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MsMerMMbiatt Dienstag, 4. November 1913. Beilage zu Nr. 132. 65. Jahrgang. Kus aller >welt. Berlin, 2. November. (Dar Urteil im Pots damer Raubmordprozeß) Im Prozeß gegen den Antiquitätenhändler Händel wegen Erdrosselung der Fräuletnr v. Schönfeld wurde gestern in später Abendstunde dar Urteil gefällt. Nach langer Beratung erklärten die Geschworenen den Angeklagten der Tot- schlagr bei Begehung einer Dtebstahlr schuldig. Der Staatsanwalt beantragte darauf lebenslängliche Zucht- hauSstrafe. Der Gerichtshof verurteilte den Angeklag ten zu 12 Jahren Zuchthaus und Verlust der bürger- lichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren. Berlin. (Die Konsumgenossenschaften gegen dar russische Fletsch.) Im Vorjahre haben bekanntlich auch die Konsumgenossenschaften russischer Fleisch verkauft und bedeutenden Umsatz da- mit erzielt. Nachdem nun die ministerielle Genehmi gung zum weiteren Fleischverkauf durch die Gemein den erteilt war, hatte der Berliner Magistrat die Vor- bereitungen für den Einzelverkauf getroffen und sich auch wieder an die Konsumgenoffenschaften gewendet. Diese haben aber wider Erwarten abgelehnt, den Ver trieb der russischen Fleischer zu übernehmen. Zur Be gründung führen sie an, sie hätten im Vorjahre durch den Verkauf russischen Fleischer einen Schaden von mehr al« 70000 Ml. gehabt. Diese Rechnung muß überra gelegenen Wohnung in den Hof hinabgeworfen. Dem Unglücklichen brachen dabei Arme und Beine. Sein Name ist noch nicht festgestellt. Tine von der Polizei in der Wohnung der Prostituierten vorgenommene Haussuchung förderte den Rock der jungen Manner zu tage. Air der Tat dringend verdächtig wurde ein Gelegenheitsarbeiter und Zuhälter Namens Wendel hinter Schloß und Riegel gebracht Köln, 3 November. (Pegoud in Köln.) Der französische Flieger Adolphe Pegoud wird am Mittwoch auf der Rennbahn in Köln-Merheim zwei Flüge ver anstalten. Er sind dies die einzigen Flüge dieser Art, die im Rheinland und Westfalen veranstaltet werden. Sprottau, 3. November. (Verhängnisvoller Streit um die Nur st euer.) Die 22 Jahre alte Tochter einer Vizewirtr in Eulau bei Sprottau war mit einem in Sagan in Stellung befindlichen jungen Kaufmann verlobt. Wegen Art der Aussteuer kam eS jedoch zwischen Vater und Tochter zu MeinungSver- schiedenheiten, die sich derart zuspitzten, daß dar Mäd- chen die Wohnung verließ und von der Eulauer Bo- berbrücke in den Fluß hinabsprang, wo er den Tod fand. Der Vater erhängte sich aur Gram über den Verlust der Tochter, die ihm die Wirtschaft geführt hatte in der Nacht im Holzstalle. Bukarest, 3. November. (GroßerPetroleum- grubenbrand) Seit gestern wütet in Moreni, OrtrauSschusser Gewerbeschuldirektor Müller. Zu dem Thema„Grundsätzliche» zuFortbildungSschullehrplänen" sprachen drei Redner, Direktor Biebrach-Dresden, Käl- ker-GroßröhrSdors und Jochen-Werdau. Nach Beendi gung der Vorträge wurde von den Teilnehmern in den Räumen der König Friedrich August Gewerbeschule eine Ausstellung von Lehrmitte.n und Schülerarbeiten der Glauchauer Fortbildungsschule besichtigt. An die Be- stchtigung schloß sich ein Begrüßungsabend im Saale de- TheaterlokalS, in besten Verlauf mehrere Reden gehalten wurden. Nach dem Besuch einiger städtischer Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten fand eoenfall» wieder im Schulsaale des Realgymnasium» am Sonn- tag mittag die geschäftliche Verhandlung statt. Bei Erstattung der Jahresberichtes beantragte