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Nr. 78. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 5. Juli 1910. Sette S. des Gasthofs zum deutschen Hause, der schon vor Beginn der festgesetzten Zeit fast bis auf den letzten Platz gefüllt war, fand von nachmittags >/z5 Uhr an die Nachver sammlung statt, die mit dem allgemeinen Gesänge: „Lobe den Herren", unter Posaunenbegleitung des Jünglings vereins Bautzen, ihren Anfang nahm. Die abwechslungs reiche Vortragsordnung die hierzu ausersehen war, bot eine Fülle von Posaunen-, Violin- und Klarinetten-Vor- trägen, Ansprachen, Deklamationen, sowie Aufführungen einiger lehrreicher Deklamatorien ernsteren und heiteren Gepräges, sodaß es für die kurzgemessene Zeit bald des Gebotenen zu viel wurde. Der Kreisvorsitzende, Herr P. Berg-Bautzen begrüßte die Anwesenden, indem er sei ner Freude darüber Ausdruck gab, hier über zahlreiche Glieder der JünglingSvereine Heerschau halten zu kön nen. Im Hinblick aus die trefflichen Ausführungen des Festpredigers forderte er zu weiterer treuer Arbeit in den Vereinen, zum AuSlmrren und zielbewußten Vorwärts streben auf. Dies tue doppelt Not zu einer Zeit, da eine große politische Partei ihre Hand nach den Jüng lingen ausstrecke, um diese zu ihren parteipolitischen Zwecken dienstbar zu machen. Schwer sei die Arbeit, und die Leiter der Vereine möchten manchmal mutlos werden, aber es scheine in der Zukunft wieder besser werden zu wollen, darauf weise die neu erwachte evangelische Be wegung hin. Herr Bundespfleger Zacharias wandte sich in beherzigenswerten Worten zunächst an die Jünglinge, die er zu eifriger Arbeit in den Vereinen ermahnte. Er gedachte sodann der Posaunenfeste, die im gewissen Sinne, wie auch das heutige Kreisfest, dazu angetan seien, die JünglingSvereinSsache weiteren Kreisen bekannt werden zu lassen und das Interesse für diese zu erwecken. Er forderte schließlich die Freunde der Vereinsbestrebungen zur Hilfeleistung und regen Mitarbeit auf. In seinem Schlußworte dankte Herr P. Kränkel allen, die zum Ge lingen des Festes beigetragen. Bischheim. (Einbruchs diebstähle.) Freche Spitz buben, wie solche schon in der Umgegend ihr Unwesen trieben, haben auch in der Nacht vom Freitag zum Sonn abend hier Einbrüche verübt. Durch Eindrücken der Fen sterscheiben hat sich der Dieb Zugang zu der Wohnung des Herrn Gemeindevorstand Mager verschafft und 30 M Geld entwendet. Bei Herrn Restaurateur Koch wurden eine Wurst und eine Flasche Kornbranntwein gestohlen. Hoffentlich gelingt es eifrigen Nachforschungen, der Diebe habhaft zu werden! Kamenz. Großen Tuchdiebstählen ist man in einer hiesigen Fabrik auf die Spur gekommen. Ein in derselben beschäftigter Arbeiter D. von hier hatte seinem Arbeitgeber seit April d. I. fortgesetzt Tuche entwendet, die er zum Teil hier und in Pulsnitz an den Mann brachte. D. war wiederholt zur Nachtzeit durch ein Fen ster in die Fabrik eingestiegen und hat in derselben aus dem Schersaal für über 100 M Tuche gestohlen, welche er von dort lagernden ganzen Stücken einfach abgerissen hat. Der Dieb wurde polizeilich sestgenommen und in das Königliche Amtsgericht eingeliesert. Kamenz. (Diebstahl.) Recht unangenehme Folgen für den Beteiligten wird ein Diebstahl haben, welcher am Sonntag aus einem hiesigen Tanzsaal verübt wurde. Während sich ein junges Mädchen beim Tanzen vergnügte, benutzte ihr Verehrer, ein Soldat der 6. Kompagnie 178. Regiments, die Gelegenheit und stahl das unter einem Hute versteckte Portemonnaie des Mädchens mit 14 M Inhalt. Die