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kranihetten vermehren sich als traurige Folge dieser Zustände erheblich. So stieg beispiels weise der Wodka-Verbrauch von 4100 000 Vedros (1 Vedro -- 12,3 Liter) in den Jahren 1924 bis 1925 aus 31500 000 Vedros 1926 bis 1927, die Zahl der allein in Moskauer Kranken häusern eingelieferten Geisteskranken von 25 im Jahre 1921 auf 1279 im Jahre 1926. Die sittlichen Begriffe der kommunistischen Jugend sind, wie schon oft erwähnt, derartig er schüttert worden, das; es umwälzender Ereig nisse bedarf, um hier Wandel zu schaffen. Ein ehe und Familie gelten in den Augen des radi kalen Bolschewisten als überlebte Begriffe, staatliche Erziehung der Kinder sott die der Eltern voll ersetzen. Der Staat aber, gewitzigt durch die Unsumme der Erfahrungen, erzieht die Kin der streng in seinem Geiste. Selbst den jungen Soldaten erzieht er mit einer Schärfe und Strenge, die der Disziplin im zaristischen Heere nichts nachgeben. Aber nicht nur die Jugend wird gedrillt, sondern jeder russische Staats bürger, gleichgültig wessen Ranges und Standes er war, ist und sein wird. Der Kommunismus hat in Rügland auf der ganzen Linie „gesiegt". Meere von Blut hat es gekostet, die Früchte dieses Sieges im jahrelangen Ringen durch Terror einer herr schenden Minderheit politischer Drahtzieher zu sichern. Wie lange jedoch das vom Regen zaristischer Willkür in die Traufe bolschewistischer Sozialisiernngsversuche ge ratene russische Volk sich noch die nackte Ge waltherrschaft einiger Weniger gefallen lassen wird, kann erst die Zukunft erweisen. Se»WM-DOandl«ng im Auslasd Berlin, 25. Oktober Deutsche im Ausland: Ein Problem für sich. Der heutige Tag hat zu der Frage, wie fremde Länder und zwar gerade unsere Nachbarländer sich gegenüber der Tätigkeit Reichsdeutscher stel len, einiges interessante neue Material beige bracht .Polen hat aus dem Korridorgebiet eine Dame mit Danziger Staatsangehörigkeit ausgewiesen wegen angeblich staatsfeindlicher Gesinnung und das von ihr geleitete Töchterheim in Scherpingen geschlossen. Daß das keine De monstration gegen Danzig, sondern selbstver ständlich wieder einmal eine gegen Deutschland war, für die die berüchtigte Erenzzonenverord- nung den erwünschten Anlaß bot, liegt klar ge nug auf der Hand, und zu aller Deutlichkeit hat Polen am selben Tage auch schnell noch di deutsche Volksschule in Erabowitz aufgehoben. Die Schüler sind in einer Nachbarschule unter gebracht worden, die bereits heute so überfüllt ist, daß der Lehrer seinen Unterricht in zwei Schichten erteilen muß. Kommentar überflüssig. Die Tschechoslowakei scheint ähnliche Dinge vorzubereiten, wie sie Polen mit seiner Grenzzonen Verordnung erreichen will. Die Agrarpartei, die wohl in der Lage sein dürfte, ihren Witten durchzusetzen, fordert den Innen minister auf, eine Besetzung von Verwaltungs-, Dircktions- und sonstigen leitenden Stellen in tschechoslowakischen Banken und Geldinstituten, Handels- und Jndustrieunternehmungen durch Ausländer nicht mehr zuzulassen. Wo Auslän der, selbst auf Grund einer Kapitalsbeteiligung solche leitenden Stellen inne haben, soll dieser Zustand sofort beseitigt werden. Man muß die völkische Zusammensetzung der leitenden Wirt schafter in der Tschechoslowakei, soweit sie nicht National-Tschechoslowaken sind, kennen, um so fort zu wissen, daß diese geplante Reform sich in aller Schürfe gegen das deutsche und deutsch- österreichische Element wendet. Es ist schließlich nach der Geschichte des jungen tschechischen Staa tes kein Wunder, daß österreichische und deutsche Kapitalien in großem Umfange dort investiert sind, und daß dementsprechend deutsche Persön lichkeiten in manchen