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4 DER HANDELSGÄRTNER, Handelszeitung für den deutschen Gartenbau Nr. 1 u. 2 Praxis und Wissenschaft —======= Kiefern als Park- und Gartenbäume. Fortsetzung aus Nr. 51/52 1918. Als Forstbaum hat die Weymouthskiefer [P i n u s Strobus) von allen ausländischen! Kiefern arten die größte Bedeutung in der deutschen Waldwirt schaft erlangt. Auch als Parkbaum ist sie ziemlich häufig anzutreffen. Freilich nicht so oft, wie sie es wegen ihrer Schönheit verdient. Die Kraft ihres Wuchses im Verein mit ihrer zierlichen Benadlung verleiht jungen wie alten Bäumen hohen Schmuckwert. Die schlanke Pyramiden form des Jungbaumes wird im Alter breit pyramidal. Nicht selten ist die Krone alter Bäume mehrgipflig. Meistens bleibt der Stamm bei freiem Stand sehr lange bis ziemlich tief herab beastet. Die Rinde ist in der Jugend glatt und glänzend graugrün, später wird sie mehr dunkelgrau und tiefrissig. Auch die Weymouthskiefer kommt am besten in lockerer, hainartiger Anordnung zur Geltung. Die Abstände müssen auf 7—8 m bemessen werden, damit der einzelne Baum Raum zur Ausbildung seiner Eigenart hat. Die Weymouthskiefer weist eine Anzahl von Spiel arten auf, welche aber sämtlich keine Bedeutung erlangt haben. Nur wenige derselben sind in einzelnen Baum schulen zu haben. Dahin gehört Pinus Strobus nana hort., eine dichtzweigige, buschig-rundliche Zwergform mit etwas kürzeren Nadeln als bei der Stammart. Auch Pinus Strobus nivea hort., eine Form mit ausgebreiteten, oft übergeboge nen Aesten und deshalb von niedrigem, unregelmäßigem Wuchs, mit auffällig hervortretenden silberweißen Längs linien der Nadeln, ist hier zu nennen, und ferner noch Pinus Strobus glauca, mit schöner blauer Nadelfärbung. Eine nahe Verwandte der Weymouthskiefer ist P i n u s e x c e 1 s a, die Tränenkiefer. Sie ist vor allem durch ihre außerordentlich elegante Benadlung gekennzeichnet. Wie bei der vorigen Art stehen die Nadeln zu je fünf zu sammen. Sie sind aber bis 18 cm lang. Außerdem stehen sie nach dem Ende jedes Jahrestriebsabschnittes zu dich ter als an dessen Grunde, wodurch die Verteilung des Nadelbesatzes büschelförmig erscheint. Da die Nadeln im Verhältnis zu ihrer Länge dünn und außerdem ziemlich schlaff sind, so vermögen sie sich nicht starr von den Zweigen abstehend zu erhalten, sondern hängen sämtlich in sehr zierlicher Weise abwärts. Hierdurch kommt die sehr kräftig ausgebildete blauweiß-silberige Färbung der Nadeloberseiten (Innenseiten) zur Geltung. Diese schöne Färbung im Verein mit der schon erwähnten eigenartigen Verteilung und Haltung der Nadeln verleiht dem Baum die hervorragende Schönheit seiner Tracht. Wenn der Baum älter wird, bilden die bis 27 cm langen und 4 cm dicken leicht gekrümmten, bei voller Reife hellbraunen und hängenden, stark mit schönen hellen Harztränen be setzten Zapfen einen besonderen Zierat des an sich schon wahrhaft vornehmen Baumes. Besonders fein ist die Wirkung einer Gruppe von Pinus excelsa, wenn man sie mit Massen von silbrig-rosa blühenden Rosen zusammen bringt, z. B. mit den Sorten Frau Karoline Testout, La France und ähnlichen. Wenn es möglich ist, jüngeren bis unten mit Zweigen bekleideten Tränenkiefern als Hinter grund eine dunkelgrüne Nadelholzwand zu geben, so kommt das lichte Blausilber der Kiefernadeln besonders augenfällig zur Geltung. An die Stelle eines Nadelholz hintergrundes kann ein mit Epheu dicht bekleidetes Ge bäude treten. In beiden Fällen darf der Abstand der Kiefern vom Hintergrund nicht zu knapp bemessen werden, um ihre Entwicklung nicht zu beeinträchtigen. Eine selten anzutreffende Kiefernart istPinuspen- t a