Volltext Seite (XML)
Nr. 11. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den SS Januar 1913. Sette 3 Frage der ägäischen Inseln den Troßmächten über lassen werden soll. Ausschlaggebend war wohl schließ- auch die drohende Haltung Rußlands, welche- in Kon- stantinopel erklären ließ, nicht länger warten zu tön- nen. ES wird zwar jetzt von russischer Seite bestrit ten, daß man einen Zwang auf die Türkei auSgeübt habe, man habe ihr nur den freundlichen Rat gegeben, einzulenken, um nicht noch schwerer« Gefahren auf sich zu laden. Immerhin dürfte da- Verhalten Rußlands der Pforte nicht ganz unlieb gewesen sein, denn er gab ihr eins willkommene Handhabe, ihr Einlenten vor dem Volke zu rechtfertigen. Das eine ist klar: der Schluß des Kriege« ist eine Gefahr des inneren Friedens, denn die Jungtürken regen sich mächtig, um sich wieder in den Besitz der Macht zu setzen. Die Wahl Potncaier znm Staatsoberhaupt der französischen Republik hatte, wie zu erwarten war, eine MinisterkrisiS im G-folge, da e« nicht angeht, daß der bisherige Ministerpräsident bis zum Antritte seine- neuen Amte« auf seinem Poften verbleibt. Vielfach hatte man geglaubt, daß es sich lediglich um eine Re konstruktion des bisherigen Kabinette- handeln würde, indessen hat der neue Kabinettchef Briand ein Ministe rium zusammengestellt, da- vorwiegend aus anderen Persönlichkeiten besteht Herr Delcasse ist gänzlich aus- geschieden, und dar Aeußrre übernimmt nicht Pichont, sondern der frühere Generalgouverneur von Algerien Jonnart. In Spanien scheint sich jetzt in politischer Hin- sicht ein vollständiger Umschwung zu vollziehen. Auf der einen Seite hat man zwar Frieden mit den Radi kalen gemacht, im übrigen aber scheint König Alfons sich jetzt zu einem gemäßigten Republikanismus be kennen zu wollen. Eine ganze Reihe von Maßnahmen deuten daraus hin, und er hat dabei auch verschiedene Beweise von Toleranz gegeben. So wäre eS wohl früher niemals vorgekommen, daß ein wegen Berwet- gerung kirchlicher Ehrenbezeugung verurteilter prote- stantischer Soldat noch vor Abbüßung seiner Strafe völlig begnadigt wurde. Sehr viel bemerkt wurde auch die Konferenz des Königs mit republikanischen Führern, in der soziale Fragen erörtert wurden. OsrtUcbes und Säcbfiscbss, Pulsnitz. (SonntagSplauderet) Der heutige Sonntag steht im Zeichen des Kaiserlichen Geburtstages und manche Vorfeier — der eigentliche Festtag ist bekanntlich der 27. Januar — findet heute bereits statt. Da» ist ein glückliche? Zusammentreffen. Denn heute sind die Herzen ohnehin empfänglich gestimmt und FesttagSruhe liegt auf Stadt und Land: Und Kaisers Geburtstag soll ein echter und rechter Feiertag sein. Feiertage sind eben Freudentage. Darum heißt heute die Losung: „Freut euch, und abermals sage ich euch: Freut euch!" Wie soll man Kaisers Geburts tag feiern? Was unser Herr vom Gebet sagt, das gilt auch einigermaßen von der Geburtstagsfeier, sei e» für un- selbst, sei eS für andere: Gehe in dein Kämmerlein! Hier kannst du e» am besten feiern. Fromme Wünsche und herzliche Gebete als Dankopfer darbringen für dar liebe Geburtstagskind, dem Gott noch viele Jahre gesegneten Wirken» in seinem verant- wortung-vollen Amte schenken wolle. Und den er segnen und schützen wolle, auch in seinem schönen vor bildlichen Familienleben, au« dem immer aufs neue Kraft, Zuversicht, Freudigkeit, Trost, für sein schwerer Amt strömen. O wie wenige wissen doch den uuend- liehen Segen de» deutschen Familienlebens richtig zu schätzen. Unser Kaiser könnte uns eine» besseren be- lehren. Des Kaiser« Söhne sind herangewachsen und gleichen kräftigen Eichbäumen, während drinnen im trauten Heim die einzige Tochter, einer