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14. Pul-Nitzer Wochenblatt. — Sonnabend, Len 5. Februar 1910. Seite 3. rechtigt. Abg. Dr. Görcke (natl.) bemägelte unter anderem die Lüftung des Hauses. Abg. Bassermann (natl,) sagte Abstellung der Beschwerden zu. Abg. Aämxf (frs. Vp.) wandte sich gegen die Bedenken des Grafen Westarp. Abg. Ledebour (Soz.) war für die Ausdehnung der Freifahrtkarten auf die gesamte Legislatur periode und forderte die Möglichkeit der Annahme von Anträgen im Anschlusse von Interpellationen. Abg. v. Dirksen (Np.) wider riet, bei der Reform der Geschäftsordnung Einzelfragen vorauszu nehmen. Nach kurzer weiterer Debatte wurden die Anträge auf Abänderung der Geschäftsordnung der erweiterten Geschästsord- nungskommission überwiesen, die Anträge auf erweiterte Freifahrt- karien gegen die Stimmen der Konservativen angenommen. Der Reichstagsetat wurde bewilligt. Nunmehr begann die 3. Lesung des Handelsvertrages mit Potugal. Die Abgg. Wallenborn (Ztr.) und Vogt-Hall (w. Vgg.) trugen nochmals ihre Bedenken wegen Schädigung des deutschen Weinhandels vor, sebenso Abg. Köhler (B. d. L.). Der Vertrag wurde in der Gesamtabstimmung ange nommen. Nach kurzer Besprechung von Rechnungssachen vertagte sich das Haus. Nus vsm SsriÄrlssaals. tz Bauyen, i- Februar. (Landgericht.) vor der u Straf kammer unter Vorsitz des Landgerichtsdircktors Dauienhahn fand heute Hanxtverhandlung gegen einige Bewohner von Schwepnitz und einen Dresdner Bürger wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt bezw. öffentlicher Beleidigung eines Beamten statt, Angeklaat waren der 28 Jahre alte Buchhalter Friedrich Walther Artur Lochmann aus Dresden, der ZS Jahre alte Fleischermeister Ernst Robert Haufe ans Großröhrsdorf, sein Bruder, der 2? Jahre alte Fleischergeselle Nkax Bernhard Haufe aus Großröhrsdorf, der q-t Jahre alte Gastwirt Friedrich Emil Söne! aus Weißbach bei Kamenz, der 2S Jahre alte Lehrer Ernst Alwin Eisold ans Langburkersdorf, der 20 Jahre alte Gärtner Matthäus Anton DHland aus Schweinfurt, sämtlich in Schwepnitz wohnhaft, und der 5-) Jahre alte Privatmann Hermann Gswald Gautzsch ans Dresden und dort wohnhaft. Lochmann und Robert Hanfe waren beschuldigt, in der Nacht vom 7. zum 8. Sep tember in der Sönelschen Gastwirtschaft den damals in Schwepnitz, jetzt in Tannenberg bei Annaberg stationierten Gendarm Gotter tätlich angegriffen zu Haden, die übrigen Angeklagten sollten den Beamten öffentlich beleidigt haben. Gendarm Gotter schildert als Zeuge den Vorfall wie folgt: „Ain Abend des 7. September kam ich gegen l/,I2 Uhr von einer Diensttour nach Schmorkau in das Sönelsche Lokal in Schwepnitz. Es waren wiederholt von Frauen Beschwerden dar über erhoben worden, daß es bei Söncl zu lange ginge, die Männer vertäten dort zu viel Geld ulw.; ich wollte mich einmal versönlick davon überzeugen. Sch trank am Büffet, war in Uniform mit Mütze und trug Seitengewehr und Pistole. Es kam der wirtschaftsbcsitzer Ziesche und Gutsbesitzer Förster aus Gottschdorf, Ziesche verlangte Auskunft von mir über einen Kuhhandel, bei dem er sich für betrogen hielt. Ick gab ihm Auskunft, so gut ick es konnte und bemerkte, daß der Handel eine Zivilsache sei und mich nichts angehe. Ziesche bat mich dann, ihm die neue Dreyse-Pistole zu zeigen, ich tat dies und setzte ihm den Mechanismus auseinander. Frau Sönel, die im Büffet stand, bekam Angst, ich tagte ihr, daß nichts passieren könne und steckte die Waffe weg. Nach einer weile kam Ziesche zu mir und erzählte, es hätte ihm einer der Anweienoen gesagt: „wie können Sie von so einem Beamten Auskunft verlangen, da sind Sie verkauft." Darauf sagte ich laut: „wer Ihnen das gesagt hat, ist so dumm, daß