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Nr. 27. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 8. März 1918. Seite 2. Mitglieder. Der Kreisvertreter Herr Fickenwirth-Dresden hatte der Versammlung Grütze gesandt. Die ausschei denden GauturnratSmitglieder Zesch-Bischofswerda, Biener- Königstein, Stephan-Schandau und Mai-Sebnitz wurden wiedergewählt. Als Abgeordnete für den am 29. März in Aue stattfindenden Kreisturntag wurden gewählt die Herren Fischer-Bischofswerda, Biener - Königsstein, Acker mann-Neustadt, Kern-Schandau und Petzold-Bretnig. Dem 2. Gauvertreter Herrn Kowe - Stolpen wurden an läßlich seiner 25 jährigen Mitgliedschaft die herzlichsten Glückwünsche ausgesprochen. Als Ort für den nächsten Gautag wurde Lohmen gewählt. Dresden. (Vom Automobil getötet.) Am Sonn tag früh ^8 Uhr hat sich an der Kreuzung der Ammon- und Freiberger Stratze ein schweres Unglück zugetragen. Dort hielt ein Straßenbahnwagen der Linie Dresden- Löbtau, während von Löbtau sich in langsamer Fahrt ein Automobil näherte. Letzteres mag der Heizer Gläser aus Cotta Hcht bemerkt haben, denn er versuchte, auf dem Rade von der Falkenbrücke herkommend, die Frei berger Straße vor Abgang des Straßenbahnwagens noch zu kreuzen, um in der Richtung nach dem Wettiner Platz weiterzufahren. Der 34 Jahre alte, verheiratete Mann wurde aber von dem Automobil, das einem Industriellen aus der Nähe von Kamenz gehört, erfaßt und sofort ge tötet. Nach dem Zeugnis mehrerer Personen, die das Unglück beobachteten, trifft dem Chauffeur, der sich allein in dem Auto befand, keinerlei Schuld. Die Leiche wurde nach rem Löbtauer Friedhof gebracht. Dresden Das Brandunglück aus der Dresdner Vogelwiese gelangte in der vorgestrigen Generalversamm lung der Privilegierten Bogenschützengesellschaft nochmals 'ausführlich zur Erörterung. Der Brandschaden, den die Gesellschaft erlitten hat, beträgt rund 22000 Ml., wäh rend die Kosten der letzten Vogelwiese über 45000 Mk. betrugen. Besonders hoch waren die Ausgaben für Ar beitslöhne, Wasser- und Elektrizitätsverbrauch usw. Die eingekeilte Hilfsaktion aus Anlaß des Vogelwiesenbran- des brachte einen namhaften Ertrag. Bemerkt sei noch, daß durch den Brand auch die neuen Markthallen mit zerstört worden sind, welche die Gesellschaft erst im letzten Sommer mit bedeutendem Kostenaufwande hatte anfer tigen lassen. Sie haben ihrer Bestimmung leider nur zwei Tage gedient. Das wertvolle Archiv der Gesellschaft das zahlreiche Jahrhunderte alte Urkunden und Schrift stücke enthält, wurde einer vollständigen Neuordnung unterzogen. Ebenso leistete die Gesellschaft eine größere Zahlung an den Dresdner Maler Fritsche sür die Stif tung eines für das neue Dresdner Rathaus bestimmten großen Wandgemäldes. Die Gesellschaft zählt gegenwär- tig 2 Ehrenmitglieder und 369 ordentliche Mitglieder. 8. Dresden, 3. März. (Gemeindevorstand und Feuerwehr.) Ueber die Verpflichtung der Vorstände von Behörden an der Teilnahme von Feuerwehrübungen und Löscharbeiten bei Bränden fällte der Strafsenat des Kgl. Oberlandsgerichts eine interessante Entscheidung. Der seit 1905 als Leiter der Gemeinde Striesa bei Oschatz fungierende Gemeindevorstand Kopp hat seinen Wohn sitz innerhalb der Grenzen der Stadt Oschatz. Der Stadt rat zu Oschatz legte nun dem Striesaer Gemeindevor stand die Verpflichtung auf, an den Uebungen der städ tischen Feuerwehr teilzunehmen und als de, Gemeinde- vorsta