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Nr. L7. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 8 März 1910 Sette s. Beine werfen wollen. Wenn auch das Vertrauen in die Marine- Verwaltung Angriffen ausgesetzt gewesen sei, so haben doch die Aus führungen des Staatssekretärs befriedigt. Abg. Dr Semler (ntl.) vertrat den Standpunkt, daß die deutschen Schiffsneubauten denen anderer Staaten gleich seien. Abg. vr. Leonhart isrs- Vp) hielt an den Abstrichen der Kommission fest und verbat es sich, wenn der Werftdirektor in Kiel nach den Beziehungen von Beamten zu Reichstagsabgeordneten forsche. Staatssekretär v- Tirpitz bestritt, daß solche Nachforschungen veranstaltet worden seien. Abgeordneter Südeknm .Soz.) sah in den deutschen Schiffsrüstungen eine Spitze gegen England, das dadurch selbst zu erhöhten Flottenrüstungen veranlaßt werde und betonte, seine Partei werde für die Flotte keinen Mann und keinen Groscheu bewilligen. Gegen den Versuch, in England Mißtrauen gegen die deutschen Flottenrüstungen zu ent fachen, wandte sich mit sachlicher Schärfe der unerwartet im Saale erschienene Reichskanzler von Bethmann-Hollweg. Unse e Flotte diene nicht aggressivem Zwecke, und zudem sei aus dem Flotten gesetz jedermann über den Umfang der Flottenrüstungen aufs Ge naueste unterrichtet. Unsere auswärtige Politik solle nur die wirt schaftliche und kulturelle Kraft Deutschlands zur freien Entfaltung bringen, und das kann unser sreundfchaftliches Verhalten gegenüber England nicht trüben. Den freien Wettbewerb aller Nationen könne keine Macht der Welt ausschalten, und Deutschland wolle sich an diesem Wettbewerb nach den Grundsätzen eines ehrlichen Kaufmanns beteiligen. (Lebhafter Beifall.) Abg. Erzberger (Ztr.) schloß sich der Verwahrung dagegen an, als baue Deutschland neben der in seinem Etat angeforderten noch eine heimliche Flotte. Als Redner aus weitere Ersparnisse im Marineetat drang, trat Staatssekretär von Lirpitz einzelnen seiner Forderungen entgegen und betonte insbesondere, es könne nicht davon die Rede sein, daß uns Krupp von 1902 über das Ohr gehauen habe. Wenn Krupp jetzt billiger liefere, so erkläre sich das daraus, daß er im Zeichen des Flottengesetzes auf längere Zeit hinaus habe disponieren können. Der Reichstag erledigte in seiner Sitzung vom Montag zu nächst den Gotthardbahnvertrag mit der Schweiz und Italien. Staatssekretär von Schoen begründete den Vertrag, der durch die Uebernahme der Bahn durch den schweizerischen Staal notwendig geworden sei, und betonte, dasz alle Teile damit zufrieden sein können. Präsident des Reichseisenbahnamtes wackerzapp führte aus, daß Deutschland und Italien von der Schweiz vorteilhafte Zusicherungen erhalten hätten. Jedenfalls sei der Vertrag zur Zu friedenheit der drei Staaten abgeschlossen worden. Abg. Fürst von Hayfeldt (Rp.) sprach den Wunsch aus, die Aktionäre bei der Verstaatlichung entsprechend zu entschädigen, und bat den Staats sekretär, seinen Einfluß dahin geltend zu machen. Nach kurzer weiterer Debatte wurde der Vertrag in erster und zweiter Lesung angenommen. Das Haus setzte sodann die Beratung des Marine etats beim Titel Staatssekretär fort. Abg. Dr. Struve (frs. Vgg.) erklärte seine Befriedigung über die am Sonnabend abgegebene Erklärung des Reichskanzlers und verlangte eine größere Ueber- sichtlichkeit des Etats. Staatssekretär von Tirpitz wandte sich gegen die Auffassung, daß eine Stellenzulagenwirtschaft zugunsten der Offiziere eingerissen sei. Abg. Freiherr von Gamp (Rp.) trat dem Abgeordneten Grafen v. Oppersdoro in der Frage der Be schaffenheit der Panzerplatten entgegen und betonte, die deutschen Platten seien die besten und