er nicht geradeaus sehen kann." Max Haufe erwiderte: „Herr Gendarm, das ist eine Beleidigung", ich antwortete; „Kch, da sind Sie wohl derjenige, der das gesagt hat", worauf er wiederholte: „Ja, das kann ich noch einmal sagen, wer sich von so einem Beamten Aus kunft geben läßt, der ist vertäust," Später erfuhr ich, daß Sönel zu erst diese Acußerung mit Bezug auf mich gebraucht hatte. Dann kamen Robert Haufe und au; dem Nebenzimmer Mitglieder des Ge sangvereins dazu und einer rief: „Der hat überhaupt keinen geladenen Revolver zu tragen." Um die Leute zu beruhigen, zog ich die Pistole noch einmal aus dem Futteral, kaum aber hatte ich sie heraus, da wurde sie von Lochmann gef»ßt, wir wandten uns hin und her, dabei hielt man mir auch von hinten die Arme fest und Lochmann entriß Mir die Pistole, der Munitionsrahmen fiel zu Boden. Als ich mich danach bückte, bekam ich von hinten einen Stoß, daß ich auf die Knie fiel und der Rahmen wurde von einem Fuße fortgestoßen. Ich erhob mich schnell wieder und griff nach dem Seitengewehr, aber das war auch weg. Dann sagte Lehrer Lisoidt zu mir: „war denn der Re volver geladen?" ich antwortete: „Ja, mit 7 Patronen", worauf Eisold erwiderte: „Das wollte ich nur wissen, das werde ich Ihnen anstreichen." Der anwesende Gastwirt Puttrich gab gleich eine Runde, weil man mich entwaffnet hatte." Durch die weitere Beweisaufnahme wurde festgestellt, daß Gautzsch, der Schwager des Fleischermeisters Haufe, auf der Straße vor dem Gasthause zu Gotter gesagt hatte: „So eine große Gemeinheit, schämen Sie sich, wir Sie sich benehmen als Wachtmeister, wenn Sie nicht mehr Anstand besitzen." Ferner hatte Fleischermeister Haufe, als Gotter angegriffen wurde, die Guts besitzer Ziesche und Förster aus dem Lokal gesteckt, nm zu verhindern, daß diese dem Gendarm beiständen. Ghland sollte am nächsten Morgen dem Kaufmann Tümmler den Vorfall erzählt und bezüglich Gotters hinzugefügt haben: „Natürlich war er wieder einmal be trunken." Während Gotter, unterstützt von mehreren Zeugen, be hauptete, er sei nicht betrunken gewesen und bei dem Zeigen der Pistole habe keine Gefahr für die anwesenden Gäste bestanden, er klärten die Angeklagten und deren Entlastungszeugen, Gotter müsse betrunken gewesen sein, er habe mit der Pistole auch nach Frau Sönel gezielt, sodaß diese aus Angst geflüchtet sei, die Waffe sei dem Gen darm nur deshalb weggenommen worden, um Unheil zu verhüten. Gotter hatte sofort am anderen Morgen Anzeige und Meldung bei der Amtshauxtmannschaft und seinem Gbergendarm erstattet. Er gab noch an, man sei in Schwepnitz deshalb schlecht auf ihn zu sprechen gewesen, weil er einmal Anzeige erstattet habe, daß im Ge sangverein Mädchen unter 16 Jahren bei einem Vergnügen trotz seiner vorherigen Verwarnung am Tanze teilgenommen harten. Der verstand des Vereins und die Litern der Mädchen seien bestraft wor den, man habe ihn aus Schwepnitz wegbringen wollen. Das Gericht verurteilte Lochmann wegen Widerstands zu zsO M Geldstrafe oder 15 Tagen Gefängnis, Robert Hanfe wegen Beihilfe zu 75 M Geld strafe oder 7 Tagen Gefängnis, Max Haufe wegen öffentlicher Be leidigung zu 20 M G.ldstrafe oder 6 Tagen Gefängnis und Gautzsch wegen desselben vergehens zu 40 M Geldstrafe oder 8 Tagen Ge fängnis. Die übrigen Angeklagten wurden freigesprochen. Betreffs des Urteils gegen Max Haufe und Gautzsch wurde dem Gendarm die Befugnis zugesprochen, das Urteil einmal im Amtsblatt für Königs brück veröffentlichen zu lassen. Nus aller X^elt. Paris, 3. Februar. (Nach der Hochwasserkata strophe.) Gasarbeiter sind Tag und Nacht mit der Reparatur ' er durch die Ueberschwemmungen zerstörten Leitungen beschäftigt. Der an den elektrischen Strom leitungen