Bestohlene bemerkte das Verschwin den des Portemonnaies und setzte den Soldaten zur Rede, doch zog es dieser vor, unter Zurücklassung des Seiten gewehrs die Flucht zu ergreifen. Die sofort aufgenommene Verfolgung des Soldaten blieb erfolglos, er hat sich aber heute Vormittag wieder bei seiner Kompagnie einge sunden. Der Dieb hat lange Zett mit der Bestohlenen, welche sich in Pulsnitz in Stellung befindet und gestern besuchsweise hierhergekommen war, in Briefwechsel ge standen, soll sich aber dem Mädchen gegenüber schon da bei einen falschen Namen beigelegt haben. (K. T) Elstra, 4. Juli. Das 1k. Gauturnfest des 2. Nördlichen Oberlausitzer Turngaues findet hterselbst am 27. und 28. August statt. Die Vorarbeiten haben mit voriger Woche begonnen. Der Begrüßungs abend findet im Schützenhaus, der Festball ebendaselbst und in Fischers Gasthof statt. Als Festplatz wurde der städtische Wiesenplan südlich der Stadt gewählt. Das letzte größere Turnfest wurde hier vor 22 Jahren abge halten und werden schon deshalb dem Fest allseitig die größten Sympathien seitens unserer gast- und turnfreund lichen Bewohnerschaft entgegen gebracht. — Die diesjäh rige Hauptversammlung der Bundesgruppe Oberlausitzer Kaninchenzüchteroereine findet am 30. Oktober im Schützen haus zu Elstra statt, bei Gelegenheit der 1. allgemeinen Kaninchenausstellung des hiesigen Vereins, welche mit Prämiierung verbunden sein wird. Bischofswerda. Das Veteranenfest der 1866 er Krie ger der sächsischen Oberlausitz und Nordböhmens, das am Sonntag anläßlich des 44. Gedenktages der Schlacht von Königgrätz hier stattfand, gestaltete sich zu einer begei sterungsvollen Feier. Um 10 Uhr erfolgte durch eine Ve- teranen-Deputation am Grabe des früheren Kommandeurs des Bautzener Infanterieregiments Nr. 103 Oberst Dittrich die Niederlegung eines Lorbeerkranzes. Von »/,11 Uhr an vereinten sich die Festteilnehmer zu einem Konzert im Hotel „König Albert" und */,2 Uhr war Festzug. Derselbe wurde von Spitzenreitern in historischen sächsi schen uno österreichischen Uniformen eröffnet. Annäherno 400 Veteranen von 1864, 1866 und 1870/71, sowie eine gleich große Zahl von jüngeren Kameraden, Festjung frauen, geschmückt mit Bändern in sächsischen, deutschen Landesfarben, die Vereine aus Rumburg, Lobandau, HainSpach, sowie ferner auch Veteranen aus den böhmi schen Orten Warnsdorf, GeorgSwalde, Zeidlar, PhtlippS- dorf, Schönau usw. nahmen am Zuge teil. Auf dem Marktz latze bewillkommnete Bürgermeister Hagemann die Festtetlnehmer. Sodann bewegte sich der Festzug nach dem Krieger-Denkmal, wo ebenfalls Kranzniederlegung war und wo Oberpsarrer Gerisch eine ergreifende An sprache hielt. Im Schützenhaussaale wurde von »/,4 ab Kommers abgehalten. Huldigungstelegramme gelang ten zur Absendung an König Friedrich August, Kaiser Wilhelm und Kaiser Franz Josef von Oesterreich. Bautzen, 4. Juli. (Blitzschlag.) Bei einem Sonn- abend mittag 11»/, Uhr über das Lausitzer Gebirge ziehen den Gewitter hat ein Bliß in den AustchtSturm auf dem Bieleboh eingeschlagen. Der Turm ist dem Feuer voll ständig zum Opfer gefallen, Das Bergrestaurant ist er halten geblieben. Bantzen. (Jnnungswesen) An Stelle der am 30. Juni geschloffenen bisherigen freien Schornsteinfeger- Innung zu Bautzen tritt für den ganzen treishaupt- mannschastlichen Bezirk die Schornsteinfeger-Zwangs innung zu Bautzen. Der neuen Innung gehören sämt liche Gewerbetreibende an, die im JnnungSbezirk das Schornsteinfegerhandwerk ausüben. Bautzen, 5. Juli. Kreishauptmann v. CrauShaar ist für