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I. Silage « Pulsnitzer wocbenb'att Sommkmd Nr. 29. 12. März 19 lü. Sücdslscder LanQtag. Dresden, 10. März. (1. Kammer.) Zunächst wird der Ent wurf zu einem Gesetze betr. Aenderungen des Gesetzes über die Gerichtskosten und der Kostenordnung für Rechtsanwälte und Notare ohne Debatte unverändert angenommen. Es folgt die Be ratung über den Gesetzentwurf, betr. die Anstellung der Nadel- arbeits-, Koch- und Haushaltungslehrerinnen sowie der Fachlehre rinnen an den Volksschulen. Bei Z 9, der von der Pensions berechtigung handelt, entspinnt sich eine längere Debatte. Die Regierungsvorlage will die Pensionslasten den Gemeinden zu weisen. Die 2. Kammer hatte beschlossen, die Pensionslasten auf den Staat zu übernehmen. Die Deputation beantragt, den Ent wurf allenthalben nach der Regierungsvorlage unverändert anzu nehmen, mithin bei § 9 die Regierungsvorlage wiederherzustellen, um die Pensionslasten den Gemeinden zu überweisen. Hierauf wird die Vorlage im ganzen angenommen. Die hierzu vorliegen den Petitionen werden in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der 2. Kammer erledigt. Das Haus genehmigt hierauf einige Kapitel des Kultusetats und zwar Kapitel 95, Seminare, Kapitel 98, sonstige Kultuszwecke nebst der hierzu eingegangenen Petition des Landeskirchenvorstandes der deutsch-katholischen Gemeinden in Sachsen, nach den Anträgen der Deputation in Uebereinstimmung mit der 2. Kammer. Ferner werden ohne wesentliche Debatte die Kapitel 97 und 98 des Rechenschaftsberichtes, katholische Kirchen, wohltätige Anstalten und sonstige Kultuszwecke betreffend, sowie Kapitel 47 und 48 des Etats, Gendarmerieanstalt und Polizei- direktion zu Dresden betreffend, ebenfalls in Uebereinstimmung mit der 2. Kammer genehmigt. Nach Erledigung einiger Petitio nen vertagt sich das Haus auf Freitag vorm. 11^ Uhr. Dresden, 11. Februar. 2. Kammer. Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt Präsident Dr. Vogel eine Erklärung ab, daß in der Sitzung am Mittwoch nach Zeitungsberichten von einem Mitgliede des Hauses der Ruf erschallte „Pfui Teufel!". Dieser Ruf sei weder im offiziellen Stenogramm wiedergegeben, noch auf der Tribüne des Präsidiums gehört worden, sonst hätte er einen Ordnungsruf nach sich gezogen. Da nicht festgestellt worden sei, von wem dieser Ruf und ob er überhaupt gefallen sei, so könne er auch heute noch keinen Ordnungsruf dafür erteilen. Dagegen stehe fest, daß nach dem Stenogramm ein für den Herrn Ministerial direktor v. Seydewitz tiefverletzender und höchst bedauerlicher Zwi schenruf erschallt sei. Es sei ihm von einer großen Anzahl von Mitgliedern versichert worden, daß er von dem Abgeordneten Heldt gekommen sei. Er erteile dafür dem Abgeordneten Heldt nachträg lich einen Ordnungsruf. Die Kammer geht darauf in die Tages ordnung ein und nimmt zuerst den Gesetzentwurf, betr. Erlasse, Stundungen und Nachforderungen von Einkommen- und Ergän zungssteuern in allgemeine Vorberatung. Abg. Wittig (Kons.) begrüßt den Entwurf. Nach den jetzt geltenden Bestimmungen müßten Gesuche unt Gestundungen usw. dem Ministerium zugehen, das wieder von den Nachgeordneten Behörden Begutachtungen ein fordere, wodurch eine Unmenge Zeit verschwendet werde- Diesem Uebelstande soll das Dekret abhelfen. Abg. NIeinhempel (Nail.) erklärt sich namens seiner politischen Freunde gleichfalls mit dem Entwürfe einverstanden. Da aber noch verschiedene Fragen zu erledigen seien, beantrage er Ueberweisung an die Finanzdeputa tion -4. Vizepräsident Bär (Freis.» ist gleichfalls mit der Vorlage