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MiechsliMgsöLilGe Zürn ff E Hohenstem-ErnMaler Lsgebsatt und Anzeige? § Das ZclmMenküken Noman von IrmgarN Spangenberg. (17. Fortsetzung.) Ter Schaffner rief schon zum zweitenmal, man möge I sich beeilen. Johanna konnte nur noch das Fenster ihres ' Johanna kam eines guten Tages ins Wohnzimmer und sagte nichts weiter als: „Ich verreise." Einer sah den andern an, schwieg verlegen und mochte nicht fragen: warum? So war Johanna gezwungen, von selber mit der Sprache herauszurückcn. „Ich will einmal Urlaub nehmen. Ehe ich in den Winter gehe, habe ich das dringende Bedürfnis, einmal richtig ein paar Wochen auszuspannen. Ich fühle mich gar nicht so besonders." Ein paar Wochen! Und das sagte sie so nebenher, als ob sie etwa sagte: Ich gehe nur einmal, ein paar Be sorgungen zu machen! „Wohin willst du?" fragte die Mutter unsicher. Johanna zuckte die Achseln. „Weitz ich's? Irgendwohin. Es gibt ja auch im Herbst noch Orte, wo es schön ist. Vielleicht in den Harz oder an die Ostsee — oder meinetwegen nach Bozen oder Meran —" „So," machte der Justizrat nachdenklich und schwieg auch. Da Johanna selbständig war und ihr eigenes Geld hatte, war natürlich nichts dagegen einzuwenden, wenn sie einsteigen — es ist höchste ' Zeit! Leb' wohl, Konrad — I laß dir's gut gehen, Torii —" i Oktobermorgen nach Bozen. I Torli und Konrad brachten s sie zur Bahn. Es war früh am Morgen - und alles ging ein wenig in l Hast. Johanna war ruhig I wie immer. Sie lächelte ; wesenlos und hatte immerzu » mit ihrem Gepäck zu tun. Erst I im letzten Augenblick war sie ! für die andern da. „Ich mutz ; Bei Hollunders fing man schon an zu Heizen. Wenn l der Regen an die Scheiben schlug und die Ahornbäume sich I bogen, suchte jeder wärmeverlangend das geheizte Wohn- ! zimmer auf. Wie behaglich hätte es sein können! Wie traut und > echt deutsch und von Liebe besonnt — wenn nicht . . . Die ganze Familie Hollunder ging selber wie ein I Rcgenwettcr umher. Freudlos standen sie am Morgen i auf und legten sich ebenso , freudlos am Abend nieder. ; Wenn Alberta kam oder > Schwager Seppl, klang das I ungewohnte Lachen im Hause I fremd und verkehrt. Alberta i schüttelte dann nur den Kopf I über so viel Verstimmung, j aber helfen konnte sie auch > nicht. Menschen, die ihren ! Sonnenschein beiseitegelegt I haben, ist ebensowenig zu j helfen wie einein Himmel, > der ihn hinter Wolken ver- ! steckt! I Es ging so ein paar j Wochen weiter. Wenn da Abteils aufreißen, da fuhr schon der Zug ab. Tas war der ganze Abschied gewesen. Torli und ihr Schwager standen auf dem Bahnsteig, » solange der Zug noch zu sehen war. Es war weniger Jo- ! Hannas wegen, als weit mehr, weil man nun zu zweien I allein war und den langen Weg nach Hause zusammen machen mußte. Tavor hatten beide ein wenig Unbehagen. - Konrad dachte: Was soll ich mit ihr sprechen? Wir i können doch nicht schweigend nebeneinander hergehcn! I Und Torli batte mit den Tränen zu kämpfen, weil der Ab- ! schied so oberflächlich und hastig gewesen war. Ihr tat ; es um Konrads willen leid. Sie verlor für diese Wochen i ihre beste Freundin und Schwester — aber er doch seine j Braut! Gerade jetzt, wo er so viele Pläne hatte. Sie gingen schweigend nebeneinander her. Der Regen ! schlug ihnen ins Gesicht und tropfte Torli vom Mantel in I die Schuhe. Es war trostlos kalt und recht un- s erfreulich. „Jetzt wird Johanna bald da sein, wo die Sonne » scheint! Ein Tag nur —" ' (Nachdruck verboten.) , ein paar Wochen auf Urlaub ging. Aber bedenklich schien I es ihm trotzdem zu sein. „Was sagt Konrad dazu?" fragte er. I Johanna lachte. Aber es war ein gemachtes Lachen. ! „Konrad? Vorläufig weiß er es noch nicht. Aber was I sollte wohl Konrad dagegen zu sagen haben?" Ta hatte sie allerdings recht. Was sollte Konrad ein- ; zuwenden haben! Wenn seine Braut reisen wollte, konnic i er natürlich nicht sagen: Das I paßt mir nicht. Konrad hatte auch nichts ; zu bedenken. Er sah seine i Braut nur mit großen Augen I an und meinte dann: „Wie , du willst. Aber ich kann jetzt i nicht fort!" l So reiste denn Johanna, j ohne viel Aufsehen zu » machen, an einem regnerischen ! ; nicht etwas Außergewöhn- » liches einschlug wie ein Blitz, I war keine Hoffnung auf I Änderung. i Aber der Blitz schlug ein. ' Was man allerdings er- Dorli und ihr Schwager standen auf dem Bahnsteig, I wartet hatte, geschah mit ^ange d" Zug noch zu sehen war. i einer Selbstverständlichkeit.