d dieser Aufforderung nicht nachkam, wurde er vom Stadlrat in Strafe genommen. Schöffengericht und Landgericht bestätigten die Bestrafung des Gemeindevor standes. Aus die Revision ceS letzteren hin hob das Oberlandsgericht das erstinstanzliche Urteil auf und er kannte gegen den Gemeindevorstand auf kostenlose Frei sprechung. Begründend wurde ausgesührt, daß die Vor stände auswärtiger Behörden der Feuerwehrpflicht nicht unterstellt werden könnten, wenn sie zufällig außerhalb des Bezirks ihres Wirkungskreises ihren Wohnsitz hätten. 8. Dresden, 7. März. (An der Bahre.) Aufregende Zwischenfälle spielten sich beim Begräbnis des Guts- administratorS Karl von BergoffSky ab. Der 26jährige Administrator der Berliner Landbank Karl von BergoffSky in Mittel bei Bautzen war mit dem gleichaltrigen In spektor Rabe mit der Absicht fortgefahren, sich nach Crosta zum Arzt zu begeben. Unterwegs soll nun nach Aussage Rabes Herr oon BergoffSky einem Unglücksfalle dadurch zum Opfer gefallen sein, daß das von Rabe mitgenom mene Gewehr plötzlich losging und der Schuß Herrn von BergoffSky so unglücklich in den Kopf traf, daß die Schädeldecke abgehoben wurde und er aus der Stelle tot war. Ueber den Vorgang liefen verschiedene Gerüchte um. Wie in Milk.l erzählt wird, soll der Inspektor Rabe mit der Ehefrau des Administrators seit längerer Zeit ein Liebesverhältnis unterhalten haben, das schon mehrfach zu unliebsamen Ädftritten Anlaß gegeben haben soll. Allgemein war man der Meinung, daß es zwischen den beiden Männern so nicht weitergehen konnte. Die Staats anwaltschaft Hot infolgedessen sofort Ermittelungen an gestellt, die jedoch das geheimnisvolle Dunkel nicht voll ständig zu lüften vermochten. Ein Mord soll mdessen ausgeschlossen sein. Bei der gestrigen Beerdig „ der eine Trauerfeier im Schlosse Mittel vorausging, am eS nun zu einem Aufsehen erregenden Zwischenfall. Der Geistliche gedachte in seiner Rede der Vorzüge des Ver storbenen, der durch sein liebenswürdiges und entgegen kommendes Wesen die Herzen Aller gewonnen hatte, und widmete ihm herzliche Worte der Verehrung und des An denkens. Seine weiteren Worte galten den Kindern, kein Wort aber fand er für die in tiefstes Schwarz gekleidete Witwe, auf die sich alle Augen lenkten. Bei den Worten des Geistlichen: „In den Nachmittagsstunden sahen wir ihn noch gesund und munter, doch gar bald durcheilte die schauerliche Kunde das Dorf, er sei erschossen" brach der mit anwesende Inspektor Rabe, der einzige Zeuge des Todes, bewußtlos zusammen und konnte nur mit Mühe aufrecht erhalten werden, während dicke Tropfen kalten Schweißes ihm von der Stirne perlten, der alsbald einem gewissen Dämpfen des Kopfes, wie es nur eine hochgra dige Erregung heroorbringen kann, Platz machte. Hier kam auch die bisher verhaltene Spannung der Bevöl kerung zu einem geradezu elementaren Ausbruch, der in einen Tumult auszuarten drohte, sodaß der Geistliche seine Rede unterbrechen mußte. Auf dem Friedhöfe hatte sich unterdes eine große Menschenmenge angesammelt, die dem sich alsbald nahenden Leichenzuge mit begreif licher Spannung entgegensah. Der traurige Akt erreichte aber hier ohne weitere Zwischenfälle sein Ende. 8. Dresden, 7. März. (100. Geourtstag der Frei frau Bertha v. Marenholtz-Bülow.) Am gestrigen 100. Geburtstage der Freifrau Bertha von Marenholtz- Bülow, der namhaften Verfechterin der Fröbelschen Er ziehungsweise und Begründerin der