Volltext Seite (XML)
Nr. 5. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 11. Januar 1913. Seite 2. stamm abgeschnittenen Zweigen kräftig abzuklopfen und nur dar Holz zu verbrennen. Auch sollen nicht so viele Zweige mit einem Male in da» Feuerloch ge steckt werden. Pulsnitz. (Schule.) Durch Weggang de« Herrn Kurt Behnisch, der an Gymnasium und Universität weiteren Studien obliegen will, erledigte sich an un. serer Schule eine Hilfslehrerstelle. Sie wird seit Wie derbeginn de» Unterricht» bi» Ostern von Herrn Max Paul Markert verwaltet. Herr Markert kommt von der TurnlshrerbildungSanstalt in Dre»den, an welcher er nach halbjährigem Besuch die Prüfung abgelegt hat, zu un». Pulsnitz. (Polizeib ericht.) Unter der An schuldigung, sich an einer großen Anzahl schulpflichti ger Mädchen in schwerster Weise unsittlich vergangen zu haben, wurde heute mittag von der hiesigen Polizei der hier wohnhafte Schuhmachermeister P sestgenom- men und an da» hiesige Amt»gericht abgeliefert. In- wieweit der schwere Verdacht sich bestätigen wird, dürfte die sofort eingeleitete Untersuchung ergeben. — (Vom Jahr 1913.) Da» Jahr 1913 hat viele Absonderlichkeiten. So zeitig wie Heuer fällt die Fastnacht im ganzen Jahrhundert nicht wieder, näm lich auf den 4. Februar. Da« neue Jahr ist über haupt reich an Kalendermerkwürdigkeiten. Alle wechseln den kirchlichen Feiertage fallen auf so frühe Termine wie erst im Jahre 2003 wieder. Ostern haben wir am 23. und 24. März und die Himmelfahrt fällt unt dem „Weltfeiertag« zusammen, aus den Ersten de» Wonnemonds. Unsere Schuljugend aber kann in die» sem Jahre noch zweimal zwei Feiertage rot anstreichen: Kaiser» Geburtstag fällt auf einen Montag und Kö nig» Geburtstag, der an einem Sonntag ist, wird Sonnabend vorher gefeiert. Wie ein Scherz mag e» klingen, ist aber verbürgt: Wann werden un» die ge fürchteten drei Eisheiligen besuchen? Mamertus am ersten, Pankratius am zweiten und Servatius am dritten — Pfingstfeiertag! Da» kann ein netter Pfing sten werden! — (Arbeiter. Wochenkarten.) Vom drei zehnten Januar 1913 an werden in Pulsnitz Arbeiter- Wochenkarten IV. Klasse nach Arnsdorf (Sa.) zum Preise von 1,40 M ausgegeben. Die Karten gelten zu einer täglichen Hin- und Rückfahrt an 6 hintereinander fol genden Werktagen, und zwar zur Fahrt von der Aus gabestation (Wohnort) nach der Bestimmungsstation (Arbeitsort) zu allen Zügen mit IV. Klasse, die vor 9 Uhr vormittag» verkehren und zur Fahrt in umge- kehrter Richtung zu allen Zügen mit IV. Klaffe, die nach 2 Uhr nachmittag» verkehren. — (Erzgebirgswanderung de» Kauf männischen Jugendbunde».) Von befreunde ter Seite geht un» folgender Bericht zu: Die vom Kaufmännischen Jugendbund, Lehrlingsabteilung im Verbände deutscher Handlungsgehilfen zu Leipzig, am Sonntag, den 6. und Montag, den 6. Januar für ei nen Teil seiner sächsischen Gruppen veranstaltete Erz gebirgswanderung nach Schneeberg und dem Auer», berge hatte sich einer überaus starken Beteiligung zu erfreuen. 