billigsten der Welt. Staatssekretär von Eirpitz versicherte, er werde befähigten Köpfen auch ohne Cramina stets in höhere Stellungen zu bringen suchen. Der in zwischen beantragten Wiederherstellung der von der Regierung an geforderten Verpflegungsgelder möge der Reichstag zustimmen oder die Entscheidung zum mindesten so lange hinausschieben, bis die zugesagte Denkschrift vorgelegt sei. Abg. Bassermann (natl) zeigte gegenüber dem Abgeordneten Südeknm, daß die deutsche Flotte keine aggressive Tendenz gegenüber England habe, nur der Erhaltung des Friedens dienen solle. Abg. Ledebour (Soz.) ver mißte in den Ansführungen des Reichskanzlers ein Eingehen auf die Frage der Verständigung zwischen England und Deutschland hinsichtlich der Beschränkung der Flottenrüstungen und warf der Regierung im Anschlusse an eine frühere Aeußerung des Abgeord neten Richter Mangel an Aufrichtigkeit vor. Staatssekretär von Tirpitz wies dies zurück. Abg. Eugen Richter habe seinerzeit nur irrtümlich angenommen, daß die Regierung beabsichtige, die Verwirklichung des Flottenprogramms mehr zu beschleunigen, als das Flottengesetz es vorsehe. Abg. von Gertzen (Rp.) wünschte größere Uebersichtlichkeit des Marineetats. Abg. Herzog (w. Vgg.) bestritt, daß die Marineverwaltung fortgesetzt aus dem vollen wirtschafte und wünschte, die Beamten möchten sich bei ihren Mit teilungen an Abgeordnete auf Tatsachen beschränken und sah keinen Anlaß, angesichts der bisherigen Erfahrungen mit Krupp diesem die Lieferung der Panzerplatten zu entziehen. Nach kurzer wei terer Debatte wurde die Beratung auf Dienstag vertagt. Vsrmiscdtss. * Und er kam zu den Seinigen ... In einer schwäbischen Garnisonstadt führten zwei Metzger einen Gchsen ins Schlachthaus. In der Nähe der Raserne riß sich der Ochse los und sprang in den Rasernenhof, wo gerade eine Rompagnie ausgestellt war. Der anwesende Major befahl den Soldaten, den Ochsen wieder aus dem Rasernenhof zu führen, was sofort geschah. Der Major wandte sich dann an einen Soldaten Namens Huber, welcher alle Vorgänge, ob ernster oder nichternster Natur mit Vorliebe durch Bibel sprüche belegte, und fragte ihn: „Nun, Huber, wissen Sie über diesen Vorgang auch etwas zu sagen?" „Jawohl, Herr Major, aber ich darfs nicht sagen!" „Nur los", be fahl der Major. Nachdem sich Huber einige Male geräus pert hatte, sagte er: „Und er kam zu den Seinigen — aber die Seinigen nahmen ihn nicht auf". Der Major konnte nicht anders, als in das homerische Gelächter der ganzen Rompagnie herzlich einzustimmen. — Der aus Ludwigsburg berichtet« Fall von dem verirrten Gchsen und dem bibelfesten Rekruten gibt einem Bayrischen Leser der „Franks. Ztg." An- laß zu folgender Mitteilung aus einer größeren Garnison, deren nähere Bezeichnung aus begreiflichen Gründen unter- lassen werden muß. Die Herren vom Generalstab hatten sich im Manövergelände versammelt, als plötzlich ein wild gewordener Ochse mit großen Schritten mitten unter die Strategen setzte, zum Schnecken der Offiziere die nach allen Seiten auseinanderstoben. Nur ein junger Hauptmann nahm die Situation mit kühler Ruhe und leichtem Lächeln auf. Als das Intermezzo zu Ende war und sich die Herren wie der beruhigt auf den früheren Platz begeben hatten, wurde der junge Generalstäbler von verschiedenen Rameraden be stürmt, ihnen zu erklären, warum er denn bei dem aufregen den Zwischenfall gelächeln habe. Nach einigem Zögern ge stand er denn schmunzelnd: „Ich fand es furchtbar komisch; das war der erste Ochse, der ohne Protektion in den Gene ralstab gekommen ist." * Die Rache der „Ungeliebten". Line merkwür dige Todesanzeige, die dieser Tags in den Neuyorker Mor- genblättern stand, hat