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Erscheint: Dienstag, Donnerstag u.Sonnabend. 5lmts des Amtsgerichts und des Stadtrates zu Pulsnitz §ernsprecher: Nr. 18. VSZirKS-NnzeigSr und Zeitung vlaU Mit „liiustr. Sonntagsblatt", „Landwirtschaft licher Lsilage" und „§ür Zaus und 6erd". Abonnement: Monatlich 45 pk., vierteljährlich Mk. 1.25 bei kreier Zustellung ins Kaus, durch die Post bezogen Mk. l.4l. 1elegr.-Ndr.: Wochenblatt Pulsnitz Inserats kür denselben lag sind bis vormittags 10-Uhr aufzugeben. Die funk mal gespaltene Zeile oder deren Naum 12 pk., Lokalpreis 10 Pf. Reklame 25 pk. Sei Wiederholungen Nabatt. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach be sonderem larik. Erfüllungsort ist Pulsnitz. umfassend dis Ortschaktsn: Pulsnitz, Pulsnitz M. S., Vollung, Srotzröhrsdork, vretnig, Zauswaide, Ohorn, Obersteina, Dieder- >4l>UPUlUU IUl Ot.It rrilltsgvt lU^tSUt-ZIl I> PUlSIlltz, steina,Weitzbach,Ober-u.Diedsrlichtenau,§risdersdork-1'hiemendorf,Mittelbach,Orotznaundork,Lichtenberg,Nlein-Dittmannsdork. Druck und Verlag von S. L. Förster's Srben (Inh.: I. Mohrj. Expedition: Pulsnitz, Sismarckplatz Dr. 265. Verantwortlicher Nedaktsur: I. W. Mohr in Pulsnitz. Mr 78 Dienstag, de« S. Juki 1S1V. 82. Jahrgang. Arbeitsnachweis. Gesucht werden: 1 Arbeiterfamilie für Landwirtschaft für sofort in dauernde Beschäftigung vom Rittergut Straßgräbchen in Sa. Das Wichtiglie. Die Genossenschaft des Johanniterordens im König reich Sachsen beging gestern in Gegenwart des Herrenmeister, des Prinzen Eitel Friedrich von Preußen, ihr 50jähriges Bestehen durch eine kirch liche Feier im Johanniter-Krankenhaus zu Dohna- Heidenau. (S. Sachs.) Der frühere Präsident der sächsischen Ersten Stände kammer Graf von Könneritz ist am Montag ge storben. Das Parseval-Luftschiff wird bei günstiger Witterung heute nachmittag V22 Uhr unter Führung des Oberleutnants a. D. Stelling Bitterfeld verlassen und etwa 1/25 Uhr in Dresden eintresfen. Professor Dr. Adolf von Strümpell-Wien hat die Berufung nach Leipzig als Nachfolger des verstor benen Geheimrats Curschmann angenommen. Der Kaiser trat am Montagnackmittag an Bord der „Hohenzollern" seine diesjährige Nordlandsreise an. Das neue Finnlandgesetz, das von der Duma wie ist. MMWW vollzogen worden. v. Parseval wurde von der Universität Erlangen Ehrendoktor ernannt. Der Unterstaatssekretär im preußischen Staatsministe rium Dr. v. Günther ist zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt worden. Graf Zeppelin veröffentlicht einen offenen Brief an die Deutsche Luftschiffahrts-Aktien-Gesellschaft. (S. A. a. W.) In Scrantou (Pennsylvanien) sind 1200 Eisenbahn arbeiter der Lackawannabahn in den Lohnstreik ge treten. Der Astronom Schiaparelli ist in Mailand gestorben. In vielen Städten Spaniens wurden am Sonntag antiklerikale Massendemonstrationen veranstaltet. Mie sorgen uni den Aeichshnushall. Es ist eine der verdrießlichsten Erscheinungen in der inneren Politik des Deutschen Reiches, daß die Regierung -Md der Reichstag die finanziellen Sorgen nicht los wer den und daß die Schwierigkeiten für den Reichshaushalt schon jetzt ihre Schatten vorauswerfen. In einer vor einigen Tagen wahrscheinlich von offiziöser Seite