300 junge Leute aus den verschiedensten Tei- len Sachsens au» PulSnitz nahmen 11 Lehrlinge mit einem Führer teil — waren nach dem Erzgebirge gekommen. Von Hartenstein bez. Aue wurden sie von Mitgliedern der Schneeberger Ort»gruppe im V. D. H. abgeholt und unter fröhlichem Gesang ging der Marsch nach Schneeberg. Aus dem Wege wurde zunächst dem Genesungsheim ein Besuch abgestattet. Die für den Nachmittag in Aussicht genommene Ruschelpartie mußte, da der Schnee auch die hiesige Gegend im Stich ge laffen hatte, ausfallen, dafür wurden die Besucher durch eine Besichtigung der Weihnachtsbergausstellung im Hotel „Sachs. Haut« und der St. WolfgangSktrche ent schädigt. Dann durchstreiften die Gäste gruppenweise die Stadt und den Wald Um 6 Uhr versammelten sie sich auf dem Platze am Schützenheim zu einer Weth- nachtSandacht, während welcher ein hoher Holzstoß ab- gebrannt wurde. Nach derselben sangen die Teilneh mer noch zwei Lieder: „Stille Nacht« und „Flamme empor«. Den Glanzpunkt der Veranstaltung bildete die erzgebirgische Weihnachttfeier im alten Schützen hause. Allgemeine und Etnzelgesänge wechselten mit Deklamationen und Ansprachen ab. Am Montag in früher Morgenstunde wurde die Wanderung nach dem Auer-berge angetreten. Zunächst ging» nach Aue. Von dort erfolgte die Bahnfahrt bis Blauenthal und dann die Wanderung nach dem Auer»berge. Prächtige» Wet ter begünstigte die Partie. Ohorn. (O öffentlicher Theaterabend.) Anläßlich de» Geburtstage» Sr. Maj. de» Deutschen Kaiser» veranstaltet der hiesige Kgl. Sächs. Militär verein, wie alljährlich, so auch in diesem Jahre, Sonn tag, den 26. d. M. einen Theaterabend mit anschließen dem Tänzchen für die Theaterbesucher im Gasthof zur König Albert-Eiche. Zur Aufführung gelangt da» 5 aktige Drama „Der Wilderer« von Friedrich Gerstäcker. Ein theaterliebendes Publikum von Ohorn und Umge gend sei schon heute an dieser Stelle darauf ausmerk sam gemacht, daß ein Besuch diese» Theaterabends sehr lohnend wird. Da „Der Wilderer« ein von Anfang bi» zu Ende ergreifende», spannendes Drama mit vie- len packenden Momenten ist, umsomehr noch, da die Darsteller aus früheren Theaterabenden obengenannten Verein» noch in guter Einnerung stehen dürften. Der Reinertrag fließt der UnterstützungSkaffe zu. Dem Kgl. Sächs. Militärverein wäre somit ein recht voller Saal zu wünschen. Friedersdorf. (Kunstradfahren.) Wie au» dem Inserat in heutiger Nummer ersichtlich ist, findet am morgigen Sonntag im Gasthof „zur goldenen Aehre« ein öffentliches Gaalfest statt, bei welchem die Kunstradfahrer Philipp und Leuchtmann ihre erstklasst- gen Leistungen im Duett- und Einzelfahren zeigen werden. Die beiden Künstler haben einen guten Ruf in Sportkreisen erlangt und wurden bei ihren birhe- rigen Auftreten stets mit größtem Beifall ausgezeichnet. Im Vorjahre wurde ihnen die Meisterschaft der Lausitz im Duettfahren zuerkannt. Da für diesen Abend ein besonders reichhaltiges Programm aufgestellt ist und auch die neuesten Trik» zur Vorführung kommen, so kann der Besuch dieser Veranstaltung jedem nur em pfohlen werden. Reichenbach. (75JahreSchlachtsteuerein- nähme.) Vor 75 Jahren, im Jahre 1838, erhielt Herr Gottlieb Bergmann, Reichenbach Nr. 72, dis Schlachtsteuereinnahme. Seit dieser Zeit ist diese Ein- nahmestelle in demselben Grundstück geblieben und wird heute von Herrn Ernst Bergmann verwaltet, der dieselbe vor 6 Jahren nach dem Tode seines Vaters übernommen hatte. Bei der Jugend de» jetzigen Ein- nehmerS, er zählt erst 30 J«hre, ist zu hoffen, daß die Familie Bergmann noch das 100 jährige Jubiläum als Schlachtsteueretnnehmer feiern wird; unsrer besten Wünsche sollen sie versichert sein. Hanswalde, 10. Januar. (Der hiesige Für sorgeverein) veranstaltet Dienstag, den 14. Januar abends V-9 Uhr in Hartmann'S Gasthof einen Etern- abend. Herr Kantor Reumuth Hal sich bereit erklärt, über da» für alle Eltern, denen nicht bloß da» Groß ziehen, sondern das Erziehen der ihnen anvertrauten Kinder am Herzen liegt, so wichtige Thema zu sprechen: „Dar Kind während der Schulzeit.