in der Hudsonstadt einiges Aufsehen erregt. In der für englische und amerikanische Blätter üb lichen Form der Familienanzeigen war folgende Annonce zu lesen: „Jenks — Am Sonntag, den 20. Feber starb an gebrochenem Herzen May, die ungeliebte Gattin von Thomas Jenks." Diese Todesanzeige war den Zeitungen ans den ausdrücklichen Wunsch der verstorbenen von ihrer Tochter übersandt worden. Den Interviewern, die hinter diesen bei den Zeilen einen kleinen Roman vermuteten, erzählte das Mädchen die Geschichte von dem unglücklichen Leben ihrer Mutter, die eine geborene Engländerin war und ihren Mann vor 29 Jahren in Birmingham heiratete. Der Fluch des Goldes zerstörte ihr Lheglück. während sie in England mit Thomas Jenks eine verhältnismäßig ruhige Ehe geführt hatte, wurde dies anders, als das paar nach Amerika aus wanderte und der Mann dort bald große Reichtümer an sammelte. Er wandte sich anderen Frauen zu, doch blieb seine Frau an ihn gekettet, da ihre Bemühungen, die Ehe gerichtlich trennen zu lassen, fehlschlugen. Das letzte, was sie auf dem Rrankenbette tat, bevor sie die Augen zum letz ten Schlummer schloß, war, daß sie ihren Trauring vom Finger zog und der bei ihr verbliebenen Tochter das Ver sprechen abnahm, ihren Heimgang in einer Form anzuzeigen, die sich wie die Anklage einer Toten liest. Dresdner Prodnkten-Börse, 7. März 1910. Wetter: Schön. Stimmung : Flau. Um 2 Uhr wurde amtlich notiert: Weizen, weißer, — — — M, brauner, neuer, 74—78 Kilo, 214—222 M, do. feuchter M, russischer rot 234—246 M, do. russisch, weiß M, Kansas 245—248 M, Argentinier M, Amerikanischer, weiß —M. Roggen, sächsischer 70-73 Kilo 153-159 M. rass. 181-184 M. Gerste, sächsische, 152—165 M, schlesische 162—175 M, Posener 159-170 M, böhmische 179—190 M, Futtergerste 133—140 M Hafer, sächsischer 159—165 M, beregneter 141-153 M. schlesischer 159-165 M., russischer 149-155 M. Mais Cinquantine 178—187 M, alter — M, Laplata, gelb, 160—163 M, amerikan. Mired-Mais , Rundmais, gelb, 157—161 M, do. neu, feucht M. Erbsen, 180-190 M, Wicken, sächs. 170-185 M. Buchweizen, inländischer 185—190 M, do. fremder 185—190 M. Gelsaaten, Winterraps, feucht —, trocken M. Leinsaat, feine —, ,— M, mittl. —, ,— M. Laplata 320,00—330,00 M. Bombay 335,00 -340,00 M. Rüböl, raffiniertes 61,00 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 13,50 M, runde — M Leinkuchen (Dresdner Marken) I 19,00 M, II 18,50 M. Mal? 26,00-31,00 M. Weizenmehl« (Dresdner Marken): Kaiserauszug 37,00—37,50 Ai, Grießlerauszug 36,00—36,50 M, Semmelmehl 3500,—35,50 M, Bäckermundmehl 33,50—34,00 M, Grießlermundmehl 25,00 bis 26,00 M, Pohlmehl 18,00-19,00 M. Roggenmehle /Dresdner Marken) Nr. 0 25,00—25,50 M, Nr. 01 24,00-24,50 M, Nr. 1 23,00—23,50 Ai, Nr. 2 20,50- 21,50M, Nr. 3 17,00—17,50 M, Futtermehl 14,00—14,20 M, ercl. der städtischen Abgabe. Weizenkleie (Dresd. Mark.): grobe 11,60- 11,80, Fine 11,00—11,20. Roggenkleie (Dresdner Marken): 11,60—11,80 M. Uebersicht über die an den Hauptmarktorten veuiscb lands in der letzten Woche gezahlten Fettviehpreise Die Preise sind in Mark für 50 Ke Schlachtgewicht bezw. Lebendgewicht (l bedeutet Lebendgewicht) angegeben. Die erste Zahl bedeutet den niedrigsten, die zweite den höchsten für die betr Viehgattung gezahlten Preis. (Unberechtigter Nachdruck verboten.) Rindvieh Schafen Ausgestellt am 3. März 1910. Mitberücksichtigt sind noch die am 2. März abgehaltenen Märkte. Großvieh Kälber Lämmer Schweine Aachen.... 48-75 64—112 68—82 67—72 Barmen . . . 60-69 80—90 78—88 64-68 Bertin .... 48—75 60-130 54—81 61-71 Bremen . . . 50—72 60—110 60—85 56-68 Breslau . . . 49—74 50-86 63-81 57-70 Bromberg. . . 24—36 l 30—401 25—331 45-48! Chemnitz . . . 