p h y 11 a, die sogenannte japanische Weymouthskiefer. Sie hat sich in Nordwestdeutschland winterhart erwiesen und wird daher auch im übrigen milderen Deutschland mit Ausnahme der Nordostprovinzen den Winter ohne Frost schaden überdauern. Es ist eine recht schmuckvolle Art, welche aus dem zentralen Hochgebirge Japans stammt und bis zu 20 m Höhe erreicht. Man kann sie als ausge sprochen kurznadlig bezeichnen. Die Nadeln sind schön dunkelgrün mit weißer Innenlinie. Der Stamm ist mit starker, außen weißlichgrauer, rötlich abblätternder Borke bekleidet. Auch diese Art verdient angepflanzt zu werden. Eine sehr harte, gegen unseren Winter vollkommen widerstandsfähige Art ist Murrays Kiefer, Pinus Murrayana Balfour. Sie stammt aus Oregon, Utah und Colorado und soll dort bis 40 m Höhe erreichen. Ihre Krone zeigt eine ausgesprochene schöne Kegelform. Ihr Wuchs ist recht kräftig und schnell. Die Nadeln, je zu 3 bis 5 in einer Scheide, sind 2 mm breit, bis 8 cm lang, schön dunkelgrün und stehen sehr dicht beieinander. Die Rinde ist ziemlich dünn, graubraun und schuppig. Mur rays Kiefer stellt allerdings einige Ansprüche an die Bo denfeuchtigkeit. Auch in Moorboden und in sehr feuchtem Sande gedeiht sie noch recht gut. Für ausgesprochen trockene Böden eignet sie sich jedenfalls nicht. Häufige Anpflanzung verdient auch Jeffreys Kie fer, Pinus Jeffreyana. Sie stammt aus Nordkali fornien. . Ihre Ansprüche an die Bodenbeschaffenheit sind gering. Sie gedeiht daher noch zufriedenstellend in Sand böden. Allerdings dürfen diese nicht gar zu trocken sein. Die Nadeln erreichen bis zu 20 cm Länge, durchschnittlich messen sie 15 cm. Sie sitzen zu je dreien in ziemlich langer Scheide und sind schön blau- oder graugrün-bereift und scharf zugespitzt. Der Wuchs des Baumes ist sehr rasch. An Höhe steht er erwachsen unserer heimischen Kiefer nicht nach. In der Heimat soll er bis zu 60 m hoch werden. Die Krone des erwachsenen Baumes ist breit gebaut und durch weitausladende starke Aeste gekennzeichnet. Die Rinde wird erst im Alter stark rissig. Ihre Farbe ist grau braun. Die hellbraunen Zapfen sind kegelförmig. Sie er reichen bis 18 cm Länge bei einer Dicke bis zu 10 cm. Pinus Jeffreyana ist eine Kiefer von hohem Schmuckwert und durchaus winterhart. Sie liebt einen nicht zu trocke nen Sandboden. Erwähnung verdient auch die Bankskiefer Pi nus Banksiana Lamb. Sie stammt aus Neuschott land, Nordmichigan und Wisconsin und ist daher bei uns vollständig winterhart. Eine weitere hervorragende Eigen schaft ist ihre große Anspruchslosigkeit an den Boden. Auch im ärmsten trockenen Sande ist sie noch von be friedigender Wüchsigkeit. Auf etwas besseren Böden wird sie bis 20 m hoch, in armen Böden schließt sie ihr Höhenwachstum durchschnittlich mit 15 m ab. Ihre Nadeln, wie bei unserer heimischen Kiefer zu zweien ver eint, sind ausgesprochen hellgrün und werden bis 6 cm lang. Sie stehen sehr dicht. Bei freiem Stand bleibt die Bankskiefer lange tief hinab beastet. Die Krone ist bald deutlich spitz-kegelförmig, bald aber auch infolge aus ladenden und überbiegenden Wuchses einiger Aeste aus gesprochen malerisch, immer aber zierlich. Die Rinde des Stammes und der starken Aeste zeigt dunkelgraue Fär bung. Sehr kennzeichnend ist der schon in früher Jugend des Baumes beginnende Zapfenansatz. Oft sind kaum zehnjährige Bäume schon reichlich mit den graubraunen 5 cm langen, etwa 3 cm dicken Zapfen besetzt. Schon um dieser Eigenschaft willen ist die Bankskiefer interessant. Sie verdient keinesfalls die ihr zuteil werdende Vernach lässigung. Das Verpflanzen verträgt diese Kiefer sehr gut. Ein kurzes Schlußwort folgt in nächster Nummer.