die Zeit vom 16. Juli bis 13. August beurlaubt und wird während dieser Zeit durch Herrn Geheimen Regie rungsrat Beeger vertreten. Dresden, 4. Juli. (Jubelfeier des Johanniter ordens im Königreich Sachsen.) Prinz Eitel Friedrich von Preußen traf heute Mittag in Dresden ein, um als Herrenmeister des Johanniterordens an der 50jährigen Jubelfeier der Genossenschaft des Johanniterordens im Königreich Sachsen in Heidenau bei Dresden teilzunehmen, An diese Feier schloß sich im Königlichen Schloß zu Pillnitz eine Galatafel an, an der die Staatswürden träger und Diplomaten, sowie Abordnungen der Ordens regierung, ferner Johanniterritter nicht sächsischer Ordens genossenschaften und Malth.serritter teilnahmen. Dresden. Die Hauptversammlung des Sächsischen Landesvereins des Evangelischen Bundes, die vor einigen Tagen hier zusammentrat, nahm im Laufe der Verhandlungen eine Resolution an, welche zum Aus druck bringt, wie das gesamte Leben des deutsch-evange lischen Volkes auf dem Evangelium von Christus ruhe, wie es die Reformation wieder an das Licht brachte. So groß sich nun auch das deutsche evangelische Volk in seiner ideellen Begeisterung in den jüngsten Tagen zeigte, so bedauerlich erscheine das Verhalten der preußischen Regierung vor allem des Reichskanzlers. Er scheine nichts getan zu haben, um den SummuS EpiscopuS der preußi schen Landeskirche zum Schutze dieser gegen die Be- schimpfungen durch das Papsttum zu veranlassen, wäh rend der katholische König von Sachsen sich energisch seiner evangelischen Untertanen annahm. Der Reichskanzler habe sich nicht bewogen gesehen, den preußischen Ge sandten beim Vatikan abzuberufen, was die einzige rich tige Genugtuung für das verletzte protestantische Volk gegenüber dem Papste war. Dresden, 2. Juli. Aus Ragaz wird gemeldet: Die Leiche des am 22. Juni zur Besteigung des Falknis auf gebrochenen Kaufmanns Schrader aus Dresden ist heute mittag vom Wirt auf dem Guschagrat zwischen diesem und dem Fläsch aufgesunden worden. Schrader ist ver mutlich beim Aufstieg abgestürzt. Die Leiche wird Sonn abend nach Maienfeld übergeführt. Dresden, 4. Juli. Der Sohn eines hiesigen Firmen inhabers verlor am 30. vorigen Monats abends ein Post- einlieferungsbuch mit 2200 Mark in Papiergeld. Dank der Ehrlichkeit einer hier in der Hohenzollernstraße wohn haften Schirrmeistersehefrau, die das Geld gefunden hatte, konnte der Betrag der Firma umgehend wieder zugestellt werden. 8. Dresden, 4. Juli. (Tod auf der Kommando brücke.) Von einem tragischen Tode wurde am Sonn tag abend der Kapitän des Dampfers „Kaiser Franz Josef" der Sächsisch-Böhmischen DampfschiffahrtSgesell- schäft, Wenzel Rosche ereilt. Der im 53. Lebensjahre stehende, sich großer Beliebtheit erfreuende Kapitän stand auf der Kommandobrücke und leitete sein mit zahlreichen Fahrgästen und AuSflüglern besetztes Schiff durch die Fluten der Elbe nach Pillnitz. Plötzlich fiel der Schiffs- sührer auf der Brücke um und war nach wenigen Minuten eine Leiche. Ein Schlaganfall hatte dem Leben des Kapi täns ein vorzeitiges Ende bereites. Die Passagiere wurden in Pillnitz auSgeschifft. Der Dampfer kehrte dann leer mit der Leiche seines Führers nach Dresden zurück Dresden. Die Landung des Parseval-Lust- s chiffes wird nach den bei der Ortsgruppe Dresden des „Deutschen Luftflottenvereins" eingegangenen Nachrichten mit ziemlicher Bestimmtheit für die Nachmittagsstunden des heutigen Dienstags oder bei ungünstiger Witterung für Mittwoch vormittag zu erwarten sein. Eine Ver schiebung dieses Zeitpunktes