stillen Blume gleich, Anmut und Freude verbreitet Solch ein Famtlienglück ist eS ja, da« die Tage de« nahenden Alters verschönern und leichter tragen hilft. In unsern Kindern sehen wir unser eigene» Leben sich verjüngen und erneuern. — Hoch lebe der Kaiser! So mag er heute noch tausendstimmig au» treuen Herzen erklingen und unsern Kindern mag man eS nnschärfen, daß unser deutsche« Volk in seinem Kaiser noch immer den mächtigen Hort seine« eigenen Glückes, Schutz und Schirm seiner eigenen Wohlfahrt verehrt und liebt, daß er e« ist, der auch nach außen hin, wie wir erst kürzlich sahen, die ehrfurchtgebietende Macht Deutschland« verkörpert! Gott segne den Kaiser! Pulsnitz. Unter Hinweis auf die Bekanntmachung de« Stadtrate« zu Pulsnitz vom 26. Januar 1909 wird nochmal« darauf aufmerksam gemacht, daß näch sten Montag, dem Geburtstage Sr. Mcj des Deutschen Kaiser«, die RatSkanzlei nebst Standesamt und die städtischen Kassen von 12 Uhr mittag« ab für den Geschäftsverkehr geschloffen find. Pulsnitz. (Zu Kaisers Geburtstag) wird der Postdienst wie Sonntags, jedoch mit folgenden Abweichungen abgehalten: Die Postschalter sind außer von 8—9 vorm. und 11—12 mittag« auch von 5—7 nachm geöffnet. Es findet im Orte vormittags eine Geld- und Paketbestellung und 2?» nachm. eine noch malige Brtefbestellung statt. Pulsnitz. (Kaisers Geburtstag.) Anläßlich de» Geburtttage« Sr. Maj. de« Kaiser« findet Mon- tag, den 27. d. M. Reveille und Platzmusik der Stadt- kapelle statt. Der Kgl. Sachs. Militäroerein für Puls- nitz und Umgegend begeht Kaiser- Geburtstag im Saale deS Schützenhause« morgen, Sonntag durch Instrumental- und Gesangskonzert und Ball. Pulsnitz. (Kaiser-GeburtStagSfeier der Schule.) Um einen regeren Besuch unserer Schul feiern durch das Elternhaus zu ermöglichen, ist die angezeigte Feier des Geburtstags Sr. Maj. de« Kaiser aus Montag, den 27. Januar abends 7 Uhr verlegt worden. Die Klaffenfeiern der Klaffen V—VIII finden wie früher vormittags 9 Uhr in den betreffenden Schul zimmern statt. Kinder der Unterklassen haben zu der Abendfeier keinen Zutritt. Pulsnitz. (Abs chied« essen.) Wir verfehlen nicht, nochmal» zur Teilnahme an dem nächsten Diens tag zu Ehren de» von Pulsnitz scheidenden Herrn AmtSgericht-ratS Reichert im Hotel zum Grauen Wolf stattftndenben AbschisdSeffen einzuladen. Zeichnungen werden noch bi« Montag vormittag» 10 Uhr im Hotel zum Grauen Wolf, im Rathaus« und im Königlichen Amtsgericht entgsgengenommen. Pulsnitz (Auf einem Uebungsrity werden nächsten Mittwoch vom 3. Husaren-Regiment Nr. 20 au« Bautzen 10 Offiziere, 1 Unteroffizier, 15 Gemeine mit 17 Pferden in unsrer Stadt Quartiere beziehen. — (Von der Eisenbahn.) Soeben ist die Re-ftadilttätSberechnung für die einzelnen Linien de» sächsischen Eisenbahnnetzes auf da« Jahr 1911 erschie nen. Wir entnehmen dieser interessanten Statistik, die über die VerkehrSveihältniffe unseres engeren Va terlandes Aufschluß gibt folgende Aufzeichnungen. Der Betrieb-Überschuß sämtlicher Linien ist um 11 112 929 Mark höher als der im Jahre 1910. Die Betrieb«, einnahmen sind um 14 749 702 Mark höher als im Vorjahre, und zwar ist gestiegen die Einnahme au» dem Personenverkehr um 5 204 022 Mark, im Güter verkehr um 8418 781 Mark und aus anderen Quellen um 1 126 899 Mark. Die Mehreinnahme im Perso- nenonkehr ist in der Hauptsache durch den starken Reiseverkehr anläßlich der internationalen Hygiene- Ausstellung und infolge de» andauernden schönen Wetters hervorgerufen worden, die au« dem Güterver- kehr eine Folge de» allgemeinen Aufschwunges in Han- del und Gewerbe. Dis Betriebsausgaben sind gegen das Vorjahr infolge der starken VerkehrSzunahme um 3 636 773 Mark