wichtigen Schlüsselstellun gen sitzen. Bisher hat sich die Tschechoslowakei ihre Erfahrung, ihr Kapital und ihre Tüchtig keit gerne gefallen lassen. Offenbar aber soll das jetzt anders werden. Es bleibt freilich zu fragen, ob nicht die Durchführung solcher Maß nahmen für die Tschechoslowakei selbst und ihre Wirtschaft recht schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann und muß. Auch in der rei hsdeutschen Wirtschaft befindet sich, man denbe nur an die Kohle des Herrn Petschek, tschechoslowakisches Kapitel in nicht unbeträchtlichem Unifang und tschechische Per sönlichkeiten spielen auf dein deutschen Markte dementsprechend eine gewisse Nolle. Das deut sche Reich wäre, wenn die Tschechoslowakei die hier geäußerten Pläne tatsächlich durchführt, sicher vor die Notwendigkeit gestellt mit Gegen maßnahmen zu antworten, — und man sollte sich in Prag doch sehr genau überlegen, ob man iolche auf sich nehmen will. Eine kleine Nachricht aus Rußland sicht etwas anders aus. Im Donezgebiet, aus dein Schachty-Prozeß in unrühmlichen Andenken, fehlt es, wie man an den amtlichen russischen Stellen jetzt zugibt, an Fachleuten, und man hat des halb beschlossen, Ausländer wieder in verstärktem Umfange hcranzuziehcn und zwar namentlich Reich-deutsche. Auch Rußland hat einmal und zwar mit recht drastischen Mitteln versucht, die deutsche Tüchtigkeit aus seiner Wirtschaft auszn- schalten. Die dabei gemachten schlechten Er fahrungen sollten auch den Ländern zu denken geben, di« es jetzt mit ähnlichen Methoden ver suchen wollen. Stürmische sr-ffmm-sfitzma -es Semkalrates la KM« Die Abgeordneten Rosse und Rickli« dürfe« nur den Zuschauerraum betreten Kolmar, 25. Oktober In der Eröffnungssitzung des Eeneral- rates des Departements Oberrhein kam es zu stürmischen Zwischenfällle n. Die Polizei verwehrt« den beiden auto- nomistischen Eeneralräten Rosse und Ricki in, die in Begleitung verschiedener Freunde erschienen waren, den Eintritt in den Sitzungssaal. Auf ihren Einspruch hin wurde ihnen dann gestattet, im Zuhörer raum Platz zu nehmen. Als von einem Generalrat die Aufhebung der Sitzung verlangt wurde, entstand eine heftige Auseinandersetzung, an der sich die Abgeordneten Brogly und Abbe Haegy beteiligten, die di« Zulassung Rosses und Ricklins verlangten. Der Vorsitzende teilte mit, daß Rosse und Ricklin auf Anordnung des Innenministers nicht das Recht hätten, sich an den Sitzungen des Eeneralrales zu beteiligen. Darauf rief Rosse in den Saal, das Vorgehen des Innenminister sei ein Anschlag auf di« Freiheit des elsässischen Volkes. Dieser Zwischenruf Rosses entfesselte wilde Lärm- z e n e n, so daß sich der Vorsitzende veranlaßt äh, die Sitzung zu schließen. Ein zweiter Fall Langkopp in Breslau Breslau, 25. Oktober Gestern vormittag erschien im Zimmer des Leiters der Zweigstelle Breslau des Reichs entschädigungsamtes für Kriegs schäden unangemeldet ein Mann, der, ohne ein Wort zu sagen, eine elektrische Tisch- lampe ergriff und sie gegen den stellver tretenden Leiter des Amtes warf. Nur dem Eingreifen eines anderen Beamten war es zu verdanken, daß di« schwere Lampe ihr Ziel verfehlte. Der Aufforderung, das Zimmer zu verlassen, kam der Angreifer nicht nach, son dern ergriff das schwere Marmortinten faß und schleuderte es zu Boden.' Erst den herbeigerufenen Polizeibeamten gelang es, den Tobenden zu überwältigen und zu fesseln. Nach den bisherigen Feststellungen ist der Täter ein Geschädigter aus Karlsruhe in Oberschlesien namens Hofreiter. Er machte einen geistig gestörten Eindruck. Für heute hatte sich ein zweiter Geschä digter angemeldet, der das Amt in di« Luft sprengen wollte. Das Amt ist von heute ab unter Polizeischutz