ge machten Aufstellung wurde schon ausgerechnet, daß der nächste Reichsetat unter allen Umständen ein Defizit von 38 Millionen Mark haben werde, für welche- der Reichs tag Deckung schaffen müsse. Nun hätte ja dieses Defizit von 38 Millionen Mark an sich garnichtS erschreckendes, wenn mit der Aufbringung von 38 Millionen Mark neuen Steuern das Defizit wirklich beseitigt werden könnte. Bei der Aufstellung dieses Defizits von 38 Millionen Mark ist aber offenbar die neue Militäroorlage garnicht berücksichtigt worden, die dem nächsten Reichstage unter- ""de" und die Heeresausgaben wiederum auf fünf Jahre festlegen soll. Daß eS bei solchen Militär- vorlagen niemals ohne erhöhte Anforderungen an die Finanzen abgeht, weiß schon jedes Kind, und das Defizit m ""^Echerweise dadurch noch größer. Nach dem Beschlusse des Reichstages sollen aber auch die Veteranen ZI?» von 1870/71 vom nächsten Jahre ab Beihilfen für ihren Lebensunterhalt empfangen, wenn x öenügendes Einkommen besitzen. Da man un möglich diese Ehrengabe für die bedürftigen Veteranen verweigern oder auch nur verschieben kann, so wird also durch die entsprechende Bewilligung des Reichstages das Defizit wiederum vermehrt werden. Dann soll aber auch für Deutsch!«» die neue Reichsversicherungsordnung mit der Etnrichtrmg der Versicherungsämter und der Aus dehnung der Versicherung auf die Hinterbliebenen der Versicherten so bald wie möglich in Kraft treten, und dies ist natürlich auch wiederum mit großen Kosten für das Reich verknüpft. Auf diese Weise wird das Defizit wahrscheinlich nicht 38 Millionen Mark, sondern 80 bis 100 Millionen Mark schließlich aufweisen, und die Steuer zahler werden mit Schrecken sehen, daß die Reichsfinanz- resorin, die im vorigen Jahre so viel Staub ausgewirbelt und so viel neue Abgaben auf das wirtschaftliche Leben gelegt hat, ihre Aufgabe nur halb löste und daß eine neue und gründlichere Finanzreform für das Deutsche Reich notwendig ist, um den ewigen finanziellen Sorgen ein Ende zu machen. Man muß auch endlich einmal mit der Erkenntnis ernstlich rechnen, daß die ganze Finanz politik des Reiches sich Jahrzehnte hindurch insofern auf einer schiefen Ebene bewegt hat, daß man das Defizit nur zu häufig statt durch rechtzeitig geschaffene Mehrein nahmen. durch Anleihen gedeckt hat. Das sind aber keine wirklichen Deckungen, sondern solche Deckungen sind Ver mehrungen der Reichsschulden, die verzinst werden müssen und die niemals die finanzielle Lage des Reiches ver bessern können. Im Schuldenmachen marschiert tatsäch lich auch Deutschland gleich nach Rußland an der Spitze aller Großmächte, denn es ist eine Tatsache, daß England und Frankreich, die für die Flotte und das Heer doch auch riesige Ausgaben gemacht haben, fast seit zwanzig Jahren keine Anleihen gemacht, sondern ihre wachsenden Ausgaben durck gesteigerte Einnahmen gedeckt haben, und die Art und Weise, wie der englische Finanzminister Lord George die Finanzreform durchgesetzt und das englische Budget in Ordnung gebracht hat, ist jedenfalls viel ratio neller gewesen, als unsere Finanzreform, denn das eng lische Kabinett zeigt jetzt auf einmal einen Ueberschuß von etwa 18 Millionen Mark. Freilich hat man zur Be seitigung