angerichtete Schaden ist bedeutend größer als man erwartet hatte; es wird Monate dauern, bis alle Leitungen wieder ordnungsmäßig hergestellt sein werden. Inzwischen laufen aus dem Auslande bedeutende Sum men zur Unterstützung der von der Katastrophe Betrof fenen ein. Besonders die Vereinigten Staaten zeichnen sich durch Mildtätigkeit aus. Die amerikanische Sub skription hat bereits die Höhe von 750000 Francs er- re cht, außerdem hat Vanderbilt 100000 Francs gesandt. Der Warenhausbesitzer Wanamäker benachrichtigte den amerikanischen Botschafter in Paris, daß er wünsche, alle Kosten für die von den Wohltätigkeitsbureaus an die Notleidenden verteilten Nahrungsmittel auf sich zu nehmen. Er sandte eine erste Zahlungsanweisung in Höhe von 30000 Francs. Die Behörden des Staates Newyork haben eine Unterstützung von 500000 Francs in Vorschlag gebracht. Von dem Blatt „Courier des etats UniS" wurden dem Kabineltschef 20 700 Francs zugestellt. In London erreichte die Subskriptionsliste bereits 800000 Francs. Sir Ernest Cassel überwies dem Kabineltschef die Summe non 100000 Francs. Auch in Italien regt sich die Mildtätigkeit in hohem Grade. Der Bürgermeister von Turin beauftragte einen Ausschuß mit der Organisation einer großen Galavorstellung unter dem Protektorate der königlichen Prinzessinnen. Der Bürgermeister von Palermo sandte 5000 Francs als Er kenntlichkeit für die seinerzeit gelegentlich der Erdbeben katastrophe von den Franzosen geleistete Unterstützung. Die Studenten von Florenz veranstalteten ein großes Fest, dessen Ertrag für die Opfer der Pariser Ueber- schwemmung bestimmt ist. In Rom wurde unter Vor sitz der Königin Helena und der Königin-Mutter ein Komitee gebildet, welches ein großes Konzert veranstalten wird, dessen Ertrag ebenfalls den von der Ueberschwem- mung Betroffenen zufallen soll. Die Prinzessin Alice von Monaco sandte 5000 Francs an den Polizeichef zur Verteilung unter die in Mitleidenschaft gezogenen Polizei agenten. Der Spezialgesandte Mulai HafidS, El Mokri, überreichte dem Minister 1000 Francs. Paris, 4. Februar. (DieZahl der Geschädigten.) Der „Matin" schätzt die Zahl der durch die Ueber- schwemmung in Paris und Vororten geschädigten Per sonen auf 60000. Budapest, 4. Februar. (Flecktyphus.) Hier ist der Flecktyphus aufgetreten. Bisher sind 16 Erkrankungen leichter Natur zu verzeichnen. Nvuvsttö Qirskts MsDunitLri von Htrsch's Leleg raphenbureau. Berlin, 5. Februar. Das Befinden des Reichstags präsidenten Grasen Stolberg hat sich weiter gebessert. Das Kaiserpaar erkundigte sich gestern nach dem Befinden. Paris, 5. Februar. In den großen Abflußkanälen ist das Wasser um einen Meter gefallen. Bis jetzt sind keine Beschädigungen der Kanalröhren zu verzeichnen. Auch auf der Untergrundbahn sinkt das Wasser zusehends. Der Betrieb aus der Linie 8 zwischen dem Concordienplatz und der Oper ist wieder ausgenommen worden. In Albertsville bleibt die Lage kritisch. 12 Häuser sind be reits eingestürzt. London, 5. Februar. „Pall Mall Gazette" veröffent licht einen Brief ihres Korrespondenten in Kairo, wo- nach ein Indier, der anscheinend ein Mitverschworener des Mörders Dingg ist, in den letzten Tagen auS Singa- pore in Kairo eingetroffen war, mit der Absicht, ein Attentat gegen den Herzog von Connaught, Bruder Königs Eduards, auszuführen. Dieser wurde in Port Said erwartet. Der Indier sah sich jedoch von der Polizei überwacht und reiste nach Neapel weiter, wo der Herzog angelangt ist und wegen des hohen Seeganges Aufenthalt genommen hat. Man glaubt, daß eS sich tatsächlich um einen politischen Fanatiker handelt. Sofia, 5. Februar. Nach offiziellen Meldungen aus der Türkei, die an hiesiger offizieller Stelle ein getroffen sind, sollen die drei in dereuropäischen Türkei dislogierten türkischen Armeekorps vollständig kriegsbereit sein. Tür kischerseits wird aber versichert, daß die Kriegsrüstungen keineswegs gegen Bulgarien gerichtet seien. U6t)M6i8t6r gssuckt von ^6 ÜVILX Lcköns.pulsmir MskmkenW MrlWeiiau und Hmy. wannlmg der Offene 8tel!en. 1. 