einverstanden. Abgeordn. Hähnel (Kons., vermißt eine Bestim mung, wie verfahren werden soll, wenn Steuererlaßgesuche ganz odex. teilweise ahgewiesen würden. Abgeordneter Aeünling (Soz. stimmt ebenfalls dem Entwürfe zu. Ministerialdirektor Geh. Rat Dr. Schröder erklärt, daß die Regierung eine gewisse Bewegungsfreiheit behalten möchte. Hierauf wird der Entwurf antragsgemäß der Finanzdeputation -4 überwiesen. Es folgt die Schlutzberatung über Titel 12 des außerordentlichen Etats, den viergleisigen Ausbau der Linie Dresden-Werdau zwischen Dresden- Altstatt und Potschappel betr. Gefordert werden als erste Rate 1 Million Mark. Die Kammer bewilligte ohne Debatte diese Ein stellung. Weiter genehmigte man ohne Debatte in Titel 18 des außerordentlichen Etats für die Erweiterung des Bahnhofes Eger eine Nachforderung von 317 000 M. Endlich wird die Petition des Restaurateurs Braune in St. Michaelis bei Brand, Trink wasserverhältnisse betr., soweit dieselbe darauf gerichtet ist, daß die Staatsregierung die Bestrebungen der Gemeinde, St. Michaelis mit ausreichendem und gutem Trinkwasser zu versorgen, möglichst för dere, der Regierung zur Kenntnisnahme überwiesen, soweit sie aber darüber hinausgeht, auf sich beruhen gelassen. Nächste Sitzung Dienstag vormittag 10 Uhr: Etatskapitel und einige Petitionen. Dresden, 11. Februar. Die 1. Kammer nahm heute das Königliche Dekret, betr. den Gesetzentwurf über das höhere Mäd chenbildungswesen und die hierzu eingegangenen Petitionen in Echlußberatung. Der Berichterstatter begründete die von der De putation gestellten Anträge und bemerkte, daß die Deputation ver schiedene Aenderungen des Entwurfs vorgenommen habe, mit denen die Regierung sich einverstanden erklärt habe Hinsichtlich der von der Regierung vorgeschlagenen Gemeinschaftserziehung beantragt die Deputation jedoch den betreffenden § 19 zu streichen und nur inZden Uebergangsbestimmuugen einige maßgebende Bestimmungen zu treffen. Kultusminister Dr. Beck erklärte in einer längeren Einführungsrede zum Dekret, daß die Regierung mit den Abän- derungen einverstanden sei. Er bedauere nur, daß die Deputation die Koedukation fallen gelassen habe. Hierauf erklärte Kammer herr Sahrer v. Sahr-Ehrenberg, daß er der Ansicht sei, daß zur Regelung des höheren Mädchenschulwesens nicht der Gesetzesweg notwendig sei, sondern daß dazu der Verordnungsweg genüge. Nach längerer Generaldebatte, in der sich die meisten Redner mit den Beschlüssen der Deputation einverstanden erklärten und nur hinsichtlich der Gemeinschaftserziehung von einigen Rednern ein abweichender Standpunkt vertreten wurde, fand die Spezialbera tung statt, wobei alle Anträge der Deputation angenommen wur den. An Stelle des K 19 wurde ein § 25s eingefügt, in dem als Uebergangsbestimmung der Regierung die Befugnis gegeben wird, bis zum Jahre 1920 die Koedukation ausnahmsweise zuzulassen. Die zahlreichen Petitionen wurden antragsgemäß erledigt Hierauf fand die Schlußberatung über Kapitel 57 des ordentlichen Etats statt, betr. Landarmen- und Fürsorgeerziehungswesen Beantragt wird, nach der Vorlage 1930000 M zu bewilligen. Nach kurzer Debatte wird das Kapitel einstimmig dem Anträge gemäß geneh migt, und das Haus vertagt sich sodann auf Mittwoch, 16. März °/«I2 Uhr: Etatskapitel und Petitionen. Veutscksr I^sicdstag. Der Reichstag setzte am Donnerstag die 2. Beratung des Post etats fort. Abg. Zubeil (Soz.) bemängelte die Einschränkung der Zahl der Unterbeamlen, ihre Behandlung und Besoldung und trug zur Erläuterung dieser Kritik eine lange Kette von einzelnen Fällen vor, deren Aufzählung insgesamt