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pukmtzerMckendiatt Sonnabend, 25. Januar 1913. 2. Beilage zu Nr. 11. 65. Jahrgang. OsrMcves unS SücksiMss. — (Gegen die Beamten, und Lehrer. Konsumvereine) richtet sich eine Eingabe der Vereins gegen Unwesen im Handel und Gewerbe (jur. Pers.). Sitz Leipzig, die dieser an den Deutschen Reichstag gerichtet hat. Die Eingabe bittet, der Reichstag möge beschließen: „Die Reichs-Regierung und die Regierungen der deutschen Bundesstaa en da- rum zu ersuchen, die Lehrer- und Beamten-Konfum- vereine, einschließlich der Offiziers-Warenhäuser usw., zu verbieten, bezw. — wenn dar na - Lage der Gesetz gebung nicht angängig ist — allen neu anzustellen, den Lehrern und Beamten den Beitritt zu Konsum- Vereinen jeglicher Art zu untersagen und die im Amt befindlichen Lehrer und Beamten bei Ausrückungen in eine höhere Gehaltsklasse oder bei Ihnen sonst zuteil werdenden Gehaltserhöhungen zu verpflichten, aus allen Konsumvereinen, denen sie etwa angehören, aus- zutreten. Die Untersagung bezw. Verpflichtung gilt auch für alle Familienangehörigen, die den Haushalt de- Beamten teilen. Zuwiderhandlungen ziehen den Verlust der eingetretenen Gehalts erhöhung nach sich." Die Forderung wird aus jährlich begründet. Die Eingabe ist mit unterschrieben vom JnnungsauSschuß, der Schutzgemeinschaft Leipzig, der Schutzgemeinschaft Leipzig-Ost, der Schutzvereinig- ung selbständiger Papier-, Buch- und Schretbwaren- Händler für Leipzig und dem Verein gegen Unwesen im Handel und Gewerbe zu Dresden. — (Schließung des Dresdner Bahn hofes in Leipzig.) Am 1. Februar 1913 vor mittags nach Ankunft dek Zuges 2513 von Lausigk — 9 Uhr 42 Min. — wird der Dresdner Bahnhof in Leipzig geschloffen und der Verkehr Richtung Sommer feld-Riesa und Döbeln und Liebcrtwolkwitz—Lausigk nach dem Hauptbahnhof verlegt. Alsdann werden alle Züge in der Richtung Pegau—Zeitz, Corbetha, Halle, Bitterfeld, Sommerfeld und Liebertwolkwitz so wie die Schnell- und Etlzüge der Richtung Gaschwitz nach und von dem Hauptbahnhof Leipzig geführt. Bis auf weiteres bleiben noch der Eilenburger und der Baprische Bahnhof bestehen, letzterer nur für den PersonenzugSoerkehr. Die Gebühr für Ueberführung von Reisegepäck und Expreßgut (40 Pf. für jede Sen- düng) zwischen dem Dresdner Bahnhof einerseits und dem Baprischen und dem Hauptbahnhof in Leipzig anderseits, ferner die Gebühren für Ueberführung von Sonderzügen, besonders gestellten Personen., Kranken- und Gepäckwagen, Fahrzeugen, Motorfahrrädern und Leichen zwischen Leipzig Dresdner Bahnhof einerseits und Leipzig Hauptbahnhof, Leipzig Bayrischer Bahnhof, Leipzig Eilenburger Bahnhof und Leipzig-Stötteritz anderseits fallen am genannten Tage weg. Dagegen wtr^> die Ueberführung von Sonderzügen, Salonwagen usw. zwischen Leipzig Eilenburger Bahnhof einerseits und Leipzig Hauptbahnhof, Leipzig Bayrischer Bahnhof sowie Leipzig-Stötteritz anderseits vorläufig nicht ge- ändert. Der Papst Sie ÄeWimimg Christi! l). u. K. In dem katholischen Pfarrblatt (Semaine reliAieuge) von periZueux vom 7. Dezember heißt eS in einem Artikel, der die Ueberschrift trägt: „Der wei nende Papst" folgendermaßen: „Für uns ist der Papst ein Sakrament, das heißt der wiederum fleischgewordene Jesus, der im Herzen seiner Kirche lebt, um sie zu behüten und zu leiten. „Ich bin mit dir, Petrus, bis an der Welt Ende." Dieser Wort ist von Jesus (s. Matth. 