2. 3. Paulins Owald, Gutsbesitzerin. öonntaH, den 13. Februar 1910, nachm. 4 Uhr im Schrcierschen Gasthofe zu Oberlichtenau Gleichzeitig gibt der Gesamtvorstand die neue Bezirkseinteilung wie der Stehler, neuen Vertrauensmänner in Folgendem bekannt. Obersteina, d. 5. Februar 1910. Ich warne hiermit Jedermann meinem Manne SVuard Oswald heimlich, ohne mein Wissen und Willen, Gegenstände abzukaufen, mögen sie heißen wie sie wollen, da ich sonst gerichtlich Anzeige cr- statte, denn der Hehler ist so gut ii ordentliche Kenerak-Versammlung. — — Tagesordnung — Richtigsprechung und Abnahme der Rechnung vom Jahre 1909 Die Erhöhung der Krankenkassenbeiträge. Mitteilungen und Anträge. 1. Bezirk bis zu Scharfs Brücke (Vertrauensmann: Ernst Lunze). 2. Bezirk bis zur Schule (Vertrauensmann: Wilhelm Kummer) 3. Bezirk bis Ende Oberlichtenau (Vertrauensmann: Gustav Böhme). 4. Bezirk: Niederlichtenau (Vertrauensmann: Max Schneider). Um recht zahlreiches Erscheinen der Arbeitgeber und Arbeit nehmer bittet Oberlichtenau, den 5. Februar 1910 der Sssamtvorstand Wilhelm Franke, Vorsitzender. kann sich bei uns noch ausbilden. Beruf gleich. Eintr. sofort oder später. kutiMbüuM l.siiök. Halle a. S., Merseburgerstr. 97. Bin mit einem großen Transport eingetroffen und stelle dieselben im »svksisvksn Ur»k zum Verkauf. Treffe morgen Sonntag mit einem großen Transport starker und mittler hochtragender Kühe m aus Pommern ein und stelle selbige preiswert zum Verkauf MckarV Msnsc-i. k«- Mmstnf! LelWstttigte HlikiöWge, dugl. Last- ll. HM-Wsigtih aller Mden, lmic Wtlldk* Mligk llslll. aerllause zu billige« Preisen. KottheLf Koitzsch. Einen Werläsligen Rutscher :sofort gesucht. i Zu erfrag, in der Exped. d. Bl. CbrUcbes Mädcdsn von 11 Jahren wird als Auswar- ltung gesucht. Zu erfrag, in der Exped d. Bl. in Landgasthof ohne Feldw. gesucht Wachau b. Radeberg. Kgzttillf rum kkbgmekt. Ein jüngeres Vieurtmöcken für den 1. April gesucht. §rau Adomas, Kurze Gasse 313 ll. silier »immSilcheli bet gutem Lohn pr. sofort gesucht »M llsule - MutziM!,. Kk.-Mksüllkl Hin Kausmädchen nicht unter 20 Jahren für 1. März nach hier zu mieten gesucht. Zu erfragen in d. Exp. d. Bl. »»»»»»»»»»»»»»»»» Fmmerbevskrt Kaden »ick xexen Austen unä Heiserkeit —— LuochptllMntdökMMilell Deutel 25 NkA. bei k-siix l-lsi-bsi-Z, MkvnükWkK. fie-nrrrrk-c 43. >»» kermprecker Treffe Dienstag mit einem Transport Dänischer Mile ein und stelle selbige nur Dienstag im Gast hof ;um Herrnhaus in Pulsnitz zum Verkauf. Moritz Zlegendaik, Gräfenhain. füp I-anrlvvipte! Den Herren Landwirten hiermit zur Kenntnisnahme, daß ich zur ZeidstxsksrtiZtss reines LnoeLerlinskI auf Lager habe und bitte Bestellungen möglichst bald aufgeben zu wollen. k. ÜSUMgSftkN, MM- kellkg Usblllm. änovksnmüklo b Pulsnitz Vrrnlr. Zurückgekehrt vom Grabe meines lieben Gatten, unseres unvergeßlichen Vaters, Groß- und Schwiegervaters su^e. Allen, die ihn durch zahlreichen Blumenschmuck und Geleit zur letzten Ruhestätte geehrt haben, unsern herzlichsten Dank. Besonders danken wir dem Militär verein zu Ober- und Niederlichtenau für das freiwillige Tragen des Sarges, die Trauermusik und den Blumen schmuck. Dank Herrn Kantor Hauptmann u. seinen Schülern für den Trauergesang. Auch herzlichen Dank Herrn Pfarrer Ztetschmann für die trostreichen Worte am Grabe. Reichenbach, am Begräbnistage. Die trauernden Hinterbliebenen.