gestellt worden. Auflösung eines deutschen Tschterhcims in Pommerellen Danzig, 25. Oktober Dieser Tage ist di« Leiterin des bekannten Töchterheims Scherpingen (Pommerellen Fräulein Eva Förster, «ine Danziger Staats angehörige, wegen angeblicher staatsfeindlicher Gesinnung aus Polen ausgewiesen wor den, nachdem das Heim selbst vor vier Wochen von der Behörde geschlossen worden ist. In der Angelegenheit ist der Senat bei der polni- chen Vertretung in Danzig vorstellig geworden und hat die erforderlichen Schritte eingeleitet. Wie verlautet, ist bereits im Juli dieses Jahres vom Schulkuratorium in Posen die Auslösung des Töchterheims gefordert worden. WMsMProzeß g. Vcrhandlungstag Essen, 25. Oktober Die heutige Verhandlung rvurde wieder unter Ausschluß der Ocffentlichkeit geführt. Zunächst wurden die Zeugen vernommen, die über den Metzger Ostendorf aussagen sollen, der ich im Juni erschoß. Ostendorf soll mit der Mordtat in unmittelbarem Zusammenhang ste hen. Der Onkel des Ostendorf, Schmiedemeister Uphus, und sein Sohn sprachen sich günstig über Osbendorf aus. Die Mutter Osten dorfs nahm als Motiv des Freitodes ihres Sohnes Familienverhältnisse an. Es werden hierzu weitere Zeugen geladen. Bezüglich der Wagenfahrt am Ma- rienlacher See, bei der Husmann den Daube schwer mißhandelt haben soll, sagt ein Primaner aus, Husmann habe Daube gewürgt, gequetscht und ihn an der Gurgel gefaßt und hierbei geäußert: „Am liebsten möchte ich Dir die Kehle abd rücken oder ab- beiße n." Husmann habe auf ihn den Eindruck eines Irren gemacht. Der Verteidiger wies darauf hin, daß der Zeuge in der damaligen Zeit an nervösen Anfällen gelitten habe. Ein zwei ter Teilnehmer der Wagenfahrt sagte aus, Daube habe Husmann und der Husmann den Daubs geneckt, wi« Freunde sich necken. Von einer Verfeindung zwischen beiden habe er nichts bemerkt. Ein anderer Teilnehmer der Wagen fahrt hatte F>en Eindruck, daß es sich nicht um eine harmlose Balgerei gehan delt habe. In der Nachmittagssitzung wandte sich zunächst der Verteidiger Ruschen gegen beleidigend« A«utzerungen de» Zeuge» Bürgermeister Kappen und gab ein« ausführlich« Erklärung ab, wonach di« Vorwürfe des Zeugen, daß er — der Ver teidiger — Zeugen beeinflußt habe, hinfällig würden. Mehrere Schüler sagten nunmehr als Zeugen über d«n Vorfall auf der Hohen Acht aus, Durchweg schwächten sie ihre An gaben, di« sie zu Protokoll gegeben hatten, ab und wußten so gut wie nichts Belasten des auszusagen. Einzelne zogen ihre Angaben direkt als unrichtig zurück. Der Angeklagte selbst gab noch einmal eine genaue Darstellung des Vorfalles auf der Hohen Acht, der — wie er ihn schildert — harmlos gewesen ist. Die Verhand lung wurde dann auf Freitag früh 9 Uhr ver tagt. Schirms EWsrMMl Ws Malla 6 Tote und 29 Verletzte London, 25. Oktober In Hamrun auf der Insel Malta stürzte am Dienstag eine im Bau befindliche Braue rei zusammen, wobei sechs Personen getötet und 29 verletzt wurden. Der Einsturz erfolgt« bei dem Versuch, einen großen, außerordentlich schweren Kessel unter zubringen. Bei dem Einsturz des Daches wurde das oberste Stockwerk mitgcrissen und die Schuttmassen schlugen den dritten und zweitenStockdurch, bevor die dort beschäf tigten Arbeiter Zeit fanden, sich in Sicherheit zu bringen. Es steht noch nicht fest, wieviele Arbeiter sich noch unter den Ruinen befinden. Di« Erregung der Bevölkerung ist so groß, daß die gesamte verfügbare Polizei aufgeboten wer den mußte. Kleine MslStmgeu Raubmord an der Berliner Stadtgrenze Berlin, 25. Oktober. Am Mittrvoch früh wurde in Berlin an der Wittener Chaussee ein Arbeiter mit durchschnittener Kehle aufgefunden. Man nimmt an, daß der Unbekannte von zwei Personen