Fröbelstiftung, wurde auf dem alten Annenfriedhofe ein der Verstorbenen ge widmetes Denkmal geweiht. Zur Ehrung der unvergeß lichen Kinderfreundin hatten sich zu der Gedenkfeier viele Freunde der Fröbelsache auf dem Friedhose eingefunden. Pastor Roßberg hielt die Weiherede. Die mitanwesende Gründerin der Kindergärten in Kassel und in Ungarn, Gräfin Hessenstein, die eine intime Freundin der Verstor benen war, legte einen Kranz nieder. — Der Staatsministsr Graf Vitzthum von Eckstä t empfing heute Vormittag eine Abordnung des nationalen Arbeiterbundes sür das Königreich Sachsen unt r Füh rung des Herrn Arno Geißler-Crimmitschau, sowie eine von den Herren Richard Knorr-Dresden und Hans Thiele- Meißen geführte Abordnung vaterländischer Arbeiterver eine Sachsens. Die Erschienenen legten Zwecke und Ziele ihrer Vereinigungen, Wohlfahrseinrichtungen, sowie deren Stellung zu einigen wichtigen, Landtag und Reichstag beschäftigenden Fragen (insbesondere zum Arbeitsnachweis und zur Arbeitslosenversicherung) dar und baten um tun lichste Berücksichtigung ihrer Wünsche. Ferner empfing der Minister eine Abordnung des Verbandes der Güter beamten im Königreiche Sachsen, die um die Errichtung eines paritätischen Stellennachweises für Güterbeamten und um Einführung eines Befähigungsnachweises für sie baten. Der Minister sagte allen Abordnungen eine wohl wollende Prüfung ihrer Anliegen zu. — DaS 100 jährige Bestehen des K. S. TrainS ge denkt das Kgl. Sächs. Trainbataillon Nr. 12 am 4. und 5. Mai d. I. festlich zu begehen. — Am Sonntag fand in Chemnitz der Partei tag der sächsischen Nationalliberalen statt. Der na tionalliberalen Fraktion des Landtags wurde durch eine Resolution die Zustimmung des Landesausschusses zu hrer Haltung im Landtag bekundet. ^agssgsscdickts. Deutsches Reich. Berlin, 7. März. Zu den gestrigen Stratzenkundgebungen bemerkt die „Nordd. All. Ztg " : Das Vereinsgesetz, daß das Versammlungsrecht in libe raler Weise geordnet hat, enthält über öffentliche Ver sammlungen unter sreiem Himmel und Aufzüge auf öffentlichen Straßen und Plätzen eine klare unzweideutige Bestimmung: sie bedürfen der Genehmigung der Polizei behörde. Ob man diese Aufzüge Wahlrechtsspaziergänge oder Landpartien nennen will, ist gleichgültig. Ein „Spaziergang" von geschlossenen Massen, bei denen die Arbeitermarseillaise gesungen wird, rote Fahnen ge schwungen werden, Hochrufe auf die Sozialdemokratie ausgebracht werden, Redner sich vernehmen lassen, ist ohne Genehmigung eine ungesetzliche Kundgebung. Wenn die gestrigen Kundgebungen wiederum einige Opfer ge fordert haben, so fällt die Verantwortung dafür auf die Leiter der Demonstrationen, die mit den Führern der sozialdemokratischen Partei identisch sind. Kiel, 7, März. Prinz Joachim von Preußen wird, wie die „Kieler Neuesten Nachrichten", erfahren, nach Be endigung seiner Studien in Plön gutem Vernehmen nach in die Kaiserliche Marine eintreten und in der Prinzenvilla in Kiel Wohnung nehmen. Für den Prinzen Adalbert, der diese Villa bisher bewohnte, soll das Haus „Forsteck" des Konsuls Diedrichsen erworben werden. Kiel, 7. März. Der General L la suite des Seeofft- zierSkorps Eduard Knorr vollendet, wie die „Kieler N. Nachr." melden, am 8. März sein 70. Lebensjahr. Admiral Knorr war der einzige deutsche Offizier, der während des deutsch-französischen Krieges mit den Fran zosen ein Gefecht zur See bestanden hat und zwar schlug er mit dem Dampf-Kanonenboot „Meteor" in Westindien im Gefecht von Havannah am 9. November 1870 den französischen Aviso „Bouvet". 