der Vor sitzende, Direktor Göpfert, den Turnunterricht obliga- torisch in den Fortbildungsschulen einzusühren. Im Jahresbericht wurde ferner erwähnt, daß sich das Ber- hältnis züm Sächsischen Lehrerverein im letzten Jahre nicht gebessert, sondern verschlechtert habe. Entgegen treten müsse man dem verschiedentlich aufgetretenem Gerüchte, daß Mitglieder de« Sächsischen Fortbildung», schulveretn» sich der Aufsicht de» Ministeriums entziehen wollten. Der Kastenbestand de» Verein» ist durchau» günstig. Angenommen wurde ein Antrag de» Zweig- verein- Leipzig, wonach der Vorstand de» FortbildungS- schuloerein» beim Ministerium dahin vorstellig werden OM/M sM/MM/"WS F«/ MMM? E " ZM? AMM/M wovon 1100 auf das Land und 850 auf die Stadt entfallen. Das Pulsnitzer Wochenblatt hat somit die größte VE" Stadt- und VE" Land-Auflage im Bezirk. schen, da zahlreiche Schlächter mit dem Verkauf der russischen Fleische» ein gute» Geschäft gemacht haben. Lübeck, 3. November. (Große Feuersbrunst in Lübeck) Ein neuer gewaltiger Brand, der zwet- fello» wieder auf Brandstiftung zurückzuführen ist, ent stand gestern nachmittag 4 Uhr auf dem Holzlager platze der Firma Brügmann Lr Sohn an der unteren Trave. Al» zwei Wächter eben ihren Kontrollgang beendet hatten, kamen in einem Holzschuppen Flammen zum Au»bruch. Der Brandstifter muß also schon auf dem Platze gewesen sein. Auch viermal konnte keine Spur von dem Täter gefunden werden. Die Feuer- wehren fanden bei ihrem Eintreffen bereits ein gewal- tiger Flammenmeer vor, da» sich mit rasender Ge- schwindigkeit aurdehnte. Die Flammen ergriffen auch 6 Häuser, darunter auch 3 Arbeiterhäuser der Firma Brügmann, die schon vorher von den Bewohnern ge- räumt worden waren. Auch diese Häuser brannten vollständig nieder. Um 10 Uhr abend» war die Gefahr noch nicht beseitigt. DaS Feuer wütete noch mit un- geschwächter Heftigkeit und die Feuerwehren bemühten sich, den Brand zu lokalisieren. Der Schaden wird aus 1—1^/t Millionen Mark geschätzt. Elberfeld, 3. November. (Eine ganze Famt- li e vergiftet.) Der Kaufmann Leisel in Elberfeld hat nach» seine Frau, seine zwei Kinder von zwölf und zehn Jahren und schließlich sich selbst mit Strych- nin umS Leben gebracht. Au» zurückgelassenen Brie sen geht hervor, daß die Familienmitglieder freiwillig au» dem Leben geschieden sind, da der geschäftliche Ruin de» Hause» vor der Tür stand. Schon heute waren größere Zahlungen fällig, die nicht geleistet wer- den konnten. Dortmund, 3. November. (Mord) Wie die Abend, blätter melden, wurde heute morgen um 5 Uhr im Hofe eine» Hauser ein gräßlicher Mord entdeckt. Man sand dort die Leiche eine» 23 Jahre alten Manner. In Verdacht geriet eine Prostituierte, bei der sich der junge Mann ausgehalten hatte. Er war wohl mit ihr in Streit geraten, der Zuhälter war hereingekom- men und hatte dem jungen Manne, nachdem er ihm die Börse entrissen, einen Stich in den Kopf versetzt. Dann hatte er ihn au» dem Fenster der in der 3. Etage ! einer der petroleumreichsten Gegenden Rumänien», ein großer Brand, 17 in Tätigkeit befindliche Petroleum- gruben stehen in Flammen. Weit und breit steht man nicht» al» ein einzige» Feuermeer. Die Bewohner der Umgegend lasten ihre Habe im Stich und flüchten nach anderen Ortschaften. An eine Lokalisierung der Bran- de» ist vorläufig nicht zu denken. Der Schaden ist ungeheuer. Man befürchtet auch Menschenverluste. Pilsen, 3. November. (Durch ein krepieren- de» Geschoß getötet.) Ein auf dem Schießplatz der Skodawerke