überfallen, ermordet und einen halben Kilometer fortgeschleppt wurde. Der Fall wird dadurch noch rätselhafter, daß man in einiger Entfernung noch eine zweite Leiche fand, neben der eins Pistol« lag. Hier handelt es sich zwei fellos um Selbstmord. Man nimmt jetzt an, daß es sich vielleicht um Verbrecher handelt, di« miteinander in Streit gerieten. Tödlicher Ausgang eines Schlichtungsversuches Berlin, 25. Oktober. Der Oberpostschaffner Mehner versucht« am Mittwoch abend «inen auf der Straße entstandenen Streit zu schlichten. Hierbei erhielt er von einem noch unbekannten Mann einen Schlag und fiel so unglücklich zu Boden, daß er sich schwere Kopfverletzungen zu- zog, an deren Folgen er auf dein Transport ins Krankenhaus verstarb. Der geflüchtet« Täter wird von der Kriminalpolizei verfolgt. Anklage wegen Totschlages nach elf Jahren Berlin, 25. Oktober. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft ist vom Schwurgericht gegen zwei Berliner Arbeiter ein Verfahren wegen Totschlages eingeleitet worden. Derr Beschul digten wird ein Verbrechen zur Last gelegt, das elf Jahr« zurückliegt. Beide hatten am 11. No vember 1917 einen auf Urlaub befindlichen Soldaten, der sie beim Eünsestehlen in dem Potsdamer Geschäft seiner Mutter ertappte, er stochen. Die Tat kam dadurch ans Tageslicht, daß die Ehefrau des einen Täters, nachdem sie sich mit ihrem Mann überworfen hatte, diesen und dessen Mittäter anzeigte. Der Prozeß wird in Kürze vor dem Schwurgericht in Potsdam zur Verhandlung kommen. Unfall eines Personenzuges bei Jmmenstadt Augsburg, 25. Oktober. Am Mittwoch ent gleiste im Bahnhof Oberdorf bei Jmmenstadt der Personenzug 606 bei der Ausfahrt mit dem Tender-, Pack-, Eilgut- und einem Personen wagen aus noch nicht geklärter Ursache. Verletzt wurde niemand. Die Gleis« sind gesperrt. Der Verkehr wird durch Umparkicrung aufr«chtcrhal- ten. Die Störung wird Mehrere Stunden dauern. Schwerer Vauunfall Breslau, 25. Oktober. Hier ereignete sich auf dem Neubau des Fernheizrverkes ein Unfall. Die Rutsche, auf der der gemischt« Beton nach unter in die zu füllenden Pfeiler geführt wird, brach plötzlich infolge Ucberlastung zusammen und stürzt« auf zwei darunter beschäftigte Arbei ter aus beträchtlicher Höhe ab. Einer der Ar beiter erlitt eine» Wirbelsäulenbruch, der an dere schwere Kopfverletzungen. Ein tschechisches Militärflugzeug in ei» Haus gestürzt Prag, 25. Oktober. Ein Militärflugzeug stürzte Mittwoch über der Stadt Prerau ab und chlug auf das Dach eines Wohnhauses. Das Flugzeug fing in dem Augenblick, als es das s)ach durchschlug, Feuer, wobei auch das Dach in Lrand geriet. Das Feuer konnte jedoch bald ,elöscht werden. Der Pilot wurde völlig v«r- »rannt aus den Trümmern dos FluLzeuges ge- s SelebiW M »er ö-emm-er TeMn-ustete Wie immer um diese Jahreszeit, so ist auch in diesem Jahre eine geschäftliche Belebung ein getreten, die allerdings dringend nötig war^ wenn der Winter keine Krise bringen sollte. Für die nächsten Monate hat in fast allen Ar tikeln das Inland einigermaßen bestellt, infolge der starken Konkurrenz sind aber die Preise nach wie vor gedrückt. Dagegen liegt das Auslands geschäft — von wenigen Artikeln abgesehen — ausgesprochen schlecht. Die Abschließung Deutsch lands vom Weltmarkt hat unverkennbare Fort schritte gemacht, und man muß auch für die Zu kunft in dieser Beziehung Bedenken haben. In der S t o f f h a n d s ch u h i n d u st r i e hat sich ^die Lage noch weiter verschlechtert. Amerika bleibt nicht nur mit ins Gewicht fallenden Be stellungen aus, sondern hat sogar vereinzelt an nulliert. England kauft zwar etwas besser, doch genügen seine, sowie die deutschen und skandi navischen Bestellungen bei weitem