1884 befehligte er das westafrikanische Geschwader, mit dem er den Negerauf stand in Kamerun niederschlug. Im folgendem Jahre zwang er den Sultan von Sansibar zur Anerkennung der deutschen Schutzherrschaft in Deutsch-Afrika. 1889 schied er aus dem Frontdienst und lebte seit dieser Zeit in Berlin. Für seine Verdienste um die Marine ist ihm der Schwarze Adlerorden mit der Kette verliehen worden. Eine Bronzebüste steht seit Juni 1905 auf der Freitreppe der Marineakademie in Kiel. Gesterreich-Ungarn. Wien, 7. März. Wie die „Neue Fr. Presse" meldet, ist in hiesigen maßgebenden Kreisen nichts davon bekannt, daß der Küfer sich beim letzten Hofballe gegenüber dem griechischen Gesandten ab fällig über die Militärliga geäußert und eS abgr. habe, sich die in der österreichischen Armee dienenden griechischen Offiziere vorstellen zu lassen. — In Pariser politischen Kreisen betrachtet man den Verständigungsversuch zwischen Rußland und Oester reich als endgültig gescheitert, und die Lage auf dem Balkan ist infolgedessen aufs neue in ein kritisches Stadium gerückt. Der Friede scheint zwar von öster reichischer Seite nicht gefährdet, dagegen liegt in den von Rußland ostentativ geförderten slawischen Kund gebungen der Balkanstaaten ein Moment der Beruhigung trotz aller Versicherungen ihres sriedlichen Charakters. Frankreich. Paris, 7. März. König Eduard von Engla d, welcher unter dem Namen eines Herzogs von Lancaster reist, ist heute nachmittag 4 Uh hier einge troffen. Wie eS heißt, wird er zwei Tage hier verbleiben und dann erst nach Biarritz wLitereisen. 6us aller ^slt. Köln, 7. März. (Ein Drama im Walde.) Im Kottenforst bei Bonn wurden heute der 22jährige Bank beamte Willy Kron und das 23jährige Mädchen Toenner aus Derne bei Dortmund erschossen aufgsfunden. Das Motiv der Tat ist unglückliche Liebe. Stuttgart, 7. März. (Muttermord im Zorn.) In einem kleinen Städtchen bei Stuttgart, in Zuffenhausen, erschoß gestern abend der 23 Jahre alte Zimmermann Mößner seine Mutter. Die 72 Jahre alte Witwe sollte schon vor einiger Zeit in eine Trinkerheilanstalt gebracht werden. Als der Sohn gestern nach Hause kam, war sie wieder betrunken, und eine größere Geldsumme, die ihr der Sohn zur Aufbewahrung übergab, war verschwunden. In seiner Erregung gab der Sohn zwei Schüsse auf die Mutter ab. Er stellte sich dann selbst der Polizei und wurde in das Gefängnis nach Ludwigsburg übergeführt. Genf, 7. März. (Schwere Benzinexplosion.) Eine heftige Feuersbrunst ist heute in einem Benzindepot ausgebrochen. Das Feuer nahm mit großer Geschwindig keit eine 'enorme Ausdehnung an. Fortwährend vernahm man Explosionen von Benzinfässern. Die ganze Stadt ist in eine Rauchwolke gehüllt. Brennendes Oel ergießt sich in einem Umkreis von 300 Metern um das Depot und bedroht einen Teil der anstoßenden Gebäude. Die gesamte Feuerwehr ist an Ort und Stelle. Wahrschein lich werden Truppen zur Hilfeleistung herangezogen wer den, um eine Katastrophe zu verhindern. . Agram, 7. März. (Zur Hofrichteraffäre.) ES ist polizeilich festgestellt werden, daß die verhaftete Aben teurerin Militschewitsch sich große Quantitäten Cyankali zu verschaffen wußte; doch gelingt eS anscheinend nicht, einen Zusammenhang mit der Hofrichteraffäre herzustellen. Ueber die Verwendung des Giftes kann sich die Verhaftete nicht ausweisen. Sie erklärt, das Gift einem älteren Herrn in Wien gegeben zu Haven, will aber den Namen nicht nennen. Äthers Rleimr MeGs«. In dem Kampfe um die Reform des Religionsun terrichtes macht gegenwärtig eine im Se bstverlage ÄeS Ev.