nicht explodierte» Geschoß sollte von dem Geschoßmeister entladen werden. Dabei fiel da» Geschoß zu Boden und explodierte Der Geschoßmeister und ein Arbeiter fanden dabet den Tod, zwei andere Arbeiter erlitten schwere Verletzungen. Petersburg, 3 November. (Ein Millionär verhungert.) In Odessa wurde in seinem Hause der stadtbekannte Millionär Kodrian sterbend aufge- fanden. Auf dem Wege zum Krankenhause verschied er. Kodrian lebte seit 17 Jahren al» Einsiedler, nach dem sein LteblingSbruder Selbstmord verübt hatte. Er hatte große Einnahmen au» Gütern und Häusern. Wie die ärztliche Untersuchung feststellte, ist er ver hungert. Ob bei ihm Geistetstörung vorlrg, oder ob er bei klarem Willen verhungerte, um seinem Dasein ein Ende zu machen, konnte noch nicht festgestellt werden. Mailand, 2. November. (U eberschwemm ungen im Po gebiet.) Nachrichten au» Piacenza zufolge hat der Posluß den normalen Wasterstand um fast 6 Meter überstiegen und seine beiden Ufer meilenweit überschwemmt. Viele Ortschaften sind in Gefahr. Sächsischer Fortbildungsschultvg. Glauchau, 3 Nov. Vorgestern und gestern fand in Glauchau der 12. Sächsische Fortbildunglschultag unter zahlreicher Beteiligung statt. Al» Vertreter deS Ministerium» de» Kultus und öffentlichen Unterrichts wohnte Geh. Rat vr. Kühn den Beratungen bet. Fer- ner war der Vorsitzende des sächsischen Schulveretn», Sättler-DreSden anwesend. Direktor Göpfert eröffnete die erste Tagung im S hulsaale de» Realgymnasiums mit einer Begrüßungsansprache und im Namen der Stadt Glauchau begrüßte Bürgermeister Brink die Teil- nehmer an der Beratung, im Namen de» Glauchauer sollte, daß der Kammer bald nach ihrem Zusammen tritt ein Gesetz vorgelegt werde, in dem die im abge lehnten Volksschulgesetz enthaltenen Bestimmungen über die Fortbildungsschule selbstständig wiederkehren. AIS Ort der nächsten Tagung wurde Leipzig tn Aussicht genommen. Wom Malka«. Prinz zu Wied nimmt die albanische Fürstenkandidatur an. Wie», 3. November. Der „ReichSpost* wird von informierter Seite bestätigt, daß Prinz Wilhelm zu Wied die Kandidatur für den albanischen Fürstenthron tatsächlich argenommen hat. Die Zivilliste de» Fürsten von Albanien. Rom, 3. November. Die Frage der Zivilliste de» neuen Fürsten von Albanien wird, wie auf der Con- sulta mitgeteilt wird, durch eine von den Mächten garantierte und kontrollierte albanische Anleihe gelöst werden. Die Anleihe dient außerdem zur Deckung der dringendsten Bedürfnisse des neuen Staate». Die Arbeiten der GrenzregulierungS- kommission in Albanien. Athen, 3. November. In Beantwortung de» öfter- reichisch-italienischen Verbalnote in der Angelegenheit der Grenzregulieruog Albaniens versicherte Minister- Präsident Venizelos, die griechische Regierung habe allen Zivil- und Militärbehörden den strikten Befehl erteilt, die Arbeiten der Srenzkommission möglichst zu unterstützen und peinlichst darauf zu achten, daß Zwischenfälle vermieden werden. Die griechische Re gierung erwartet jedoch, daß die Mächte ihrerseits den obwaltenden Schwierigkeiten Rechnung tragen und stets nach Recht und Billigkeit verfahren werden. Serbische BildungSarbett tn Neuserbien. Skoplje (Ueikub), 3. November. Ein UkaS König Peters ordnet die Errichtung einer Gymnasiums in UeSkub und Monastir, sowie einer Lehrerbildungs anstalt in UeSkub an. Die Ausgaben der serbischen Kultusministerium» zur Hebung der Bildung und Kultur tn den neuserbtschen Gebieten betragen tn den letzten vier Monaten 1 181435 Franc».