so in Anspruch genommen ist, als dies zu anderen Jahreszeiten gewöhnlich der Fall. Not thut unseren Obstbäumen in erster Linie ein Ausputzen bezw. Auslichten der Kronen, denn diese sehen sehr häufig arg ver nachlässigt aus, so daß Licht und Luft nicht genügend Zutritt in das Innere erhalten. Zunächst müssen alletrockenen, abgestorbenen und kranken Äste entfernt werden, denn diese sind nicht nur über flüssig, sondern beherbergen auch noch Ungeziefer und Schädlinge aller Art. Weiter werden alle sich kreuzenden und berührenden Äste und Zweige entfernt, auch alle die, welche zu weit herunter hängen. Dann wird man auch darauf bedacht sein müssen, die Krone selbst lichter zu gestalten, und die zu dicht stehenden und überflüssigen Äste und Zweige entfernen. Es ist ein großer Irr tum, wenn man glaubt, je mehr Äste ein Baum habe, desto größer sei der Ertrag. Ebenso ver kehrt ist es aber auch, wie man es so häufig zu sehen namentlich bei Pflaumenbäumen Gelegenheit hat, die einzelnen Äste im Innern der Krone einfach aufzuästen, so daß dieselben in ihrem größten Teil vollständig kahl sind und nur oben an der Spitze eine besenartige Verzweigung besitzen. Man nehme das Auslichten vielmehr am Umfang der Krone vor, dadurch kann das Licht bester in das Innere und hierdurch wird die Fruchtbarkeit ge fördert. Ein Zuviel im Anslichten ist natürlich ebenso nachteilig als ein Zuwenig. Beim Ent fernen der Äste sind Schlitzwuuden und Rindeuquetschungen° zu ver meiden; das kann geschehen, in dem der abzusägende Ast zuerst von unten her eingesägt wird. Jeder Schnitt ist stets so aus zuführen, daß er mitten durch den Astring geführt wird, so daß unten noch etwas stehen bleibt, während oben die Schnittfläche mit der Rinde des Astes oder Stammes gleichlaufend endigt. Fig. 2 cr zeigt die richtige Ausführung des Schnittes, ö ist falsch, weil zu nahe am Entstehungspunkte, e ist ebenfalls falsch, da ein Aststumpf stehen bleibt. Fig. 3 zeigt die Ausführung der Schnitte über Ästen und Zweigen, e ist richtig ausgeführt, dagegen u und falsch, weil bei a ein Stummel bezw. Zapfen stehen geblieben ist, bei ö die Schnittfläche zu groß uud schräg ausgefallen ist und somit die Schnittfläche schlecht verheilen wird, auch der unter der Schnittfläche stehende Zweig dadurch leiden wird. Sämtliche Schnittflächen sind mit einem scharfen Mester glatt zu schneiden, damit die Schnittfläche schön überwallen kann (Fig. 1). Größere Schnittwunden sind außerdem vorsichtig mit erwärmtem Steinkohlenteer oder Leinöl zu bestreichen, so daß Regenwasser nicht eindringt und das Faulen des Holzes verhindert wird. Die hohlen Stämme, welche man so häufig antrifft, sind stets eine Folge von Aststumpfen, welche man stehen gelassen, und des Nichtbestreichens der Wundflächen. Alle zusammengeschrumpften abgestorbenen Früchte, die von dem Polster- fchimmel befallen sind und die man im unbelaubten Zustande, also während des Winters vornehmlich auf den Apfel- und Pflaumenbäumen wahr nimmt, sind zu entfernen und zu verbrennen. Die Arbeit des Ausputzens der Krone ist keineswegs so zeitraubend, wie der Landwirt Ng. i.