28,20). Da eS ebenso bestimmt ist, warum sollte e» nicht dasselbe wirken, was die Formel der eucharistischen Weihe tut: „Dies ist mein Leib?" Darum, wenn der Papst weint, so sind seine Tränen die Tränen des Heilandes selber." In ähnlicher Weise hat neuerdings Bischof Mer- millod über die dreifache Fleischwerdung Christi ge predigt: 1. im Schoße der Jungfrau Maria, 2. im Abendmahl, 3. im Papste. Soweit ging allerdings der verstorbene Abbe Perriot noch nicht, der Redakteur der für die Priester bestimmten Blattes cku Oer^e", der doch als der ultramontanste Theologe Frankreichs galt. Er begnügte sich, die Sündlosigkeit des Papste» zu be haupten. Wenn man ihm gewiss« Seiten der Papst geschichte entgegenhielt, die dem widersprechen, so pflegte er zu antworten: Die Sache ist ganz einfach, wefin ein Papst sich übel ausgeführt hat, wenn er sündigte, so kann man sicher annehmen, daß er kein richtiger Papst war und irgend ein Formfehler bei seiner Wahl vorgekommen ist. Nun hat die romanische Form de» Katholizismus also schon die Fleischwerdung Christi im Papste er- funden; wahrscheinlich werden die eucharistischen Kon- greffe, die ja den Romanirmu» auch nach Deutschland tragen sollen, sich über kurz oder lang mit diesem neuen Dogma beschäftigen, und die Jesuiten werden schon dafür sorgen, daß eS überall geglaubt werden muß. NekIametsN. Der bekannte und allseitig beliebte grofzeZeitungs- Aatalog fürt 9 t 5 der Haasenstein 6- Pogler AG. gelangt in den nächsten Tagen zur Ausgabe. Der Inhalt dieses Nachschlagewerkes, das auf dem großen Gebiete des Zeitungswesens längst ein unentbehrlicher Ratgeber geworden ist, hat auch in diesem Jahre eine wesentliche Erwei terung erfahren. Der praktisch eingeteilte Notizkalender wurde beibehal ten, ebenso das alphabetisch geordnete Verzeichnis sämtlicher Agenturen der Firma im In- und Auslande. Ein Orts- register ermöglicht ein sofortiges Auffinden aller an den be treffenden Orten erscheinenden Tageszeitungen, wie auch der nach Branchen geordneten Fachzeitschriften. Ausführliche, beachtenswerte Angaben vieler empfehlens werter Zeitungen und Zeitschriften ergänzen den Inhalt des Kataloges, der sicherlich ebenso freundliche Aufnahme finden wird wie seine Vorgänger. Sutter Preiss auk diesigem Warenmarkts Sonnabend, den 25. Januar 1913: 4 Stück Mk. 2 70. — Marktpreise zu Kamenz am 23. J-nuar 1913. höchster Iniedrigster Preis I Preis Preis 50 Kilo M. Pf- M. Pf. M. Pf. Korn Weizen 8 9 20 60 8 9 30 3 50 Gerste 8 75 8 25 20 — Hafer, alter — — — — 16 — „ neuer Heidekorn 8 80 7 — Buttert Kilo HW 2 2 70 40 Hirse — — — — Erbsen 1 Kilo — — Kartoffeln 3 20 — — Eier 9-/. Pfg- — — Der Landwirt, kür kan-wirkckatt und Hafenbau. Sonnabend Dummer 2. 29. Januar i-iz. Rückblick auf „1912". Der Landi skulturrat für das Königreich Sachsen äußert sich in einem „Rückblick auf 1912" über das, was das verflossene Jahr der deutschen Landwirlschast gebracht hat, folgendermaßen: Der Erfolg des Landwirt schaftsbetriebes ist in hohem Grade von dem Verlaufe der Witterung ab hängig. Letzterer war im Jahre 1912 wenig günstig, denn während sich der Vorläufer des Jahres 1912 durch übermäßige Trockenheit auszeichnete, war das verflossene Jahr übermäßig feucht. Besonders während der so wichtigen Erntezeit regnete es wochenlang, fast ohne Unterbrechung, sodaß die Erntearbeiten sehr stark verzögert wurden und die Qualität der Ernte produkte stark gelitten hat; teilweise war es sogar unmöglich, gewisse Ernte produkte einzubringen. Durch die feuchte Witterung wurde aber anderer seits die Futterproduktion günstig beeinflußt und dadurch den Landwirten die Möglichkeit gegeben, die Viehbestände wieder zu ergänzen. Die Ergänz ung der Viehbestände verursachte selbstverständlich eil» Nachlassen des An gebotes von Schlachtvieh. Infolgedessen zogen die Preise für Schlachtrin der und Schlachtfchweine an Das war, ebenso wie in früheren Jahren, für gewisse Kreise eine sehr willkommmene. Gelegenheit, den