-luth. Schulvereins für das Königreich Sachsen (e.V.) erschienene Schrift großes Aussehen, in der durch zwei farbigen Druck veranschaulicht wird „was aus dem Klei nen Katechismus vr. Martin Luthers nebst Bibelsprüchen und Kirchenliedern nach den Beschlüssen der Vertreterver» sammlung deSSächstschenLehrervereins vom 5. Januar 1910 werden soll." Six bietet den Lernstoff, der bisher im Religionsunterricht gilt, und die neuen vom Lehrerver ein gewünschten Stücke. Die beabsichtigten Streichungen sind durch roten Druck kenntlich gemacht, sodaß das Buch aufs deutlichste vor Augen führt, was der Lehreroerein meint mit dem Satze der Zwickauer Thesen: „Einzuprä gen sind eine mäßige Anzahl von Sprüchen und Liedern." — Alles spezifisch Christliche ist in der Neuauswahl möglichst zurückgedrängt, während das allgemeine Religiöse und Ethische betont ist. So sind die Sprüche zum 2. Artikel fast durchweg beseitigt, die Sprüche zum Vaterunser auf die zur 4. Bitte beschränkt. Die neu auSgewählien Sprüche sind weder dogmatischen noch tröstlich-erbauenden Inhalts, sondern rein ethisch. — Ob dies zu beklagen oder freudig zu begrüßen ist, darüber werden die Meinun.cn natur gemäß auseinandergehen. Jedenfalls ist das Buch für Gegner und Freunde der Resormbestrebungen gleicherweise interessant, und wird man den Worten, die Graf Castell- Castell in der 1. Kammer des Landtages sagte, zustimmen müssen, daß diese Schrift im Volke die weiteste Verbrei tung verdient, damit allen evangelischen Christen, inson derheit den Eltern klar wird, „worum es sich handelt." Denn in der Volksschule — das sagt schon der Name — handelt es sich nicht nur um die Schule, sondern auch um das Volk. Das genannte Schriftchen, von dem in wenig Wo chen 40 000 Stück verkauft wurden, ist in jeder Buchhand lung zum Preise von 10 Ps. zu haben. rrsuvfts Qirskts Mvivungsn von Hirsch'S Telegraphenbureau. Berlin, 8. März. Wie das „B T". erfährt ist der Frau von Schönebeck, die sich noch immer im Charlotten burger Gefängnis in Untersuchungshaft befindet, gestern abend die 30 Seiten umfassende Anklageschrift zugestellt worden. Die Anklage stützt sich fast ausschließlich auf die Angaben des Hauptmanns v. Göben, der der Ange klagten unter dem Weihnachtsbaum auf ihr ausdrück liches Verlangen einen Schwur abgelegt haben soll, den Major v. Schönebeck aus dem Leben zu schaffen. Wien, 8 März. Wie der Korrespondent der „N. Fr. Pr." in Petersburg zuverlässig erfährt, entbehrt die MelL^ dem Abbruch der österreich russischen Ver- i^r-dlo er Begründung. Zwar schrei-en die Ver- üdlun^n nur langsam fort, doch hofft man, daß die Wiederherstellung normaler diplomatischer Beziehungen erreicht werden wird. London, 8. März. Die „Westminster Gazette" schreibt, daß die Ereignisse in Berlin an die Vorgänge in Eng land im Jahre 1832 erinnern, an die aufregende Zeit der Wahlrcformen, in der der Volkswille den Sieg über die Privilegien der besitzenden Klassen davontrug. Durch eben solche Kundgebungen auf der Straße erhielt Eng land die Wahlfreiheit, welche eS noch heute besitzt. — „Pall Mall Gazette" tadelr die Brutalität, welche die Polizei an den Tag gelegt habe und sagt, daß die Ber-