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170 sie nur für die Begüterten in Frage kommen, obwohl wir auch hier eine Steuer von 15 vH für viel zu hoch und geradezu konsumfeindlich halten. Nun scheint allerdings die große Gefahr der 15prozentigen Kleinhandelssteuer an der Gärtnerei abgewendet zu werden. Wie man hört, haben sich die drei Regierungsparteien dahin verständigt, daß die allgemeine Umsatzsteuer auf 1% vH und die Lu xussteuer, die den Gartenbauhandel nicht treffen würde, auf 25 vH festgesetzt wird. Dagegen soll die besondere Herstellersteuer, die im Gartenbau dem Züchter unter Um ständen treffen würde, sowie die eben behandelte Klein handelssteuer oder Steuer in der letzten Hand in Wegfall kommen, so daß wir nur eine einheitliche allgemeine Luxussteuer haben würden. Daneben soll allerdings auch die Verkehrssteuer (Besteuerung des Fremdenverkehrs) und die Inseratensteuer beibehalten werden, gegen die namentlich von Seiten der Fachpresse mit Macht Front gemacht worden ist. Hoffentlich wird die Nationalver sammlung diesem Beschluß des Ausschusses beitreten, so daß für den Gartenbauhandel der bittere Kelch der 15pro- zentigen Kleinhandelssteuer vorübergeht. P. Zur Frage der Blumeneinfuhr aus Italien. Die italie nische Zeitschrift „Sole" vom 29. September veröffent licht eine Eingabe der italienischen Blumenzüchter an die zuständigen Ministerien, in der ausgeführt wird: „Die über ganz Italien verbreitete Blumenzucht wird an der liguri schen Riviera und am Küstenstrich in der Umgebung von San Remo besonders stark betrieben. Hier waren vor dem Kriege ungefähr 2000 Betriebe mit 4000 das ganze Jahr hindurch beschäftigten Personen. Die Bebau ung der in Betracht kommenden 800 ha beanspruchte einen jährlichen Aufwand von ungefähr 10 Mill. Lire. Die gesamte Produktion in Schnittblumen an der Riviera be trug im Jahre 1913/14 über 7 Mill, kg, von denen über 6 Mill, im Werte von ca. 30 Mill. Lire ausgeführt wurden. Der Anteil der Parfümerieindustrie hieran ist verhältnis mäßig gering, rund % Mill, Lire. An der Ausfuhr waren beteiligt: Oesterreich-Ungarn mit 40 vH, Deutsch land mit 30 vH, die Schweiz mit 5 vH, Frankreich und Rußland mit je 10 vH, die übrigen Länder mit 5 vH. Von besonderer Wichtigkeit für Italien waren Frankreich, Deutschland und Oesterreich, und zwar nicht nur als Absatzgebiete, sondern auch als Durchgangs länder. Der Krieg brachte naturgemäß einen starken Rückgang der Blumenzucht. Auswärtige Absatzgebiete blieben nur Frankreich und die Schweiz, Jedoch ver ringerte sich der Wert der Ausfuhr infolge der drei- bis vierfachen Preissteigerung nicht fühlbar. Seit dem Waffenstillstände ist die Blumenzucht erneut im Aufblühen begriffen. Zu ihrer Förderung muß eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden. Insbesondere ist die freie Einfuhr in die alten und neuen europäischen Staaten von Wichtigkeit, um so mehr, als Frankreich bemüht ist, die führende Stelle in der Blumenausfuhr, die es während des Krieges an Italien verloren hat, wiederzugewinnen. Die Politik der aus Oesterreich-Ungarn hervorgegangenen neuen Staaten, die die Blumeneinfuhr zu verbieten drohen, ist für den italie nischen Blumenausfuhrhandel verheerend, weshalb auch der italienische Finanzminister dem österreichischen Er laß, der die Einfuhr von Blumen verbietet, entgegenzutre ten versucht hat. Insbesondere muß verhütet werden, daß die neuen Staaten im Osten, dem österreichischen Bei spiel folgend, gleichfalls die Blumeneinfuhr verbieten, zu mal der Osten künftig noch mehr als Oesterreich das Ab satzgebiet für die italienische Blumeneinfuhr sein wird. Auch die freie Einfuhr von Blumen nach Deutschland ist für Italien von größter Bedeutung. Hieran hat auch Frankreich, mit dem Italien auf