des Defizits in England auch eine besondere Steuer auf die großen Einkommen und auf die großen Erbschaften eingeführt, was bei uns trotz des Wunsches der Regierung bekanntlich im Reichstage nicht möglich gewesen ist. Die geschilderten Umstände, zumal das An dauern des Defizits im Reichshaushalt und das An wachsen der Reichs- und Staatsschulden erklären auch die verdrießliche Erscheinung, daß der Kurs der deutschen Reichs- und Staatsanleihen so wesentlich niedriger steht, als der Kurs der englischen und französischen StaatS- papiere. Es hat also in dieser Hinsicht die Reichsfinanz reform das erwünschte Ziel auch nicht erreicht, und wenn wir in Deutschland ehrliche Finanzpolitik treiben wollen, so stehen wir vor einer Reform der Finanzreform. Osrtttcdes und Sücdsiscdss. Pulsnitz. Der 47. VerbandStag der Sächsi schen Erwerbs- und WirtschastSgenofsenschaf- ten wird nächsten Sonntag, den 10. und Montag, den 11. Juli in unserer Stadt abgehalten. Am Sonntag findet im Schützenhaufe nachmittags 5 Uhr die erste Versammlung und abends 8 Uhr Kommers, Montag von früh 8 Uhr ab die zweite Versammlung und nachmittags 1 Uhr Festtafel statt. Der hiesige Spar- und Vorschuß verein gibt sich der Hoffnung hin, daß sowohl die Mit glieder, als auch dem Verein Fernstehende reges Interesse an der Veranstaltung bekunden werden und besonders auch an den Versammlungen, in welchen wichtige Punkte aus dem Erwerbs, und Wirtschaftsleben zur Verhandlung kommen, teilnehmen. Pulsnitz. (Instruktion der städtischen Pflicht- seuerwehr.) Am Sonnabend, den 2. Juli dieses Jahres, r/,8 Uhr abends fand auf dem hiesigen Schulplatze eine praktische Instruktion der städtischen Pflichtfeuerwehr statt. Nachdem die vom Stadtrate neu gewählten Führer und dessen Stellvertreter der Pflichtfeuerwehr von Seiten des Branddirektors und dessen Stellvertreters verpflichtet wurden, erfolgte die Aufstellung der einzelnen Abteilungen. Herr Branddirektor Reinhold Gude erwähnte zunächst das Verhalten der städtischen Pflichtfeuerwehr bei den in der letzten Zeit vorgekommenen Bränden und ermahnte die Mannschaften dahin, daß bet ausbrechenden Schadenfeuern sich jedes Mitglied der Pflichtfeuerwehr ungesäumt nach dem Alarmplatz seiner Abteilung zu begeben habe, um an der Fortschaffung der Feuerlöschgeräts nach dem Brand platze teilzunehmen; den Befehlen der Führer sei unweiger lich Folge zu leisten, ohne deren Genehmigung kein Mit glied seinen Posten verlassen dürfe. Ein hauptsächlichster Dienst sei auch der Absperrdienst, welcher aber leider bei den letzten Bränden sehr viel zu wünschen übrig gelassen habe. Zum Schluß wurde auf die Feuerlöschordnung der Stadt Pulsnitz verwiesen, die jeder Pflichtfeuerwehr, mann in seinem Besitz hat und die die näheren Instruk tionen enthält. Hierauf wurden die Mannschaften mit der Handhabung der Spritzen praktisch unterwiesen. Pulsnitz. (Ung lücks fall.) Unweit der Straßen kreuzung Kamenzer und Niedersteinaer - Weißbacherstraße ereignete sich am Sonnabend Nachmittag in der sechsten Stunde ein recht bedauerlicher Unglücksfall. Der Wirt- schastSbesttzer Anders und dessen Ehefrau aus Gersdorf hatten in Pulsnitz auf einem mit Kühen bespannten Wagen Kohlen geholt und wollten in Weißbach