« Die Eltern und Erwachsenen unserer Gemeinde sind zu diesem lehrrei- chen Vortrage herzlich eingeladen. Bretnig. (Rad sah reifest.) Nach einem Be schlusse der Generalversammlung des Lausitzer Radfah- rerbunds» in Demitz-Thumitz wurde beschlossen, das 7. BundrSfest vom 17. bi» 19. Mat in Bretnig abzuhal- ten. Der hiesige Radfahrerverein „Rödertal«, dem dar Fest übertragen wurde, wird in den nächsten Tagen mit der weiteren Ausarbeitung des Feste» beginnen. — (Die sächsische Bank) hat den WechseldiS- kont auf 6 und den Lombardztn»suß aus 7°/o ermäßigt. Radeberg. (Explosion.) Durch eine Explosion im Motorraum de» Central-Theater-Kino» an der Ober straße ist am Dienstag abend der Monteur Lorenz von der Motorenfabrik Moritz Hille in DreSden-Löbtau schwer verunglückt. Gr war am Motor mit Repara turarbeiten beschäftigt, wobei die Explosion sich ereig- nete und der Monteur am Gesicht und am Hal» schwere Verbrennungen erlitt. Da» Haar brannte lichterloh vom Kopfe, und die Flammen konnten vom Kinobe sitzer nur mit größter Mühe durch Ueberwerfen von Decken gelöscht werden. Der Verunglückte wurde ins städtische Krankenhaus übergeführt, wo zum Glück sestgestellt werden konnte, daß die Augen von den Flam men verschont geblieben waren. Wie gewaltig die Ex plosion gewesen sein mag, geht daraus hervor, daß von dem hierbei entstandenen Druck mehrere nach dem Hofe zu gelegene Fensterscheiben zertrümmert worden sind. Bischofswerda. (Heimatfest.) Die König!. Por zellanmanufaktur zu Meißen hat auf Veranlassung des Finanzausschusses für daS Bischofswerdaer Heimatfest einen Erinnerung»teller an den Brandtag der Stadt in hervorragend schöner, künstlerischer Weise entworfen. Löbau. (GehaltS st affeländerung.) Schul- aurschuß und Stadtgemetnderat haben die erst vor drei Jahren geschaffene GehaltSstaffel für Lehrer der- art umgestaltet, daß da» bis zum 25. Lebensjahre zu beziehende AnfangSgehalt 2150 Mark und das mit dem erfüllten 52. Lebensjahre zu erreichende Endge halt 4200 Mark beträgt. Dadurch tritt Löbau inbe- zug auf Lehrerbesoldungen unter den sächsischen Städten in die vorderste Reihe. Zwickau. Die seit Jahren dividendenlose Aktien brauerei Cainsdorf wird mit Aktiven und Passiven für 75 000 Mark in den Besitz der Aktienbrauerei Zwickau vorm. Pölbitz übergehen. Das 8 000 000 Mart betra- gende Aktienkapital der CainSdorser Brauerei ist zum größten Teil verloren. Pirna, 10. Januar. (E h e tr a g ö d i e.) Der Arbeiter Wilhelm Richter ermordete in der vergange nen Nacht seine Ehefrau, indem er ihr mit einem Küchenmeffer den Hals durchschnitt. Sein Kind, da» mit dec Ehefrau in demselben Bett schlief, ließ er am Leben. Hieraus flüchtete er und stürzte sich in einen auf dem Marktplatz stehenden Waffertrog, wo er je doch von einem Beamten entdeckt wurde, bevor er er trunken war Ueber die Gründe, die ihn zur Mord- tat bewegten, ist nichts bekannt. Nach seiner Hand lungsweise zu urteilen, scheint Richter geistig nicht ganz normal zu sein. NeichMPstimmngsbilder. Sitzun? vom 9. Januar. Obwohl cs sich um Eisenbahnsragen handelte, ging die heutige Debatte in ihrem ersten Teile in ziemlichen Schnecken tempo vor sich. Man beriet noch immer die Interpellation zum Wagenmangel, ohne daß die Debatte auch nur ein Jota Neues brachte. Zum Schlüsse ging Präsident Wackerzapp auf die Ein würfe der