gestiegen. Die Verzinsung de» mitt- leren Anlagekapitals sämtlicher Voll» und Schmalspur- linien Sachsens erreichte 5,492 (im Vorjahre 4,606) Prozent, welche Ziffer nach der Statistik der rückliegen den 10 Jahre niemals erreicht worden ist. Von den einzelnen Linien verzinsten sich die Vollspurlinien Ka menz-Pirna unk Kamenz—Bischofswerda zusammen mit 4,824 (im Vorjahre 2,493) Prozent. Kamenz, 23. Jan. (Zum Königlichen Kom- missar) süc die diesjährige Reifeprüfung an der hie- stgen L-sstngschule ist vom Königl. Ministerium de» Kultus und öffentlichen Unterricht» der Rektor de» Realgymnasiums zu Zittau, Herr Proftflor vr Korsett, ernannt worden. Die schriftlichen Prüfungen nehmen bereit» am 29. Januar ihren Anfang. Kamenz. iE t n österreichischer Deserteur) wurde in Thonberg-Prietttz sestgenommen. Der Mann hatte sich einen falschen Namen beigelegt. Er wurde auch wegen Diebstahl» und Hehlerei steckbrieflich verfolgt. Bischofswerda. (Da» Heimatfest) findet, wie nunmehr endgültig festgesetzt worden ist, vom 21, bis 23. Juni statt. Neueste direkte Meldungen von Hirsch'» Telegraphen-Bureau. Rom, 25, Januar. (Optimismus in Rom.) In hiesigen offiziellen Kreisen ist man über die Lage in Konstantinopel nicht beunruhigt. Dieser Optimis mus wird besonders dadurch genährt, daß man die Ueberzeugung hat, daß zwischen Deutschland, Österreich- Ungarn und Rußland ein Abkomme« besteht, dahin- gehend, jeden Konflikt nach bestem Können zu ver- hüten. Sollten die Mächte nicht in der Lage sein, den Wiederbeginn der Feindseligkeiten zu verhindern, so werden sie jedenfalls gewillt sein, den Krieg zu lokalisieren. Paris, 25 Januar. (ZureuropäischenLage.) DaS „Echo de Pari« schreibt über die europäische Lage: Man ist in diplomatischen Kreisen besonders beunruhigt über die Fragen, was Rumänien gegen Bulgarien und wo« Rußland gegen dir Türket unternehmen wird. Nachdem Rumänien so lange seine Ruhe bewahrte, ist wohl kaum anzunehmen, daß es den jetzigen Augen- blick wählt, um seiner bisherigen Haltung untreu zu werden. Zu der Friedensliebe Rußlands kann Europa volle« Vertrauen haben. Frankreich hat ebenso wre die übrigen europäischen Mächte den Wunsch, eine Fortsetzung deS Kriege» im Orient zu verhindern. Frankreich kennt alle Gefahren, die damit verbunden sind. EL weiß auch, daß eS um den Frieden im Orient schlecht bestellt ist, wenn Rußland seinen Willen nicht durchsetzen kann. London, 25. Januar. (Rumänien und Bul- garien.) Dem „Daily Telegraph" wird au» Buka rest gemeldet, daß Bulgarien in eine Grenzregulierung eingewilltgt habe und zwar dahingehend, daß die neue Grenze vom Süden Silystrien« bis zum Kap Varna hinzishen wird. Die» befriedigt die öffentliche Mei- nung aber keinesfalls. Dis Liberalen greisen die Rr- gierung mit scharfen Worten an und ihre Aeußerungen sind äußerst kriegerisch gehalten. Christiani«, 25. Januar. (Schiffskatastrophe.) Die Barke „Agda" au« Ltllesand ist im Sturm in der Nordsee verloren gegangen. Sie befand sich auf oer Fahrt nach Rio de Janeiro. Ein englische» Schiff rettete drei Mann. 12 Mann sind ertrunken, davon 8 aus Stettin. Odessa, 25. Januar. (Rußlands Drohung gegen die Türkei.) In holbosfiziellen Kreisen wird die Nachricht dementiert, daß Rußland der Türkei angedroht habe, Armenien zu besetzen. Trotz de» Dementis glaubt man allgemein an die Drohung. Es verlautet mit Bestimmtheit, daß die russische Schwarze-Meer Flotte vor Sewastopel unter Dampf liegt, und Order erwartet. Konstantinopel, 25. Januar. (Zum Staat», streich.) Gestern nachmittag gegen 1 Uhr erfolgte die Inthronisierung de» neuen Großwestr» mit dem gewohnten Zsrimoniell. Nach bief-r Jnoestitution leiste ten die übrigen Minister