noch etwas besorgen. Leim Absteigen vom Wagen geriet Frau Anders, da die Kühe vorzeitig anzogen, mit einem Bein unter das Rad und durch die Last des Wagens erhielt das Bein eine starke Quetschung. Von Pulsnitz waren schnellstens zwei Aerzte zur Stelle, welche nach der ersten Hilfeleistung die Ueberführung der Bedauernswerten in das Kamenzer Barmherzigkeitsstift anordneten. — Heute Dienstag unternimmt die Sektion Arns dorf des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz eine geschichtliche Exkursion nach Pulsnitz, um das denk würdige Persert oder PreverS, ein noch aus der Hussiten- zeit stammendes Blockhaus in Pulsnitz M.-S. zu be sichtigen. Herr Oberlehrer Kantor Störzner hat die Füh. rung übernommen. Die Exkursions-Teilnehmer fahren von hier nachmittags 5 Uhr mit der Bahn nach Puls nitz. Wenn noch Zeit zur Verfügung lieht, wird man auch das draußen vor der Stadt unweit der Kamenzer Straße liegende einsame Grab, das Ruffengrab genannt, besuchen, ebenso noch andere Sehenswürdigkeiten der Stadt Pulsnitz. (Radeb. Ztg.) — Nach der vom Königlich Sächsischen Statistischen Landesamts zusammengestellten Uebersicht über die bei den Sparkassen im Königreiche Sachsen erfolgten Ein- und Rückzahlungen erfolgten solche im Monat April 1910 bei den Sparkassen im hiesigen Bezirke in zahlungen 34 435 950 Mark, die Gesamt - Rückzahlungen nachstehender Weise: Pulsnitz: 892 Einz. im Betrage von 82468 Mk. 351 Rückz. „ „ „ 59168 „ Ohorn: 113 Einz. „ „ „ 8407 „ 20 Rückz. „ „ „ 6385 „ Großröhrsdorf: 527 Einz. „ „ „ 45278 „ 187 Rückz. 32 273 „ Bretnig: 169 Einz. „ „ 17 516 „ 68 Rückz. „ „ „ 16 200 „ HauSwalde: 71 Einz. „ „ „ 8627 „ 13 Rückz. „ „ „ 2 370 „ Kamenz 1247 Einz. „ „ „ 116833 „ 760 Rückz. „ „ „ 158451 „ Elstra: 120 Einz. „ „ „ 10382 „ 67 Rückz. „ „ „ 16870 „ Schwepnitz: 144 Einz. „ „ „ 7 407 „ 43 Rückz. „ „ „ 5 520 „ Königsbrück: 607 Einz. „ „ „ 61999 „ 341 Rück-. „ „ ,, 64884 „ In allen 359 Kassen Sachsens betrugen die Gesamt-Ein. 81 250 656 Mark, während der Gesamt-Barbestand am Schluffe des Monats sich auf 7 259 300 Mark bezifferte. Bretnig. DaS Kreisfest der Westlausitzer Jüng- ltngSvereine fand am Sonntag, trotz der am Morgen des Festtages wenig verlockenden Witterungs-Aussichten, regnete eS doch bis in die 11. Vormittagsstunde hinein ununte brochen, unter zahlreicher Beteiligung der Jüng. lingsvereine von Bautzen, Bischofswerda, Kamenz, Kö nigsbrück, Neustadt, Pulsnitz, Radeberg, Bretnig usw. hierorts statt. Die Festteilnehmer, unter ihnen der Kir- chenvorstand und der ev. Jungfrauenverein, versammelten sich um 2 Uhr im Vereinslokale, dem festlich geschmückten Gasthaus zum Anker. Unter dem Geläute der Glocken bewegte sich der Festzug ^8 Uhr zum Gotteshause, wo selbst ein Festgottesdienst stattfand. Herr Pfarrer Wolf aus Wachau hatte die Festpredigt übernommen und legte seinen von warmen Empfinden für die JünglingSvereinS- fache getragenen Ausführungen das Wort des Philipper- Brieses 3, 12: „Nicht, daß ichs schonergriffen habe" zu- gründe. In trefflichen Worten verbreitete er sich über die Ziele der Jünglingsvereine, indem er ihnen die In. schrift der Zeppelin-Medaille: „Das Ziel erkannt, die Kraft gespannt" als Leitmotiv ans Herz legte. Im Saale