diesem Gebiet konkurriert, ein lebhaftes Interesse, da es schon vor dem Kriege sehr große Mengen Blumen nach Deutschland ausführte. Nr, 43 u. 44 Ebenso wichtig ist die Erlangung freier Einfuhr nach dem besetzten Deutschland, nach Elsaß-Lothringen und nach dem Norden und Osten Europas, In den alten und neuen Staaten, die Einfuhrzölle auf Blumen erhoben, müssen fühlbare Zollerleichterungen erwirkt und die Einführung neuer Zölle verhindert werden. Die durch den Krieg und die gegenwärtige politische und wirtschaftliche Lage ge schaffenen Schwierigkeiten, die einer Förderung der Blu menausfuhr entgegenstehen, müssen durch tatkräftige Maßnahmen der Regierung überwunden werden, das er heischt nicht nur das Interesse der durch den Krieg stark beeinträchtigten ligurischen Riviera, sondern auch das des Staates, da der Wert der Ausfuhr in der nächsten Saison auf 50 Mill. Lire gegen 30 vor dem Kriege anwachsen wird und eine baldige Steigerung auf 100 Mill. Lire durch aus im Bereich des Möglichen liegt, wie die außerordent lich zahlreichen und dringlichen Nachfragen aus dem ehe maligen Oesterreich-Ungarn, aus Polen und Deutschland beweisen. Von Interesse ist auch die Mitteilung, daß der italienische Delegierte in Paris die zollfreie Einfuhr von Blumen nach Oesterreich gefordert hat, daß sich jedoch die Alliierten diesem Antrag „unter dem sonderbaren Vorwand" widersetzt hätten, der österreichische Staat dürfe nicht seiner Einnahmequelle beraubt werden". Der Inhalt dieser Eingabe der italienischen Blumen züchter an ihre Regierung ist für die deutschen Handels gärtner von sehr großem Interesse, weil er einen Ueber- blick über den Stand dieser Angelegenheit in allen Staa ten Europas (Rußland ausgeschlossen) gewährt. Von größter Wichtigkeit für uns ist die Stellungnahme der Alliierten gegenüber dem Verlangen des italienischen Delegierten nach zollfreier Blumeneinfuhr nach Oester reich. Dieser Antrag wurde abgelehnt. Es ist zu wün schen, daß die Alliierten uns gegenüber sich auf den glei chen Standpunkt stellen. Jedenfalls bietet dieses Verhal ten der alliierten Regierungen gegenüber ihrem eigenen italienischen Bundesgenossen den deutschen Handelsgärt nern ein sehr wertvolles Kampfmittel bei der Abwehr der fremdländischen Blumen vom deutschen Markte. Man wird hoffentlich nicht versäumen, sich desselben zu be dienen. Zu wünschen ist, daß diejenigen Kreise in Deutschland, die eine möglichst wenig beschränkte Ein fuhr ausländischer Blumen erstreben, sich die Begrün dung ad notam nehmen, mit welcher die Alliierten das Verlangen ihres italienischen Freundes zurückweisen. =========================== Praxis und Wissenschaft Einiges über Bodenbearbeitung. Von A. Janson. (Schluß.) Ehe ich aber hierüber meine Beobachtungen und Er fahrungen mitteile, einiges über die Bodenbearbeitung mit dem Dampfpflug. Die schweren Rigolpflüge mit Un tergrundzinken, die 80 cm und tiefer arbeiten, sind für unsere Zwecke wenig geeignet. Der Aufstieg des Was sers aus dem Untergründe wird gehemmt. Auch wühlen die Pflüge den Boden häufig auf, so daß viel Arbeit zur Einebnung erforderlich ist. Viel zweckmäßiger ist die Ar beit eines Balancepfluges mit reichlich 50 cm Arbeitstiefe. Ein solcher Pflug leistet an einem Tage die Arbeit von etwa 3500 Erdarbeitern, und die Kosten pflegen noch nicht den zehnten Teil der Handarbeit auszumachen. Genaue Preise haben sich nie angeben lassen. Die Kosten werden in erster Linie bedingt durch die Größe der zu bearbei tenden Fläche und die Entfernung, aus welcher der um fangreiche Apparat (Lokomobile, Pflüge, Drahtseile, Seil trommeln, Ersatzteile, Beiwagen usw.) herangeführt wer den muß. Einige Jahre vor Kriegsausbruch setzten sich die DER HANDELSGÄRTNER, Handeiszeitung für den deutschen Gartenbau