40—75 45—57 l 30—421 63-75 Dortmund . . 50—76 40—551 65—80 60-68 Dresden . . . 46-86 72-85 74-85 64-73 Elberfeld . . . 55—80 75—98 60—76 60-68 Essen .... 54-76 38-75 70-84 58-68 Frankfurt a. M. 45—82 78—94 78-80 67—72 Hamburg . . . 46—74 91-141 65-84 57-65 Hannover. . . 60-75 60—100 65-83 60-67 Husum.... 67—69 — — 44—481 Kiel 45—68 55—90 .— 34—521 Köln a. Rh. . . 50—78 65—112 75-92 56-70 Leipzig.... 40-80 38-591 35—41 l 60-67 Magdeburg . 25—421 31—801 29—401 60—70 Mainz .... 42—80 85—90 —'. 64—75 Mannheim . . 52—84 85—95 60-70 70—72 Nürnberg . . . 57—82 58—72 40—68 68-72 Stettin.... — 50—77 — 60—65 Zwickau . . . 45—78 46-581 32—421 66-75 ver Königlich K.chstsche« La ndesMetteLWerrte?« Mittwoch, den 9. März. Ostwind, heiter, kälter, zeitweise Nebel, sonst trocken. Wagdebrrsges Wettervorhersage. Trocken, vorwiegend heiter, noch etwas wärmere Tagestem- — peratur. — pslmkrs^ iöer sparen unfl äocki nicht auk üen Luttsrgenutz verrichten will, versuche clie beliebten van den Vergh'khen Marken kelnlts Pslanrenbutter-Margcmnel — 5ie ersetzen beste Melersidutter vollkommen, lin6 jecloch übet ein Drittel billiger. Zn ollen einschlägigen Seßhaften erhältlich. Ifflsnrenbutter alle Mühe gab, ihre vornehme Zurückhaltung zu bewahren, mit einem Male in ein laute» Lachen ausbrach. „Ihre Buße soll Ihnen sofort zudiktiert werden", sprach sie heiter, „knien Sie hier vor mir nieder, Tie ungalanter Ritter, und geloben sie feierlich, sich zu bessern". „Niederknien will ich wohl vor Ihnen," erwiderte er, indem er ein Knie vor ihr beugte, „aber Besserung kann ich schon d's» halb nicht geloben, weil ich unmöglich bester werden kann, al« ich es bin. Statt dessen bitte ich Sie, mir zu erlauben, daß ich zum Zeichen meiner innigen Verehrung und meine» Gehor sam» gegenüber allen Ihren Wünschen diese schöne Hand an meine Lippen führe." Ohne ihre Erlaubnis abzuwarten, ergriff er ihre herabhän- gende Rechte und küßte die zarten, runden Fingerspitzen. Eine flammende Röt« übergoß bei dieser Berührung mit einem Male ihr Gesicht, es schien, als kämpfte sie gegen «ine tiefinnere Be wegung an. Doch schon im nächsten Augenblicke hatte sie sich gefaßt und entgegnet« in dem früheren unnahbaren Tone: „Unsere Wege trennen sich hier, Herr Springer, die Komö die muß ein Ende haben. Im Uebrigen halte ich m ch iür ehrenhaft genug, um Dasjenige, wa» wir soeben miteinander verhandelt, al« «in — strrnge» Geheimniß zu bewahren." Kühl nickte Marga dabei mit dem Kopfe und schlug als dann den Weg nach dem nahen Etzelhofe ein. Eine kurze Weil« blickt« ijSpringer, von «ig«ntümlichen Gedanken bewegt, der mit stolzer Ruhe Davonschreitenden nach, worauf auch er auf den Heimweg sich begab. Es war erklärlich, daß die Erin nerung an da» soeben erlebt« Abenteurr ihn noch lange beschäf tigte, und je länger er über da»selbe nachdachte, desto unbegreif licher war ihm da» Benehmen des aristokratischen Fräulein«. Schon der Umstand, daß sie ihn, dec in ihre» Augen nichts als ein einfacher Kommis war, zuerst angeredet hatte, kam ihm sehr auffallend vor, aber noch selsamer erschien ihm ihr beständiges Schwanken zwischen vornehmer Zurückhaltung und fast herzlicher Zutraulichkeit. Sie trug ihm vielleicht im Geheimen rin grö ¬ ßere» Interesse entgegen, al» sie es mit ihrer höheren soziale» Stellung für vereinbar hielt, und sollte au» diesem Zwiespalte vielleicht die schroff« Ueb«rhebung hervorgehrn, die sie ganz plötz. lich auf jede Anwandlung von ungezwungener Freundlichkeit bei ihr folgte! Der junge Mann seufzte bei diesem Gedanken. Die Schön heit der Baronesse war zwar auf ihn nicht ohne Eindruck ge« blieben, aber ein inniges Verhältni» zwischen ihr und