zwei Stunden in Anspruch nahm. Abg. Dröscher (kons.) stellte fest, daß durch den Vortrag derartigen Klatsches dem Reiche, der Vorzüglichkeit der Posteinricktungen und den Postbeamten kein Dienst erwiesen würde und begrüßte dann, daß trotz der durch die Beamten-Neubesoldung hervorgerufene Mehr belastung des Etats um 55 Millionen noch immer Mehreinnahmen von 20'/? Millionen verzeichnet werden können. Es zeige sich über all das Streben nach Sparsamkeit, aber auch eine stete Steigerung des Verkehrs. Daß neue Stellen im Etat nicht erscheinen, müsse anerkannt werden, aber die Wiederholung dieser Erscheinung müsse zur Ueberlastung der Postbeamten und zur Schädigung des Ver kehrs führen. Auch die diesmalige Vermehrung der Agenturen um nur 25 gegenüber dem früheren Durchschnitt von 147 sei nicht un bedenklich. Ein ständiger Postbeirat sei als überflüssig und unwirk sam abzulehnen. Abg. Nacken (Ztr.» betonte, der Postetat trage den Stempel der Sparsamkeit auf der Stirn. Eine Vermehrung der Dienststunden im Betriebsdienste sei unter allen Umständen zu vermeiden, schon weil es nur eine scheinbare Sparsamkeit wäre. Hingegen sei erwünscht eine durchgreifende Dienstvereinfachung. Die Resolution aus Erleichterung der Herstellung von Telephon nebenstellen durch die Privatindustrie werde hoffentlich angenommen werden. Staatssekretär Rraetke begrüßte es, daß die beiden letzten Vorredner eine Sparsamkeit auf Kosten des Verkehrs nicht wünschen. Die Beschwerden des Abg. Zubeil sollen geprüft werden. Freilich habe sich bei der Prüfung einer sozialdemokratischen Beschwerde herausgestellt, daß von einer Tyrannei des Postdirektors in Kassel keine Rede sein könne. Die Sozialdemokratie muffe eben lernen, bei ihren Beschuldigungen vorsichtiger vorzugehen. Die von den weiteren Vorrednern gebotenen Anregungen sollen sorgfältig ge prüft werden. Auch Abg. Beck-Heidelberg (natl.) räumte ein, daß die Postverwaltung auf die Dauer einer Vergrößerung des Beamten körpers nicht aus dem Wege gehen könne, und befürwortete die Resolution auf Schaffung eines ständigen Postbeirates. Abg. Lin? (Rp.) dankte für die Fortführung der postalischen Verhältnisse in Elberfeld. Nach kurzer weiterer Debatte trat Vertagung auf Frei tag ein. Auf der Tagesordnung der Sitzung vom Freitag stand zu nächst die sozialdemokratische Interpellation über das Verbot des sogenannten Wahlrechtsspazierganges. Abg. Ledebour (Soz.) be gründete die Interpellation. Das Verbot sei nicht das einzige. Das Kammergericht habe entschieden, daß Demonstrationen an sich nicht rechtswidrig seien. Redner schloß seine Ausführungen, die ihm zwei Ordnungsrufe eintrugen, mit den Worten: „Wenn die Dämme brechen, dann kommt nicht nur das Landtagswahlrecht, sondern noch manches andere in die Rumpelkammer der Weltgeschichte " Staatssekretär Dr. Delbrück führte in Beantwortung der Inter pellation aus: ER Eingriff in die Exekutive der Einzelstaalen stehe der Re chsregierung nicht zu. Für den Treptower Park sei eme Genehmigung nicht nachgesucht worden. Da gegen das Ver bot des Polizeipräsidenten Einspruch erhoben wurde, so sei dasjUr- teil des Oberverwaltungsgerichts abzuwarten Der Zweck einer Demonstration könne je nach dem Orte bedenklich sein oder nicht. Es handelte sich nicht um einen formellen Spaziergang. Wenn Personen geschädigt worden seien, so sei das zu beklagen. Die Be amten haben aber nur ihre Pflicht zu tun. In erster Linie tragen diejenigen die Verantwortung, die den Auszug veranstaltet hätten. (Lebhafter Beifall rechts.) Abg. Freiherr von Hertling (Ztr.) stimmte dem Staatssekretär zu. Der Reichstag