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52 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 13 u. 14 zu werden und ist als Schnittblume für Kranzbinderei recht gut verwendbar. Ein kalkreicher Boden sagt den Arabis arten besonders zu. An die Gattung Arabis findet die Gattung Iberis, die Schleifenblume, passenden Anschluß. Die wichtigste Art ist Iberis sempervirens, und zwar in den Sorten grandiflora, Schneeflocke, Perfection und Weißer Zwerg, welche sämtlich großblumiger sind als die Stammart. Im kalten Kasten an gepflanzt, in gleicher Weise wie es bei Helleborus beschrieben wurde, kommt die Schleifenblume schon zu Anfang April in Blüte. Die Blumen sind für Kranzbinderei ein sehr wert voller Werkstoff. Eine recht nette weißblütige Schnittblume ist Ranun- culus aconitifolius fl. pl. Ihre Blütezeit währt von Mai bis Juni. Die Blumen sind dichtgefüllt. Die Pflanze erreicht 30 bis 40 cm Höhe. — Gewissermaßen eine Frühlingsaus gabe der japanischen Anemone in Weiß ist die in den mittel hohen Gebirgen Europas hier und da besonders auf Kalk boden zerstreut vorkommende Anemone silvestris. Sie wird bei Gartenkultur bis 40 cm hoch. Die Blüten der gefüllt blühenden Sorte Anem. silv. fl. pl. Elise Fellmann sind recht haltbar und daher gut brauchbar. Unter den Staudenpäonien ist die feinste weiße Sorte Paeonia chinensis festiva maxima noch immer unübertroffen, was die Reinheit der weißen Farbe anbetrifft, welche durch einzelne, darauf verspritzte rote Farbtüpfelchen noch ge hoben wird. Eine weitere empfehlenswerte Sorte ist Madame Crousse. Ihre inneren Blumenblätter sind von einem zarten, lichtgrünen Schimmer überhaucht. Ein zartes Elfenbeinweiß zeigt die Sorte La Tulipe sowie die neue Goos und Koene- mannsche Züchtung Straßburg, während die ebenfalls Goos und Koenemannsche Züchtung Aßmannshausen schneeweiße Blüten aufweist. Die Form ihrer Blumen bezeichnet man am besten als eine lockere duftige Nelkenform. Die letzt genannte Sorte blüht spät, sie verlängert daher den Päo- nionflor um volle 10 Tage. Nicht unerwähnt lassen möchte ich eine wenig ver breitete Gartenform der zierlichen Graslilie (Anthericum), deren Stammart Anthericum Liliastrum zu den Kindern der heimischen Flora gehört und auf sonnigen kärglich mit Pflanzenwuchs bedeckten Abhängen der Muschelkalkberge und Hügel in Mittel- und Süddeutschland hier und da wild wächst. Es ist Anthericum Liliastrum giganteum. Zwischen grasartigen Blättern erheben sich die 50 bis 70 cm hohen Blütenstengel, welche in einseitswendiger Aehre ziemlich großglockige, zart duftende, schneeweiße, in ihrer Form an verkleinerte weiße Madonnenlilien gemahnende Blumen tragen. Die Blütezeit dauert von Mitte Mai bis Mitte Juni. Die Vermehrung erfolgt durch Teilung der Stauden. Samen setzen sie nach meiner Beobachtung nicht an. (Schluß folgt.) Düngerfragen. Es ist wohl kein Geheimnis, daß schon in den Jahren vor dem Kriege die Düngung längst nicht so gehandhabt wurde, wie sie von den Versuchsstationen der einschlägigen Wissenschaft empfohlen wird, weder hinsichtlich der Zu sammenstellung, noch der Menge, sonst wäre im Lande neben dem Stallmist noch viel mehr Kunstdünger verbraucht worden. Viele scheuten die Kosten, andere fürchteten des Guten zuviel zu tun, was manche auch wirklich taten. Der Hinweis, daß unsere Aeker und Gärten noch von der früheren, reichlichen Düngung zehren können, ist wenig tröstlich, denn gerade die richtigste Düngung, bei welcher die Verteilung der verschiedenen Stoffe nach den Bedürfnissen der Pflanzen vorgenommen wurde, ist auch von den Pflanzen am voll kommensten ausgenutzt und mit ihnen ist die Kraft vom Boden gegangen. Ich habe einmal ein stets sehr „rationell“ gedüngtes, ertragsreiches Ackerstück ohne vorhergehende Düngung mit Gemüse bepflanzt. Der Erfolg war kläglich, trotzdem das Land doch so lange kein Gemüse sah. Düng stoffe bleiben nur dort reichlich liegen, wo unsachgemäß gedüngt war, wo also die Pflanze von einem Stoffe viel, vom andern wenig vorfand, und einer zum andern nur im rich tigen Verhältnis von der