ihm er« schien ihm undenkbar, dazu war ihr beiderseitiger Charakter ein zu grundverschiedener. Die groß«» funkelnden Augen mit dem hochmütigen Au»druck kamen ihm gefährlich vor, weniger für seinen Seelenfrieden, al» für das LebenSglück desjenigen, der ge. zwungen sein würde, sein Dasein in der Nähe derselben zuzu« bringen, und wie er diese gefährlichen Augen im Geiste sich vor. führte, trat mit einem Male neben dieses ein andere« Augen, paar vor seine Seele, nach dessen Anblick er in der letzten Zeit häufig im Stillen sich zurückqesehnt hatte. Er begann bei sich »wischen diese» verschiedenen Augen Vergleiche anzustellen, deren Resultat nicht günstig für das Edelsräulein auSfirl. Von der Absicht, etwa für immer an di« Inhaberin jener sanften und mutwilligen Augen sein Herz zu verschenken, war sein Sinn zwar noch weit entfernt, aber gleichwohl empfand er mit einem Male ein lebhafteres Verlangen, sie zu sehen und ihrer Gegen» wart sich zu erfreuen und der Einladung auf diesen Abend sich erinnernd, schritt er rascher vorwärt«. Zunächst ging er nach seinem Gasthaufe, um sich umzuklei« den und zu sehen, ob keine Briefe für ihn angslangt seien. Aber nichts Derartiges war eingetroffen, und mit etwa» ent- täuschter Miene beeilte er sich nun, au« seinem Koffer einen ele« ganten dunkeln Anzug hervorzuholen und Toilette für den Abend zu machen. Beim Eintreten in da» Haut de« Bürgermeister« begrüßte ihn der Polizridiener, von dem er seiner Zeit verhaftet worden war, mit tiefem Respekte und geleitete ihn nach oben. Auf dem nach alter Sitte sehr breiten Gange im ersten Stockwerke ang«. langt, tönte Springer au» einem der Zimmer eme Stimme ent gegen, die ihm bekannt vorkam, und gleich darauf erkannte er deutlich, daß dieselbe keinem andern al» Herrn von Dürenstein angehörte. Sollte derselbe ebenfalls zu der kleinen Soiree «in« geladen sein! Der Gedanke war ihm höchst unangenehm, aber eine Umkehr war nicht mehr möglich. Denn schon öffnete der Herr Bürgermeister in eigener Person die Türe zu dem Heller« leuchteten Speisezimmer und reichte seinem Gaste die Hand, wo« bei er ihn mit freundlichen Worten ersuchte, einzutreten. Da» Erste, wa« Springer in die Augen fiel, wa« in der Tat Herr von Dürenstein, der Hedwig gegenüber saß und sich in lebhafter Weise mit ihr unterhielt. Ein peinliche« Gefühl durchzuckte den jungen Mann, als er diese Szene bemerkte, es war ihm ungefähr zu Mute, al« hätte ein fremder Eindringling den Platz eingenommen, der ihm von Recht» wegen gebührte. Doch dir finstere Wolke, die auf seinem Gesichte sich zeigte, ver schwand sofort, al« Hedwig, sowie sie ihn bemerkte, aussprang und ohne an ihren Gesellschafter sich weiter zu stören, ihm ent« gcgeneilte. Ihr liebliche« Antlitz verriet eine so aufrichtige Freude über sein Erscheinen und sie reichte ihm mit einer so ungekünstelten Herzlichkeit die Hand, daß Springer« Augen strahl» ten vor Glück über dies«» Empfang. Mit unverhohlenem Neide blilckte inzwischen von Düren« stein auf die beiden Menschen, welche so vertraulich und ohne von irgendwelche Notiz zu nehmen, sich unterhielten, und ein gehässiger, boshafter Zug erschien auf seinem Gesichte. Er er» hob sich von seinem Stuhle und zu dem Hausherrn tretend sagte er laut, daß alle Anwesenden es hören mußten: „Meine Gegenwart scheint hier störend zu sein, Herr Bür germeister, ich mich daher entfernen. Vielleicht ist e« mir ge stattet, bei einer anderen und passenderen Gelegenheit nach Ihrem und de« gnädigen Fräulein« Befinden erkundigen zu dürfen, wobri ich altdann werde hoffen dürfen, wenigsten» mit derselben Auf merksamkeit behandelt zu werden, wie ein fremder Handlungireisender- (Fortsetzung folgt.)