habe nicht mitzu sprechen. Abg. Bunck (natl.) dagegen hielt den Reichstag für zu ständig, hielt aber eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts sür notwendig. Abg. F.hr. v. Richthofen (kons.) führte aus, daß sich dir Dinge etwas anders zugetragen haben, wie sie der Inter pellant darstellte. Der Polizeipräsident konnte aus dem Verhalten der Sozialdemokraten deutlich ersehen, daß sie gesetzwidriges tun wollten (sehr richtig! rechts), er wäre also im Recht, die Genehmi gung zu versagen. Der Beweis, daß die Polizei brutal vorgegangen, sei nicht erbracht worden. Er spreche den Beamten vollste Aner kennung aus und hoffe, daß sie auch in Zukunft in derselben Weise vorgehen werden und daß sich die Staalsautorität als ausreichend erweisen werde Abg. Müller-Meiningen (fortschr. Vp.) hielt das Verbot für unhaltbar. Für die Würde des Reiches sei die Ab schaffung der Nadelstichpolitik notwendig. Abg. v. Dirksen (Rp.) erklärte die Interpellation sür eine Unverfrorenheit der Sozialdemo kraten. Es sei krotesk, daß diese die öffentliche Meinung erregende Partei hier mit solcher Beschwerde komme. Die Polizei verdiene vollste Anerkennung Man müsse den Sozialdemolraten zurufen: Politische Rechte erwirbt man nicht durch Demonstrationen, sondern durch politisch reifes Verhalten. Die Abgg. v. Lzarliuski (Pole), Liebernrann iwirtsch. Vgg.) und Werner (Rp.) stellten sich auf den Standpunkt des Staatssekretärs. Abg. Heine (Soz.) meinte in seinem Schlußwort, er kenne keine höhere Instanz als den Reichstag. Damit schloß die Besprechung und das Haus setzte die zweite Be ratung des Postetats fort. Bei der Abstimmung über die Ost- markenzulagen stellte sich Beschlußunfähigkeit heraus. Die nächste Sitzung wurde auf 6'/« Uhr anberaumt. Ho nkcht elköltlilh.Eocle mso ruk gckt. Ollo Luser. Ku-llfiakfiekecasit vrercken-llock^firsrunck. Irrungen. Kriminal-Novelle von G. Str über. 10. Nachdruck verboten. Hedwig errötete bei oen irtztr« Worten, dle von e.nem eigenen, ebensowohl einem stummen Vorwurf, wie etwa» mehr al« herzliche Freundschaft enthaltendem Blicke begleitet waren. Sie war momentan unfähig, etwa» zu erwidern, während ihr Vater halb ärgerlich und halb lachend bemerkte: „Wa« find da» nur für ungewohnte, trübselige Reden, welche die ganze Zeit über hier geführt werden! Stoßen wir mit den Gläsern an und sprechen wir jvon lustigeren Dingen. Unsere Zeit ist ohnedie» nicht mehr kurz bemessen, denn die Stunde naht, wo ich in der Traube mich einfinden muß, und wohin Herr Springer mich gewiß begleiten wird." Nachdem man noch über verschiedene Gegenstände sich unter» halten, brachen die beiden Männer auf, obwohl der jünger gern noch etwa» zurückgeblieben wäre. Der Bürgermeister küßte seine Tochter flüchtig auf die Stirn, während jener sich damit be» gnügen mußte, einen Augenblick ihre kleine Hand in der seinigen zu halten. Aber dieser kurze Moment genügte, um ein ihm bi» dahin noch unbekannte» süße» Gefühl in dem jungen Manne hervorzurufen. Hatte er doch deutlich den Gegendruck ihrer Hand verspürt und in ihren Augen einen Au»druck gelesen, der ihm zu verkünden schien, daß er auch dem schönen Mädchen nicht mehr gleichgültig sei. 3. Kapitel. Drei Tage nach seinem Zusammentreffen mit der Baronesse traf für Herrn Springer ein Brief au» Hamburg ein, nach dessen Durchlesung sich derselbe sofort auf den Weg nach Etzelhof begab. Da» Faktotum Johann meldete ihn erst seinem Herrn und führte den Fremden al»dann in da» Privatzimmer de» Varon», ein kleine», ziemlich bescheiden eingerichte« Gemach. Der letztere erhob sich nicht etwa beim Eintreten