Pflanze ausgenutzt werden kann. Darauf müssen wir jetzt besonders achten, um das Wenige gut auszunutzen. Kohlenasche habe ich schon vor dem Kriege zur Verwendung al Dünger empfohlen nach längerer Lagerung, nicht ohne deswegen scharf angegriffen worden zu sein, doch fand ich auch damals schon Zustimmung von Seiten hervorragender Fachleute. Viehhalten ist etwas sehr Nütz liches, wenn’s nicht an Futter mangelt. Oft sind jetzt die Kleintiere zu sehr Mitesser im Haushalt, und schädigen mehr als sie nützen. Gewiß müssen wir unsere natürlichen Düngstoffe uneingeschränkt verwenden. Wir müssen ar beiten, arbeiten. Vor dem Kriege gab sich niemand mehr ab mit dem Roden von Baumstämmen und Wurzeln, es gab ja Kohlen genug. Jetzt ist das Roden wieder allgemein. Aehnlich wird es bei der Beschaffung von Dünger zugehen, umkommen darf nichts mehr. Wenn wir uns nach Dünger ersatz umsehen, so stoßen wir auch auf die Waldstreu, die in umfangreicher Weise zur Streu in den Viehställen herangezogen werden sollte, damit sie in Mistform den Dünger vermehrt. Freilich ist der Düngewert des frisch gefallenen Laubes nur ein sehr geringer, ähnlich wie bei der Kohlenasche, aber das Laub gewinnt durch die Lagerung, indem eine Menge Lebewesen darin leben und sterben. Kommt dann im Stall noch das Nötige hinzu, so gibt die Waldstreu einen recht brauchbaren Dünger ab, der die Bak terientätigkeit in erhöhtem Maße anregt und Humus in den Boden bringt. Für diese beiden Dinge sind sehr viele Bodenarten recht dankbar. Die Waldbäume, denke ich, werden nicht so viel einbüßen durch die Entnahme des Waldstreues, überdies sitzt uns das Hemd näher als der Rock; es handelt sich um die Beschaffung der notwendigen Lebensmittel. Es soll freilich zurzeit eine Riesenmenge von Getreide in der Welt geben, aber nach allen Erfah rungen lassen die Feinde uns kaltblütig dicht daneben ver hungern. Im letzten Jahre habe ich auch eine Probe mit reiner Stroherde gemacht. In solchen Fällen diente mir meist die Cinerarie als Versuchskarnickel, weil diese reiche Nah rung beansprucht. Ich pflanzte diese also in reine Stroh erde, welche mir aus verfaultem Stroh am Eisdiemen zur Verfügung stand. Die Erde sieht, mit gärtnerischem Auge betrachtet, sehr gut aus. Die Cinerarien gediehen nur spär lich in der Stroherde, was mir ein Zeichen dafür ist, daß wenig Stickstoff in derselben enthalten ist. Primula obconica gediehen dagegen vorzüglich und brachten große Blätter und Blüten. Dies war mir besonders interessant, da ich auch hier nur reine Stroherde verwendete. Junge Melonenpfianzen wuchsen freudig in der Erde, über das weitere Gedeihen darin besitze ich noch keine Erfahrung. Jedenfalls enthält die Stroherde noch viel Nährstoffe; ob sie nun aus dem Stroh stammen oder sich der Erde, ähnlich wie beim Laube, nach und nach zugesellt haben, das lasse ich dahingestellt. Stroh besteht aus abgestorbenen Pflanzen, die jedenfalls nicht mehr soviel Nährstoffe enthalten, wie grüngetrocknete Pflanzen (Heu). Diesem Umstande schreibe ich es auch mit zu, daß Ziegendünger so wirksam ist, denn die Ziegen verzetteln in der Regel soviel Heu in den Mist, daß dieser zum größten Teil daraus besteht. Wenigstens war es vor dem Kriege so. Mistbeeterde und verfaulte Abfälle aus dem Garten usw. bringen viele gern auf Grasstücke, denen es durch die alte Narbe mit vergehenden Grasteilen an Humus nicht fehlt. Ich rate, diese Stoffe in den Gemüsegarten zu bringen, wo dergl. besser angebracht ist. Es ist schließlich so: Können wir am Weltverkehr nicht wieder voll teilnehmen, dann leidet unser Acker und Garten an Unterernährung, damit auch das Vieh und wir, was sich naturgemäß mit jedem Jahre mehr fühlbar macht, wenn nicht besonders fruchtbare Jahre eintreten. Doch sehen wir nicht zu schwarz, es kann sich bald zu unseren Gunsten ändern, won icht, dann passen wir uns den Verhältnissen an. Wirsind nun einmal diejenigen, die Zeitgnossen des großen Umschwungs, die aber auch Zeugen dafür sind, daß unsere hohe Kultur und Zivilisation uns nicht vor dem Schlimmsten retten konnte. F. Steinemann.