kann nur bei kräftigem Sturm oder bei Gewitterbildungen eintreten. Im übrigen ist jedoch der „Parseval" gegenwärtig vollständig fertig zur Abfahrt nach Dresden. Voraussichtlich wird der Landung auch Se. Maj. der König mit den hier anwe senden Mitgliedern des königl. Hauses beiwohnen. Der Monarch begab sich heute früh nach dem Truppenübungs plätze Zeithain, um dort Besichtigungen vorzunehmen und kehrt nachmittags per Automobil nach Dresden zurück. Neben der Zuschauertribüne auf dem Heller ist ein ge räumiger Pavillon für die Mitglieder des königl. Hauses, sowie für die zurzeit hier anwesenden fremden Fürstlich keiten errichtet worden. Am Dienstag oder Mittwoch abend findet ein Begrüßungsabend für die Führer des Luftschiffes im Gewerbehause statt. Dresden, 5. Juli. Aus Anlaß der heute nachmirtag bezw. abend zu erwartendeu Ankunft des Parsevalluft- schiffeS herrscht bereits früh reges Leben, das sich auf Einheimische und viele zurzeit in Dresden aushaltende Besucher von auswärts erstreckt. Auf dem Landungs plätze wurden schon frühmorgens mannigfache Anord nungen getroffen. Wurzen, 4. Juli. Heute vormittag »/,10 Uhr ist Se. Exzellenz Graf von Könneritz, der frühere Präsident der Ersten Kammer, sanft entschlafen. Richard L. von Könneritz wurde am 29. Juli 1828 geboren, besuchte die Universität Leipzig, wurde 1853 sächsischer Attaches in Paris, dann Legationssekretär in Berlin, 1859 Geschäftsträger in Hannover, später Ministerresident in Brüssel und war von 1864 bis 1874 Gesandter in Petersburg, Nach seinen: Rücktritt von: diplomatischen Dienst wurde Graf Kön neritz vom König in die Erste Kammer berufen. Ende der 80er Jahre wurde Graf Könneritz Präsident der Ersten Ständekammer', 1905 legte er dieses Amt nieder und schied aus der Kammer aus. Sein langjähriges Wirken im Dienste des Staates fand mehrfach die königliche Anerkennung durch zahlreiche Auszeichnungen. Graf Könneritz war Wirklicher Geheimer Rat und hatte zuletzt 1904 den Hausorden der Rautenkrone, die höchste sächsische Auszeichnung, erhalten. Leipzig. Die Mittelstands-Vereinigung in Leipzig hat für den durch den Tod des Landtagsabge ordneten Amtsrichter Or. Rudolph erledigten 5. Leipziger Wahlkreis Justizrat Schnauß als Kandidaten aufgestellt. Leipzig, 4. Juli. (Zum Streit im Baugewerbe.) Die hiesigen Maurer haben nunmehr die Wiederauf- naSme der Arbeit beschlossen. Damit ist der Streit un Baugewerbe für Leipzig beendet. Freiberg. Ein gerichtliches Nachspiel werden vorauS- auSsichtlich die Angriffe haben, die der „Freiberger Anz." gegen den Vorsitzenden der hiesigen Ortskrankenkasse anläßlich des Selbstmordes des Kassenbeamten Gräßer richtete. Am Mittwoch Abend fand eine Vorstandssitzung der Ortskrankenkasse statt, die auf Antrag der Arbeitgeber vertreter von RatSaffeffor Jahn als Vertreter der Auf sichtsbehörde geleitet wurde. Zunächst wurde über einen Antrag der Arbeitgeber-Vorstandsmitglieder beraten, der dahin ging, den derzeitigen Vorsitzenden der Kasse, Bieligk, seines Amtes zu entsetzen. Der Antrag wurde von eini- g n Arbeitgebecvertretern damit begründet, daß Bieligk unfähig sei, das Amt des Vorsitzenden zu bekleiden, und daß er wiederholt in Ueberschreitung seiner Befugnisse eigenmächtig gehandelt und über den Kopf der übrigen Vorstandsmitglieder yinweg selbständige Maßnahmen ge troffen habe, die der Zustimmung der übrigen Vorstands mitglieder bedurften. Die Aufsichtsbehörde wird über die Angelegenheit nach weiterer Beweiserhebung Entschließung fassen. Als dann Ratsassessor Jahn Bieligk die Leitung