de» jungen Manne», sondern begnügte sich damit, ihm von seinem Lehn» stuhl au» ein kurze» „Guten Tag" zuzurufen und al»dann, ohne ihm einen Stuhl anzubiete«, in arrogantestem Tone zu fragen, welche Nachrichten er bringe. „Wenn Ihnen mein Besuch jetzt nicht angenehm ist, so werde ich zu einer andere» Stunde wiederkommen", bemerkte, anstatt auf jene Frage zu anlldorten, der Angeredete. „Woran» 'schließen Eie, daß Ihr Besuch mir nicht ange- nehm sei?" fragte der Baron mit Verwunderung. Springer, der offenbar in schlechter Laune war, entgegnete gereizt: „Ich schließ« da» au» der Art und Weise, wie Sie mich empfangen. Wenigsten» ist mir bi« dahin noch nicht vorgekommen, daß man fitzen blieb und mir nicht einmal einen Stuhl anbot, wenn ich Jemand besuchte, dem meine Gegenwart angenehm oder gar nützlich sein mußte." Der Hau«herr ließ vor Ueberraschung da« Buch, worin er gelesen, auf dr« Erde fallen und blickte den kühnen jungen Mann ganz verblüfft an. Dann jedoch erhob er sich hastig und sprach mit einer vor Zorn bebenden Stimme: „Diesen Ton wagen Sie, ein armseliger Kommi«, dem Baron v. Siepen gegenüber anzuschlagen! Wenn Sie sich nicht entschließen können, weit bescheidener und ehrerbietiger aufzu» treten, so ist unsere Unterhaltung zu Ende. Lieber verzichte ich auf da« ganze Geschäft, al« daß ich mir eine derartige Arroganz von einem Menschen gefallen lasse, der auf da« Geld, welche« hinter ihm steht, in so dreister Weise protzen zu dürfen glaubt." „Wie Eie wollen, Herr Baron", versetzte Springer kühl. Dabei machte er eine leichte Verbeugung, drehte sich kurz um und schritt der Türe zu. Dieser entschlossene oder vielmehr rücksichtslose Auftreten mußte wohl den Baron imponieren. Denn mit einem Male bequemte er sich dazu, den Davoneilenden in einem weniger hohen Tone zum Bleiben aufzufordern. „Nehmen Sie doch Platz", sagte er dann ziemlich höflich, „damit wir die Angelegenheit besprechen." Springer folgte der Aufforderung und erwiderte in artigem Tone: „War wir zu besprechen haben, ist mit wenigen Worten erledigt. Ich habe nämlich soeben einen Brief erhalten, daß in vier Wochen, nicht eher 200 000 Gulden in Baar bereit liegen werden, um Ihnen al« Kaufprei« für da« Gut übergeben werden zu können. Sind Sie hiermit einverstanden, so kann da« Ge» schäst nach Ablauf dieser vier Wochen definitiv abgeschlossen werden. Sie erhalten da« Geld und ich werde Eigentümer von Etzelhof — respektiv da« Konsortium, welche« ich vertrete. Aber dieser Summe wird unter keinen Umständen auch nur ein Kreuzer hinzugefügt werden." Nachdem der Baron eine Weile nachdenklich vor sich hin« gesehen hatte, entgegnete er: „Sie find heut« s«hr kurz angebunden, Herr ... — Ihren Namen vergesse ich leider immer — wa« jedoch vielleicht mit den Weisungen zusammenhängt, die Sie von Seiten de« Kon sistorium» erhalten haben. Hier ist meine Antwort. Ich werde mit meiner Frau und Tochter, sowie meinem zukünftigen Schwiegersohn« mich beraten, und wenn Sie in einigen Tage» nochmal« zurückkommen wollen, soll Ihnen ein definitiver Be scheid zu Teil werden." „E« ist gut", versetzte Springer, indem er sich erhob, „inner halb einer Woche werde ich mir nochmal« erlauben Sie hier aufzusuchen. Und nun möchte ich mir noch eine Frage gestatten, Herr Baron. Sie sprachen vorhin von Ihrem zukünftigen Schwiegersohn! Darf ich vielleicht wissen, wie derselbe heißt? Nicht dreist« Neugierde treibt mich zu dieser Frage, sondern der ausdrückliche Befehl de« Konsortium«." „Ich wüßte zwar nicht, welche» Interesse da« Konsortium an meinem Familienverhältniflen zu nehmen hätte", sprach der