nicht, ein Gleichgewicht in der Fabrikation herzustellen. Viele Betriebe arbeiten eingeschränkt, einige kleinere überhaupt kaum noch, und nur einzel nen Firmen ist es möglich, infolge ihrer günsti gen Verbindungen den gegenwärtigen Geschäfts gang als befriedigend zu bezeichnen. Die bis her aus dem Inland und Ausland eingegange- Inen Bestellungen für das nächste Frühjahr las sen eine neue Richtung nicht erkennen. Der Taylor-Made-Handschuh, sowie weiter noch die bestickte Stulpe behaupten anscheinend das Feld. Bei Strick- und Kulierhandschuhen sieht es naturgemäß etwas besser aus. Hier hat man stark mit der Herstellung der Winterware zu tun, die zum Teil schon dringend abgerufen wird. Be sonders in Strickhandschuhen ist der Auftrags bestand für die nächsten Monate ausreichend, übertrifft bczw. erreicht aber keineswegs ganz gute Jahre. Die Kulierhandschuhfabrikatanten klagen ebenfalls über Preisdruck. Die Triko - tagenfabriken haben in stärkeren Sachen, die im Preise allerdings sehr zu wünschen übrig lassen, gut zu tun. Einige Finnen haben sogar Lieserungsschwierigkeiten. Wegen des fehlenden Exportes kann die Lage jedoch keinesfalls als günstig angesprochen werden. Die Spinne reien leiden angesichts der Lage der verschie denen Fertigwarenindustrien ebenfalls unter großem Auftragsmangel. Der vorhandene Be darf in Durchschnittsgarnen in verschiedenen Stärken wird heiß umstritten und nur bestimmte Qualitätsmarken können leidlich abgesetzt wer den. Ein Teil der Firmen muß zu unmöglichen Preisen verkaufen, um den Betrieb aufrechter halten zu können. Die schwankenden Baumwoll preise verschärfen die Lage noch. Bei den Kammgarnspinnereien sieht es nicht viel anders aus, zumal die Garnpreise den Woll preisen nach unten vorausgeeilt sind. Außer dem zögert die Kundschaft trotz vorliegenden Be darfs mit größeren Dispositionen. Die Betriebe arbeiten daher vielfach weiter eingeschränkt. In der S t r u m p f i nd u st r i e ist die Produk tionskapazität in den letzten Jahren so bedeu tend gesteigert worden, daß in Zeiten einer schwachen Konjunktur ein Ueberangebot mit sei nen unangenehmen Begleiterscheinungen fast unausbleiblich ist. Augenblicklich füllt es trotz schlechter und schlechtester Preise zahlreichen Fabriken schwer, den Betrieb voll aufrechtzuer halten. Aus Prestigegründen wollen manch« Firmen nicht in stärkerem Maße einschrünken, so daß sie gezwungen sind, auf Lager zu arbeiten Dieser Ausweg ist nicht nur sehr kostspielig, son dern er kann auch sehr leicht andere unerfreuliche Folgen haben. Man hofft immer noch auf das Eingehen größerer Winter- und Frühjahrs bestellungen, die auch zum Teil in den letzten Tagen aus dem Inland« eingetroffen sind. Sächsisches Hohenstein-Ernstthal, 26. Oktober 1628 —* Warnung vor einem Darlehusvermitt- lungsschwindlcr. Der Kaufmann Richard Mon« sien, geboren am 12. August 1856 in Königsberg i. Pr.. zuletzt in Berlin, Nastenburger Straß« 22, wohnhaft, betreibt seit etwa zwei Jahren den Darlehnsvermittlungsschwindel. Er bietet sich auf Anzeigen von Geldsuchenden diesen als Selbstgeldgeber an, obwohl er keinerlei Kapita lien hinter sich hat. Es ist ihm nur um die Er langung der Auskunftsgebühr, die er in Höhs von 15 Mark fordert, zu tun. Es wird von einer Geschäftsanbahnung mit Monsien im vorer wähnten Sinne gewarnt. Personen, die etwa schon von ihm geschädigt worden sind, werden gebeten, sich bei der Kriminal- oder Gen- darmcriedienststelle zu melden. — Chemnitz, 25. Oktober. Der Nat der Stadt beschloß die Ausschreibung einees Wettbewerbs zur Gewinnung von Entwürfen für eine Ehren preisplakette der Stadt und bewilligte zu die sem Zwecke den Betrag von 1550 Mark aus haus haltplanmüßigen Mitteln.