verschiedenen Redner ein und wußte natürlich allem die beste Seite abzugcwinnen. Er nahm es für sein Reichs- eisenbahnamt in Anspruch, daß es oft anregend auf die einzel nen Verwaltungen eingewtrkt hätte. — Schade, daß die Oeffent- I lichkeit so wenig gemerkt hat. Dann ging man zur Wahlprü- > fung über. Die Wahlen der Abg. Schwabach (Natl.) und Werr (Ztr) wurden für ungültig erklärt. Dann kam man zu einem Stoffe, dessen Beratung eines gewissen Humors nicht entbehrte. Es handelte sich um die Wahl des setzt wieder in das Haus getretenen Landrats von Halem, indem eine Resolution zur Beratung entstand, in der Gesetzeswidrigkeiten des damaligen Wahlvorstehers scharf gerügt werden. Dieser Resolution be durfte es eigentlich nicht, denn der Wahlvorsteher hat wie ein Geheimrat mitteilte, seinen Wischer weg. Trotzdem gab die Angelegenheit Veranlassung zu einer politischen Erörterung, in die auch die Polen eingriffen. Schließlich wurde die Reso lution der Kommission auch angenommen. Dann begann man noch die Beratung der Denkschrift über die Beamtenorganisa tion der Post- und Telegraphenverwaltung, wobei der Genosse Ebert es tadelte, daß dis Unterbeamten nicht in die mittlere Beamtenkarriere einrücken könnten. Darauf vertagte man die weitere Beratung auf morgen, wo wieder zuerst mehrere An fragen beantwortet werden sollen. Sitzung vom <0. Januar. Um Reichstage fungierte heute wieder zunächst d e Institu tion der kleinen Anfrage, und man kann froh sein, daß die An knüpfung von Debatten nicht zugelassen ist, sonst hätte es heute über mehrere dieser Ansprachen sicherlich weit ausgesxonnene Erör terungen gegeben. In der aussehenerregenden Angelegenheit des Verbotes eines Jesuitenvortrages in Pforzheim stand Staatssekretär vr Delbrück Rede und Antwort, indem er sich der badischen Re gierung annahm und erklärte, daß diese in Gemäßheit des Bon- dcsratsbeschlusses nicht anders handeln könnte, da die Gefahr be stand, daß das religiöse Gebiet gestreift würde Dann ging die aestrige Debatte über die Denkschrift zur Beamtenorganilation der Post- und Telegraphenverwaltung weiter, wobei die Redner aller Parteien von Wohlwollen für die unteren und mittleren Beamten trieften und es dabei nicht an Anerkennung ihrer Tätigkeit, wie derjenigen dec postoerwaltung überhaupt fehlen ließen In diese Kerbe hieb Staatssekretär Krätke in seiner Antwort, indem er das seiner Verwaltung gezollte Lob dankend quittierte, im übrigen aber erklärte er, daß es bei der in der Denkschrift angegebenen Organisation bleiben müsse. Jie Denkschrift wurde schließlich der Budgetkommission zur weiteren Beratung überwiesen, worauf man sich dem nächsten Punkte der Tagesordnung zuwandte Dann be gann man trotz der vorgerückten Stunde noch mit der Novelle zum Handelsgesetzbuch über die Konknrrenzklausel, über die aber nur der Staatssekretär Or. Lisco spr«ch Dann wurde die Sitzung ge schlossen, und das ksaus vertagte sich auf Sonnabend I2 Uhr. Im KieötliskMscmh. In Bezug auf die Frieden-verhandlungen zwischen der Türkei und dem Balkanbunde herrscht in den leitenden Stellen nach wie vor eine ruhige Auffassung. Der gemeinsame Schritt der sechs Mächte in Kon- stantinopel, der in» Auge gefaßt ist, für den Fall, daß eine Einigung zwischen den Delegierten in London nicht zustande kommt, wird der Türkei da» Nachgeben erleichtern, vorausgesetzt, daß in Konstantinopel ni Lt die jungtürkische Krieg-partei wider Erwarten noch die Oberhand erlangt. Die