vor dem Sultan den Amt«, eid. Zum Scheich Ul Jrlam wurde der birherige Prä- sident de» obersten Gerichtes Essad Effendi ernannt. Dkl Oberst Dschemal Bei wurde al» Militärgouverneur von Konstantinopel eingesetzt. Dir Botschafter Deutsch, lands, Frankreich» und Rußlands hatten gestern eine längere Besprechung. Konstantinopel, 25 Ianuar. Das neue Ministerium hielt gestern im Palais seine erste Sitzung ab, um über Sie Antwort der Note zu beraten. Der bisherige Mini ster des Aeußern, Noradunghian, war eingeladen, der Sitzung beizuwohneu, um das Aabimtt zu informieren. Spät abends wurde bekannr, daß ein definitiver Beschluß nicht gefaßt worden rst. Die Regierung tritt entschieden dem Gerücht entgegen, sie habe den Waffenstillstand auf gekündigt Konstantinopel, 25 Iunuar. Die Botschafter der Mächte berieten gestern über die Tunlichkeit, abermals Truppen zu landen. Aus Anraten des deutschen Bot- schafters o. Wangenheim sahen sie jedoch von dieser Maßnahme ab. RmstWM-VntmiSung Pulsnitz—Nnigü- tzrültz und Pulsnitz—Horn. Pulsnitz — König-brück 8" f Pulsnitz Postamt 6t° N 2° „ Bahnhof , 10°° 6s° N 8-» Oberlichtenau 6^° N 9° 2°° Königsbrück Pulsnitz —Ohorn 10° 5-0 7>» 8w N 1 PuISnttz Postamt sl 7°° 8"N 720 I , Bahnhof 7 so 8-» N ff Ohorn B > 7" 8°°N Schley Hie Zeysu -uf Ist te l- Tonanxedenä! Bnarrelcbtl Mssii-LetwMvesti. l^urdenprÄcktixs Kolorits. Ol'LHs-k'rodoOtHNmvrv del üovrf öerlia^V. Tvgss-IHalSndsr. Stadtrat: Ratskanzlei, Polizeikanzlei mit Ein- wohner Meldeamt (Rathaus I Treppe): Geöffnet Werk- tags 8 -12 Uhr vormittags, 2 -6 Uhr nachmittags; Sonn abends 8 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags. Stadt- kasse und Stadtsteuereinnahme (Rathaus Erdge- schofh: Geöffnet Werktags 8 12 Uhr vormittags; Sonn abends 8 Uhr vormittags bis 1 Uhr nachm. Städtische Sparkasse lRathaus Erdgeschoß): Geöffnet Werktags 8—12 Uhr vormittags. 2-4 Uhr nachmittags: Sonnabends 8 Uhr vorm. bis 1 Uhr nachm. Standes amt (Rathaus 1 Treppe): Geöffnet Werktags 8—11 Uhr vormittags. Pfarramt: Geschäftszeit Werktags 8—12 Uhr vormittags. Schute: Sprechstunden Dienstags, Mittwochs, Freitags und Sonnabends vormittags I!—!2 Uhr; augerdvm Dienstags und Donnerstags 6—8 Uhr abends. Volksbibliothek stn der alten Schule): Geöffnet Sonntags 11—12 Uhr vormittags Aönigliches Amtsgericht: Geöffnet Werktags 8—12 Uhr vormittags, 2—6 Uhr nachmittags; Sonnabends 8 Uhr vormittags bis 8 Udr nachmittags. Güterabsertignngsstells: Geöffnet Werktags 7—12 Uhr vormittags, 2—7 Uhr nachmittags, Annahme von gewöhn lichem Frachtgut nur bis 6 Uhr nachmittags; Sonntags für Eilgut vor dem Gottesdienste und nach dem Gottes dienste bis 12 Uhr mittags. Äusserliches Postamt: Die Schalter sind geöffnet Werk tags 7/8 Uhr vorm. bis I Udr nachm., 2—7 Uhr nachm. Sonn- und Feiertags 7/8 bis 9, 11—12 Uhr vorm. Tele grammannahme: Tag und Nacht zu jeder Zeit. Fern- sprechvermitte langsamt: 7 Uhr vormittags bis 9 Uhr nachmittags, Dumstbereüschatt augerhalb der Dienst stunden: 9 Uhr nachmittags bis 7 Uhr vormittags Unfall- Meldedienst. Spar- und Vorschustverein: Geöffnet Werktags 8—12 Uhr vormittags, 2—6 Uhr nachmittags. Sonnabends 8—12 Uhr vormittags, 2-4 Uhrnachmittags. Ortskrankenkasse: Erpeditionszeit von vormittags 8 bis H,1 Uhr, nachmittags von >/,3 bis 6 Uhr. Sonn- und Feiertags erschlossen Sprechstunde des Vorsitzenden von '/,12 bis '/,l Uhr im Geschäftszimmer der Ortskrankenkasse, Bismarckplatz. Sprechstunde der Kassenärzte: Werktags von ftz1 bis >/,2 Uhr, Sonntags vormittags von 8 bis 9 Uhr. Städtisches Elektrizitätswerk: Geöffnet 8—12 Uhr vormittags 2—7 Uhr nachmittags. Aönigliches Nebenzollamt: Geöffnet Werktags 8—12 Uhr vormittags, 2—6 Uhr nachmittags.