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Hohenstem Ernstthaler Tageblatt und Anzeiger 25. Fortsetzung. „Wenn ver Herr Traf Hans Joachim der Komtesse nachgehen wollten, vielleicht fänden Sie sie noch," — ent rang es sich nach kurzem Kamps den Lippen des alten Dieners „Geh, Hans Joachim," befahl Maximilian kurz, und Hans Joachim ging den von Gottlieb bezeichneten Pfad hinunter „Nun sprich, was ist geschehen?" fragte der Graf, als er mit seinem alten, vertrauten Diener allein war Und da erzählte Gottlieb, wie er vorhin zufällig am Fenster des Jagdhauses oorübergegngen sei, und da er von mnen Stimmen vernommen habe, sei er stehen geblieben, denn er glaubte die Herrschaften alle fort und daß viel leicht jemand anderes sich eingeschlichen habe Und dann hörte er Gräfin Arenberg zur Komtesse Senta reden „Was sprachen sie zusammen'' Du hast gelauscht. Gott lieb''" fragte Maximilian mit plötzlich erwachtem Arg wohn. als er sah. daß der Diener zögerte „Verzeihung. Herr Graf — — ich hatte nicht die Ab sicht und habe auch sonst nie —" „Schon gut." unterbrach ihn der Graf, „es soll verziehen sein, wenn du mir alles jagst" Da erzählte Gottlieb den Wortlaut getreu Maximilian war totenbleich geworden Das hatte seine Schwester gewagt, ihm anzutun'' Wen traf es denn'' Ihn allein Er hatte die jungen Leute nicht getrennt, er hatte sie zujammen gelassen Hätte er schon früher ein Macht wort gesprochen und Hans Joachim fortgeschickt, so wäre dies nicht geschehen Solche Gedanken schossen ihm zuerst durch den Kopf, dann aber vergegenwärtigte er sich das Bild, das Gottlieb ihm soeben gemalt hatte Senta auf dem Loden kniend vor Schmach vergehend Armes Kind! Sie verdiente die Schmähung nicht Er selbst hatte sie >a scharf beobachtet, hatte sie mit Hans Joachim lachen und plaudern sehen und das Herz hatte ihm dabei in der Brust gebrannt Aber sie berechnender Kokettere zu zeihen — — das war infam unverzeihlich Und die eigene Schwester war es die sich in blinder Eifersucht so weit vergessen die ihm aus leine Frage nach Senta noch mit heuchlerischer Miene die Ant wort geben konnte, sie habe von Senta nichts gesehen und ebenso die Rupert, die an ihrer Seite ging War die etwa mit im Komplott'' Hatte ihm Hans Joachim nicht erzählt, daß sie Senta von seiner Seite fortgeholt um etwas an ihrer Toilette zu ändern'' — — Wehe wenn es sich so ver hielt, wehe wenn Karla sich zu weit vergessen hatte' Senta war so namenlos stolz, sie würbe die Schmach nichi ertragen können — Was aber hatte das Kind in seinem Schmerz oorgenommen'' Der Helle Angftjckiweifz brach ihm aus „Gottlieb, du wirst zu jedermann von dem Vorge- sallenen schweigen." (Nachdruck verboten.) „Ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als davon reden, Herr Graf" „Last den Wagen anspannen, vielleicht ist die Komtesse zurück nach der Wolfsburg gelaufen." „Zu Befehl, Herr Graf " Als Graf Wolfsburg im Wagen faß, vergegenwärtigte er sich noch einmal die Mienen und Worte feiner Schwester und der Rupert, als er sie nach Senta gefragt hatte Die Gesellschaft war schon ein gutes Stück emporgestie gen, als er plötzlich das Fehlen Sentas bemerkt hatte. Er sah sich vergeblich nach ihr um und trat endlich zu Hans Joachim heran und nahm ihn beiseite „Wo ist Senta, hast du sie nicht gesehen?" „Nein, Onkel, ich warte auch vergebens auf sie. Fräu lein von Rupert hatte sie vorhin von meiner Seite fort geholt. um etwas an ihrer Toilette im Jagdhaus zu ord nen und " „Und sie kam nicht wieder?" „Nein, bis jetzt nicht." „Fräulein von Rupert auch nicht? Doch halt ich sehe sie ja neben meiner Schwester: sie muß wissen, wo Senta geblieben ist Ich will sie fragen; bleibe du hi« und mache die anderen nicht aufmerksam " Ganz unvermutet — die beiden Damen hatten ihn nicht kommen sehen — stand er plötzlich vor ihnen. „Wo ist Senta fragte er auch hier Er sah, wie die Rupert zusammenzuckte und feine Schwe ster um einen Schein gelber wurde, aber er wußte nicht weshalb und beachtete es nicht „Ich weiß es nicht. Herr Graf," antwortete Fräulein von Rupert mit erzwungenem Lächeln, „ich denke, die Kom tesse ist unter den anderen " „Sie müßen es doch wißen," entgegnete der Gras scharf. „Sie haben die Komtesse vorhin ins Jagdhaus zurück geführt. um etwas an ihrem Kleide zu ordnen Kam st« nicht wieder mit Ihnen zurück '" „Doch Herr Graf" log die Rupert, der die Zähne klap perten. als sie vernahm der Gras habe von ihrem kleinen Manöver Kenntnis erhalten Der Gras war zu aufgeregt und von Sorge erfüllt, als daß er sich Gedanken über das sonderbare Wesen jeiner Hausdame und seiner Schwester gemacht hätte Jetzt erst, nachdem er die ganze Intrige erfahren hatte und durch schaute. wußte er es sich zu erklären Und ein Heller Zorn loderte in ihm empor Also hatte man lein Vertrauen ge täuscht Welcher Lohn der heuchlerischen Dame werden tollte war ihm klar, wie er mit jeiner Schwester abrechnen würde, hing davon ab wie er Senta wiederfand „Ich werde sie juchen gehen, ich bin verantwortlich für das Kind." harte er den Damen geantwortet, und er sah jetzt, daß sein Verlangen, die Gesellschaft nicht zu denn-