Landwirten die Schuld sür die sogenannte Fleischnot in die Schuhe zu schieben. Durch das cinsetzende Fleischnotgeschrei ließ sich die Reichsregierung u. a. auch dazu bestimmen, vorübergehende Erleichterungen sür die Einfuhr von aus ländischem Fleisch zuzulassen. Diese Maßnahmen riefen in landwirtschaft lichen Kreisen eine starke Beunruhigung hervor, weil anfangs nicht voraus zusehen war ob die Regierung noch weitere Zollherabsetzungen beabsichtige und welchen Einfluß die Regierungsmaßnahmen auf die Preisgestaltung auf den Fleisch- und Viehmärkten ausüben würden. Die Folge der Beunruhi gung war, daß die Landwirte nicht geneigt waren, das große Risiko einzu gehen, mehr Mastvieh einzustellen, bis die Regierung die Erklärung abge geben hatte, daß sie für weitere Zollerleichterungen nicht zu haben sei. Die Einfuhr von ausländischem Fleisch hat den Fleischpreis nur in wenigen Fällen zu ganz geringem Maße herabzudrücken vermocht, erfreulicherweise aber weitere Kreise davon überzeugt, daß an den hohen Fleischpreisen die Landwirte am wenigsten schuld sind. Die Arbeiterverhältniffe boten auch im Jahre 1912 kein erfreuliches Bild. Die Heranziehung ausländischer Arbeiter bereitete zwar weniger Schwierigkeiten als im vergangenen Jahre, aber deren Ansprüche an Lohn und Verpflegung, sowie die Beschaffungs- ' kosten sind wieder höher geworden, und die Neigung zum Kontraktbruch hat eher zu- als abgenommen. Das Jahr 1912, von dem man erhofft hatte, daß es die schweren Verluste des Jahres 1911 wieder auSgleichen würde, hat diese Hoffnungen also nur zum geringen Teil erfüllt. Ein bedeutendes Ergebnis hatte die deutsche Rübenverarbeitung. Dieselbe war in dem Betriebsjahre 1912—13 eine außerordentlich aroße. Sie wird auf fast 165 Millionen Doppelzentner geschätzt. Bis 30. November 1912 wurden schon 121 743 199 Doppelzentner verarbeitet. Von diesem Quantum entfielen auf Provinz Saflsen 29 226 376 Doppelzentner, auf Schlesien 18146 996, auf Posen 14 663 377, auf Hannover und Schleswig-Holstein 10 708 802, auf Pom mern 6 950 767, auf Braunschweig 6 861610, auf Ost- und Westpreußen 6 738 994, auf Anhalt 5 069 322, auf Brandenburg 4 977 459, auf Meck lenburg 4 932 618, auf das Rheinland 4 555 274, auf Thüringen 1 626 038, auf Hessen 1 543 113, auf Bayern t 270 366, auf K g r. S a ch s e n 1 140 654, auf Westfalen 1 139 269, auf Württemberg 904 536, auf Baden und El- saß-Lothringen 771616 und auf Hessen-Nassau 506 612 Doppelzentner. Viehzucht. (Das Trockenstehen der Kühe), die zum Mästen und Schlach ten bestimmt sind, erzielt man, wenn man pro Kopf '/» Pfund Kochzucker in ein Liter Wasser zu saufen gibt, nachdem die Kuh abends und morgens rein ausgemolken wurde. Das Euter wird dann nicht mehr angerührt und die Milchsekretion hört damit auf. ^bu. (Das Barrenwetzen und Nagen) gehört mit zu deu übelsten Angewohnheiten, die man bei einem Pferde beobachten kann. Beim Barrenwetzen beißen die Tiere die Vorderzähne fest allfeinander, öffnen die Lippen und reiben dann mit den Zähnen an dem Barren. Die Folge da von ist einerseits eine Verunstaltung der Zähne, andererseits ewige Unruhe, so daß die Tiere in ihrem Ernährungszustände zurückgehen. Nicht selten gewöhnt sich diese Untugend ein Pferd von dem anderen an. Es ist auf alle Fälle ratsam, Holzbarren zu verwenden und diese mit Blech zu bena geln. Nägel mit dicken runden Köpfen eignen sich am besten, weil sie bei jedem Wetzversuch ein Hinhernis bilden. Auch empfiehlt es sich, den Bar renrand mit Teer usw. dick zu bestreichen. Das Benagen von Latierbäu- men, Raufen, Lederzeug usw. kann ebenfalls durch einen Teeranstrich ver hütet werden. Da muß man einen sogenannten Ausbindestock verwenden.