bulgarisch-rumänische Differenz spitzt sich zwar zu, aber man hält hier doch an der Hoffnung fest, daß eine Einigung gelingen wird, und man läßt sich darin auch nicht durch die Sprache der rumänischen Presse beirren, die von dem Bestreben geleitet ist, den Vorstellungen ihre» Kabinett« publizistischen Nachdruck zu verleihen. In der serbisch- österreichischen Frage ist durch die Erklärung, daß Serbien nach dem Friedensschluffe Durazzo räumen werde, eine Erleichterung nicht eingetreten. Daß Serbien nicht daran denkt, den einheitlich ausge sprochenen Willen in bezug auf die adriatische Küste, Widerstand zu leisten, war gewiß. Der Nachsatz aber, mit jdem die serbische Erklärung versehen ist, daß nämlich weitere Opfer von Serbien nicht verlangt werden dürften (die sich zweifellos auf die Abgrenzung Albaniens bezieht) kann in Oesterreich nur beun- ruyigend wirk-n. Oesterreich verlangt von Serbien keine Opfer. Der Korrespondent der „Franks. Zig.« konnte an leitender Stelle abermals die Bereitwillig keit feststellm, mit Serbien in ein dauernd friedliches und freundschaftlicher Verhältnis zu treten, wenn nur Serbien von dem Plane absteht, Oesterreich-Ungarn zu reizen, und damit den feindseligen Absichten, die an anderer Stelle vorhanden sind, zu dienen. Damit ist aber weder in der Sprache der Belgrader Presse, die keinesfalls besonder« herausfordernd wirkt, noch in der Agitation jenseits der österreichisch-ungar- ischen Grenze, noch auch in der vorerwähnten Er klärung der serbischen Regierung etwas zu verspüren. — Eine Meldung der „Time»,« daß der serdische Ministerpräsident durch den Belgrader Gesandten eine Unterredung mit dem Grasen Berchthold erbeten habe, wird an zuständiger Stelle al» unrichtig bezeichnet. Sozialvsmokrattscks Jugendpflege. O LK. Während der letzten Eta.sberatungen im Reichs tag erstand den sozialdemokratischen Jugendorganisationen, die angeblich so gar nicht politisch sind, in dem Abgeordneten Frank- Mannheim ein begeisterter Lobredner. Weß Geiste-! Kind nun diese Or,anisationsn sind, ersieht man aas einem Weihnachts- Artikel der „Arbeiterjugend" wo den „heiligen Brüdern" der christlichen Jugendvereine eine Vorlesung über den „Frieden auf Erden" gehalten wird. Das Weihnachtsevangelium nehme sich, heißt es da, bei denen schlecht aus, die das Jahr hindurch mit kriegerischen Gesten und in militärischer Ausrüstung als einge- kieidere Retter des Vaterlandes durch die friedsamen deutschen Wälder getobt seien. Besser stehe diesen „Freunden und Kupfer stechern" schon die Fortsetzung des Textes: „Den Menschen ein Wohlgefallen!" Denn dieses Wohlgefallen genössen sie ja im reichsten Maße von Herrn Pfarrer, bei dem sie im Bibelkränz- chen die Daumen rollten; das bezeuge ihnen im Lehrbrief der Herr Meister, dem sie vier Jahre lang tagein tagaus die Stie felsohlen geleckt hätten. „DemHerrn Leutnant" freilich, ter mit ihnen als der Knüppelgarde in Jungdeutschlands Heldenschar Stechschritt übt, mag sich manchmal aus des Busens tiefster Watte, der Stoßseufzer entringen: Schlappe Bande! Dafür feierte sie nachher der Herr Oberpolizist, der die Parade abnimmt, als des Vaterlandes heranreifende Staatsstützen". — Und nun das Gegenbild: „Anders wir Sünder von der Hinteren Bank." „Für uns sieht's auf beiden Seiten des Weihnachtstextes windig aus. „Den Menschen ein Wohlgefallen?" Hat sich was? Und „Friede aus Erden?" Laßt Euch nicht auslachen! Wir jedenfalls lassen uns nicht auslachen, und Eure Weih-