der Sitzung übergab, wollten die Arbeitnehmer-Vorstands mitglieder die Neubesetzung des Kassiererpostens vorneh men. Die Arbeitgebervertreter protestierten aber hiergegen und setzten es durch, daß man die Bewerbungen der da für vorhandenen Kommission überwies. Ein weilerer Punkt betraf Stellungnahme zu den Angriffen des „Frei berger Anzeigers." Hier beantragte Bieligk, der Vorstand wolle beschließen, den „Freiberger Anzeiger" wegen seiner Artikel zum „Fall Gräßer" auf Kasfenkosten zu verklagen. Die Arbeitgebervertreter erklärten hierzu, daß sie sich durch die Artikel nicht beleidigt fühlten und lehnten ihrerseits den Antrag ab, während die in der Majorität befindlichen Arbeitnehmer den Antrag annahmen. Demnach werden sich voraussichtlich also die Gericht; mit - der Affäre '7!U*Wl!aben. (Hagelschlag.) Am Freitag ging hier ein schweres, auch von Hagel begleitetes Gewitter nieder, be sonders die Fluren von Leutewitz, Poppitz, Hayda und Kobeln betroffen hat. Der Schaden wird strichweise so gar 50°/, der Ernte betragen. Anuaberg, 2. Juli. (Nicht gewinnbringend.) DaS im 22. Jahrgange stehende freisinnige Parteiorgan „Sehma-Bote" hat sein Erscheinen eingestellt. Der Heraus geber des Blattes gibt dies wie folgt bekannt: „Ein langjäh riges, mit zunehmen dem Alter immer mehr fortschreitendes schweres Augenleiden veranlaßt mich, ärztlichem Rate folgend, die Redaktion meines Blattes niederzulcgen. Da nun aber der Etat meines Blattes die Anstellung einer fremden Kraft nicht zuläßt, wie ja leider aus dem Inse ratenteil hervorgeht, so bin ich zu meinem tiefsten Be dauern und nach reiflichster Ueberlegung genötigt, daS Erscheinen des „Sehma-Boten" von heute an einzustellen." ^agesgsfcdickts. Deutsches Reich. Kiel, 4. Juli. Der Kaiser kehrte nach 4 Uhr an Bord der „Hohenzollern" zurück. Gegen 4»/, Uhr ging die „Hohenzollern" mit dem Kaiser an Bord in See. Die Flotte feuerte Salut, die Mannschaf ten paradierten. Die „Hohenzollern" wird von dem klei nen Kreuzer „Stettin" und dem Depeschenboot „Sleipner" begleitet. Das Wetter ist schön. — Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg begibt sich am Mittwoch noch Karlsruhe, um sich dem Großher zog von Baden vorzustellen. Im Lause des Sommers wird der Kanzler eine mehrwöchige Kur in Kissingen ge brauchen. Da die Kissinger Quellen bei Störungen des Verdauungs-Taktus gute Dienste leisten, so bestätigt die Wahl Ktssingens indirekt die frühere Mitteilung, daß Herr von Bethmann Hollweg an einem nervösen Magen leiden laboriert. Berlin, 4. Juli. In der heutigen Sitzung der Reichs- tagSkommission für die Reichsversicherungsordnung führte Staatssekretär Delbrück über die Aerztefrage auS: Die Regierungen hätten nicht einseitig die Interessen der Aerzte wahrnehmen können, sondern auch die Kaffen und die Versicherten berücksichtigen müssen. Die Vorlage suche zwischen den Aerzten, den Aerzteorganisationen und den Kaffen den Boden für einen Ausgleich zu schaffen. Zu nächst sei den Aerzten und den Kassen noch völlige Frei heit gelassen. Erst im Notfälle trete die Behörde regelnd in die Schranken. Die freie Aerztewahl sei der Haupt sache nach durch die Vorlage garantiert. — Die Aussichten der Reichsversicherungsordnung. Der ReichSversicherungSauSschuß des Reichs* geS beabsich tigt, wie verlautet, gegen Mitte Juli na^ Erledigung des Abschnittes über Krankenversicherung eine Pause von 6 Wochen eintreten zu lasten. In der Pause soll mit den FraktionSführern Fühlung genommen werden, um über die weitere Behandlung der Vorlage Vorschläge zu